Start: 20:50 Uhr
Ende: 21:50 Uhr
*******
Disclaimer: Der Text aus "Nessaja" kam mir direkt in den Sinn - er stammt aus der Feder von Peter Maffay und Rolf Zuckowski - und ist sicherlich vielen gut bekannt.
CN: Depression, Suizid
Ich wollte nie erwachsen sein
Hab immer mich zur Wehr gesetzt
Von außen wurde ich hart wie Stein
Und doch hat man mich oft verletzt
Am Rande des Kindseins, an der Schwelle zum Erwachsenen, schlug der Blitz in dein Leben ein. Du standest mitten im Ascheberg, nur Schutt und Dunkelheit. Verloren, in dir allein. Hast versucht, das Kind in dir zu schützen, bist in ein eigenes Universum geflüchtet. In Tagträume. In eine Zeit, in der alles rückblickend verklärt leicht erschien. Hast dir geschworen, diese Blase am Leben zu erhalten. Sie doch irgendwann immer weniger gespürt, bis sie fast vergessen war. Doch es hat dich eingeholt. Als die Mauern in dir zusammenfielen wie ein Kartenhaus. Als du längst kein Kind mehr warst, und der erwachsene Junge lernen musste, dass Asche zwar die Trauer überdeckt, aber noch lange glühen kann.
Unten auf dem Meeresgrund
Wo alles Leben ewig schweigt
Kann ich noch meine Träume seh'n
Wie Luft, die aus der Tiefe steigt
Mitten in deinem Albtraum, als nicht zu leben dir eine echte Alternative schien, ließ das eingesperrte Kind die Blase platzen. Schutt und Asche, damals und davor, alles verwoben, ein einziges Labyrinth. Du hattest dich hoffnungslos verirrt, bist immer tiefer in einen Strudel geraten. Es zog dich in die Tiefe deiner Seele. Vergessenes drängte nach vorne, nur deine Wahrheiten waren gar keine mehr. Deine Träume verlassene Luftschlösser. Der Rest deines Lebens stand Kopf. In dir war es laut, durcheinander, kein Stein an seinem Platz im Mosaik. Doch nach außen bliebst du still. Chancenlos hast du versucht, den Erinnerung, der Trauer, dem unverstandenen Kind keinen Raum zu geben. Aber so funktioniert das nicht. Wiedergefunden hast du dich in einem Scherbenmeer. Zerschmettert von der Wucht deines Zusammenbruchs lag jene Mauer vor dir, die dich doch schützen sollte. Und der Mann, der du geworden warst, stand einem Kind gegenüber, welches die Hand offen entgegenstreckte. Dürstend nach Versöhnung. Und mit einem Geschenk am Ende dieser Reise.
Ich gleite durch die Dunkelheit
Und warte auf das Morgenlicht
Dann spiel' ich mit dem Sonnenstrahl
Der silbern sich im Wasser bricht
Am Ende dieser Reise, als das Kind in dir endlich heilen und verstehen durfte, wartete am Horizont ein Leuchtstreifen. Er wies dir den Weg hinaus aus deinem Labyrinth. Nicht, dass da nun keine Dunkelheit mehr wäre. Die Schatten auf deiner Seele lassen sich nicht bändigen. Doch jetzt weißt du, dass es Licht gibt, dass du darauf vertrauen kannst, dass sich Mut lohnt. Und das Kind hat dich heimgeführt. Unter dem Schutt neue Träume gefunden. Es ist ein tröstender Begleiter. Schützt nun dich. Du kannst die Wärme aus der Zeit davor heute spüren. Wie eine Kuscheldecke, wenn das Jetzt zu brachial an die Tür klopft. Es ist nicht zu spät, auch wenn Jahre verloren wurden. Geklebte Scherben, Risse auf der Seele, Narben. Das bist du. Dein Herz hat gebebt, der Tod dich mehr als einmal versucht zu verführen, und doch stehst du hier. Bist gewachsen. Trotz dir, mit dir und an dir. Du kannst lachen, weinen, tanzen, schreien. Mal die Welt umarmen, mal mit ihr hadern. An dir zweifeln, verzweifeln, und dich tapfer gegen die Dämonen stellen. In dir wird es nie still sein. Doch auch nie wieder so laut, wie in dem Moment, als der Fall deiner Mauern alles übertönte. Die Geschichte deines Lebens, die kannst du neu gestalten. Als erwachsener Mann, der das Kind in sich hört und hütet. Deine Kindheit endete mit einem Blitzeinschlag. Doch du hast schlussendlich dem Sturm getrotzt. Es ist nie zu spät. Solange du dich spüren kannst.
Irgendwo tief in mir
Bin ich ein Kind geblieben
Erst dann, wenn ich's nicht mehr spüren kann
Weiß ich, es ist für mich zu spät