Prompt 9: Mitternachtsritt
Der Stich in seinem Arm war nichts gegen den Höhenflug, der auf diesen folgte. Seine dunkle Welt verschwamm und wurde mit hellem Licht geflutet, das ihn jedoch nicht blenden konnte. Denn in diesem schwarzen Zimmer auf dieser blanken Matratze flog er dem Himmel entgegen und war so endlich daheim – weit weg von dieser Hölle, in der er schmorte, wenn der Mann raus aus diesem sicheren Zimmer und hinaus in die Realität musste.
Doch das alles war in diesem Moment nicht wichtig. Es musste schon längst Mitternacht sein, so lange wie der Schwarzhaarige hier schon lag, doch in diesem Augenblick vereinigte sich alle Zeit der Welt und das Leben des Mannes zog an ihm vorbei. Doch gleichzeitig begann es immer wieder von Neuem, immer und immer wieder und er fühlte sich wie jedes Mal wie neugeboren. In dieser Sekunde war er mächtiger als Gott, unsterblicher als die Ewigkeit und einfach unbesiegbar, so viel Kraft steckte gerade in seinen Knochen, die sich mit jeder Wiedergeburt noch zu steigern schien.
Der Mann war der Held seines eigenen Universums. Doch der Rausch endete wie immer viel zu schnell und so verlor sich auch dieses Gefühl auch wieder. So war der Schwarzhaarige wieder allein in seiner persönlichen Hölle, während die Nacht sich nun auch in seinem Inneren einfand und nicht nur draußen vor dem Fenster blieb.
Kaum war er wieder in der Realität angekommen, verlangte der Junkie schon nach einem neuen Höhenflug. Wenn wirklich nur das Heroin in zu einem ganzen Menschen machen konnte, zahlte der Mann gern jeden Preis, den die Sucht von ihm verlangte. Er wollte nur weg von dieser Finsternis, die ihn verzehrte und der realen Welt, die diese verursacht hatte. Selbst wenn ihn das irgendwann das Leben kostet.