Prompt 68: Spaziergang im Grünen
Ihr Therapeut hatte ihr diese Spaziergänge verschrieben. Es sollte bewiesen sein, dass Grünflächen die Psyche heilten. Doch Melanie kam es kontraproduktiv vor, wenn der Wald in der Nähe ihres Heimatdorfes doch immer mit ein Grund dafür gewesen war, dass sie sich zu so einem ängstlichen Menschen entwickelt hatte. Schon als kleines Kind hatte sie sich vom Wald fernhalten sollen. Das hatte ihre Mutter ihr immer wieder eingebläut.
Heute ging Melanie schon zum zweiten Mal an genau diesen verbotenen Ort. Beim ersten Mal hatte sie ein komisches Gefühl gehabt und hatte sich deshalb nur ein paar Schritte in den Wald gewagt, ehe sie umgekehrt war. An diesem Tag hatte sie sich Klecks, den Hund ihrer betagten Nachbarin geliehen, um sich nicht wieder so schutzlos und allein auf ihren Spaziergang zu fühlen.
Doch auch der Hund schien etwas seltsam an diesem Wald zu finden. Je weiter sie gingen, desto unruhiger schien Klecks zu werden. Diese Unruhe übertrug sich auch auf Melanie, die sofort wieder die Angst in sich aufkommen spürte. Aber sie gingen weiter. Ihrem Therapeuten zuliebe.
Die junge Frau blieb erst stehen, als Klecks urplötzlich mitten in der Bewegung erstarrte. Er gab keinen Ton von sich und starrte nur gerade aus, wo eine Hütte stand. Plötzlich wurde dieses seltsame Gefühl, das Melanie schon den ganzen Weg über nicht loswurde, stärker. Diese Hütte strahlte Böses aus.
Deshalb drehte sie sich um und begann zu rennen, ohne noch einmal hinter sich zu sehen. Klecks rannte voraus. Er hatte dasselbe spüren müssen wie Melanie. Für einen Moment meinte die junge Frau wütende Rufe hinter sich und schnelle Schritte neben ihren eigenen zu hören. Das ließ Melanie nur noch schneller laufen,
Melanie stoppte erst, als sie wieder vor ihrer Haustür stand. Eins war wohl klar: Sie würde nie wieder einen Fuß in diesen Wald setzen.