Start: 18:50 Uhr
Ende: 19:40 Uhr
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Du warst so lange fort.
Sechs Woche wie eine Ewigkeit.
Zwischen uns ein Ozean, mehrere Zeitzonen und pures Vermissen.
Alle paar Tage ein Telefonat, manchmal ein Chat oder Video.
Bist du aufgestanden, war mein Tag schon fast vorüber.
Kamst du abends in deine Wohnung, lag ich im tiefen Schlaf.
Ich habe nicht geahnt, dass du mir so fehlen würdest.
Die paar Wochen, so hatten wir gedacht.
Wie naiv wir waren, fast wie unschuldige Kinder.
Das Bett war leer, die Wohnung kalt, die Herzen schwer.
Ich habe mich so nach dir gesehnt.
Deinem Herzschlag, deine Wärme, deine Ruhe.
Viel zu viele Tränen, viel zu wenig Nähe.
Zum Schluss habe ich die Stunden gezählt und es kaum noch ausgehalten.
Und nun bist du da.
Stehst vor mir, übernächtigt vom Flug.
Wie habe ich deine Augen vermisst, deine Fingerspitzen auf meiner Haut.
Ein Kuss, der alles vergessen lässt, der mehr ist als ein schlichtes Hallo.
Er ergreift mich voll und ganz, all meine Sinne.
Ich spüre deine vollen Lippen, deine zarte Zunge.
Ich höre dein Flüstern, dein Atmen.
Ohne zu zögern lasse ich mich fallen, denn ich weiß, du fängst mich auf.
Deine Arme halten mich, unerschütterlich und fest.
Ich verzehre mich nach mehr, bin ausgehungert nach jeder kleinen Berührung. Ich will mehr, so viel mehr.
Dich und ganz, jedes winzige Stück.
Dich nie mehr gehen lassen, nah bei mir.
Jedes Wort ist unnötig, das Zittern unserer Körper verrät uns.
Dir geht es wie mir, wir wollen keine Sekunde verschwenden.
Kleidung fällt, wir stolpern durch den Raum.
Unsere Lippen trennen sich kaum, die Hände erkunden den jeweils anderen Körper wie unentdecktes Land.
Ich seufze vor Glück, vor Verlangen und Liebe.
Endlich habe ich dich wieder.
Wir sinken ins Laken, du bist über mir.
Dein Brustkorb hebt und senkt sich unruhig, dein Blick flackert und trifft mich dennoch. Du eroberst mich, nimmst mich in Beschlag. Erst mit Bedacht, dann tiefer und hemmungslos.
Wir haben alle Zeit der Welt, doch das Begehren ist zu stark.
Wild und ungestüm, voller Lust, ohne Worte.
Streicheln, Küssen, im gleichen Rhythmus der Erlösung entgegen.
Oh ja, ich habe es vermisst, ich habe dich vermisst. Ich habe uns vermisst.
Der erste Hunger aufeinander ist gestillt.
Ich liege in deinen Armen. Ganz ruhig und geborgen.
Mit meinen Fingerspitzen zeichne ich die Muttermale auf deinem rechten Oberarm nach. Ich kenne jedes einzelne, kann sie im Dunkeln ausmachen. So oft habe ich sie mir ausgemalt und heraufbeschworen. Ebenso jede kleine Narbe an deinem Körper,
Mein Kopf ruht auf deiner Brust, fast genau auf der Stelle, an der dein Herz jetzt so kräftigt schlägt. Deine Fingerkuppen verweilen auf meiner Hüfte, ich kann deine Lippen an meiner Stirn fühlen. Viele kleine Küsse, sacht und zart.
Würde diese Nacht nie enden, ich wäre nicht böse darum.
Ich fahre mit dem Finger über deinen Ellbogen, komme über die Seite zu deinem Bauchnabel.
"Willkommen Zuhause", flüstere ich.
Du antwortest träge, schläfrig, der Jetlag hat dich im Griff.
"Lass uns einfach so liegen", bittest du.
Ich schließe die Augen, lausche auf dein Herz, deine Atmung und ich fühle mich so zufrieden wir an keinem Tag der letzten sechs Wochen.
Du bist hier, bist da, ganz nah.
Es ist warm, weich und gemütlich, das Bett eine kleine Festung.
Du erzählst leise vom Flug, ich höre dir zu und genieße deine Stimme.
Es ist so wunderschön, sie direkt neben mir zu hören.
Dich anfassen zu können, dir beim Reden ins Gesicht zu sehen.
Dann sind wir beide still.
Nie war ein Schweigen angenehmer, friedlicher. Am Telefon habe ich es gehasst, doch jetzt bin ich einfach nur glücklich. Denn wir schweigen zusammen, nebeneinander, in einem Raum.
Eine deiner Hände streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr, berührt mich spielerisch an der Nasenspitze und hebt schlussendlich mein Kinn an. Deine Augen verraten mir, dass es auch dir gut geht. Dann sind da wieder deine Lippen, die meine verschließen. Diesmal fast vorsichtig, scheu. Das Kribbeln in meinem Bauch nimmt wieder zu, aber auf eine andere Art und Weise. Es sind deine Worte, die eine regelrechte Explosion auslösen, beinahe heftiger als zuvor.
"Ich liebe dich unendlich!"
Du warst sechs Wochen fort.
Wir wussten nach einem halben Jahr Beziehung nicht wo wir stehen.
Verstanden habe ich es von Tag zu Tag besser.
Jede Sekunde des Vermissens hat es deutlich gemacht.
Nun bist du wieder da und bist mir zuvor gekommen.