Prompt 8: Erinnerung, schön wie ein Traum
Sie lächeln zu sehen, war alles, was er jemals gewollt hatte. Zu selten tat sie es, doch wenn, erhellte sich Pauls sonst so finstere Welt für einen kurzen Augenblick, der sich für ihn selbst wie eine kleine Ewigkeit anfühlte.
Melissa war sein Licht in der Dunkelheit, nach dem er sich sehnte, wenn es ging und das ihm den Weg in eine bessere Zukunft wies, wann immer der junge Mann es vor sich sah.
So war es auch in diesem Moment, wo die beiden einfach nur auf einer Bank mitten im Nirgendwo saßen und sich nicht ansahen, sondern nur den Himmel über sich, wo die Sterne funkelten und alles in Ordnung war. Ein Lächeln stahl sich auf Melissas Gesicht, aus dem Nichts heraus, was Paul nur noch deutlicher machte, wie wenig er darüber wusste, was seine Freundin dachte, wenn alles schwieg und sie allein mit sich war.
Dann sah sie ihr Gegenüber an, als wäre es ihr das Wichtigste auf der Welt, wie sie ihn viel zu selten ansah, und nahm Pauls Hand in ihre. »Lass uns zusammen abhauen.«
Vollkommen überrumpelt starrte der Blonde das Mädchen an. »Wohin denn?«
Melissas Lächeln wurde breiter, als wollte sie ihn so von ihrer Idee überzeugen. »Na irgendwohin halt. Alles ist besser als hier, wo wir in irgendwelchen Schubladen stecken, weil die Leute glauben, uns zu kennen.«
Paul schüttelte nur mit dem Kopf und rückte ein wenig von Melissa weg. »Denkst du nicht, dass du dir das alles zu einfach vorstellst? Das Leben ist kein Film, Melli. Für manche Leute gibt es eben kein Happy End, egal wie sehr sie versuchen, vor sich selbst wegzulaufen.«
Das Lächeln der Schwarzhaarigen verschwand, zusammen mit dem Licht in ihren Augen, als wäre soeben etwas in ihr gestorben.
»Aber ich will mein Happy End, Paul. Und ich will es mit dir. Du bist so ziemlich das Einzige in meinem Leben, das nicht scheiße ist.«
So gut dem jungen Mann ihre Worte in diesem Moment taten, so sehr verfolgten sie ihn im Nachhinein. Melissa hatte all das im Herbst gesagt, als die Welt immer kälter wurde und Tag für Tag mehr starb, während sie noch ein letztes Mal in allen Farben schillerte, die sie zu bieten hatte.
Doch dies war Jahre her. Nun hatte Paul nur seine Träume vom Ende der schönsten Zeit seines Lebens, um sich an dieses bittere Glück zu klammern und sich Vorwürfe zu machen, dass er damals nicht mehr getan hatte. Denn schon im Winter darauf hatte Melissa ihn verlassen. Ganz allein, weil ihr Licht sie nicht mehr vor dem Einbruch der Dunkelheit schützen konnte. Seitdem ist auch Pauls Welt wieder finster, egal ob Tag oder Nacht. Vielleicht sollte er mal wieder zu Melissas Grab gehen, anstatt sich nachts im Schlaf mit ihren Fehlern selbst zu geißeln.