Marti war beinahe der Atem weggeblieben, als er das Wohnzimmer betreten hatte.
Jako so zu sehen; nackt und kniend, den Blick demütig gesenkt, die Hände offen, die Körperhaltung hingebend; ein Anblick, gemischt aus stolzer Schönheit und williger Unterwerfung.
Oh Mann. Es sprach all seine Dom-Sinne an und ließ dieses warme Kribbeln in seinem Bauch entstehen.
Jako war schon echt ein ganz besonderer Mensch. Noch vor einer Woche hatte er sein Subsein verleugnet; hatte geschimpft und gezickt und Marti hatte befürchtet, dass ihre Ehe ernsthaften Schaden nehmen würde.
Und jetzt das – dieses vollkommene Bild, so ehrliche und echte Unterordnung und Hingabe. Es war einfach atemberaubend.
Marti hatte nicht vorgehabt, Jako zu irgendetwas zu drängen. Das würde er nicht tun, und der Gedanke, gerade jetzt und hier, wo sie sich ja quasi auf der Flucht befanden, das Thema Sub-Dom zu vertiefen, wäre ihm nie gekommen.
Aber da Jako ganz offensichtlich den Wunsch nach mehr auf dem Silbertablett servierte, nun, wer war er schon, ein solches Geschenk zurückzuweisen? Na also.
Einen winzigen Augenblick lang wurde Marti etwas unsicher. Wenn er so an sich herunterblickte, wie er hier stand: vom Duschen feuchte, verstrubbelte Haare; T-Shirt und Boxershorts, dazu war er barfuß; und ganz abgesehen davon sein Aussehen als solches, dass er im allgemeinen als nicht schlecht, aber doch eher ulkig als wirklich aufregend empfand. Also ehrlich, ein besonders eindrucksvoller Dom war er sicherlich nicht.
Er hatte sich ohnehin schon manchmal in der Vergangenheit gefragt, was die Leute wohl denken mochten, wenn sie sie beide nebeneinander sahen:
Ihn, mit seinem eher normalen Aussehen und neben ihm Jako, der ganz unbestritten das war, was man eine Schönheit nennen konnte. Noch dazu war er, der Dom, gefühlt einen halben Meter kleiner als sein Mann...
Aber spielte das denn wirklich eine Rolle?
Nein, natürlich nicht. Jako hatte, neben manch anderem, auch sein Aussehen immer bewundert: die blauen Augen, die Lachfältchen um die Augen, das kleine Muttermal auf der Stirn, der sportliche Körperbau.
Und so wie er jetzt hier vor ihm kniete, gab es an Martis Autorität ihm gegenüber keinerlei Zweifel.
Und so schnell, wie sie gekommen war, war die Unsicherheit auch schon wieder verschwunden.
Während Marti langsam auf Jako zuging, spürte er, dass sein Mann ein wenig zitterte.
Was war das? Angst?
Nun, jedenfalls nicht Angst vor ihm.
Angst vor der eigenen Courage? Ja, das schon eher.
Vielleicht auch Angst vor der ungewohnten Situation.
Aufregung? Das auch. Auf jeden Fall.
„Jako“, flüsterte er, „du bist ... das ist wunderschön.“
Er trat nah an seinen Sub heran und strich ihm sanft über den Kopf. Jako schmiegte sich regelrecht in seine Hand hinein. Er schien das Streicheln zu genießen, und was immer das Zittern verursacht hatte, es schien sich zu legen und das Zittern hörte auf.
Marti drückte sich noch näher an seinen Sub und schmiegte dessen Kopf gegen seinen weichen Bauch.
Sein T-Shirt rutschte dabei etwas nach oben. Er mochte es, wie Jakos warmer Atem über seine Haut strich und sich die winzig kleinen Härchen in einem angenehmen Schauer aufrichteten.
Er kraulte Jako sanft und sagte dann leise:
„Jako, du weißt ... du musst das nicht tun. Wir machen alles nach deinem Tempo, ja?“
Jako schluckte, bevor er knurrend antwortete:
„Herrgott noch mal, das weiß ich. Ich will das hier, okay?“
Marti musste grinsen.
Entweder federsanft oder gleich mit dem Dampfhammer- Jako war einfach kein Mann für Zwischentöne.
„Gut“, sagte er dann, „wenn das so ist ... dann solltest du dir klar sein, dass du mir, deinem Dom gegenüber, nicht einen solchen Ton anschlägst, ja?“
Wieder schluckte Jako.
„Ich weiß. Es tut mir leid.“
Er klang so zerknirscht, dass Marti lachen musste.
„Ach Jako.“
Er küsste ihn liebevoll auf die Stirn.
„Ich glaube, wir sollten zuerst ein paar Sachen klären. Ich weiß, ich weiß, reden magst du nicht so gern. Aber das ist wichtig, und daher ...“
Er setzte sich auf das Schlafsofa und klopfte neben sich.
„Komm.“
Jako hob den Blick und seufzte. Marti hatte recht, wenngleich es ihm einfach nicht behagte, Gefühle und ähnliches mit Worten auseinanderzunehmen... Aber er sah ein, dass das wichtig war.
Er legte die Krawatte, die er immer noch in den Händen hielt, ab und hockte sich im Schneidersitz auf das Sofa.
„Gut so?“, fragte er.
„Gut“, sagte Marti und sah zufrieden aus.
„Also“, begann er dann. „Jako, ich möchte, dass sich zwischen uns gar nicht so viel ändert, besonders der flapsige Ton, den wir normalerweise miteinander anschlagen, der soll so bleiben, okay? Ich mag deine Sprüche und Frechheiten und unsere Albereien und all das, ja?“
Jako nickte.
„Nur, wenn ... wenn wir, so wie eben ... wie drücke ich das jetzt am besten aus? Also, wenn wir uns tiefer im Sub- Dom-Modus befinden, so wie gerade. Dann erwarte ich einen respektvolleren Ton von dir, ja? Dann will ich deine Unterwerfung nicht nur sehen und spüren, sondern auch aus deinen Worten entnehmen können, ja?“
Wieder nickte Jako.
„Hör mal, mein Sub, was ich allerdings immer von dir erwarte, egal, wann und wo, ist, dass du auf eine Frage von mir mit Worten antwortest. Okay?“
Erneutes Nicken.
„Jako?!“
„Ähm ... okay. Ja, das habe ich verstanden, mein Dom.“
Mein Dom. Das hörte sich so gut an.
Marti glühte innerlich bei diesen Worten. Ja, verdammt, das war wunderschön. Er mochte es.
„Und was ich immer erwarte, auch in unserem Alltag, ist Gehorsam. Okay?“
Jako nickte wieder, dann fiel ihm ein, was Marti gesagt hatte, und er antwortete schnell:
„Ja. Ja, mein Dom.“
Marti nahm sein Gesicht zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte und schaute Jako fest an.
„Und wenn dir etwas, was ich dir befehle oder verbiete, nicht passt, dann wird nicht rumgeschmollt, sondern dann machst du den Mund auf und wir sprechen darüber. Klar?“
„Ja, Marti.“
Nun, das wäre sicher der Part, der Jako am schwersten fallen würde.
„Gut“, sagte der Dom und streichelte sanft Jakos Wange.
„Das sind also meine Erwartungen an dich. Aber nun kommt der nächste und genau so wichtige Punkt, mein lieber.“
Jako sah in mit fragendem Blick an.
„Nun“, sagte Marti, „was mein Sub, erwartest du von mir?“