Prompt 84: Sommernachtstraum
Beim Aufwachen schnappte der junge Mann nach Luft. Seine Wangen brannten von den Tränen, die er im Schlaf vergossen hatte. Vor dem Fenster neigte sich die Nacht dem Ende zu. Bald schon würde wieder die Sonne die Welt verbrennen. Wie immer im Hochsommer.
Warmes Licht flutete plötzlich das zuvor so finstere Schlafzimmer. »Was ist passiert?«, fragte Kyla verschlafen. Sie hatte ihren Freund schreien hören. Wie so oft in den letzten Nächten.
»Ich hatte einen Albtraum«, antwortete Lijan. Er rang noch immer nach Atem und musste ich daran gewöhnen, dass er sich wieder in der Realität befand. Seine Gedanken waren immerhin noch in der soeben verlassenen Traumwelt gefangen.
Kyla erwiderte nichts. Sie wollte dem jungen Mann Zeit geben, sich zu sammeln, ehe er ihr wieder davon erzählen würde, was er für Albträume hatte.
»Hast du wieder vom Tod deiner Mutter geträumt?«, wollte sie dann doch wissen.
Lijan schüttelte mit dem Kopf. »Nein, schon seit ihrer Beerdigung nicht mehr. Diesmal ist es was anderes.«
Nun war Kyla hellwach. Sie wusste, was es mit den Träumen ihres Freundes auf sich haben konnte. Auch wenn sie nicht recht wahrhaben wollte, dass so etwas wie Hellsehen wirklich existieren sollte.
»Was war es diesmal?«
Lijan schaute seine Freundin für einen Moment mit einem nicht deutbaren Blick an, ehe er mit dem Kopf schüttelte, als wollte er so schlechte Gedanken vertreiben.
»Lass uns weiterschlafen. Der Wecker klingelt bald und wir sollten nicht müde in den Tag starten. Ich erzähle dir morgen von meinem Traum.«
Mit diesen Worten schaltete Lijan das Licht aus und ließ damit Kyra allein im Dunkeln. Etwas am Verhalten ihres Freundes kam ihr seltsam vor. Sonst redete er immer über seine Träume. Jetzt klang es, als wollte er ihr etwas verheimlichen. Was hatte er nur geträumt, dass er ihr nicht davon berichten wollte?