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KAPITEL 23
Höhen und Tiefen
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Woche um Woche dreht sich alles in meinem Leben um Football, darum Matt zu unterstützen und für ihn da zu sein. Ich verbringe viel Zeit damit, meine Outfits zu planen, mich zu pflegen und hübsch auszusehen. Wöchentliche Besuche beim Friseur und meiner Kosmetikerin sind nun zur Pflicht geworden. Alle paar Tage stöbere ich in den Boutiquen nach neuen Kleidern und Dank den Onlineshops kann ich nun sogar Matts Kreditkartennummer im Schlaf aufsagen. Anfangs hat es noch ein wenig Spaß gemacht, doch mittlerweile bereitet es mir keine Freude mehr, ein neues Kleid anzuprobieren und mich im Spiegel zu betrachten. An manchen Tagen überkommt mich das Gefühl, eine leblose Puppe, anstatt ein Mensch mit Gefühlen, Ideen und Meinungen zu sein. Es ist zwar nett, all diese materiellen Dinge zu besitzen, doch glücklich bin ich trotzdem nicht. Das Gefühl, Matt gegenüber undankbar zu sein, macht es nur noch schlimmer. Es ist schwer, Freude zu heucheln, wenn man in Wirklichkeit kaum noch irgendetwas fühlt.
Die Stimmung in unserem Haus hängt stark davon ab, wie die Colts gespielt haben. Die Zeit bis Mitte Oktober ist deprimierend, denn Matts Mannschaft verliert ein Spiel nach dem anderen. Er ist frustriert und unzufrieden mit seiner Leistung, also verbringt er viel Zeit damit, zu trainieren und sich auf die kommenden Spiele vorzubereiten. Auch im Bett läuft es nach wie vor nicht besonders gut und obwohl ich nicht stolz darauf bin, lüge ich Matt immer wieder an und erzähle ihm, dass es mir nicht gut geht, um nicht mit ihm schlafen zu müssen.
Deprimiert stehe ich auf der Veranda und wärme mich an meinem heißen Tee. Der abgedeckte Pool, der Regen und der traurige Garten unterstreichen meine schlechte Laune. Der Herbst schreitet mit großen Schritten voran. Ich vermisse den Sommer, die Sonne, den Pool und auch Enrique, der den Herbst und den Winter in Mexiko bei seiner Familie verbringt.
„Wenn das Wetter noch ein bisschen deprimierender wäre, würde ich mir einen Strick nehmen“, murmle ich mies gelaunt vor mich hin, ehe ich in meine Tasse puste. Zumindest mein Tee duftet fruchtig und sommerlich. Leider kann auch er mich nicht trösten. Schon morgens gelangweilt im Haus herumzulungern und zu wissen, dass der restliche Tag genauso sein wird, drückt meine Laune in ungeahnte Tiefen.
Obwohl ich Matt zu seinen Spielen begleite und ein wenig von anderen Städten zu Gesicht bekomme, fühle ich mich eingesperrt. Ich fühle mich, als müsste ich das alles tun, um Matt glücklich zu machen. Doch wer sorgt dafür, dass es mir gut geht? Wer ist da, um mich zu unterstützen? Wer kümmert sich um Ilaria?
Ich schüttle den Kopf und gehe wieder nach drinnen. Es ist viel zu kalt, um meinen Tee an der frischen Luft zu genießen. Im Vorbeigehen stelle ich meinen Tee an der Küchentheke ab. Ich stöbere im Kühlschrank nach etwas zu essen und nasche ein Stück Käse, während ich mich nach einem richtigen Snack umsehe. Nach kochen ist mir eigentlich nicht und auf ein Sandwich habe ich auch keine Lust. Da alles so aufwändig wirkt, will ich den Kühlschrank wieder schließen, doch dann fällt mir eine Flasche Champagner auf. Ich greife danach und schließe den Kühlschrank gleich wieder.
„Guten Morgen“, werde ich von unserer Haushälterin begrüßt. Vor Schreck zucke ich zusammen und fasse mir an die Brust.
„Oh Gott, haben Sie mich erschreckt“, antworte ich ihr und atme durch. „Guten Morgen, Melissa.“
Sie sieht mich an und deutet dann auf die Flasche in meiner Hand. „Ich will Ihnen nicht zu nahetreten, aber ist es dafür nicht ein bisschen früh?“
„Ja, das ist es“, stimme ich ihr zu und öffne den Kühlschrank wieder. Die Flasche findet wieder zurück an ihren Platz in der Tür. „Und wahrscheinlich sollte ich überhaupt nicht trinken.“ Ich schließe den Kühlschrank und seufze. „An der Tür hängen ein paar Kleider für die Reinigung, die Einkaufsliste habe ich Ihnen schon geschickt.“ Ich sehe durch die Küche, dann zucke ich mit den Schultern. „Sonst wäre eigentlich nichts zu tun, außer zu putzen und die restliche Wäsche.“ Unmotiviert greife ich nach meinem Tee.
„Okay, dann gehe ich gleich an die Arbeit“, antwortet die junge Frau mir. Ich kann das Mitleid in ihren Augen sehen, als sie die Küche verlässt. Geschlagen lege ich eine Hand an meine Stirn. Jetzt hält sie mich für eine Alkoholikerin. Wahrscheinlich bin ich sogar auf dem besten Weg dahin, immerhin gibt es hier sonst nichts zu tun.
· • ❀ • ·
Das Blatt wendet sich wieder zum Besseren als die Colts das Spiel gegen die Buffalo Bills gewinnen. Nach vier verlorenen Spielen bekommen die Colts endlich wieder die Kurve. Auch Matts Laune wendet sich wieder zum Positiven. Er wird mir gegenüber wieder aufmerksamer und verbringt mehr seiner Freizeit bei mir zu Hause, anstatt mit seinen Freunden Gewichte zu stemmen.
„Hey Baby“, begrüßt Matt mich, als er in die Küche kommt. Überrascht sehe ich zu ihm auf, als plötzlich ein großer Blumenstrauß in meinem Sichtfeld auftaucht.
„Blumen? Für mich?“, gebe ich überrascht von mir.
„Ja“, antwortet er mit einem breiten Lächeln. „In letzter Zeit lief es nicht so, aber der Sieg am Sonntag hat mich daran erinnert, dass du die ganze Zeit für mich da bist, trotz meiner miesen Laune und dem ganzen Mist.“
„Oh, das ist … wirklich nett von dir.“ Überrumpelt nehme ich den großen Strauß an und schnuppere an den duftenden Blumen. „Danke.“
Er beugt sich zu mir und wir küssen uns. „Hast du schon gegessen?“
„Nein, noch nicht.“
„Willst du ausgehen oder willst du lieber etwas bestellen?“
Da ich schon in meinen Pyjama gekuschelt auf der Couch gammle und bereits meine abendliche Pflegeroutine hinter mir habe, ist es leicht, eine Entscheidung zu fällen. „Ach, ich mag nicht mehr raus. Ich war schon in der Wanne“, antworte ich Matt.
„Okay, dann lass uns was bestellen.“ Ich nicke. „Ich bin schnell duschen.“
„Bis gleich.“
Mit einem leichten Lächeln betrachte ich den Blumenstrauß in meinen Händen. Matt hat viele verschiedene, bunte Blumen ausgesucht. Er wusste, dass mir das gefallen würde. Vielleicht wird ja doch alles wieder besser. Beziehungen sind immer ein auf und ab und vielleicht muss es jetzt so anstrengend sein, damit ich die schönen Tage mehr zu schätzen weiß. Ich stecke die Blumen in eine mit Wasser gefüllte Vase und schenke mir anschließend ein Glas Gurkenwasser ein. Auf meinem Tablet suche ich bereits nach einem Restaurant. Worauf ich Lust habe, weiß ich eigentlich gar nicht. Sushi würde ich gut finden, aber das liegt abends immer so schwer im Magen und ich habe keine Lust darauf, ewig wach zu liegen, weil ich mich voll und aufgebläht fühle. Ich gehe die Liste meiner Lieblingsrestaurants durch, dabei tippe ich mit meinen frisch manikürten Nägeln auf die Marmorplatte der Inseltheke. Tacos würden mich bestimmt glücklich machen.
Matt tritt zu mir in die Küche. Er umarmt mich von hinten und ich spüre sofort die Wärme seiner heißen Dusche. Er küsst meine Schläfe und drückt mich leicht. „Du hast mir heute richtig gefehlt. Ich musste ständig an dich denken.“
„Ach ja?“
„Ja“, bestätigt er sich und schmiegt sich liebesbedürftig an mich. „Wie geht’s dir heute? Seit das Wetter so mies ist, hast du ja ständig diese Kopfschmerzen.“
„Heute ist es ein bisschen besser. Ich konnte ein langes Nickerchen machen.“
„Ein Glück. Ich dachte schon, dass du vielleicht krank wirst und hab mir schon Sorgen gemacht.“ Ich lehne mich gegen Matt. Er fasst an meine Wange, meine Schläfe und meine Stirn. Vermutlich, um herauszufinden, ob ich Fieber bekommen habe. Viel Sinn macht das nur nicht mit so warmen Händen. Sanft drückt Matt mich an sich, dann atmet er tief durch. „Es ist so schön, wieder bei dir zu sein.“
„Ich freue mich auch, dass du da bist. Es ist so langweilig, wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hat.“
„Du hättest ja malen können“, schlägt Matt vor, doch ich zucke nur mit den Schultern.
„Keine Lust und keine Inspiration. So ist das, wenn man nur kreative Hobbys hat.“
„Du hast doch im Keller den Fitnessraum und die Stange steht auch schon.“
„Ja, das schon, aber ich kann doch nicht den ganzen Tag Yoga und Sport machen. Und für Poledance brauche ich Körperspannung, aber wenn ich mich so schlaff fühle, habe ich dazu einfach nicht die Kraft.“
„Hm“, gibt Matt überlegend von sich, dann küsst er meine Schläfe. „Gut, das ist wohl wahr. Also? Was essen wir?“
„Tacos“, antworte ich ihm und löse mich ein wenig aus seiner Umarmung, sodass ich das Tablet wieder bedienen kann. „Ich hatte nur ein kleines Frühstück, also sterbe ich jetzt vor Hunger.“
„Na das wollen wir aber nicht.“ Matt wartet geduldig, bis ich meine Bestellung beendet habe, ehe er das Tablet an sich nimmt und damit Richtung Couch geht. Ich sehe ihm nach, dann öffne ich den Kühlschrank und nehme mir eine Dose Coke heraus.
„Willst du auch etwas trinken?“
„Klar, bring mir einfach irgendwas mit.“
„Wir haben leider kein Irgendwas mehr“, antworte ich ihm, worauf Matt lacht.
„Ja, dann eine Coke.“
„Bin auf dem Weg.“ Mit beiden Dosen spaziere ich hinüber zur Couch und stelle sie dann auf den Couchtisch. Ich greife mir meine Decke und kuschle mich darin ein. Matt legt seinen Arm um mich. Ich sehe ihm dabei zu, wie er die Bestellung abschließt und das Tablet dann zur Seite legt.
„Also, was sehen wir uns da an?“, fragt er und zieht mich näher zu sich. Ich teile meine Decke mit ihm, wofür ich mit einem Kuss belohnt werde.
„Irgendeine Serie, hab ehrlich gesagt nicht wirklich aufgepasst, sondern Candy Crush gespielt.“
„Dir ist meistens doch recht langweilig, hm?“, hakt Matt nach, wobei er mich ansieht.
„Ja, irgendwie schon“, antworte ich ihm und sehe nun von dem Fernseher zu ihm. „Ich bin zwar auch mit Brooke und Amber unterwegs, aber da machen wir auch immer dasselbe. Brunchen oder shoppen. Irgendwie langweilt mich das doch schon sehr.“
„Dann brauchst du sowas wie eine Aufgabe, hm?“ Ich nicke. „Wie wäre es, wenn du etwas hättest, um das du dich jeden Tag kümmern musst?“
„So etwas wie einen Hund oder eine Katze?“
„Oder ein Baby“, meint Matt, ehe er mich anlächelt. „Du wärst bestimmt eine tolle Mum. Und mit einem Baby wäre dir ganz bestimmt nicht mehr langweilig.“
„Ein-Ein Baby?“ Verwirrt blinzle ich Matt an. „Ist das nicht ein bisschen früh? Wir sind doch gar nicht verheiratet.“ Ich spüre deutlich wie gequält mein Lächeln ist. „Deine Familie findet es ja jetzt schon nicht so toll, dass wir zusammenleben. Deine Grandma würde in mir den Teufel persönlich sehen.“
„Ach komm, so schlimm ist sie gar nicht.“
„Ja, dir gegenüber ist sie nicht schlimm, weil du ihr Goldjunge bist, aber sie hasst mich, das kannst du mir gerne glauben.“
„Unsinn, niemand hasst dich.“ Matt mustert mich. „Du bist wundervoll. Man wäre verrückt, wenn man dich hassen würde.“ Er lächelt mich an. „Du bist perfekt.“ Da ich schon ein wenig froh bin, dass das Thema wieder abgehakt ist, sehe ich wieder zum Fernseher und versuche Anschluss an der Serie zu finden. „Ich meinte das vorhin aber echt ernst. Du wärst eine tolle Mum und so ein Baby wäre ja auch bald der nächste Schritt. Finanziell geht es uns gut, das Haus ist groß genug für Nachwuchs und du bist zu Hause und hast Zeit, dich um unseren kleinen Knirps zu kümmern.“
Ich presse meine Lippen zusammen und nehme mir einige Sekunden Zeit, bevor ich ihm antworte: „Ja, das stimmt schon.“
Matt lehnt seinen Kopf gegen meinen. „Es wäre richtig cool, ein Dad zu sein. Kleine Füßchen, die durch das Haus laufen, strahlende, kleine Gesichter, wenn sie den Weihnachtsbaum betrachten. Im Sommer bringen wir ihnen im Pool das Schwimmen bei und wir werfen Körbe. Du kannst mit ihnen malen und basteln und wir machen Ausflüge in den Wald und zu Spielplätzen.“ Je mehr Matt erzählt, desto mehr Panik setzt bei mir ein. Ich spüre, dass mein Herz immer schneller klopft. Mein Puls wird so laut, dass ich kaum noch etwas höre. Mir wird heiß, also schäle ich mich aus der Decke und springe von der Couch auf. „Hey, wohin willst du denn?“
„Ich äh … muss zur Toilette“, antworte ich ihm eilig und sehe zu, dass ich schnell aus dem Wohnzimmer verschwinde.
Eilig schließe ich mich im Badezimmer ein und atme einige Male tief durch. Ich sinke zu Boden, auf den weichen, flauschigen Teppich, der vor dem Waschbecken liegt. Nervös zupfe ich an den Fasern des Teppichs. So seltsam es auch ist, beruhigt es mich ein wenig. Auch wenn ich vielleicht gut darin wäre, bin ich ganz sicher nicht bereit, aktuell schwanger zu werden und schon gar nicht bereit, ein Kind zu bekommen und mich dann um das Kind zu kümmern. Wie soll ich ihm das denn erklären?!
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Der Sieg gegen die Oakland Raiders bringt Matt neues Selbstbewusstsein. Zwei gewonnene Spiele hintereinander heben seine Laune und auch die Hoffnung darauf, dass es von nun an bergauf gehen wird.
In Kalifornien aufzuwachen, gibt mir ein seltsames Gefühl. Oakland liegt in der San Francisco Bay Area. Damals hatte ich mich für das California College of the Arts beworben, sowohl in San Francisco, als auch hier in Oakland. Aufgenommen wurde ich leider nicht, obwohl ich es mir damals mehr als alles andere gewünscht hatte. Es war immer irgendwie mein Traum Indiana zu verlassen und in meiner Zukunft in Kalifornien zu leben. Ich wollte als erfolgreiche Künstlerin mein Geld verdienen und meine Bilder in all den vielen Kunstgalerien ausstellen. Meine aktuelle Zukunft ist leider meilenweit davon entfernt. Jeder Tag ist genauso langweilig wie der davor und der, der noch kommen wird. Mein Leben wäre ganz anders gelaufen, wenn ich hier aufs College gegangen wäre. Matt und ich wären uns vermutlich niemals über den Weg gelaufen. Ich wäre ungebunden und vielleicht wäre ich sogar hier in Kalifornien geblieben. Ich könnte in Los Angeles oder in San Francisco wohnen und ich könnte Zeit mit meinen Künstler-Freunden verbringen, neue Kontakte knüpfen und vielleicht sogar einige gemeinsame Projekte starten. Mein Leben könnte so locker und leicht sein und ich müsste nicht mit Bauchschmerzen daran denken, dass mein Freund bald ein Kind haben möchte. So böse der Gedanke auch ist, aber mit einem Kind wäre ich vollkommen in meinem Leben gefangen und hätte keine Chance mehr, jemals meine Träume zu verwirklichen.
Einen Moment zu träumen entfacht eine kleine Flamme in mir, die leider sehr schnell wieder von der Realität erloschen wird. Matt dreht sich zu mir. Er legt seine kräftige Hand an meinen Schenkel und streichelt mich.
„Guten Morgen.“ Er schmiegt sich gegen mich und küsst meinen Schenkel.
Liebevoll streiche ich durch Matts Haar. „Guten Morgen.“
„Bist du schon lange wach?“, erkundigt er sich.
„Nein.“ Ich schiebe Matt von mir und lege mich wieder hin. Er zieht mich gleich in seine Arme. „Aber ich hätte dann schon bald Lust auf Frühstück.“
„Kein Problem. Wir können hier im Hotel essen oder wir suchen uns etwas Nettes in der Stadt. Wir haben ja noch ein paar Stunden, bis wir am Flughafen sein müssen.“
„Ja, eigentlich schade, ich mag Kalifornien. Ich wollte ja so gerne hier aufs College gehen. San Francisco wäre meine erste Wahl gewesen.“
„Ja, aber es ist doch gut, dass du nicht aufgenommen wurdest. So haben wir uns kennengelernt. Es wäre schwer gewesen, ein Mädchen zu finden, dass auch nur halbwegs an dich herankommt.“
„Das ist lieb von dir, danke, Matt.“
„Ich bin froh, dass wir uns gefunden haben“, murmelt er vor sich hin, dabei drückt er mich an sich.
„Hast du vor, noch eine Runde zu schlafen?“
Matt nickt. „War ein anstrengendes Spiel gestern.“
„Dann erhol dich noch ein bisschen für den Rückflug.“ Ich streichle Matts Rücken und es dauert tatsächlich nicht besonders lange, bis er wieder einschläft.
Ich warte ab, bis Matt wieder tief und fest schläft, dann befreie ich mich aus seiner Umarmung und klettere aus dem Bett. Da ich immer noch hungrig bin, studiere ich die Karte des Zimmerservices. Ich überlege, ob ich Matt auch etwas bestellen sollte, doch wenn er später hungrig ist, kann er sich auch auf dem Flughafen einen kleinen Snack besorgen. Nach einem kurzen Anruf beim Zimmerservice mache ich mich im Badezimmer frisch und sorge dann dafür, dass ich all meine Sachen wieder zurück in meinen Koffer packe. Wenn ich schon nicht in Kalifornien bleiben darf, dann dürfen es meine Sachen ebenfalls nicht.
So frustrierend es auch ist, kann ich nichts dagegen tun, dass Matt unsere gemeinsame Zeit verschläft. Bevor wir losgefahren sind, hatten wir geplant, dass wir uns in der Stadt umsehen, doch nun sitze ich gelangweilt in dem Hotelzimmer. Um mich an diesen weniger freudigen Ausflug für immer zu erinnern, mache ich einige Selfies mit der Skyline von Oakland im Hintergrund. Das Foto, auf dem ich am wenigsten so aussehe, als würde mich mein aktuelles Leben ersticken, landet zusammen mit einem Foto meines Frühstücks auf meinem Profil.
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Im Flugzeug in der ersten Klasse zu sitzen, ist ein wahrer Segen. Ich bekomme etwas Leckeres zu essen, eine flauschige Decke und ein großes Glas Champagner. Auch wenn ich weiß, dass ich nicht trinken sollte, tue ich es, um auf dieser Reise wenigstens ein bisschen Spaß zu haben. Ich trinke mein Glas leer und lege meine Hand an Matts Arm. Er schiebt die Kopfhörer von seinen Ohren und sieht mich an.
„Ist alles gut?“, fragt er mich, worauf ich nicke.
„Lass uns Urlaub machen, wenn wir alle Spiele hinter uns gebracht haben. Wir sollten weit wegfliegen. Vielleicht nach Asien? Oder zumindest in die Karibik. Ich will an den Strand und ans Meer und ich will Sonne und Cocktails und ich will schöne Fotos von mir, wie ich über den Strand laufe und wie eine Meerjungfrau auf einem Stein liege.“
Matt lacht, dabei schüttelt er den Kopf. Mit gesenkter Stimme spricht er: „Kann es sein, dass du ein kleines bisschen betrunken bist?“
„Ja, das wäre gut möglich.“
Mein Freund schmunzelt, dann hebt er meine Hand an und küsst meinen Handrücken. „Es ist schön, dass du dich amüsierst.“
„Ach, nachdem der heutige Ausflug schon flachfiel, muss ich mich ja irgendwie unterhalten.“
„Wir holen das nach, versprochen.“ Ich nicke leicht. „Und vergiss nicht, dass wir zu Ambers Halloweenparty eingeladen sind. Die verpassen wir auf gar keinen Fall.“
„Danke, dass du einverstanden bist, dass wir ein anderes Kostüm nehmen.“
Matt winkt ab. „Ach was, du hattest schon recht. Mich als Footballer zu verkleiden war eine blöde Idee, so komm ich ja nie aus dem Alltag raus. Und obwohl du in dem Cheerleader-Outfit heißer als die Sonne warst, kann ich damit leben, wenn du etwas Anderes anziehst.“
Ich kichere und drücke Matt von mir. „Ich verspreche dir, dass das Outfit trotzdem sehr knapp sein wird.“
Er wackelt mit den Augenbrauen. „Na wenn das so ist, habe ich keine weiteren Einwände.“
„Hoffentlich finden wir so kurzfristig noch etwas. Wenn nicht, trage ich Unterwäsche und besorge Bunny-Ohren.“
Matts Grinsen wird immer breiter. „Es könnte sein, dass ich hoffe, dass wir nichts finden.“
„Du bist ein Schwein“, antworte ich frech und hebe dann mein leeres Glas. „Wärst du so freundlich?“
„Klar.“
Auch wenn ich mir meine Reisen eigentlich ganz anders vorgestellt habe, bin ich für den Moment doch zufrieden. Ob es nun an der kuscheligen Decke, dem bequemen Sitz oder dem Alkohol liegt, spielt da eigentlich gar keine Rolle mehr.