Mit rasendem Tempo bewegte sich das Schiff durch den Verkehr, der sich im Orbit des Planeten Arguya abspielte. Immer wieder musste Natasha Schiffen oder gar Stationen ausweichen um sich durch den schweren Verkehr kämpfen zu können. Aber auch der lockerte sich wieder als sie den Planetenorbit verließen und nun Kurs auf die Raumbeschleuniger nahmen. Erst jetzt betrat Cain wieder die Brücke und nahm wieder die selbe Pose ein wie immer. Seine Verletzungen aus dem Kampf unter Wasser schienen ihn nicht einmal zu interessieren, genauso wenig wie die Kopfverletzung von der letzten Aktion oder die Tatsache, dass Cain von oben bis unten durchnässt war und sich eigentlich erkälten müsste.
„Oh mein Gott, Cain!!!“, schrie Natasha dann plötzlich schockiert auf, als sie den Autopilot aktivierte und direkt zu Cain stürmte. „Du musst das behandeln lassen sonst verblutest du noch!“, fügte sie panisch an. „OK mal sehen was ich da machen kann“, kommentierte sie dann noch schnell viel ruhiger, bevor sie scheinbar eine weitere Scanner-Vorrichtung an ihrem Schutzanzug nutzte um Cains Verletzungen zu betrachten. „Keine Knochenbrüche. Keine übertriebenen Körperfunktionen. Kein Schockzustand? Keine Vergiftungsanzeichen? Nur ein wenig zerstörtes Fleisch, dem man beim Zusammenwachsen zugucken kann?“, begann sie dabei immer verwirrter festzustellen und sich dabei zu fragen was für ein Wesen Cain überhaupt war, denn er passte so immer noch in kein einziges typisches Muster.
„Ich sagte doch, dass dieser Verletzungsgrad keine Gefahr für mich und meine Existenz darstellt“, antwortete Cain völlig emotionsfrei. „Was tust du da?“, fragte er dann, als Natasha damit begann ihm das Blut einfach aus dem Gesicht zu wischen.
„Ich weiß nicht. Es sieht einfach so seltsam aus, dass ich einfach irgendwas dagegen machen muss. Aber ich kann´s auch sein lassen, wenn´s dir lieber ist“, antwortete Natasha verlegen und zog dabei den Arm so schnell sie konnte zurück. „Wieso hast du aber auch nicht einfach oben gewartet, so wie ich gesagt hatte?“, kommentierte sie noch niedergeschlagen und setzte sich dann an eine andere der drei Konsolen im Cockpit.
„Ich habe Luftblasen aufsteigen sehen und wollte nachsehen woher sie stammten. Das war der ganze Grund dafür“, antwortete Cain bevor er in Richtung des Ausganges verschwand. „Falls ich mein Ziel jemals erreichen möchte, ist dein Überleben von größerer Bedeutung Natasha Randall“, fügte er noch an, bevor er die Brücke endgültig verließ und Natasha mit der Übersetzungsarbeit der alten Schriften alleine ließ. Ja er brauchte sie und ihr Wissen über diese Dimension immer noch dringend. Zumindest so lange bis er das IGN ausreichend studiert hatte, wobei es sich um eine Unmenge an Informationen handelte, bei denen er nicht abschätzen konnte wie lange er genau dafür brauchen würde.
Es kam Cain wie eine halbe Ewigkeit vor bis das Schiff die Raum-Beschleuniger erreicht hatte. Allerdings war es ab hier äußerst unwahrscheinlich jemanden anzutreffen, da meistens jeder einen anderen Weg nahm. Langstrecken-Sensoren konnten allerdings jeden im gesamten System anzeigen und ermöglichten Kommunikation, im gerade in der Nähe des Planeten Arguya unwahrscheinlichen Fall eines Piratenangriffs. Es gäbe keinen Ort von dem aus sie aus dem Hinterhalt erscheinen könnten. Außerdem waren in diesen Zeiten alle Schiffe bewaffnet um Piraterie auch ohne das Militär eindämmen zu können. Zumindest stand das in der Datenbank des IGN, die Cain gerade auf seinem PDA durchforstete. Und das tat er mit einer Geschwindigkeit die zehn Dokumente pro Sekunde in acht Bereichen, also insgesamt achtzig Dokumente pro Sekunde erreichte. Es waren allerdings auch gigantische Mengen an Informationen die das IGN enthielt und die Cain verarbeiten und filtern musste. Mittlerweile bezweifelte er allerdings die Nützlichkeit der Informationen im Hinblick auf die apokalyptischen Reiter. Alle Informationsquellen die er bisher im IGN vorfand, sagten lediglich aus, dass sie nicht existierten. Niemand schien mehr in dieser Dimension an ihre Existenz zu glauben außer dieser eigenartigen Gestalt mit der Cain sich momentan das Raumschiff teilte. Mittlerweile hatte Cain allerdings seine Suche auf nützliche Informationen über die Bewohner und deren Rituale in dieser Dimension beschränkt. Mittlerweile war das Schiff an den Beschleunigern angekommen. Diese bestanden aus vier sehr rundlich geformten Teilen, die so angeordnet waren, dass sie einen Kreis bildeten. Die weiße metallische Panzerung schien dabei im Licht der Sonne zu glänzen und aus ineinander geschobenen ebenfalls rundlichen Teilen zu bestehen. Im inneren dieser Gebilde, die ganze Netzwerke zu den verschiedenen Planeten bildeten wurden Schiffe meist mit Hilfe von gigantischen magnetischen Anlagen von einem Beschleuniger zum nächsten geschossen und sogar durch Schilde zwischen den Beschleunigern geschützt. Tatsächlich war der Beschleuniger mit großer Sicherheit die sicherste Methode zu reisen und so führten Beschleunigerbahnen durch Asteroidenfelder, Weltraum-Schrott-Ansammlungen, Nebel der verschiedensten Farben und in diesem System verlief sogar eine Beschleunigerstrecke mitten in ein Labor, dass mit hochgefährlicher experimenteller Technologie in einer Sonne gebaut worden war, das allerdings auch ohne jeden Zwischenfall seitdem. Langsam bewegte sich das Schiff in die sehr großzügig ausgefallene Beschleunigungs-Zone von einem der Konstrukte und wurde direkt auf Geschwindigkeiten fernab dessen was Cain zuvor mit dem gestohlen Jäger erreicht hatte beschleunigt. Es war durchaus eine recht angenehme Art zu reißen, denn die Umgebung schien nicht vorbei zu rasen, viel mehr vorbei zu fließen. Plötzlich brachen die Schilde des Beschleunigers einfach zusammen und auch die Beschleunigung stoppte direkt, wobei das Schiff langsam mit Hilfe seiner eigenen Bremstriebwerke zum Stehen kommen sollte. Und das alles auch noch mitten in einem Asteroidenfeld. Ein perfektes Versteck für jeden Piraten oder andersartigen Angreifer.
„Was ist passiert? Wieso hat der Beschleuniger einfach seine Arbeit eingestellt?“, fragte Cain direkt als er das Cockpit erreichte.
„Ach das. Ist völlig normal an der Stelle. Um dorthin zu kommen wo wir hin wollen, müssen wir genau hier raus“, antwortete Natasha ihm in ihrem überfröhlichen Ton.
„Und wo wollen wir genau hin?“, fragte Cain nun genauer nach.
„Zu einem alten Freund von mir“, antwortete Natasha ihm. „Naja, er ist aus der Community verbannt worden, weil er auf der Arbeit ein paar ganz minimale, winzig kleine Missgeschicke verursacht hat“, fügte sie dann noch schnell an als sie glaubte in Cains sich fast niemals ändernden Blick so etwas wie Skepsis erkannt zu haben. „Naja, jetzt lebt er halt hier draußen auf ner Piratenstation und ist echt wichtig, weil ich ohne ihn diese verdammte Sprache nicht entziffern kann“, sagte Natasha noch abschließend.
„Ist er denn vertrauenswürdig?“, fragte Cain instinktiv bei dem Gedanken an eine Piratenstation. Denn auch in seiner Welt kannte man einst derartige Konflikte mit Zwielicht-Wesen. Allerdings hatte man diese in Cains Welt einfach mit Gewalt beseitigt.
„Ach was, ganz sicher. Benni würde doch alles für mich tun, wir kennen uns ja auch schon seit wir ganz kleine Kinder waren“, antwortete Natasha als auch langsam die Station selbst in Sichtweite kam.
Es war erstaunlich wie düster ein Haufen Schrott doch tatsächlich wirken konnte. Wobei bereits die Größe beeindruckend ausfiel und es zu einem Wunder machte, dass die Eigengravitation des Gebildes es nicht direkt in sich selbst zusammen brechen ließ. Es war lediglich ein Ball aus Weltraumschrott der geschickt zusammen gefügt worden war. Und dort wollte diese Natasha tatsächlich freiwillig hin? Scheinbar war das tatsächlich ihr ernst, denn sie steuerte langsam aber sicher immer weiter darauf zu, so lange bis man einen von einem blauen Kraftfeld abgedichteten Eingang auf dem Metallball finden konnte. Und während sie durch diesen Eingang in den gigantischen Hangarbereich hinein flogen, konnte man ferner ganz klar erkennen, dass die Station nicht braun angemalt worden, sondern lediglich vollkommen korrodiert war und auch der Hangar selbst sah nicht unbedingt besser aus. Ebenso die Schiffe darin, von denen die meisten ebenfalls wirkten, als wären sie aus Schrott zusammen gebaut. Und selbst die Schiffe, die zu den typischen Standardverkaufstypen gehörten waren entweder mechanisch stark verändert oder in sehr schlechtem Zustand oder sogar beides. Allerdings traf das auch nicht auf alle Schiffe zu. Sechs Jäger und zwei größere Schiffe, die scheinbar stark mit Waffen aufgerüstete Frachter waren, fielen aus diesem Bild heraus. Auch wenn sie nicht unbedingt in hellem Silber glänzten, schienen sich keinerlei Korrosionsreste oder Schäden von Waffenfeuer an ihnen zu befinden. Ähnlich wie die anderen Schiffe sahen die Wesen an Bord aus. Selbst wenn man wie Cain nicht zu ihrer Spezies gehörte und nichts von ihrer Biologie verstand, so konnte er ihnen dennoch ansehen, dass sie körperlich in schlechtem Zustand waren. Bei Insektoiden blätterte der Panzer ab, bei Fischartigen Wesen schien der Kopf unter chronischem Überdrück zu leiden und Wesen mit Fell hatten ganze Staubbrocken darin kleben, und ihre Haare waren meist hart und zerzaust. Einige andere Wesen waren von Dreckschichten überzogen und wieder andere hatten ähnlich wie auf der anderen Station, auf der Cain ein Schiff gestohlen hatte, Metallprothesen für ihre Gliedmaßen bekommen. Allerdings mit dem Unterschied, dass sie technisch längst nicht so hochwertig wirkten wie die auf Cains letzter Station. Langsam manövrierte Natasha ihr Schiff über die Köpfe diverser Gestallten hinweg und platzierte es über einem Zwischenraum zwischen den anderen Schiffen in brauchbarem Zustand. Direkt nachdem es aufgesetzt hatte, stürmte Natasha aus dem Cockpit und verließ das Schiff. Dort schien sie kurz zu warten bis Cain viel langsamer nachgekommen war und erst dann die Tür wieder zu schließen.
„Ich dachte schon du kämst gar nicht mehr“, kommentierte sie völlig überhektisch, aber nicht unfreundlich, eher wie ein Kind, dass auf sein Spielzeug wartete und es kaum noch aushielt. „Los, komm!“, fügte sie noch schnell an und stürmte zuerst förmlich voraus und ließ Cain sie dann wieder einholen um erst dann auf einem Tempo mit ihm zu bleiben.
„Wo befindet sich dieser „Benni“ eigentlich genau?“, fragte Cain nach einigen Metern und plötzlich stoppte Natasha auf der Stelle. Sie schien deprimiert zu sein, beinahe so als wüsste sie selbst die Antwort auf diese Frage nicht.
„Ach das kriegen wir doch irgendwie raus. Wir fragen einfach einen dieser netten, freundlich aussehenden Kerle hier in der Umgebung“, antwortete sie dann erstaunlich fröhlich und ein klein wenig verlegen, was völlig Gegenteilig zu ihrer vorherigen Reaktion war und dadurch sogar Cain massiv auffiel. Wobei man die Wesen auf dieser Station nicht gerade als freundlich wirkend bezeichnen konnte.
Ohne besonders darüber nachzudenken folgte Cain Natasha einfach, während diese versuchte Kontakt mit einem der Wesen auf dieser Station aufzunehmen. Mittlerweile hatten sie sich dabei bis zu einem der Zentren der Piratenstation durchgearbeitet, wobei sie lediglich dem Hauptgang gefolgt waren.
„HEY DU DA!“, tönte es plötzlich. „Terraner sind hier nicht erwünscht!“, rief pötzlich ein 2,50m hohes, erstaunlich massives, auf zwei Beinen gehendes Echsenwesen in blauer Farbe, aber mit einigen Metallteilen im Gesicht, die scheinbar Prothesen waren. Er und ein paar weitere Wesen versammelten sich um Cain und Natasha schlossen sie damit zwangsweise in einem Kreis ein aus dem sie nicht so einfach entkommen konnten.
„Vielleicht mag es deiner Matsch-Birne ja entgangen sein, aber ich bin kein Terraner“, antwortete Cain erstaunlich ruhig und nur wenig emotional, was Natasha kurz schockierte.
„Was willst du mir damit sagen, Terraner? Etwa dass ich dumm bin?“, fragte das Echsenwesen in einem Tonfall der Cain scheinbar provozieren sollte. Und genau das musste auch geschehen sein, denn Cain materialisierte plötzlich eine Rail-Pistole und richtete sie ohne weitere Umschweife auf das Echsenwesen, sehr zu dessen Schock, denn Cain zögerte auch nicht ernsthaft dabei abzudrücken. Plötzlich duckte dieses sich unter dem Projektil weg und stürmte direkt nach vorne auf Cain zu, der sich zur Seite wegrollte, als das Wesen zuschlug und sich begann direkt einmal um sich selbst zu drehen. Diesen Schwung nutzte Cain um dem Echsenwesen einen Tritt direkt gegen den hinteren Hals zu geben, wobei er dessen Wirbelsäule im Genickbereich hörbar einfach zertrümmerte und den Leichnam seines Gegners sogar noch zurück zu den Beobachtern schleuderte. Diese zogen sich plötzlich schockiert zurück und schienen versuchen zu wollen Cain zu meiden. Die meisten nahmen schnell wieder die Tätigkeit auf, die sie zuvor aufgenommen hatten und wenn sie keine hatten, suchten sie sich schnell eine. Alle bis auf einen, der den beiden bisher noch nicht aufgefallen war.
„Wieso? Wieso hast du ihn umgebracht? Was hatte er dir getan?“, fragte Natasha nachdem sie eine Weile auf den Toten gestarrt hatte.
„Er hat mich heraus gefordert“, antwortete Cain ohne irgendein Zeichen einer Emotion.
„Du kannst doch nicht immer wenn du einen Streit mit jemandem hast, diesen jemand umbringen“, kommentierte Natasha schockiert, während Cain seine Waffe dematerialisierte.
„WOW!!!“, rief plötzlich der Unbekannte, der den Schauplatz noch nicht verlassen hatte in diesem Moment mit einer grellen Stimme aus und trat auf die beiden zu. Er schien einen Umhang zu tragen und über genau diesen schien er dabei direkt zu Stolpern und fiel dabei direkt frontal zu Boden. „Aua“, kommentierte er, während er sich wieder aufrichtete, so dass nun sein Gesicht zu erkennen war. Es handelte sich um ein mit 1,80m recht kleines Wesen und auch wenn Gesicht und Hände auf die Spezies hindeuteten, die Cain für Terraner hielt, so war es durch den Umhang dennoch unmöglich festzustellen und für Cain ohnehin unmöglich festzulegen. Es handelte sich dabei definitiv um ein normales menschliches Gesicht, dass jedoch von einer Brille mit dicken, riesigen, kreisrunden Gläsern zu einem nicht zu unterschätzenden Teil verdeckt wurde. Die Person schien außerdem recht jung zu sein und hatte recht kurze, dunkelbraune Haare, die jedoch recht unsauber wirkten, wie die der meisten Wesen auf dieser Station.
„Ich wusste doch direkt, dass nur du so tollpatschig sein kannst, Benni“, kommentierte nun Natasha und aus Bennis darauf folgenden Gesichtsausdruck schien die reinste Freude zu sprechen. Es war ein Wunder, dass er nicht aufgeregt umhersprang.
„Natasha. Du bist es wirklich“, stellte Benni dabei fest und sah dann zu Cain. „Au Mann, das war eben eine echt krasse Aktion, Mann. Wie hast du´s geschafft die Waffe einfach erscheinen und wieder verschwinden zu lassen?“, platzte er einfach aus sich heraus. „Und überhaupt, wie hast du´s geschafft diesen Typen da einfach so fertig zu machen? Das musst du mir unbedingt mal zeigen“, sprach Benni weiter und wirkte immer aufgedrehter.
„Benni!“ rief Natasha ihm plötzlich zu und erst jetzt besann er sich wieder. „Wir sind hier, weil wir da deine Hilfe bei was brauchen“, fügte sie dann noch schnell an.
Es zog sich über mehrere Stunden hin in denen Benni im Arbeitszimmer seines Stationsquartieres verschwunden war. Wobei man es nur schwer überhaupt als Quartier bezeichnen konnte. Es war winzig, selbst im Vergleich zu dem was Natasha auf ihrem recht kleinen, nur schwer klassifizierbaren Schiff hatte und bestand lediglich aus Bennis Arbeitsbereich, einem winzigen Schlafbereich in dem sich auch der Replikator befand, sowie einem Badezimmer, dessen Toilette nicht einmal wirklich für Wesen in Bennis Größenordnung geschaffen war. Der gesamte Wohnbereich wirkte verfallen und Möbel schien es bis auf die im Badezimmer und dem was Benni im Arbeitszimmer verschlossen hielt nicht zu geben. Selbst im Schlafzimmer lag lediglich eine bestimmt schon Jahrzehnte alte Matratze.
„Das dauert wirklich ziemlich lang“, kommentierte Natasha, die genau wie Cain mit dem Rücken an einer Wand nahe des Arbeitszimmers lehnte. „Ich hoffe er kommt zurecht“, fügte sie dann noch schnell an aber Cain zeigte keine nennenswerte Reaktion darauf.
„Die Sprache dieser Uagui scheint äußerst komplex zu sein. Es ist nicht verwunderlich, dass ihre Übersetzung zeitaufwendig ist“, kommentierte Cain nach einer Weile.
„Ja genau die Uagui sind ein altes Fischwesen-Volk deren Namen die meisten anderen Wesen nicht mal aussprechen können. Also wird´s sicherlich nicht ganz so einfach sein die Sprache zu übersetzen“, fügte Natasha dem ganzen plötzlich wieder äußerst fröhlich an. „Ich kannte da mal einen Uagui in der Hochschule“, sprach sie dann wieder viel bedrückter weiter ganz ungeachtet ob Cain ihr auch zuhörte. „Banjiu war cool. Der hatte in Quantenphysik immer die Lösung bevor der Professor sie hatte und war einfach richtig lustig. An einem Tag haben er und seine Kollegen..." Plötzlich kam Benni aus seinem Arbeitszimmer. Sein Gesicht war dabei völlig ernst, beinahe so als hätte er eine schreckliche Nachricht zu überbringen.
„Ich habe die Sprache entschlüsselt“, kommentierte er plötzlich und sprach dann jedoch einfach nicht weiter.
„Und?“, fragte Natasha genauer nach und rückte Benni dabei mitsamt ihrem Schutzanzug äußerst nahe. Dennoch lief Benni sichtbar rot an und das obwohl ihm lediglich ein Exoskelet nahe kam, wenngleich sich darin wohl ein weiblicher Terraner befinden musste.
„Es steht nichts über die apokalyptischen Reiter drinne. Nur über irgendso ne komische Maschine, die das Universum zusammen hält und lauter so Käse“, antwortete Benni immer noch verlegen, als plötzlich Cain aus sich heraus platzte.
„Die Deus Machina. Wo ist sie? Sagt der Text irgendetwas darüber aus, wo sich die Deus Machina befindet?“, löcherte er Benni und packte ihn sehr zu Natashas Schock am Kragen.
„Deus Machina? Was redest du denn, Mann?“, stellte Benni verwirrt als Gegenfrage.
„Ich will jetzt wissen wo sich die Deus Machina laut diesem Text befindet“, forderte Cain Benni erneut auf während er seinen anderen Arm zur Seite streckte und sein Odachi materialisierte. „Wenn du es mir nicht sagst, werde ich dich töten, Schwächling“, sagte Cain währenddessen, sehr zu Bennis Schock. Seine Augen waren gigantisch und Schweiß lief ihm über das gesamte Gesicht als Cain ihn festhielt und jederzeit bereit war ihn mit dem Schwert zu Fleischwürfeln zu verarbeiten.
„I... I... Ich weiß aber nix... Der Text sagt nichts darüber aus wo sie sich befindet, nur darüber dass sie existiert und dass sie diese Welt zusammen hält und niemals entfernt werden dürfte“, antwortete Benni panisch, als Natasha sich plötzlich in die ganze Situation einmischte.
„AUFHÖREN!!! GANZ BESONDERS DU CAIN!!!“, schrie sie plötzlich aus und nach einiger Zeit schleuderte Cain seinen Gefangenen einfach von sich weg, während er das Schwert dematieralisierte. Der Stoß genügte jedoch um Benni bis an die Wand zu schleudern und nach vorne umzuwerfen, wo er sich jedoch recht schnell wieder aufrichtete.
„Au Fuck. Das war ja echt abartig. Ich hätte fast ins Gras gebissen… Schon wieder“, kommentierte er noch etwas verwirrt darüber, dass er noch am Leben war und sah dann zu Cain, wobei es keine Blicke des Hasses, sondern eher Blicke der Bewunderung waren.
Natasha hatte sich recht schnell von den beiden getrennt, angeblich um das Schiff wieder startbereit zu machen. In Wahrheit musste sie gerade den wahrscheinlich größten Schock verkraften, den Cain ihr innerhalb der kurzen Zeit, die sie sich kannten verursacht hatte. Was hieß schon „kannten“? Eigentlich wusste sie gar nichts über Cain, außer dass er scheinbar jedes seiner Probleme mit Gewalt löste und scheinbar auch nach den Reitern und nun auch nach diesem seltsamen etwas, das er Deus Machina nannte, suchte. Wie konnte ein Wesen mit einer solchen Einstellung nur so lange in einer Einrichtung wie der Community überleben? Oder stammte Cain etwa gar nicht aus der Community und sah lediglich aus wie ein übergroßer, übermäßig trainierter Terraner? Nein, bestimmt nicht. Alleine der Gedanke war für Natasha viel zu weit her geholt. Es konnte unmöglich sein, dass Cain nicht aus ihrem Universum stammte. Das konnte es einfach nicht. Auch wenn es schon erstaunlich war, dass es für jemand wie Natasha, die an die Existenz der Apokalyptischen Reiter und eine in einer Prophezeiung genannten Invasion von fremden Wesen glaubte, dennoch völlig abwegig war, dass Cain nicht aus ihrer Welt oder aus ihrem Universum stammte. Wahrscheinlich hatte er lediglich irgendeine Art geistige Krankheit, die ihn so sehr verschlossen und unerreichbar für jeden machte, oder er hatte bei diesem Absturz sein Gedächtnis verloren und war einfach der Typ Person, der nicht zu so etwas stand. In jedem Fall war es für sie an der Zeit sich tatsächlich den Startvorbereitungen zu widmen. Was Cain und Benni in der Zwischenzeit taten, wusste sie nicht. Allerdings wusste sie, dass Cain wahrscheinlich wieder irgendwo in der Ecke stand und dieses eigenartige PDA las, da nicht wieder eine Massenhysterie oder -panik ausgebrochen war. Und tatsächlich tat Cain genau das und nichts anderes. Wie immer lehnte er an eine Stationswand und las die Datenbank des IGN in einem solchen Schnelldurchlauf, dass niemand außer ihm normaler Weise fähig sein sollte dem Ganzen zu folgen. Mittlerweile wusste er alles über die Spezies der Uagui, von denen scheinbar auch der Text gestammt hatte den die beiden unter Einsatz ihres Lebens eingesammelt hatten. Er kannte deren gesamte physische, körperliche und psychische Eigenschaften, sowie auch einen Großteil von deren Geschichte. Zumindest bis zu einem Punkt der sich der "Terranische Krieg" nannte und über den es seltsamer Weise ansonsten nicht die geringste Aufzeichnung in der gesamten Datenbank gab.
„Ey, Mann. Ist das etwa das IGN auf deinem PDA? Das kriegen wir hier doch normal gar nicht. Sag bloß, du hast das gesamte IGN in deinem PDA gespeichert“, sprach ihn plötzlich Benni von der Seite an, der Cains 80 Dokumenten pro Sekunde scheinbar ausreichend hatte folgen können um das zu erkennen.
„Was willst du? Hat dir das von eben etwa nicht gereicht?“, fragte Cain so wenig emotional wie meistens, aber Benni reagierte in keiner Weise schockiert. Sondern schien sich eher vor Cain zu verbeugen, so wie dieser es üblicher Weise vor Lucifer, seinem Meister, tat.
„Ich möchte wissen, wie du es als Terraner geschafft hast so groß und stark zu werden und es auch schaffen. Deshalb lehre mich bitte alles was du weißt. Ich werde alles dafür machen, was du mir sagst“, bettelte Benni dabei.
„Das ist unmöglich“, antwortete Cain immer noch vollkommen kalt.
„ABER WIESO? BIN ICH NICHT GUT GENUG? BIN ICH ZU DUMM ODER WORAN LIEGT ES? BITTE SAG ES MIR, DASS ICH DARAN ARBEITEN KANN, BITTE!!!“, schrie Benni daraufhin aus, aber mehr in einem äußerst anflehenden Ton.
„Es geht nicht, weil ich kein Terraner bin. Meine Kräfte entstammen größten Teils meiner genetischen Struktur und zu einem wesentlich geringeren Teil normalem Training. Dieses bestand auch eher daraus mir die Kontrolle über die Kräfte beizubringen, die ich ohnehin schon hatte“, antwortete Cain und erst jetzt schien Benni sich zu besinnen.
„Ja, ich versteh schon. Ich hab meine Chance vertan, als mir dieser „Unfall“ passiert ist“, antwortete er nun viel ruhiger, allerdings sicht- und hörbar deprimiert und richtete sich auf um zu gehen. Als er jedoch einen Schritt unternehmen wollte, stolperte er über seine eigenen Beine und fiel dabei nach vorne um. Erst jetzt konnte Cain sehen, dass Benni unter seinem Umhang tatsächlich etwas versteckte. Es handelte sich um einen kompletten mechanischen Apparat, der scheinbar seine natürlichen Beine mit spinnenartigen, mechanischen ersetzte. Sein Oberkörper war dabei auf dem mechanischen Unterkörper aufgebracht und wurde scheinbar durch einen komplizierten Mechanismus dort gehalten. „Tschuldigung. Daran werd ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen“, kommentierte Benni, während er sich wieder aufrichtete, wobei er wieder in Cains Richtung sah. Diesem schien Bennis „Unfall“ jedoch völlig egal zu sein. Cain durchsuchte lieber das IGN weiter nach Daten über diesen „terranischen Krieg“, als sich mit so etwas zu befassen. „Sag mal Cain. Ich hab da mal noch eine letzte Frage“, sagte Benni dann nach einer Weile und stoppte kurz verlegen. „Hast du Natasha eigentlich schon mal ohne ihr Exoskelet gesehen? Ich meine ihr scheint euch recht nahe zu stehen. Immerhin hörst du offensichtlich auf das was sie sagt und so…“, fragte er anschließend und wirkte dabei noch verlegener als ohnehin schon.
„Wieso interessiert dich das überhaupt?“, fragte Cain erstaunlicher Weise und das obwohl man Benni den hohen Ferromonspiegel und seine damit verbundene Absicht im stark erröteten Gesicht ansehen konnte.
„Naja... Ich und Natasha, wir kennen uns seit wir kleine Kinder waren. Nach der Grundschule haben sich unsere Wege getrennt, weil sie zur Wissenschafts-Akademie ging und ich zur Militär-Akademie. Und als ich sie dann wieder gesehen hab, hatte sie dieses Exoskelet schon. Und weißt du... Ich liebe sie, ich verdanke ihr mein Leben und meine Beine, nach diesem Unfall und so. Aber ich hab sie zuletzt gesehen wie sie aussieht als wir beide kleine Kinder waren und naja. Ich würde es einfach gerne wissen“, erklärte Benni sich schnell. „Also? Wie sieht sie nun aus? Ist sie heiß?“, wiederholte er sich und lief bei der Frage noch eine gute Ecke röter an als vorher schon.
„Ich habe noch nie etwas anderes von ihr gesehen als ihren Schutzanzug“, antwortete Cain mit einem Kopfschütteln ohne überhaupt zu verstehen was gerade überhaupt vor sich ging.
„Schade“, antwortete Benni etwas enttäuscht, aber nicht mehr so niedergeschlagen wie davor.
Das reinste Chaos brach aus, als plötzlich ein größeres Schiff an der Station ankam. Es musste mindestens Träger-, vielleicht sogar Kriegsschiff-Größe haben, zumindest nach Cains üblicher Definition. Da das Schiff allerdings wirkte wie aus Schrottteilen zusammen gebaut, oder zumindest Teilen, die so eigentlich nicht zusammen gehörten, interessierte es ihn wenig. Ganz anders die Wartungsteams, denn diese stürmten schnell an einen Ort, wo sie sich ihre Raumanzüge anlegen konnten, oder an anderen Wartungsgeräten arbeiten. Andere bemannten schnell Transporter um sich auf den Weg zu dem Schiff zu machen. Cain hingegen ignorierte das Ganze und ging direkt zu dem Schiff von Natasha, wo sie und Benni sich bereits befanden.
„Müsst ihr denn wirklich schon gehn? Bleibt doch noch“, forderte Benni Natasha auf.
„Geht nicht. Ich muss weiter suchen, sonst komm ich nie an ein Ziel“, antwortete diese als Cain dazu kam.
„Ach ja. Die Suche nach den Reitern und so“, stellte Benni ein wenig enttäuscht fest. „Aber wenn du wieder mal wieder mit ner Sprache Probleme hast, dann kommst du doch wieder, oder?“, fügte er dann noch an.
„Auf jeden Fall“, antwortete Natasha und folgte Cain, der bereits einfach in das Schiff vorgegangen war und langsam aber sicher schloss sich die Tür hinter ihnen. Keiner der drei schien zu bemerken, dass sie von mehreren Wesen beobachtet wurden. Und auch als das Schiff startete und Benni sich umdrehte, fielen ihm die lediglich ein wenig im Schatten wahrnehmbaren Gestallten nicht auf.
„Das war gerade die Zielperson, kein Zweifel“, stellte eines dieser Wesen fest.
„Dann sollten wir uns beeilen, bevor sie entkommen“, fügte ein anderes schnell an, bevor sie sich zurück zogen und das genau rechtzeitig bevor Benni an ihnen vorbei kam, so dass diese ihm gar nicht mehr auffallen konnten.
Was hatten sie effektiv durch die Aktion gewonnen? In welcher Weise hatte sie die Schrift auf dem Tempel ihrem Ziel näher gebracht? Sowohl für Cain als auch für Natasha war klar, dass diese Schrift auf dem Tempel ihnen nichts genutzt hatte. Ein weiterer völliger Fehlschlag, für beide, der sie beide ihre Leben hätte kosten können, oder zumindest das von Natasha. Mittlerweile war jedoch bereits wieder Normalität eingekehrt und Natasha hatte einen neuen Kurs gesetzt, scheinbar auf eine weitere Piratenstation an der sie halt machen wollte, bevor sie zum Raum-Beschleuniger kamen. Cain hatte sich wieder mit dem Rücken an die hintere Cockpitwand gelehnt und ging die Datenbank des IGN auf seinem PDA durch. Er hatte scheinbar direkt gewusst wovon die Schrift der Uagui sprach. Noch seltsamer wurde es dadurch dass er sie als „Deus Machina“ bezeichnet hatte. Und sein Wut- und Gewaltausbruch gegen Benni deutete darauf hin, dass es etwas war, was er dringend aus irgendeinem Grund benötigte. Viel schlimmer war allerdings, dass er nicht zögerte zu töten, was er bei dem Wesen auf der Station bewiesen hatte. Natasha konnte unmöglich länger mit einem solchen Wesen zusammen reisen, alleine schon aus moralischen Gründen.
„So, es wird Zeit, dass wir hier ein paar Verhaltensregeln einführen. Ich weiß ja nicht was du für eine Gestalt bist und ob das bei euch so üblich ist, aber bei uns werden Probleme nicht mit Gewalt gelöst und wenn man es trotzdem tut, wird man dafür schwer bestraft“, begann Natasha plötzlich zu sprechen, bisher ohne jede nennenswerte Reaktion von Cain. „Du könntest wenigstens das Ding weglegen und mir zuhören, gottverdammt!“, rief sie anschließend aufgebracht aus und erst jetzt stoppte Cain kurzzeitig seinen Lesefluss.
„Ich werde mir von keinem niederen Wesen vorschreiben lassen, wie ich meine Probleme löse“, antwortete er dann völlig kalt.
„Wenn das deine Einstellung dazu ist will ich, dass du mein Schiff verlässt, sobald wir die Station erreicht haben“, sagte sie weiter und klang dabei erstaunlich und ungewöhnlich ernst für ihre Zwecke.
„Ich werde keine Befehle von dir annehmen. Ich bleibe so lange ich will und wenn du nicht mit mir kooperierst…“, antwortete Cain immer noch ruhig und wenig emotional.
„...dann bringst du mich um? Dann tu´s jetzt, denn ich werde nicht einfach mit einem Wesen zusammen arbeiten, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit ist!“, unterbrach Natasha ihn dabei unerwartet sicher und lautstark und das obwohl sie genau wusste, dass sie Cain ganz sicher unterlegen war.
„Ganz wie du es wünschst“, kommentierte Cain, während er seine Rail-Pistole materialisierte und auf Natasha richtete. Sein Blick war immer noch unverändert und identisch mit dem, den er die meiste Zeit aufgesetzt hatte. Sie war sich sicher, dass er sie umbringen würde, aber sie konnte ihm auch nicht einfach so helfen. Auch wenn sie das nun wahrscheinlich ihr Leben kosten würde, wich sie nicht zurück.