Cain musste dringend einen Hinweis darauf finden woher er Informationen über diese Dimension finden sollte. Was hatte dieses Spinnenwesen in dem Frachter gesagt? IGN? Was sollte das überhaupt sein? Cain hatte nicht einmal mitbekommen, dass ein neuer Tag angebrochen war, so intensiv dachte er nach. Erst als Natasha mit ihrem Schutzanzug in das Cockpit stapfte fiel Cain es auf.
„Sag mal. Hast du die ganze Nacht nicht geschlafen?“, fragte Natasha verwirrt, als sie Cain immer noch in der selben Pose vorfand, wie sie ihn zuvor verlassen hatte.
„Ich benötige keinerlei Kräfteregeneration“, antwortete Cain kalt, während er immer noch versuchte sich einen Reim auf die beiden Abkürzungen zu machen. Erst jetzt fiel ihm ein, wie er es problemlos heraus finden konnte. „Was ist eigentlich dieses IGN?“, fragte er tatsächlich Natasha, die mit lautstarkem Gelächter antwortete.
„Das weißt du nicht? Was bist du denn für´n Hinterweltler?“, kommentierte sie zunächst und kicherte weiter. „IGN steht für InterGalaktisches Netzwerk. Da findest du alles Mögliche drinne“, beantwortete sie dann Cains Frage.
„Und wie kann ich darauf zugreifen?“, fragte Cain weiter nachdem er gemerkt hatte, dass Natasha ihm die Frage tatsächlich beantwortete.
„Das ist ja wohl das einfachste auf der Welt. Einfach über solche Terminals“, antwortete Natasha erneut und deutete dabei mit dem Finger aus einem Fenster auf eines der scheinbar metallischen, hoch entwickelten Terminals des IGN. Keine Sekunde später schien jemand eine Art Klingel betätigt zu haben, scheinbar von außen. „Oh, da sind die Wartungs-Teams. Ich muss dann mal los“, kommentierte Natasha wieder äußerst fröhlich, bevor sie das Cockpit, in dem das Gespräch auch stattgefunden hatte, verließ und Cain mit seinen Gedanken zurück ließ.
Während die Reparaturteams in das Schiff traten und von Natasha in den Maschinen-Raum, der eher ein Reaktoraufbewahrungs-Raum war, geführt wurden, verließ Cain es gerade. Er musste sich dringend dieses IGN ansehen und vielleicht bald etwas mehr über diese Welten und ihre Bewohner erfahren. Eine Sache verwirrte Cain jedoch direkt als er das Terminal vorfand. Es bestand lediglich aus einer an manchen Stellen blau leuchtenden, drehbar gelagerten Metall-Kugel, die direkt vor einem Bildschirm angebracht war, der in ebenfalls blauen, großen Buchstaben die Schriftzeichen für IGN zeigte. Noch ein wenig verwirrt berührte Cain den Metallball und eine nicht gerade kleine holographische Anzeige entstand über dem Bildschirm, die ein dreidimensionales Auswahlmenü zeigte. Durch Drehung der Metallkugel in die verschiedenen Richtungen war Cain es möglich bestimmte Punkte auszuwählen und das alles unerwartet Intuitiv. Er schaffte es sogar sich die Schriftzeichen in eine Sprache übersetzen zu lassen, die seiner eigenen ein wenig ähnlicher war und es ihm nun ermöglichte sie auch zu entziffern. Tatsächlich fand er alles, sogar eine vollständige Sach- und Geschichtsenzyklopädie, in dem IGN. Selbst eine Anleitung auf welcher Frequenz er das IGN wo erreichen konnte, was es ihm ermöglichte die Informationen ab sofort auch mit Hilfe seines PDAs abzurufen. Vielleicht fand er darin sogar Hinweise auf die Deus Machina und die apokalyptischen Reiter. Vielleicht konnte er bald aus dieser Dimension verschwinden und endlich ein Erzteufel werden, so wie es ihm bestimmt war.
Mittlerweile arbeiteten die Reparatur-Teams an der Runderneuerung des Reaktors, der eine solche mit großer Sicherheit längstens nötig hatte. Die Strahlenschutz-Panzerung wirkte in jedem Fall nicht mehr als würde sie noch allzu viel vor Strahlung schützen, so durchlöchert war diese bereits. Derweilen begleitete Kaldrius Natasha in deren Quartier, wo er direkt als erstes begann seine Werkzeugkiste auszubreiten.
„So. Es ist soweit“, kommentierte der fellbedeckte Gigant und Natasha nickte kurz, bevor sich der metallische Schutzanzug von selbst horizontal teilte und es somit der eigentlichen Natasha ermöglichte einfach nach oben hinaus zu steigen. Es war jedoch dunkel im Raum, so dass selbst Kaldrius lediglich umrissartig erkennen konnte, dass es sich bei Natasha um einen weiblichen Terraner handeln musste. Aber zumindest Kaldrius wusste ja wie sie eigentlich aussah und weshalb sie diesen Fakt unter allen Umständen versuchte zu verstecken. Und daher ging er direkt an die Arbeit.
„Wie lange wirst du brauchen?“, fragte Natasha schnell.
„Ich schätze, dass es eine ganze Stunde dauern wird“, antwortete Kaldrius, während er mit seinem fortschrittlichen Schweißgerät in das Innere des Schutzanzugs zielte.
„Versuch dich bitte einfach zu beeilen, ja?“, kommentierte Natasha abschließend und wirkte dabei äußerst verlegen, obwohl es ohnehin schon schwierig war sie überhaupt zu erkennen. Kaldrius reagierte nicht weiter auf ihre letzte Äußerung und arbeitete einfach weiter.
„Dieser Cain. Ich hoffe dir ist klar, dass er gefährlich ist. Er ist ein Wesen, dass seine Probleme mit Gewalt löst und über Leichen geht. Andererseits ist er furchtlos und wird der perfekte Beschützer sein, so lange du ihm nützt. Und sobald das nicht mehr der Fall ist wird er dich wahrscheinlich versuchen zu töten“, begann Kaldrius dann zu sprechen.
„Nein, das wird er ganz bestimmt nicht“, unterbrach Natasha das fellbedeckte Wesen erstaunlich ruhig und äußerst vertrauensvoll.
„Ich will einfach nur, dass du wachsam und vorsichtig bist“, fügte Kaldrius dennoch an.
„Das bin ich schon, keine Sorge“, antwortete Natasha erstaunlich verständnisvoll, während Kaldrius weiter an der Verbesserung des Schutzanzugs arbeitete. Er sollte nicht länger dafür benötigen als die von ihm zuvor genannte Stunde. Als alles fertig war begann er seine Werkzeuge wieder zu verstauen, während Natasha wieder in den Anzug stieg.
„Der sollte jetzt Wasserdrücken bis zu 11.000 Metern stand halten können. Die Sprungtriebwerke können wie Unterwasserdüsen verwendet werden. Auch wenn´s mir immer noch lieber wäre, wenn du den Quatsch sein lassen würdest“, erklärte Kaldrius währenddessen.
„Keine Chance“, antwortete Natasha halb scherzhaft halb ernst auf die letzte Äußerung ihres Gesprächspartners und kicherte dann kurz.
„Das dachte ich mir schon“, sagte Kaldrius abschließend. „Wir sollten nachsehen wie weit meine Leute mit der Reaktor-Erneuerung gekommen sind“, fügte er noch an, bevor er sich auf den Weg durch die Tür machte.
„Ja, das stimmt wohl“, antwortete Natasha und folgte ihm.
Während Natasha die Bezahlung durchführte versuchte Cain sich mit Hilfe seines PDAs über die Frage schlau zu machen, was denn Geld überhaupt sein sollte. Und so ganz konnte er das System der virtuellen Werte, die lediglich als Zahlen in einem Computer existieren sollten, nicht nachvollziehen. Besonders konnte er nicht verstehen, wieso ein solcher Schwachsinn überhaupt funktionieren konnte. In seiner Welt würde der Stärkere einfach den Schwächeren töten und sich nehmen was er von diesem wollte. Letzten Endes war es ihm auch völlig egal, wieso und weshalb das System funktionierte, er wollte lediglich genügend Informationen über die Apokalyptischen Reiter und die Deus Machina einsammeln, dass er zu seinem Herren zurück kehren und ein Erzteufel werden konnte. Aber dazu musste er nun zuerst einmal Natasha folgen, wohin auch immer sie ihn brachte. Sie hatte Cain nicht mitgeteilt wohin und Cain sah einfach keine Notwendigkeit darin zu fragen. Fest stand für Cain jedoch, dass sie sich vom Zentrum des Moduls der schwimmenden Stadt entfernten und immer weiter in Richtung des Randes vorstießen. Wahrscheinlich wollten sie den besagten neuen Schutzanzug einsetzen um unter Wasser etwas zu erforschen, was wohl die apokalyptischen Reiter betraf. Genau wusste Cain jedoch nicht was.
„Also, Cain. Ich werd also gleich da runter gehn und mir die Ruine ansehen“, sprach Natasha dann nach einer ganzen Weile und als sie sich so nahe an der Stadtgrenze befanden, dass man das Wasser und das Salz in der Luft schon hören bzw. riechen konnte. Sie wirkte dabei aufgeregt, beinahe ängstlich und war erstaunlicher Weise gar nicht so aufgedreht wie die ganze Zeit davor.
„Wieso befindet sich eine Ruine mitten unter Wasser?“, fragte Cain verwirrt.
„Die Uagui sind eine Spezies, die im Wasser groß geworden und von dort aus ins Universum ausgebreitet hat. Ist also ganz logisch, dass die ihre Tempel damals unter Wasser gebaut haben“, antwortete Natasha nun schon viel fröhlicher, beinahe so als würde sie dieser Gedanke ablenken. In genau diesem Moment erreichten die beiden den Rand der Stadt. Dieser war angelegt wie eine Promenade um das Metallgebilde und war mit einem Geländer aus genau diesem geschützt. „Au, Mann. Ich bin ja so aufgeregt. Ich hoffe nur, dass der Anzug hält und hoffentlich begegne ich keinem Seemonster oder so“, kommentierte Natasha sichtbar aufgedreht, denn sie konnte schon seit einer Weile die Hände nicht mehr ruhig halten. Wobei Cain der Gedanke an Seemonster in einer solchen friedlichen Umgebung eher absurd vorkam. Daher begann er direkt auf das Geländer zu zugehen und versuchte darüber zu steigen. „Hey! Was machst du da? Willst du etwa ohne Luft tausende Meter tief tauchen?“, unterbrach Natasha ihn plötzlich dabei.
„Ich brauche keine Luft um zu überleben“, antwortete Cain mit einer erstaunlichen Gefühlskälte.
„Ist mir egal was du glaubst nicht zu brauchen. Du wartest hier bis ich wieder zurück komme“, fügte Natasha erstaunlich autoritär an und ging dann ihrerseits zum Geländer. „Sei nicht zu enttäuscht. Ich bring dir Bilder mit“, antwortete sie dann wieder so fröhlich wie immer und sprang dann schnell über das Geländer ins Wasser, wo sie einfach langsam auf den Boden sank und sogar für Cain recht bald aus dessen Blickfeld verschwand.
Natasha befand sich kaum eine Sekunde im Wasser, da boten sich ihr bereits die ersten erhebenden Anblicke. Die Tierwelt von Arguya war definitiv äußerst beeindruckend. So schwamm Natasha direkt nach den ersten 200m Wassertiefe ein Wesen über den Weg, dass in den Datenbanken als „Sensenwal“ bezeichnet wurde. Überall aus dem Wesen, dass tatsächlich in seiner Grundform eine leichte Ähnlichkeit mit einem Wal hatte, aber definitiv ein Fisch war, ragten klingenartige, sichelförmige Gebilde aus dem Rücken, was ihm diesen Namen gab. Allerdings verfügte es nicht über ein Gebiss und ernährte sich von den einheimischen Kleinstlebewesen, weshalb man Sensenwale oft auch an oder nahe der Oberfläche fand. Bei einer Tiefe von ungefähr 9000m erreichte Natasha endlich den Meeresboden und es schien tatsächlich so zu sein, dass die Verstärkung dem Wasserdruck stand halten konnte. Und dennoch war es schwierig für Natasha aus dem Staunen noch einmal heraus zu kommen. Tatsächlich befand sich nicht allzu weit von der schwimmenden Stadt eine weitere, submarine Stadt in der scheinbar die Wesen lebten, die auch unter Wasser mit Kiemen oder anderen Organen atmen konnten. Größten Teils handelte es sich dabei dennoch um Uagui, einer humanoiden Fischspezies, von deren Imperium einst, lange bevor die Community gegründet worden war, dieser Planet stammte.
„Wow“, konnte sich Natasha nicht verkneifen zu sagen, als sie an den Rand der Klippe trat und jetzt das volle Ausmaß der Unterwasserstadt erkennen konnte. Diese war mitten in ein Meerestal gebaut worden und erhob sich vertikal über beide Klippenseiten. Brücken führten zum Teil von einer Klippe auf die andere und die Gebäude hatten eine sehr rundliche, oftmals sogar kuppelartige Form und waren meinst mit einem orangenen Energiefeld überzogen. Alles war über Röhren verbunden, in die man scheinbar nachträglich und notdürftig Böden eingesetzt hatte. Die Gebäude wirkten äußerst exotisch und dabei erstaunlich fortschrittlich, wenn man daran dachte, dass die Technologie an sich gar nicht so hoch entwickelt war wie die übrige der Community. Gerade als Natasha sich anfangen wollte weiter zu bewegen, fegte ein mit 10m gigantischer, dicker Fisch an ihr vorbei, der eine ebenfalls nicht gerade kleine Krabbe von 6m Durchmesser, die über vier Arme mit vier Scheren verfügte, mit seinem gewaltigen Zahnbesetzten Maul packte und einfach zerbiss und dann im ganzen verschluckte. Dieser wurde wiederrum nur wenige Sekunden später von einem mindestens doppelt so großen reptilienartigen Wesen mit Armen, aber ohne Beine gepackt und genüsslich vor Natashas Augen verspeist. Gerade als sie das Bedürfnis packte vor Angst laut aufzuschreien besann sie sich jedoch wieder darauf, dass diese Wesen sie nicht einfach angreifen würden, so lange sie nicht diese angriff oder sich sonst in irgendeiner Weise verhielt, die diese als Bedrohung wahrnehmen würden. Metallische Exoskelete standen nun mal einfach nicht auf deren Speisekarte. Und so setzte sie sich langsam mit Hilfe ihrer Wasserdüsen in Bewegung und raste dabei durch ein gigantisches Gebiet aus übergroßen seetangartigen Wasserpflanzen. Man konnte es schon fast als Wald unter Wasser bezeichnen. Hier irgendwo musste sich die Ruine befinden, Natasha war sich dessen ganz sicher. Und tatsächlich fand sie dort scheinbar die Ruine, die sie suchte. Es war ein eigenartiger Bau aus einer korallenartigen Substanz, dessen Außenseite scheinbar nicht allzu große Bearbeitung erhalten hatte. Dennoch befanden sich ja die Schriften, die Natasha suchte, den Gerüchten nach bereits auf der Außenseite des ganzen Gebildes. Und dort begann sie nun auch damit die ganzen Gewächse und Pflanzen zu entfernen, dass sie überhaupt in der Lage wäre die Schriftzeichen zu lesen.
„Wahnsinn. Das könnte endlich mal irgendwas über den Standort der Reiter sein“, kommentierte Natasha erstaunlich ruhig und im Selbstgespräch, als sie die besagte Schrift endlich gefunden hatte. Generell dürfte dies ihr erster tatsächlicher Hinweis sein den sie jemals gefunden hatte und sie war bereits einigen davon in ihrem Leben nach gegangen. Sie hoffte lediglich, dass der Schiffscomputer die alte Sprache der Uagui verstehen würde, als sie die besagten Scans machen wollte. Plötzlich verpasste ihr ein Tentakel einen kräftigen Schlag von der Seite, der sie einige Meter von dem Tempel weg schleuderte. Und noch bevor sie sich überlegen konnte, was überhaupt vor sich gegangen war schwebte plötzlich ein gigantischer Kopffüßer mit einem runden, zahnbesetzten Maul an der Vorderseite hinter einer Felswand hervor, der scheinbar auch den Angriff gestartet hatte. Schnell hatte Natasha sich wieder aufgerichtet und versuchte sich umzudrehen und vor dem gigantischen Wesen zu fliehen. Dieses packte sie jedoch mit einem seiner insgesamt 14 gigantischen, extrem langen Tentakel und hob sie langsam nach oben. Sie versuchte sich gegen die gewaltige Kraft der Bestie zu wehren, aber es war ihr einfach nicht möglich. Langsam aber sicher hob der gewaltige Kopffüßer Natasha mit samt ihrem Schutzanzug in Richtung seines Mauls und es schien nicht so, als könnte sie das in irgendeiner Weise noch verhindern. Und so schrie sie lediglich laut auf und hielt die Arme schützend vor sich, während sie in den Rachen der Bestie blickte. Somit bekam sie kaum mit wie ein Projektil in den Tentakel einschlug, der sie fest hielt. Kurzzeitig verlor die Bestie ihre Kraft und Natasha konnte aus ihrem Griff entkommen. Erst jetzt sah sie auch, dass es Cain war, der das Projektil mit einer seiner Rail-Pistolen auf die Bestie abgegeben hatte und dass er tatsächlich in der Lage war ohne Luft und ungeachtet des viel zu hohen Wasserdrucks zu überleben. Aber das alles konnte im Moment keinen der beiden kümmern, als die Bestie nun erneut mit einem einer Tentakel zuschlug.
Cain schwamm direkt nach oben und entkam dem Tentakel ohne größere Probleme. Dabei nutzte er außerdem die Chance um zwei weitere Rail-Projektile in den Körper des Kopffüßers zu jagen. Er konnte sogar die blutigen Verletzungen an den Trefferstellen sehen und auch der Arm, den Cain zuvor getroffen hatte, blutete. Aber es schien nicht so als würde dieses Wesen das interessieren. Wütend jagte es Cain zwei weitere Tentakel entgegen, der schnell beide Pistolen gegen Schwerter austauschte die Tentakel einfach der Länge nach zersägte, so lange bis das Wesen sie wieder zurück zog. Zeitgleich war Natasha zwei ihr gewidmeten Tentakeln mit Hilfe ihrer Unterwasserdüsen entkommen und transformierte den Raketenwerfer aus. Eine nicht gerade kleine Explosion bildete sich als die speziell dafür geladene Unterwasser-Rakete in die Bestie einschlug und dabei ihren Körper völlig umschloss. Erst als alle dadurch gebildeten Luftblasen nach oben entwichen waren, war zu erkennen, dass das Wesen keinen Kratzer davon getragen hatte. Noch viel wütender als vorher schlug die Meeresbestie mit zwei Tentakeln zu und schleuderte sowohl Natasha, als auch Cain mehrere Meter zurück, wobei bereits das Wasser ausreichte um sie frühzeitig zum Stehen zu bringen. Gerade als Natasha nun eine weitere Rakete auf das Wesen abgeben wollte packte dieses ihre Waffe mit einem seiner Tentakel und entriss sie ihr einfach. Direkt darauf stürmte Cain mit beiden Schwertern auf den Arm zu und wurde jedoch von dem Schlag eines anderen Arms zurück geschleudert. Nun war das Wesen in der Lage Natashas Waffe einfach durch bloße Kraft zu zerquetschen und ließ deren Einzelteile danach einfach zu Boden fallen. Noch ein wenig schockiert von diesem Anblick, schaffte Natasha es trotzdem mit Hilfe der Unterwasser-Triebwerke drei weiteren Tentakeln nach oben-links auszuweichen, bevor Cain nach oben stieß und einen vierten, ihr gewidmeten Tentakel mit seinem Schwert abtrennte und mehrere Schüsse mit einer Rail-Pistole direkt auf die Mitte des Wesens abgab.
„Das nutzt nichts. Die Panzer eines Schattenkrakens kriegt man anscheinend wirklich nur mit Energie- oder Plasma-Waffen überwunden“, rief Natasha Cain zu und scheinbar laut genug, dass er es mit seinem verbesserten Gehör noch durch das Wasser verstanden hatte.
„Was ist Plasma?“, fragte Cain verwirrt und sehr zu Natashas Verwirrung, sowohl wegen des Inhaltes der Frage, als auch durch die Tatsache, dass Cain laut genug sprach, dass sie ihn ebenfalls einfach verstehen konnte, wenn auch nur durch das Wasser stark verzerrt. „Lässt sich hier so etwas finden?“, fügte er dann noch schnell an, nachdem er einem weiteren Tentakel nach unten ausgewichen war und bereits den nächsten auf sich zukommen sah.
„Ich fürchte nicht“, antwortete Natasha, die sich nun wieder auf den Meeresboden fallen ließ und dort so schnell sie konnte nach rechts rannte. So entkam sie den Schlägen des Kraken von oben nach unten. Zeitgleich war nun auch Cain wieder auf dem Meeresboden angekommen und jagte der Bestie mehrere Rail-Geschosse entgegen, wobei er versuchte das Maul zu treffen. Stattdessen schlugen die Kugeln immer nur wieder in den Panzer des Wesens ein, wo sie nur wenig bewirkten. Plötzlich stürzte einer der Tentakel auf Cain herab, der gerade noch so durch einen Sprung zur Seite entkommen konnte. Zeitgleich jagte der Kraken sechs weitere Tentakel in Cains Richtung, der noch während dessen seine Pistole gegen sein anderes Schwert tauschte und jeden davon mit einem gezielten Schlag äußerst sauber und in einer Schrägen Linie abschnitt. Blut begann aus dem abgetrennten Arm zu laufen, bevor der Kraken mit mehreren Stacheln aus seinem vorderen Körper zu feuern schien. Natasha schien immun gegen sie zu sein, denn die Stacheln prallten einfach an ihrem metallischen Schutzanzug ab. Cain wich den ersten Stacheln noch aus und fing einige weitere mit seinen Schwertern ab, bevor einer direkt unter seinem Auge an seiner Haut entlang streifte und einen kleinen Schnitt hinterließ. Von diesem Treffer kurz abgelenkt bemerkte Cain erst als es zu spät war, dass ein weiterer Stachel in sein rechtes Bein und einer in seine linke Schulter schlugen. Blut spritzte dabei in alle Richtungen und für einen kurzen Moment hätte Natasha schwören können, dass sich Cains Gesicht kurz verzogen hätte. Aber mehr Reaktion zeigte Cain nicht auf diese beiden direkten Treffer. Allerdings wirkte er auf eine eigenartige Art und Weise geistesabwesend, sogar so sehr, dass er seine Schwerter einfach fallen ließ. Es schien so als wären die Stacheln des Schattenkraken mit Gift versehen.
„CAIN! NUR NOCH EIN PAAR SEKUNDEN!!!“, schrie Natasha ihm zu, die schon die ganze Zeit eine Kontrolle im Arm ihres Schutzanzugs manipuliert hatte, als sich ein weiterer Tentakel direkt auf Cain zu bewegte und ihn wahrscheinlich packen sollte. Von einem Moment auf den nächsten war Cain wieder vollständig geistig anwesend. Schlagartig riss er sich die beiden Stacheln aus dem Körper und hob das Odachi auf um den Tentakel vor sich zu zersägen. Auf einmal schossen zwei Energie-Strahlen von der Oberfläche in das Wasser die genau durch den Hauptköper der Bestie schlugen. Laut kreischend sank die Bestie nun einfach zu Boden, während eine Unmenge an Blut aus den beiden Verletzungen lief und das Wasser rot färbte. Aber nicht nur die Bestie blutete sehr stark. Auch Cain schien einige Verletzungen davon getragen zu haben. Erstaunlicher Weise wären diese wahrscheinlich für jedes normale Wesen alleine schon tödlich, von dem Gift ganz zu schweigen.
„CAIN!“, schrie Natasha schockiert auf und wollte sich gerade in dessen Richtung bewegen.
„Hast du alle Informationen erhalten, die du brauchst?“, unterbrach Cain nun Natasha und jetzt fiel ihr auf, dass Cain nicht das geringste von seinen Verletzungen zu fühlen schien.
„Ähm... Nein... Noch nicht“, stellte Natasha erschrocken fest und suchte schnell nach der alten Inschrift auf der Ruine, die sie eigentlich untersuchen wollte. Plötzlich schien sich der Schattenkraken noch einmal aufzurichten und stürmte sehr direkt und mit einer gewaltigen Geschwindigkeit auf Cain zu. Dabei öffnete er sein gigantisches Maul und schien nun versuchen zu wollen den Erzdämon zu verschlingen. Zeitgleich zum losstürmen des Kraken hatte Cain jedoch schon Rail-Pistolen materialisiert und begann diese zunächst von sich weg zu richten.
„Dies dürfte der letzte Angriff sein“, kommentierte er dann ruhig bevor er ebenfalls auf die Bestie zustürmte. Noch während die Bestie ihr Maul über Cain bewegte begann dieser mit einem beinahe niemals endenden Schwall aus Projektilen in eben dieses zu feuern. Blut spritze aus den Trefferstellen, teilWeise mit inneren Organen des Kopffüßers bevor die Bestie einfach zerplatzen zu schien, scheinbar verursacht durch Explosionen der Rail-Projektile in ihrem Inneren. Stückchenweise verteilte sich das Wesen über den näheren Bereich und färbte das Wasser in der näheren Umgebung völlig rot.
Noch ein wenig schockiert von dem was gerade geschehen war, starrte Natasha Cain an. Immerhin hatte er gerade ohne mit einer Wimper zu zucken mit Pistolen, wenngleich es sich dabei um kleine Railguns mit extremer Durchschlagskraft handelte, einen Schattenkraken erledigt und sogar noch auf eine solch brutale Weise, dass Natasha erst einmal einen Moment brauchte um sich zu fangen.
„Was ist nun mit den Informationen?“, fragte Cain, als er langsam auf sie zukam.
„Vergiss die Informationen! Du musst schnell zu einem Arzt!!!“, rief Natasha nun aus.
„Diese Verletzungen sind in keiner Weise lebensbedrohlich für mich“, antwortete Cain völlig desinteressiert.
„Du hast zwei Stacheln von einem Schattenkraken abbekommen, das Gift tötet selbst niederrangige Eldar in ein paar Sekunden. Also komm jetzt. Schnell“, redete Natasha weiter hektisch auf Cain ein und versuchte seinen Arm zu packen zu bekommen.
„Kaliumcyanid wird nicht von meinem Körper aufgenommen. Und selbst dann wäre es gefahrlos für mein selbstanpassendes Immunsystem“, antwortete Cain erneut und erst jetzt schien sich Natasha ein wenig zu besinnen.
„Aber tut das nicht warnsinnig weh?“, fragte sie anschließend immer noch etwas verwirrt.
„Ich besitze das Gefühl des Schmerzes lediglich anfänglich um meinem Geist mitzuteilen, dass mein Körper beschädigt wurde. Danach verschwindet es direkt wieder und ich kann weiter kämpfen ohne etwas zu fühlen“, antwortete Cain und schien dabei immer noch nicht das geringse Zeichen einer Emotion zu zeigen. „Kümmere dich jetzt um die Informationen über die apokalyptischen Reiter“, fügte Cain noch an und Natasha machte sich direkt wieder auf die Suche nach der entsprechenden Stelle. Als sie diese gefunden hatte, begann sie direkt mit allen Scans und Analysen, die ihr mit den Sensoren ihres Schutzanzuges möglich waren.
„Ist ja Wahnsinn“, kommentierte sie dabei. „Ich glaub langsam wirklich, dass das ein Hinweis auf einen Standort ist“, fügte sie noch schnell an, bevor ein weiterer Schattenkraken hinter einem Felsen aufstieg und direkt auf die beiden zustürmte. Mit dem Unterschied, dass dieser nochmal mindestens doppelt so groß war und weitaus massiver und stärker gepanzert schien als der Vorgänger. Beinahe so, als wäre dieser Schattenkraken das Muttertier des gerade von Cain getöteten Tieres. Und als würde dies nicht genügen folgten zwei weitere dieser Bestien, die sogar noch größer waren als die gerade Erschienene und am ganzen Körper Stacheln trugen. Während Natasha sich schockiert versuchte davon zurück zu halten laut aufzuschreien, ging Cain langsam auf die Wesen zu.
„Sieht ganz so aus als wären wir eindeutig in der Unterzahl“, kommentierte er dabei. „Perfekt. Ich hatte schon befürchtet es würde langweilig werden“, fügte er noch schnell an, wobei er nicht wirkte, als würde er in diesem Moment irgendwas fühlen, von Angst ganz zu schweigen.
„WAS SOLL DAS WERDEN?“, schrie Natasha ihn panisch an, während sie sich ihm in den Weg stellte. „BIST DU VERRÜCKT? WIR SOLLTEN PER TELEPORT AUF MEIN SCHIFF DA ÜBER UNS FLIEHEN UND ABHAUEN!!!“, fügte sie noch schnell an.
„Diese Bestien würden uns dorthin folgen und uns abfangen, bevor wir auch nur in Ansätzen eine Chance hätten zu entkommen“, antwortete Cain schockierend ruhig und wenig emotional auf Natashas Einwände.
„ABER WENN DU DICH MIT IHNEN ALLEN ANLEGST WIRST DU STERBEN!!!“, schrie Natasha ihn weiter an. „UND HERR GOTT VERDAMMT, JETZT IST KEIN GUTER MOMENT UM DARÜBER ZU STREITEN!!!“, fügte sie noch schnell an, bevor sie beide einem Tentakel nach rechts auswichen. In genau diesem Moment packte Natasha Cains Arm und betätigte einen Schalter. Die beiden begannen sich zunächst einfach aufzulösen und dann in Form eines blauen Strahls aus dem Wasser zu bewegen. Das geschah gerade rechtzeitig bevor die beiden von einem weiteren Tentakel getroffen worden wären. Die drei Kraken reagierten zunächst verwirrt, bevor sie die Richtung des Strahls bemerkten und ihm an die Oberfläche zu folgen begannen.
Es war ein eigenartiges Gefühl für Cain als ihm plötzlich von einem Moment zum anderen weiß vor Augen wurde und direkt im nächsten fand er sich in einem Raum auf Natashas Schiff wieder, den er zwar noch niemals betreten, aber dem Design nach einfach ihrem Schiff zuordnete. Er befand sich auf einer von insgesamt vier runden, weißen Plattformen, auf der daneben befand sich Natasha. Scheinbar handelte es sich hierbei tatsächlich um eine Teleporter-Vorrichtung. Auch wenn Cain noch nicht ganz verstand wie das möglich war.
„Keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen hier weg“, kommentierte Natasha schnell, bevor sie aus dem Raum stürmte. Cain folgte ihr langsamen Schrittes ins Cockpit und bekam gerade noch mit, wie sie ihren Platz als Pilot einnahm und die nötigen Kontrollen für die Schubaktivierung betätigte. Während es kurzzeitig wirkte, als würde das Schiff beschleunigen, zog sich wenig später ein Ruck hindurch und das Vehikel blieb auf der Stelle stehen. Und auch ein weiteres erhöhen des Schubs schien daran nichts ändern zu können.
„Verdammt, verdammt, verdammt! Komm schon!!!“, schrie Natasha scheinbar ihr Schiff an, was auch immer es bewirken sollte. Zeitgleich schoss ein weiterer der drei Kraken direkt vor dem Schiff hervor und bekam direkt die Energie-Strahlen des Schiffes zu spüren. Allerdings trennten die Strahlen nur ein paar Tentakel ab und verfehlten den Hauptkörper.
„Öffne die Seitentür“, befahl Cain Natasha plötzlich sehr zu ihrem Schock.
„Was hast du vor?“, fragte sie aufgebracht.
„Das was nötig ist. Und jetzt öffne die Tür sonst öffne ich sie mir selbst“, antwortete Cain bevor er aus dem Cockpit ging und durch den Gang zur seitlichen Tür, der einzigen am gesamten Schiff ging. Er hatte sie noch nicht erreicht als die Tür sich öffnete und bereits direkt den Blick auf das Problem frei gab. Der Schattenkraken hatte das Schiff mit einem seiner Tentakel am hinteren Teil umwickelt und hielt es fest. Und kaum hatte Cain das erkannt materialisierte er direkt die beiden Rail-Pistolen und stürmte nach vorne als plötzlich ein weiterer Ruck durch das Schiff zog, der Cain zwang stehen zu bleiben um sein Gleichgewicht auszugleichen. Als er dann wieder nach vorne rannte sah er plötzlich einen Tentakel auf sich zukommen, der direkt durch den Gang schlagen würde. Innerhalb von nicht mehr als einer Sekunde quetsche Cain sich an die Wand neben sich, so dass der Tentakel ihn dennoch verfehlte und materialisierte sich ein Schwert um ihn direkt darauf abzuhacken. Erschrocken zog der Kraken seinen Arm aus dem Schiff und ermöglichte es Cain nun mit den Rail-Pistolen außen auf den anderen Arm zu feuern, so dass das Schiff wieder freigegeben wurde. Noch ein wenig erschrocken riss Natasha das Steuer nach oben und entkam zwei Tentakeln der beiden Kraken, einer von links, einer von rechts kommend. Anschließend stieß sie mit ihrem Schiff weiter nach oben und entkam einem Schlag von der Seite so ebenfalls nur sehr knapp, als nun der nächste Tentakel hinter dem Schiff her raste und sogar drohte es einzuholen. Immer näher kam der Arm an das Heck des Schiffes und zog sich dabei eine Verletzung an der Triebwerksflamme zu, die so schwerwiegend ausfiel, dass man sogar nur noch von schwarzer Kohle sprechen konnte. Schockiert gab die Bestie auf und zog ihren Arm zurück, so dass Natasha und Cain aus ihrer Reichweite entkommen konnten. Langsam aber sicher wurde die Atmosphäre dünner und erst jetzt schloss Natasha die hintere Tür, die auch zugleich als Luftschleuse diente, wieder. Keine Sekunde zu früh, denn nur wenige Minuten später verließ das Schiff die Atmosphäre und ebenfalls nur wenige Minuten später, auch das Anziehungsfeld des Planeten Arguya der den beiden, oder zumindest Natasha, einen solchen Schock bereitet hatte. Dieses Mal waren sie mit dem Leben davon gekommen. Aber Natasha war sich unsicher ob das auch tatsächlich so bleiben sollte, wenn sie noch mehrere solcher Aktionen starten würden. Das sollte jedoch erst einmal alles egal sein, denn die beiden hatten das Ziel, die Daten über die Apokalyptischen Reiter, erreicht. Jetzt galt es nur noch sie zu entschlüsseln.