╭─━ · • ❀ • · ━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━─╮
KAPITEL 35
Willkommen in New York Teil II
╰─━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━━ · • ❀ • · ━─╯
Unbehelligt in einem Club zu tanzen und all meine Sorgen zu vergessen, wäre vor einigen Wochen noch ein Wunschtraum gewesen, den ich in einer schlaflosen Nacht gehabt hätte. Mit geschlossenen Augen bewege ich mich im Rhythmus. Es ist laut. Sehr laut. Die Hitze zwischen all den Menschen fühlt sich erstaunlich gut an. Ich war nie eines der Mädchen, die jedes Wochenende in einem Club verbringen wollten, doch ich habe das Gefühl, dass ich eines dieser Mädchen werden könnte. Durch meine Entscheidungen habe ich viel verpasst, dass ich unbedingt nachholen möchte. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn ich eines Tages aufwache und das Gefühl habe, mein Leben verpasst zu haben. Ich will glücklich sein, will verrückte Dinge erleben, will etwas wagen und auch wenn ich nicht gewinnen sollte, wären es meine eigenen Erlebnisse und Fehler, aus denen ich lernen kann. Ich bin bereit, der Welt wieder mutig und ohne Angst entgegen zu treten.
Ich öffne die Augen und sehe Brians breites Lächeln. Er singt zur Musik, was auch mich zum Lächeln bringt. Viele Tage bleiben mir nicht mehr, doch ich bin bereit, New York weiterhin in meinem Herzen zu tragen und die Lektionen, die ich hier gelernt habe, in meinem Leben umzusetzen. Ich bin auf einem guten Weg. Da bin ich mir sicher.
„Hast du Spaß?“, fragt Brian mich. Er schreit mir beinahe ins Ohr, damit ich ihn gut verstehen kann. Die Musik ist wirklich ausgesprochen laut.
„Ja!“, antworte ich ihm, in der Hoffnung, dass es laut genug ist, um zu ihm durchzudringen. „Könnte kaum besser sein!“
„Schätzchen, egal, was du willst, es geht heute auf mich!“
„Jetzt kann es wirklich nicht mehr besser sein!“
„Hey, sobald alle betrunken genug sind, holen wir uns Pizza. Und weil wir niemanden alleine hierlassen, musst du mitkommen.“
„Kommen wir dann wieder?“, frage ich nach. Nachdem ich so lange damit beschäftigt war, mich zu stylen und zu schminken und extra für diesen Abend ein neues Kleid gekauft habe, will ich, dass dieser Abend nicht so schnell endet. Ich bin erst bereit dazu, nach Hause zu gehen, wenn meine eigenen Beine mich nicht länger tragen können.
„Klar“, antwortet er mir. „Ich hol mir einen Drink, willst du auch etwas?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich behalt dich im Auge, Schätzchen.“
„Danke!“
Brian tanzt sich durch die Menschenmenge, während ich auf der Tanzfläche bleibe. Ich überlege, wann ich Brad das letzte Mal gesehen habe, doch ich entschließe mich, mir keine Sorgen zu machen und lieber den nächsten Song zu genießen. Ich bin sicher, dass er sich an unserem Tisch gut mit seinen Freunden unterhält. Lange bleibe ich nicht auf mich alleine gestellt, denn Jane, eine von Brads Freunden, die ich bereits in der Bar kennengelernt habe, gesellt sich zu mir. Ich lasse es mir nicht nehmen, mit ihr zusammen zu tanzen. Das Kleid, das Brad für mich ausgesucht hat, sieht beim Tanzen hoffentlich so gut aus, wie es sich anfühlt. Ich möchte funkeln!
Ich spüre, dass mich jemand am Arm festhält, also öffne ich meine Augen wieder. Brad beugt sich zu meinem Ohr und spricht: „Komm, Kleines, lass uns etwas trinken.“ Mit einer Handgeste winkt er auch Jane zu sich. Brad führt mich an der Hand durch die Menschen. Ich greife auch nach Janes Hand, sodass wir uns nicht verlieren. An unserem reservierten Tisch stehen bereits Tabletts mit Shotgläsern. Erst möchte ich mich vor dem harten Alkohol drücken, doch als mir das Shotglas in die Hand gedrückt wird und ich das schimmernde Getränk in dem Glas betrachte, überlege ich es mir schnell anders. Aus einem Shot werden schnell zwei. Brad reicht mir noch eine Flasche mit eiskaltem Wasser. „Hier trink das.“
Ich nehme die Flasche an und trinke einige Schlucke davon, dann gebe ich sie ihm zurück. „Danke.“
„Geht’s dir gut?“
„Ja, ich fühle mich großartig!“, antworte ich freudig, dabei hebe ich aufgeregt die Arme über meinen Kopf. Ich kann bereits jetzt schon nicht mehr stillstehen. Meine Beine wollen tanzen! Ich sehe mich nach Jane um, die meinen Blick sofort erwidert. Ich reiche ihr die Hand. „Tanzen?!“
„Mit dir immer!“ Sie lächelt breit und greift nach meiner Hand. Zusammen machen wir uns schnell wieder auf den Weg zur Tanzfläche. Zwischen all den Menschen vollkommen unerkannt das Leben zu feiern gibt mir ein Gefühl von Freiheit, das ich nicht mehr aufgeben möchte. Nie wieder. Ich will keine Angst mehr vor der Welt haben.
· • ❀ • ·
Mit der gesamten Gruppe verlassen wir den Club. Drei von unserer Gruppe verabschieden sich schon jetzt, sodass nur noch Brad, Brian, Jane und ich übrig sind. Heute komme ich mit meinem Alkoholkonsum deutlich besser klar als auf Ambers Halloweenparty. Ich bin gut drauf, fühle mich wohl und kann vom Spaß gar nicht genug bekommen. Die kalte Luft an meiner aufgeheizten Haut tut gut. Im Hinterkopf höre ich schon die Stimme meines Daddys, der mir sagt, dass ich meine Jacke zumachen soll, um nicht krank zu werden. Da ich aber weiß, dass der Weg nicht mehr besonders weit ist, bleibt sie geöffnet. Mir ist alles andere als kalt. Ich fühle mich großartig und ich liebe New York vom ganzen Herzen.
„Komm her, sonst gehst du noch verloren, wenn du so fröhlich durch die Straßen springst“, bietet Jane mir an. Ich bleibe stehen und warte, bis sie aufgeholt hat, dann greife ich nach ihrer Hand und wir gehen zusammen weiter.
„Die heutige Nacht darf niemals enden“, gebe ich freudig von mir.
„Oh, Schätzchen, genieß diesen Gedanken, so lange du kannst.“ Brian atmet tief durch. „Ich werde langsam alt.“
„Das sieht man dir aber gar nicht an. Du siehst toll aus, Brian“, antworte ich ihm lächelnd.
„Ich vermisse dich jetzt schon. Niemand ist so süß wie du.“
„Du meinst wohl, dass niemand so ungeniert lügen kann wie sie“, zieht Brad ihn auf, worauf Jane und ich lachen.
„Du bist ein ungezogener Junge. Beim nächsten Mal bleibst du zu Hause und ich nehme nur Ilaria mit.“
Brad lacht. „Mich wirst du nicht so einfach los. Das solltest du am besten wissen.“
„Das will ich auch gar nicht.“ Brian legt seinen Arm um meinen Cousin. „Ohne dich wäre das Leben viel zu farblos.“
Der Pizzaladen ist nur noch wenige Schritte entfernt. Brian öffnet für uns die Tür. Jane führt mich an der Hand hinein, dann folgen Brad und Brian uns. Es ist relativ viel los. Wir sind nicht die einzigen, die ihre Party unterbrechen, um eine nächtliche Pizza zu genießen. Zu tanzen und zu trinken hat mich hungrig gemacht. Ich entscheide mich für eine Pizza mit viel Käse. Wir bekommen in der Ecke einen engen Sitzplatz, doch es stört mich nicht, dass es etwas kuscheliger ist. Zwischen meinen neuen Freunden fühle ich mich ausgesprochen wohl. Es gibt keinen Ort der Welt, an dem ich heute Nacht lieber wäre.
„Wir gehen doch wieder zurück in den Club, oder?“, frage ich neugierig nach. „Bitte sagt ja, ich will noch mehr tanzen. Ich bin noch lange nicht müde.“
„Sieh mich mal an“, bittet Brian mich, was ich auch tue. „Ist schwer zu erkennen bei deinen dunklen Augen, aber du hast dir von niemandem etwas geben lassen, oder?“
Lachend winke ich ab. „Nein, mir geht es gut. Ich bin jung und ich sehe toll in meinem neuen Kleid aus und ich will jede einzelne Minute, die ich noch hier bin, auskosten. Ich will verrückt sein und Spaß haben.“ Ich blinzle Brian an. „Und du bist doch auch noch so jung und sexy, da willst du doch auch bestimmt noch tanzen.“
Brad lacht, dann legt er seinen Arm um meine Schultern und drückt mich an sich. „Sag' ich doch. Eine begnadete Lügnerin.“
„Nein, ich meine das total ernst. Ich liebe Brian. Er ist so wunderbar.“
Amüsiert schüttelt Brian den Kopf. „Ach, Schätzchen. Mach dir keine Gedanken, die Nacht ist noch nicht zu Ende.“
„Wir haben noch viel Zeit“, stimmt Jane ihm zu. Sie legt ihre Hand an meinen Arm und streichelt mich. Nachdem sie mir ein Lächeln geschenkt hat, trinkt sie von ihrer Cola. „Was habt ihr an deinen letzten Tagen noch vor?“
„Brad hat mir einen Friseurtermin besorgt. Das wäre morgen Nachmittag. Übermorgen ist eigentlich noch nichts geplant. Und an meinem letzten Tag wird es wohl nur noch ein Brunch, dann muss ich zum Flughafen. Um ehrlich zu sein, bin ich jetzt schon traurig, dass ich euch alle verlassen muss. Es hat gutgetan, hierher zu kommen.“
„Ach, Schätzchen, kein Grund traurig zu sein“, tröstet Brian mich. „Wir sind immer hier, du musst nur in einen Flieger steigen.“
„Oder ich packe meine Sachen und mache hier in New York meinen Neuanfang“, antworte ich, worauf ich mit den Schultern zucke. „Aber wahrscheinlich würde mich ziemlich schnell der Alltag einholen, wenn ihr alle tagsüber eure Jobs habt und ich nicht weiß, was ich mit mir und meinem Leben anfangen soll. So ein großer Umzug sollte doch ein bisschen besser geplant sein. Ich brauche einen Job und eine Wohnung. Mein Daddy kann mich nicht mein ganzes Leben lang finanziell unterstützen.“
Brad tätschelt meinen Arm. „Lass dir nicht die Laune verderben, Kleines. Für Alltagssorgen ist im Urlaub kein Platz. Wenn wir fertig gegessen haben, geht’s zurück auf die Tanzfläche und wir gehen erst nach Hause, wenn wir rausgeworfen werden. Versprochen.“
Brads Worte bringen mich schnell wieder zum Lächeln. „Du hast Recht. Keine trüben Gedanken mehr. Ich weiß nicht, ob es der Alkohol ist oder ob ich nur sehr hungrig bin, aber die Pizza schmeckt einfach nur himmlisch.“ Ich nehme einen großen Bissen und lehne mich dann kauend zurück.
· • ❀ • ·
Ich lasse die Tanzfläche für eine kurze Pause hinter mir. Da ich mich nach einem Cocktail sehne, finde ich mich an der Bar ein. Ich bekomme sogar einen Sitzplatz, den meine müden Füße dankend annehmen. Ich bestelle mir einen Drink und nehme mir einige Minuten, um mich auszuruhen. Ich schüttle mein Haar auf. Bevor ich später ins Bett gehe, muss ich unbedingt duschen. Ich bin fast vollkommen nassgeschwitzt. Eine Nacht zu tanzen ist ein gutes Workout, so viel steht fest. Als ich meinen Drink bekomme, bezahle ich und nehme dann sofort einen Schluck. Der kalte Cocktail macht mich glücklich. Es fühlt sich gut an, mich wieder ein wenig abzukühlen.
Ich spüre eine Hand an meinem Rücken. Als ich aufsehe, entdecke ich, dass es sich um Jane handelt. Sie setzt sich neben mich. „Na was hast du da?“
„Sex on the beach.”
„Ach, ist nicht mein Fall. An manchen Stellen möchte man keinen Sand haben.“ Jane bringt mich zum Lachen. Sie winkt den Barkeeper herbei und bestellt sich einen Drink.
„Wenn es danach geht, ist mir ein Bett auch deutlich lieber“, antworte ich ihr und trinke dann wieder.
Interessiert mustert Jane mich. „Was für Vorlieben hast du denn noch? Stehst du nur auf Kerle oder haben Frauen auch eine Chance bei dir?“
Ich sehe Jane an. Ich bin mir nicht sicher, ob das noch Smalltalk ist oder ob Jane mir gerade Avancen macht. Mit einem Lächeln antworte ich ihr: „Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Bis jetzt hatte ich nur Sex mit meinem Ex. Besonders glücklich hat mich das aber vor allem gegen Ende unserer Beziehung nicht mehr gemacht.“
Jane hebt ihre Brauen. „So, so.“ Auch sie bekommt ihren Drink und bezahlt den Mann hinter der Bar. Wir beide stoßen an und nach einem Schluck spricht Jane gleich wieder weiter: „Wärst du denn vollkommen abgeneigt von der Vorstellung oder bist du da offen?“
„Jane, flirtest du mit mir?“, frage ich gradeheraus, worauf sie lacht.
„Nein, ich stelle dir eine Frage. Du bist eine schöne Frau und um ehrlich zu sein habe ich eine große Schwäche für wunderschöne Blondinen. Wenn du kein Interesse hast, ist das okay für mich, aber ich dachte, dass ich mein Glück versuche, bevor du wieder verschwindest.“
Ich bin ziemlich sicher, dass ich gerade rot werde. Bevor ich Jane eine Antwort gebe, trinke ich von meinem Cocktail. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich gar kein Interesse habe.“
Jane streckt ihre Hand nach mir aus und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Wenn du möchtest, nehme ich dich mit zu mir. Du kannst jederzeit ‚Nein‘ sagen, wenn du doch einen Rückzieher machen möchtest.“ Als Jane mich berührt und wir uns ansehen, fühle ich ein unerwartetes Knistern, dass ich nicht ignorieren möchte. Vielleicht ist es nur Neugierde und Alkohol, doch ich möchte die Chancen in meinem Leben nicht mehr verstreichen lassen. Wir nähern uns an und unsere Lippen berühren sich für einen kurzen Moment. Das habe ich nicht erwartet. „Bin ich verrückt oder war das ein ‚Ja‘?“
Kichernd nehme ich Abstand. Ich bin etwas nervös, also sehe ich auf meinen Drink und spiele mit meinem Strohhalm. „Ich denke schon.“
Meine Nervosität wird schnell von Neugierde und Vorfreude abgelöst. Jane und ich unterhalten uns, während wir gemeinsam trinken. Aus einem Cocktail wird noch ein zweiter und auf der Tanzfläche ist es schwer, nicht daran zu denken, was heute Nacht noch passieren könnte. Als es an der Zeit ist, den Club zu verlassen, habe ich meine Entscheidung getroffen.
Die kalte Nachtluft streicht über meine Wangen. Ich erkläre Brad, dass ich die Nacht bei Jane verbringen möchte. Erst ist er nicht begeistert, weil er sich für mich verantwortlich fühlt, doch da ich bei Jane in guten Händen bin, lässt er seine Bedenken schnell wieder fallen. Hand in Hand spazieren Jane und ich durch das eiskalte New York. Die Kälte lässt mich in meinem kurzen Kleid zittern.
Glücklicherweise sind wir nicht besonders lange unterwegs. Wir finden uns in Janes Wohnung ein. Bevor ich zu irgendetwas in Stimmung wäre, müsste ich mich erst wieder aufwärmen. Auch Jane geht es nicht anders. Sie möchte mir zwar den Vortritt in der Dusche lassen, doch ich habe eine bessere Idee. Ich lade sie ein, mit mir zusammen zu duschen. Als das warme Wasser auf uns herunterläuft, verwickle ich Jane in einen Kuss, den sie sanft erwidert. Immer wieder nehme ich ein wenig Abstand um nach Luft zu schnappen, doch ich lasse es mir nicht nehmen Jane näher zu kommen.
Mit ihr zusammen zu duschen fühlt sich erstaunlich romantisch an. Sie massiert meine Schultern, als sie mich einschäumt. Ich genieße ihre Berührungen. Immer wieder finden unsere Lippen zueinander. Janes nackte Haut anzufassen, löst etwas in mir aus. Diese neue, aufregende Erfahrung lässt mein Herz höherschlagen. Wir steigen aus der Dusche und schlüpfen in Bademäntel. Jane führt mich an der Hand in ihr Schlafzimmer. Sie lässt leise Musik laufen, während ich es mir bequem mache. Auch das Licht in ihrem Schlafzimmer lässt sich dimmen. Sie schaltet elektrische Kerzen an ihrem Nachttisch ein, ehe sie sich zu mir legt. Wir küssen uns. Ihre Berührungen sind viel sanfter und liebevoller, als ich es gewohnt bin. Es fühlt sich schön an, begehrt zu werden und so vorsichtig angefasst zu werden, als wäre ich das Wertvollste auf der Welt.
Ich sehe in Janes Gesicht, als sie meinen Bademantel öffnet. Die Nervosität ist wieder da, doch ich lasse mich nicht einschüchtern. Ich rutsche wieder näher zu ihr, um sie zu küssen. Da ich nicht weiß, ob ich etwas tun soll und was ich genau tun soll, lasse ich Jane die Führung übernehmen. Ich schließe meine Augen, um den Moment vollkommen auszukosten. Jane küsst meinen Hals und mein Schlüsselbein. Ihre Küsse sind sanft und liebevoll. Ich spüre ihre Lippen an meiner Schulter. Ich habe das Gefühl, mich vollkommen fallen lassen zu können.
„Fühlst du dich wohl?“, fragt sie gegen meinen Hals, dann küsst sie mich bereits ein weiteres Mal.
„Ja, sehr wohl sogar.“
„Wenn dir irgendetwas nicht gefällt, unterbrich mich bitte sofort.“
„Bis jetzt kann ich mich nicht beschweren.“
Ich streiche durch ihr kurzes, feuchtes Haar. Sie küsst meine Brüste und meinen Bauch. Ich spreize bereitwillig meine Beine, als sie an meiner Hüfte ankommt. Jane streicht über meine Schenkel und küsst sanft meine Haut. Als sie ihre Zunge einsetzt, schnappe ich nach Luft. Jane findet sofort, wonach sie gesucht hat. Ich drücke mich ihr entgegen. Erst zögere ich, doch dann lege ich meine Hand an ihren Kopf und streiche durch ihr Haar. Die intensiven Gefühle, die Jane in mir auslöst, lassen mich aufstöhnen. Jane streicht über meinen Bauch. Sie lässt von mir ab, nur um noch einmal meinen Schenkel zu küssen.
„Nicht aufhören“, bitte ich sie.
Ich spüre ihre Finger, also schließe ich meine Augen. Die sanften, kreisenden Bewegungen fühlen sich gut an. Als ich mich ihr entgegen drücke, erhöht auch sie den Druck, doch dann lässt sie wieder los. Die Enttäuschung verschwindet sofort wieder, als ich ihre Zunge spüre.
„Oh, Gott“, flüstere ich erregt. Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Lange halte ich nicht durch. Ich bewege mich vorsichtig gegen sie. Jane packt mich an der Hüfte und zieht mich an sich heran. Sie küsst mich, ehe sie mich wieder verwöhnt. Ich bin fast schon vor mir erschrocken, als ich meinen Höhepunkt erreiche. Ich drücke Janes Kopf gegen mich, lasse jedoch sofort wieder locker, als das gute Gefühl wieder schwächer wird. Vorsichtig streiche ich durch ihr Haar.
„Bitte sag mir, dass ich dir nicht wehgetan habe“, gebe ich peinlich berührt von mir. Ich sehe nach unten. Jane und ich nehmen Augenkontakt auf. Sie küsst sanft meinen Venushügel. Ihre Finger streichen über meinen Bauch. Ich bekomme Gänsehaut. Es ist kalt.
„Nein, es ist alles gut“, antwortet sie mir. „Bei dir auch?“ Ich nicke. „Soll ich weitermachen?“
„Nein, ich bin fertig.“
Sie lacht und nimmt ein wenig Abstand von mir, um mich zuzudecken. Ihren Bademantel lässt sie zu Boden fallen, dann legt sie sich neben mich. Mein Blick ist an die Decke über uns gerichtet. Ich kann gar nicht glauben, was gerade passiert ist. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einer Frau so nahekommen würde und doch fühle ich weder Scham, noch Reue. Es ist anders, aber dennoch ein ausgesprochen schönes Gefühl. Ich atme tief durch.
„Bereust du es schon?“, fragt sie, worauf ich mit dem Kopf schüttle.
Ich drehe mich zu ihr und antworte: „Nein, ganz und gar nicht. Das war schön.“ Es ist mir etwas peinlich, dennoch stelle ich die Frage, die mir auf der Zunge brennt. „Soll ich auch etwas bei dir machen?“
„Nein, schon gut. Ich bin vollkommen zufrieden damit, dass du hier bist.“ Sie kommt mir näher, um mich zu küssen, zögert jedoch kurz. Ich überbrücke den Abstand zwischen uns und drücke meine Lippen an ihre. Als sie sich etwas zurücklehnt, lächelt sie. „Willst du dir etwas zum Anziehen leihen?“
„Ja, bitte.“
Nach einem weiteren Kuss steht Jane auf. Ich betrachte ihren Körper, als sie die schmale Tür ihres Wandschrankes öffnet. Sie ist eine ausgesprochen schöne Frau. Nicht so feminin, wie ich es bin, doch trotzdem wunderschön. Ich setze mich auf.
„Hast du öfter One-Night-Stands?”, frage ich sie.
„Versuchst du gerade herauszufinden, ob du nur eine von vielen bist?“
„Nein, ich denke nicht, dass das meine Intention ist. Ich bin nur interessiert daran. Ich habe das noch nie gemacht, deswegen stelle ich mich wahrscheinlich gerade sehr dumm an.“
Jane sieht zu mir, dann lacht sie herzlich. „Ach, Ilaria. Du stellst dich nicht dumm an. Es gibt für alles ein erstes Mal.“ Sie zeigt mir ein übergroßes Shirt. „Reicht dir das? Vielleicht mit Shorts dazu?“
„Ja, das wäre perfekt, vielen Dank.“ Sie wirft die Kleidung auf das Bett und ich greife danach.
„Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: Manchmal. Ich suche nicht aktiv danach, aber wenn es sich ergibt, so wie heute, dann habe ich nichts dagegen eine schöne Frau in mein Bett einzuladen.“
„Verstehe. Vielen Dank für deine Einladung.“
Amüsiert schmunzelt Jane. „Gern geschehen.“
Jane hebt ihren Bademantel vom Boden auf. Ich schlüpfe in die Kleidung, die sie mir gegeben hat, und reiche ihr dann meinen Bademantel. Jane verlässt das Schlafzimmer. Wahrscheinlich hängt sie die feuchten Bademäntel auf. Als sie wiederkommt, bin ich bereits wieder eingekuschelt. Sie stellt mir eine Flasche Wasser auf den Nachttisch und eilt dann zurück ins Bett.
„Viel zu kalt“, beschwert sie sich.
„Dann solltest du dir vielleicht auch etwas anziehen“, entgegne ich ihr amüsiert.
„Aber dann wäre es nur halb so spannend, mich an dich zu kuscheln, um mich bei dir aufzuwärmen.“
Jane bringt mich zum Lachen. „Das sollte übrigens keine Beschwerde sein. Komm her zu mir.“
Wir kuscheln uns aneinander. Jane fühlt sich tatsächlich sehr kalt an. Ich streiche durch ihr feuchtes Haar. Das Knistern zwischen uns ist immer noch da. Ich bin sicher, dass es kein Fehler war, mit ihr nach Hause zu gehen. Jane fasst nach meiner Hand. Sie küsst mich sanft, dann sehen wir uns in die Augen. Ich fühle mich unglaublich wohl.
Jane findet schnell in den Schlaf. Bevor ich einschlafen kann, statte ich dem Badezimmer noch einen kurzen Besuch ab. Ich stelle mir außerdem noch einen Wecker, um sicher zu gehen, dass ich nicht den ganzen Tag verschlafe. Zurück im Bett schmiege ich mich an Janes Seite und schließe meine Augen.