Prompt 58: Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss ...
Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss, wie er da am Podium stand und die Blätter unruhig ordnete, auf die er seine letzte Rede geschrieben hatte. Die Buchstaben sahen fahrig und gehetzt aus – besser hätten sie die Seele des Mannes nicht widerspiegeln können.
Die Worte auf den Blättern kamen ihm wertlos vor angesichts der Massen an Menschen, die ihn gerade beobachteten. Kameralinsen und Augen waren gleichermaßen auf den Politiker gerichtet, den alle für am liebsten hängen sehen würden, wenn sie ehrlich mit sich waren.
Dabei war er unschuldig dessen, wofür die Massen ihn anklagten. Wer auch immer die Leichen im Keller des Mannes gefunden hatte, hatte sie auch dort platzieren müssen. Er selbst war es zumindest nicht und dennoch glaubte dem Politiker niemand. Vermutlich allein seines Berufes wegen. Leute wie er waren schließlich dafür bekannt, das Volk zu belügen und ihre Schandtaten zu vertuschen. Nur dass der Mann anders war.
Budd Dwyer hatte sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Vor allem nicht all den Betrug, der ihm angehängt wurde. Für Unschuld sollte er nun 55 Jahre hinter Gitter? Nein, ganz sicher würde Dwyer das nicht zulassen. Er wollte als freier Mann untergehen. Wie es jeder, der noch ein wenig Ehre im Leib besaß, tun würde.
Deshalb griff Dwyer kurz hinter sich und holte aus dem Briefumschlag die Magnum, die er sich extra für diesen Anlass gekauft hatte. Zurecht waren die Journalisten, die der Politiker auf diese Pressekonferenz berufen hatte, verängstigt. Doch Budd würde keinem von ihnen wehtun. Nein, das würde diese Misere nur noch auswegloser machen. Er wollte nur noch sein letztes Statement abgeben.
Dwyer war sich sicher, dieser Auftritt würde sich ins Gedächtnis der Menschheit brennen. Zumindest der Leute, die ihn mit vor Angst schwimmenden Augen anstarrten.