Prompt 56: Am Ende des Winters
Allein schon die Meldung, die bei der Polizeistation eingegangen war, hatte zu einer Welle an Beunruhigung geführt. Ein Nachbar hatte sich über einen seltsamen Geruch beklagt, der aus dem Nachbarhaus zu kommen schien. Dort war seit Tagen das Küchenfenster offen, doch die Vorhänge waren zugezogen, als würde dahinter etwas vor sich gehen, was nicht für fremde Augen bestimmt war.
Zudem hatte der Mann schon seit Wochen nichts mehr von seiner Nachbarin gesehen. Sie hatte zurückgezogen gelebt, so jung sie auch war, aber spätestens nach dem Tauen der Schneemassen hätte sie zumindest einmal das Haus verlassen müssen. Doch die Frau wirkte wie vom Erdboden verschluckt.
Sofort, als er die Tür eingetreten hatte, schlug ihm ein Gestank ins Gesicht, der ihm auch den Atem nahm. Die Augen des Mannes tränten im ersten Moment, ehe er sich an das gewöhnte.
Ihm war sofort klar, warum niemand auf seine Rufe und das eindringliche Klopfen reagiert hatte. Als Polizist war ihm dieser unerträgliche Gestank sehr wohl vertraut. Jetzt musste er nur noch die Leiche bergen, die sich vermutlich in der Küche befand. Es war Selbstmord gewesen. Vermutlich hatte die Frau die Einsamkeit nicht mehr ertragen, die die Massen von Schnee schließlich mit sich gebracht hatten.
Eine Fortsetzung zur Geschichte: "Eisiges Grab" (Prompt: Flockentanz)