Prompt 5: „Lass uns ein Spiel spielen“
»Lass uns ein Spiel spielen.«
Ich hätte misstrauisch bei seinen Worten werden sollen. Vor allem im Zusammenhang mit dem Grinsen auf seinem blassen Gesicht, das wirkte, als wäre es geradewegs den dunkelsten Tiefen der Hölle entsprungen.
Das Licht, das so plötzlich und gleißend das sonst dunkle Kellergewölbe befiel, machte mir auf eine unbestimmte Art Angst. Ich war schon zu lange hier drin eingesperrt, um mich jetzt schon wieder der Außenwelt zu stellen.
»Was für ein Spiel meinst du?«, fragte ich leise.
In diesem Moment kämpfte ich mit mir selbst. Dieser Mann hatte es nicht mehr verdient, dass ich ihm mein Vertrauen schenkte, doch auf der anderen Seite könnte er die Langeweile abtöten, die mich in den Wahnsinn trieb, solange ich schon in dieser öden Finsternis verloren war.
Als mein Exfreund einen Schritt in den Keller tat, wich ich automatisch zurück und presste mich gegen die kalte Steinwand hinter mir, die das Einzige war, was mir hier Halt bot.
»Es ist ganz einfach«, begann er und löste meine Fesseln. Ich hasste es, wie nah er mir in diesem Moment war. »Ich kann nicht mehr mit ansehen, wie mein kleines Vögelchen in seinem Käfig hockt und immer trauriger wird. Also möchte ich dir die Chance geben, wieder deine Flügel auszubreiten und zu fliegen. Du hast zehn Minuten Vorsprung und darfst laufen wohin du willst. Wenn du so weit kommst, dass ich dich nicht mehr finden kann, bist du frei. Doch du darfst weder zur Polizei noch zu irgendwem, den du kennst, denn das verstößt gegen meine Regeln. Und du willst mich doch nicht wütend machen, oder?«
Schnell schüttelte ich mit dem Kopf. Meine Gedanken rasten und wägten meine Chancen ab. In zehn Minuten und meiner Verfassung würde ich niemals so weit kommen, dass er mich nicht viel zu schnell wieder einholen würde. Doch es war meine einzige Möglichkeit, die Einsamkeit, den Hunger, die Dunkelheit und vor allem diesen gewalttätigen Psychopathen hinter mir zu lassen.
»Also, bist du dabei?«
Wir beide wussten genau, dass dies ein unfaires Spiel war und ich sowieso wieder hier landen würde, da dieser Psycho mich niemals loslassen würde. Und dennoch rannte ich los.