Prompt 111: Herbstanfang
Es ist bereits das zweite Mal, dass der Herbst beginnt und sie nicht da ist. Noch immer ist nicht ganz zu mir vorgedrungen, dass Autumn auch nie wiederkehren wird. Trotz all der Zeit, die seitdem vergangen ist, fühlt es sich jedes Mal, wenn die Blätter sich zu verfärben beginnen, an, als wäre es erst gestern gewesen. Diese dummen Wunde will einfach nicht heilen. Der Herbst wird für mich wohl immer ein rotes Tuch bleiben.
Nicolas hat vorgeschlagen, dass wir einen Spaziergang machen sollten. Ich vermute, dass er so versuchen will, mich aus meinem Loch herauszuholen. Wenn ich nicht so oft an Autumn denken müsste, wäre ich meinem Freund sicher dankbar dafür. Nic kennt mich einfach zu gut und weiß genau, dass ich eigentlich nur allein vor mich hin trauern will, aber genau das nicht tun sollte.
Es ist ein guter Tag. Die Sonne strahlt vom Himmel und es ist so hell und warm, dass ich gar nicht anders kann, als glücklich zu sein. Je weiter wir gehen, desto mehr kann ich mich von meinen trüben Gedanken lösen. Wie habe ich nur vergessen können wie schön doch der Herbst ist?
Autumn hat so einiges kaputtgemacht. Doch deshalb sollte ich wohl nicht den Blick für die Welt um mich herum verlieren. Momentaufnahmen, wie der bunte Herbstwald vor meinen Augen, sollten auch genau das bleiben – nichts, was man bereuen und betrauern muss, weil der Augenblick eben irgendwann auf die eine oder andere Weise enden muss.
Je mehr ich darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich es so auch mit meinen Erinnerungen an Autumn halten sollte. Die Zeit mit ihr und die Gefühle, die ich für dieses Mädchen empfunden habe, sollten mehr wert sein als der Schmerz, den es hinterließ, als es aus unser aller Leben verschwand.
»Ist alles in Ordnung?« Nics Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.
Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich stehengeblieben bin. »Schon, ja«, antworte ich wie betäubt.
Trotzdem will ich nicht mehr weitergehen. Eher habe ich das Gefühl, meine Epiphanie noch ein wenig länger festhalten zu müssen, um nicht wieder in der Dunkelheit verschwinden zu müssen. Die hat mich viel zu lange blind für so ziemlich alles Gute in meinem Leben gemacht.