Prompt 139: Lichtblick
Plötzlich ist alles um mich herum schwarz. Ich weiß nicht, wie ich in dieser absoluten Dunkelheit gelandet und was vor dieser gewesen ist. Sie ist einfach da und ich fühle mich so allein wie niemals zuvor in meinem Leben.
Ich will hier raus. Irgendwo muss es doch ein bisschen Licht geben. Mein erster Schritt hallt von überall her wider, als würde der Boden aus Glas bestehen. Dann lief ich einfach los. Es gab keine andere Möglichkeit. Wenn ich hier bleibe, werde ich keinen Ausweg aus der Dunkelheit finden. Ich sehe nichts, aber immer noch machen meine Schritt ein so unglaublich lautes Geräusch, dass ich mir die Ohren zuhalten will. Bis sie verstummen und da nichts weiter ist als diese unendliche, dunkle Stille. Sie ist viel schlimmer als das Geräusch von knackendem Glas. Auch von ihr will ich weg. So leise wie es ist, fühlt es sich an, als wäre ich plötzlich taub geworden. Ich will irgendetwas hören können. Und auch sehen können, was das Geräusch verursacht.
Ich laufe weiter und auf einmal ist der Raum um mich herum nicht mehr leer und einfach nur finster. Er krümmt sich, legt mir Hindernisse in den Weg, lässt mich stolpern und schließlich fallen. Wieder und wieder lande ich auf Glas und fühle keinen Schmerz. Nur die Angst vor dem Versagen und die Angst davor, für immer in der Dunkelheit leben zu müssen. Und sie treiben mich voran, auch wenn es wehtut, immer wieder aufstehen und weiterlaufen zu müssen.
Ich spüre kaum die Tränen, die mir kalt übers Gesicht laufen. Wo ist nur der Ausgang? Ich will hier raus und nie wieder an einem Ort wie diesem sein müssen? Wie bin ich hierhergekommen? Wer bin ich überhaupt? Warum kann ich mich je weiter ich laufe weniger und weniger an mein Leben vor der Finsternis erinnern?
Die Stille wird wieder durchbrochen. Nicht von meinen Schritten diesmal, sondern von verwaschenen, hohen und tiefen Tönen, die ich nicht zuordnen kann. Sie kommen von überall und sind gleichzeitig in meinem Kopf. Es wird gesprochen, doch ich kann nichts verstehen. Ich weine, weil ich das Gefühl habe, dass diese misstönige Melodie traurig ist. Doch auch sie will ich hinter mir lassen. Ich höre sie doch eh nur durch eine sehr dicke Wand, die fast alles Wichtige zurückhält.
Die Töne werden zerschnitten, als jemand, den ich nicht sehe, direkt an meinem Ohr zu flüstern beginnt. Gib nich auf, du hast es gleich geschafft. Nur noch ein kleines Stück und du wirst Licht am Ende der Dunkelheit finden.
Die Stimme ist sanft und warm, obwohl sie klingt, wie als würde Wasser gelernt haben zu sprechen. Ich schöpfe neue Hoffnung und kann plötzlich sprinten, ohne dass mir wieder Hindernisse in den Weg gelegt werden. die Stimme beschützt mich. Und gleich werde ich auch das Gesicht sehen können, die mich von all den Schmerzen wegführt, die hinter mir liegen. Ich will nicht mehr zurück. Vor mir muss gleich das Licht sein und dann bin ich frei.
Da ist es endlich. Grell wie die Mittagssonne erstreckt sich das vor mir, was alle Dunklheit verdrängt. Doch ich habe etwas zu lange gebraucht. Mit jedem Schritt, den ich dem Licht näher komme, desto mehr fühlt es sich an, als würde ich langsam verschwinden. Meine Kraft schwindet und irgendetwas zieht an mir, um mich zurückzuhalten, doch ich gehe weiter. In das Licht hinein.
Ein lauter Piepton begleitet mich über die Schwelle. Ich weiß, woher dieser kommt und weiß auch, dass alle, die diesen ebenfalls hören, gleich sehr traurig sein werden. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Das Licht umarmt mich und mit seiner Hilfe lasse ich auch den letzten Rest von mir gehen, der sich noch an das geklammert hat, was am anderen Ende der Dunkelheit gewesen ist.