Am Valentinstag bin ich weitesgehend alleine. Ich finde das absolut nicht schlimm, auch wenn es natürlich eine gewisse Person gibt, dessen Aufmerksamkeit ich mir erhofft hatte. An sich liebe ich mich selbst genug, um mir selbst ein Valentinstagsgeschenk in Form einer großen Packung Minzeis zu machen. Ein Hoch auf das Minzeis.
Ein kleines Date habe ich an diesem Tag aber trotzdem. Sophie kommt vorbei, und wieder sitzen wir mit Charlotte am Tisch und legen Tarot-Karten. Passend zum Tag ist es ein Liebestarot, welches im Prinzip sagt: "Alles ist Friede, Freude, Eierkuchen! Habt euch lieb!"
Aus Spaß und weil ich irgendwie stolz darauf bin, gebe ich Sophie diesen Text hier zu lesen. Sie konzentriert sich vollständig darauf, lacht manchmal und beschwert sich darüber, dass Charlotte und ich sie ständig ablenken. Als sie fertig ist, sagt sie: "Ich wusste nicht, dass du das ernst gemeint hast. Ich dachte, das wäre ein Spaß gewesen, als du mir gesagt hast, dass du Nonbinary bist, weil ich davon ausging, dass das schon öffentlich bekannt ist. Für mich war das nichts, was noch einer Aussprache bedurfte."
Genau dafür liebe ich Sophie und das meinte ich auch, als ich mich ihr (unnötigerweise) geoutet habe. Ich bin immer noch ich und sie liebt mich so, wie ich bin. Scherzhafterweise sagt sie manchmal: "Du machst mich fertig. Hast Glück, dass ich dich so lieb habe. Daran muss ich mich selbst in manchen Momenten erinnern." Dann lache ich immer und sie grinst mich an. Schönerweise macht sie nicht mein Geschlecht fertig, sondern meine Art. Was bedeutet, dass ich als Mensch anstrengend bin, nicht als Enby. Das ist ja auch schön.
"Willst du jetzt eigentlich, dass ich dich Hayo nenne?", fragt Sophie mich.
Ich druckse ein wenig herum, hole einige Floskeln heraus wie "Es würde mich schon freuen, ... Das wäre schön, ... Ich fände es okay, muss aber nicht..." bis ich endlich klar sagen kann: "Ja, das wäre toll."
"Okay", flötet sie und gibt mir ihr Handy. "Speicher dich mal so ein, sonst wird das nichts, Schätzchen."
"Das habe ich auch gemacht", gibt Charlotte zu, während ich meinen Namen eintippe. "Direkt, als sie es mir gesagt hat." Tatsächlich nennt Charlotte mich in den letzten Tagen viel öfter Hayo und jedes Mal fühle ich mich von diesem Namen bis in die Fingerspitzen ausgefüllt.
Neulich habe ich mich mit einem anderen Enby im Communitychat dieser wundervollen Plattform unterhalten. Da kamen wir auch auf das Thema "Typisch Mann - Typisch Frau" und überlegten wie toll es doch wäre, wenn jemand mal "Typisch Enby" sagen würde. Seitdem habe ich mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht. Damit dieser Terminus öfter verwendet werden kann, will ich jetzt mal ein paar Sachen in den Raum werfen.
Typisch Enby ist, eine Hassliebe zu seinem Körper zu führen.
Typisch Enby ist, als Person gesehen werden wollen.
Typisch Enby ist, sich ab und an die Brust abzubinden, sofern nötig.
Typisch Enby ist, sich nicht wirklich auf einen Stil festzulegen.
Typisch Enby ist, immer und immer wieder auf das soziale Geschlecht hinweisen zu müssen.
Ich würde wirklich gerne mehr Dinge finden, die auch akkurater sind, aber gut. Das ist mein Stand. Korrigiert und ergänzt mich, bitte.