34. New York Reunion
„Jess! Warte…“
Er sprang auf, griff nach meiner Hand und hielt sie fest. „Warum tust du das? Wieso willst du gehen, jetzt, wo alles zwischen uns geklärt ist?“
Ich schaute ihn an, und sah die Verzweiflung in seinem inzwischen schon so vertrauten, attraktiven Gesicht. Spontan stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange.
„Ich gehe doch nicht für immer, Dummkopf. Ich fliege für zwei Tage nach New York, um mich mit meiner Freundin Caitlin zu treffen. Sie nimmt dort an einem Ärzteseminar teil, und wir wollen endlich mal wieder ein paar Stunden miteinander verbringen, nachdem wir uns monatelang nicht gesehen haben.“ Ich zwinkerte ihm übermütig zu, als ich sah, wie sich seine Miene erleichtert aufhellte. „Ich würde dich ja bitten mitzukommen, aber Männer sind bei diesem Treffen völlig überflüssig! Außerdem musst du Jad erklären, dass ich bald wieder zurück bin.“
„Zwei Tage…“, wiederholte er nachdenklich. „Und warum hast du dich dann für unbestimmte Zeit beurlauben lassen?“
Ach du lieber Himmel !!!
„Also das… naja, das ist eine andere Sache. Eine, die nicht so schnell zu erklären ist.“
Er verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust und sah mich abwartend an.
„Ich habe Zeit.“
„Aber ich nicht!“, rief ich in gespielter Verzweiflung. „Wenn ich mich jetzt mit langen Erklärungen aufhalte, anstatt mich zu beeilen, ist der Flieger weg, und Caitlin wartet am JFK vergebens auf mich!“
„Versuch`s mit der Kurzfassung!“
`Ich bin schwanger!`, sagte meine innere Stimme derart laut und deutlich, dass die unausgesprochenen Worte in meinem Kopf widerzuhallen schienen. Doch mein Mund schwieg.
„Ich würde dir das viel lieber in aller Ruhe erklären“, versuchte ich Dean stattdessen mit Dackelblick zu beschwichtigen.
„Also gut“, fügte er sich widerwillig, als mein Flug bereits zum zweiten Mal aufgerufen wurde. „Ich hoffe, deine Erklärung ist einleuchtend, denn es ist ein verdammt guter Job, den du da hast, und außerdem dachte ich, du wärst sehr gern in der Station.“
„Das bin ich doch auch, und nun, nachdem du mir bestätigt hast, dass ich hier noch weiterhin erwünscht bin, werde ich sicher irgendwann weiterarbeiten“, bestätigte ich seine Aussage augenzwinkernd und mit einem heftigen Kopfnicken. „Aber jetzt muss ich wirklich los!“
Er zog mich wortlos in seine Arme und küsste mich derart leidenschaftlich, dass mir erneut beinahe die Sinne schwanden.
„Hey…“ Atemlos rang ich nach Luft. „Du machst mir den Abschied nicht gerade leicht!“
„Das hatte ich auch nicht vor“, raunte er verführerisch in mein Ohr und ich stöhnte leise auf.
„Dean…“
„Komm bald zurück, Baby“, bat er, als er mich widerstrebend aus seiner Umarmung entließ, und ich mich nun endgültig schweren Herzens auf den Weg zur Zollabfertigung begab.
Bereits eine halbe Stunde später startete meine Maschine nach New York.
Nachdenklich sah ich aus dem Fenster, und während wir schnell an Höhe gewannen und das endlos scheinende Häusermeer von LA unter uns langsam immer kleiner wurde, dachte ich voller innerer Aufregung über das Treffen mit Dean nach, ließ noch einmal seine Worte Revue passieren und spürte sofort wieder die tanzenden Schmetterlinge in meinem Bauch.
Sobald ich allerdings zur Ruhe kam, schmeckte ich immer deutlicher den Wehmutstropfen, der sich in das Hochgefühl mischte und die Armee der glücklichen Schmetterlinge in meinem Inneren etwas gediegener tanzen ließ: Ich hatte ihm das Wichtigste noch nicht gesagt.
New York präsentierte sich mir von seiner besten Seite. Der Himmel war blau und die Sonne strahlte, als meine Maschine eine Stunde nach Caitlins Ankunft auf dem John-F-Kennedy Flughafen landete. Wir heulten beide vor Freude, während wir einander wenig später in die Arme fielen.
Caitlin sah blendend aus. Sie war schlank wie eh und je, und vermutlich hätte niemand hinter dieser attraktiven jugendlichen Frau in verwaschenen Jeans und türkisfarbenem Blazer eine zweifache Mutter mit Doktortitel vermutet. Sie hatte ihr schulterlanges, dunkelblond gesträhntes Haar zu einem modernen Bob schneiden lassen, was ihr hervorragend stand. Ihre blauen Augen blitzten mich schelmisch an, als sie mich von oben bis unten musterte und mit gespielter Enttäuschung meinte: „Aber man sieht ja noch gar nichts! Du bist immer noch dünn wie eine Bohnenstange!“
„Wie soll man denn im zweiten Monat schon etwas sehen, du Nase?“, lachte ich.
„Keine Ahnung! Ich dachte, bei dir wäre irgendwie alles möglich!“
„Ach Caiti“, erwiderte ich mit einem leichten Anflug von Wehmut. „Das ist lange her!“
„Na hör mal“, protestierte sie kopfschüttelnd, und ich spürte sofort wieder jene wohltuende Vertrautheit zwischen uns, dieses unerschütterliche starke Freundschaftsband, dem weder Zeit noch Entfernung je etwas würden anhaben können. „Du warst doch immer die Überlebenskünstlerin von uns beiden. So etwas verlernt man nicht. Also hol sie gefälligst wieder raus!“
„Was bitte soll ich rausholen?“, fragte ich verständnislos.
„Deine große Klappe, Jessi! Oder haben sie die beim Zoll beschlagnahmt?“
„Ganz sicher nicht“, erwiderte ich lachend. „Ich habe sie inzwischen nur etwas besser unter Kontrolle.“
Wir fuhren mit einem Shuttle zu Caitlins Hotel, in dem das Seminar stattfinden sollte, und mit einiger Mühe und Überzeugungskraft gelang es uns, das Einzelzimmer meiner Freundin in dem angeblich völlig ausgebuchten Komplex kurzerhand mit einer zweiten Schlafgelegenheit aufzubetten. Nachdem wir das Essen praktischerweise gleich aufs Zimmer bestellt hatten, saßen wir bis in die Nacht hinein zusammen und redeten von alten und neuen Zeiten. Das Zusammensein mit Caiti war wie Balsam für meine aufgewühlte Seele. Ich spürte zu meiner Erleichterung, wie die innere Anspannung, die mich in den letzten Tagen und Wochen einfach nicht losgelassen hatte, allmählich von mir abfiel, und stattdessen eine wunderbare Ruhe von mir Besitz ergriff, die mir unwahrscheinlich guttat.
In dieser Nacht schlief ich das erste Mal seit langer Zeit mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Während Caitlin am nächsten Tag ihr Medizin-Seminar besuchte, beschloss ich, in der Zwischenzeit einen ausgedehnten Bummel durch New Yorks Straßenschluchten zu unternehmen.
Mit der U-Bahn fuhr ich zunächst in die 5th Avenue zum Empire State Building, das mit einer Höhe von 340m zu den höchsten Gebäuden der Welt zählt. Oben angekommen genoss ich den grandiosen Blick über Manhattan bis hinüber zum New Yorker Hafen, wo sich auf Liberty Island in einiger Entfernung, und doch gut sichtbar, das Wahrzeichen der Vereinigten Staaten befand: Lady Libertas, die knapp 93m hohe römische Göttin der Freiheit, das Symbol für den amerikanischen Traum schlechthin.
Ich ließ meinen Blick über die beeindruckende Skyline wandern, die mich früher schon in unzähligen Filmen fasziniert hatte, und konnte es kaum fassen, dass ich nun wirklich hier war, mittendrin in diesem weltberühmten Meer aus himmelhohen Wolkenkratzern.
Und während ich so dastand und schaute, wünschte ich mir, Dean wäre jetzt bei mir, würde seinen Arm um meine Schultern legen und mit mir zusammen die fantastische Aussicht genießen.
Aber vielleicht würden wir beide ja irgendwann zusammen hier stehen und unserem Sohn oder unserer Tochter New York zeigen.
Irgendwann…
Mit verklärtem Blick und einem sehnsüchtigen Lächeln auf dem Gesicht nahm ich mein Handy, schoss ein Foto und drückte auf „Senden an Cooper“.
Wieder unten angekommen gelang es mir, ein Taxi zu ordern, das mich einige Straßen nördlich zum Times Square brachte.
Staunend schlenderte ich zunächst ein Stück durch das als Broadway bezeichnete Theaterviertel Manhattans, vorbei an bekannten Theater- und Musicalbühnen, betrachtete beeindruckt die zahllosen überdimensionalen Leuchtreklamen und dachte mit einem Hauch von Wehmut daran zurück, wie oft ich mir als filmbegeisterter Teenager „A Chorus Line“ angesehen und mir dabei immer wieder vorgestellt hatte, so wie Tänzerin Cassie hier am Broadway Karriere zu machen.
Wie unendlich lange war das schon wieder her.
Ich hatte mir eben in einem der unzähligen kleinen Straßencafés rund um den Time Square einen Cappuccino bestellt, als sich mein Handy meldete. Ein Blick aufs Display verriet mir, dass Dean der Anrufer war.
„Ja?“ Angespannt lauschte ich, während ich versuchte, den Großstadtlärm um mich herum auszublenden.
„Jess?“
„Hallo Dean! Was gibt es denn?“
Es blieb still am anderen Ende der Leitung. Ich presste das Handy ans Ohr, weil ich schon fürchtete, seine Worte im Lärm der vorüberfahrenden Busse und den pausenlos hupenden Autos nicht richtig verstehen zu können.
„Bist du noch dran?“, fragte ich schließlich nach.
„Ja.“ Das war laut und deutlich, also hatte ich bisher auch noch keines seiner Worte verpasst. Er hatte einfach noch nichts gesagt. Und auch jetzt schwieg er sich weiter über den Grund seines Anrufes aus. Verunsichert lauschte, und mein Herz klopfte plötzlich wie ein Vorschlaghammer in meiner Brust. War etwas passiert, und er wagte nicht, es mir zu sagen?
„Dean! Was ist denn los? Sag doch was!“
Es vergingen noch ein paar bange Sekunden, dann hörte ich erneut seine Stimme.
„Ich wollte eigentlich nur… Also… Na ja… Ich wollte dir sagen… Verdammt... Ich liebe dich, Jess! Du fehlst mir. Komm bald nach Hause.“
Ein Klicken sagte mir, dass er das Gespräch beendet hatte.
Wow…
Ich saß hier mitten auf dem Time Square und starrte sprachlos mein Handy an.
Während seine wenigen Worte in meinen Ohren nachklangen, erwachte der Schwarm Schmetterlinge in meinem Inneren erneut zum Leben und begann wild und unbändig in meinem Bauch zu tanzen, bevor der Sinn des eben Gehörten endlich auch meinen Verstand erreichte und mir ein breites Lächeln aufs Gesicht zauberte.
Er hatte es gesagt, er hatte wirklich „Ich liebe dich, Jess“ gesagt! Wieviel Überwindung musste es ihn gekostet haben, diese drei Worte endlich von allein über die Lippen zu bringen!
„Ja… ja… ja!“, rief ich überglücklich und begann ungeachtet der vielen fremden Menschen um mich herum laut zu lachen. „Jaaa!“
Einige vorübergehende Passanten betrachteten mich argwöhnisch von der Seite, andere gingen lächelnd vorüber, wieder andere machten aus Angst um meinen vermeintlich gestörten Geisteszustand vorsichtshalber einen Bogen um mich herum. Die meisten jedoch nahmen keinerlei Notiz von meinem Gefühlsausbruch, sondern hasteten eilig und gedankenverloren vorbei.
New York eben…
Hier in dieser Acht-Millionen-Metropole befand man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit inmitten von tausenden Menschen und war trotzdem allein. Aber das störte mich momentan überhaupt nicht. Dean hatte mir gesagt, was ich schon lange von ihm hatte hören wollen, ganz von selbst und ganz freiwillig! Und er hatte außerdem gemeint, ich würde ihm fehlen und solle bald nach Hause kommen. Nach Hause! Die Schmetterlinge in meinem Bauch ließen auf ihre Flatterpolka gleich noch einen Cha-Cha-Cha als Zugabe folgen.
Wow…
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, rief ich ihn kurzerhand zurück. Als er sich meldete, sagte ich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht:
„Also… ähm… Ich liebe dich auch, du Blödmann!“
Ein leises Lachen, ein verlegenes Räuspern.
„Dann kommst du morgen zurück?“
„Aber sicher doch. Und ich bringe eine Überraschung mit.“
„Was für eine Überraschung?“
„Wenn ich sie dir verrate, ist es ja keine mehr. Morgen…“
„Schreib mir bitte eine Nachricht, wann dein Flieger landet, ich werde da sein.“
„Ich freu mich auf dich.“
„Jad freut sich auch auf dich!“
„Ich werde ihn den ganzen Abend hinter den Ohren graulen.“
„Du machst mich eifersüchtig!“
„Selber schuld! Bis morgen!“
„Bis morgen, Baby!“
Oh… ja natürlich, Apropos Baby!
Das würde ein Tag voller Überraschungen werden, und mir wäre hier und jetzt um sehr vieles wohler gewesen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits ansatzweise gewusst hätte, wie Dean auf genau diesen Teil der Überraschung reagieren würde.
Nachdem Caitlin mir mitgeteilt hatte, dass ihr Seminar bereits am Nachmittag zu Ende sein würde, machte ich mich kurzerhand auf den Weg zurück zum Hotel und wartete dort auf sie. Gemeinsam fuhren wir anschließend mit einem der zahlreichen Hop on - Hop off - Sightseeing –Busse zuerst zur Brooklyn-Bridge und anschließend zum Hafen, wo wir mit der Liberty Island-Fähre übersetzten, um der wohl berühmtesten Statue der Welt einen Besuch abzustatten.
Tief beeindruckt standen wir beide zu Füßen von Lady Libertas und blickten ehrfürchtig die mehr als neunzig Meter zu ihr hinauf. Aufrecht und stolz stand sie da und verkörperte in jedem einzelnen Zentimeter die große Freiheit des immerhin drittgrößten Staates der Erde.
Würde dieser Staat zu meiner Heimat werden? In diesem Augenblick wünschte ich es mir von ganzem Herzen.
Als hätte sie meine Gedanken erraten, wie schon so oft, seitdem wir uns kannten, griff Caitlin nach meiner Hand.
„Alles wird gut, Jess, du wirst schon sehen!“
Erst als die Sonne unterging, schleppten wir uns völlig fertig von unserer ausgedehnten Sightseeing-Tour zurück ins Hotel. Bereits im Lift zog ich meine Schuhe aus, denn ich hatte das Gefühl, diese scheinbar drei Nummern zu kleinen Dinger keinen Meter weiter an meinen vom vielen Laufen geschwollenen Füßen ertragen zu können.
Im Zimmer angekommen gönnten wir uns erst einmal eine Pause, bevor wir uns in aller Ruhe frischmachten und uns danach einigermaßen relaxt auf den Weg hinunter ins Hotelrestaurant zum Abendessen begaben.
Ich freute mich auf den gemeinsamen Abend mit Caiti, denn gerade jetzt, wo mein Leben wieder einmal ziemlich aus den Fugen geraten war, gab sie mir Halt und das Gefühl, nicht allein zu sein.
Zur Feier des Tages hatte ich mich besonders sorgfältig zurechtgemacht. Mein schulterlanges dunkles Haar war frisch geföhnt, und ich hatte sogar etwas Make-up aufgelegt, obwohl ich sonst für gewöhnlich nur meine Augen leicht mit Kajal betonte. Außerdem trug ich das zweiteilige jadegrüne Kleid, das ich mir heute am Time Square gekauft hatte. Ich hatte es in der Auslage einer kleinen Boutique entdeckt und war sofort begeistert. Es war zwar sündhaft teuer gewesen, doch es passte perfekt. Zumindest solange ich noch kein Walfisch war…
Caitlin teilte meine Begeisterung für das Kleid. Sie fand, dass es wie eigens für mich gemacht war und sparte nicht mit Komplimenten. Sie selbst hatte sich für ein nachtblaues Ensemble entschieden. Sie liebte Blautöne, daran hatte sich nichts geändert, und die Farbe stand ihr wirklich hervorragend.
Als wir beide das Restaurant betraten, waren wir unbestritten der Blickfang für zahlreiche Gäste. Es tat gut, zur Abwechslung einmal ausnahmslos bewundert oder heimlich beneidet zu werden. Früher hatte es viele solcher Momente für mich gegeben, dafür hatte ich allein schon durch mein auffälliges, grelles Outfit gesorgt. Den Menschen hinter der Fassade aus Farben hatte damals jedoch außer Caitlin kaum jemand richtig gekannt.
Inzwischen liebte ich es eher unauffällig. Den Paradiesvogel gab es nicht mehr. Was geblieben war, war unsere Freundschaft, und heute fühlte ich mich mit Caiti an meiner Seite so wohl wie schon lange nicht mehr. Fast wie in den Jahren, als wir in unserer Heimatstadt gemeinsam um die Häuser gezogen waren. Zwei wie Pech und Schwefel, unbesiegbar.
Aber seitdem war viel geschehen.
Der Abend erreichte seinen Höhepunkt, als der Kellner nach dem Essen mit zwei traumhaft schönen Bouquets aus roten Rosen an unserem Tisch erschien und uns diese hoheitsvoll überreichte.
„Miss Hausmann? Misses Brandt? Ich bin beauftragt worden, Ihnen eine kleine Aufmerksamkeit zu überbringen. Hier ist die Karte dazu.“
Erstaunt und neugierig öffnete ich das Kuvert und las meiner Freundin die wenigen Worte vor:
„Habt einen wundervollen Abend, ihr beiden! Cooper“
„Wow…“ Caitlin klappte die Kinnlade herunter. „Ich dachte, die Sorte Mann wäre bereits ausgestorben! Was sagt man dazu? Heirate ihn, Jess! So schnell wie möglich!“
Während ein Angestellter die Blumen dienstbeflissen auf unser Zimmer brachte, sandte ich Dean mit den Worten "Überraschung gelungen!" zwei ineinander verschlungene Herzchen auf sein Handy. Dann nahmen wir in der Hotelbar Platz und ließen den Abend bei einem alkoholfreien Cocktail ausklingen.
„Wann geht dein Flieger?“ fragte ich Caitlin wehmütig. Grinsend rührte sie mit dem Cocktailstäbchen in ihrem Drink.
„Also… vermutlich zur gleichen Zeit wie deiner.“
„Ach ja?“ Überrascht blickte ich auf. „Willst du damit sagen, du kommst mit nach LA?“
„Na klar“, erwiderte sie lachend. „Ich fliege doch nicht über den großen Teich, ohne meine Großeltern zu besuchen. Ich habe vorhin mit David telefoniert. Er und meine Eltern kümmern sich um die Kinder, und ich gönne mir noch ein wenig Zeit mit Granny und Grandpa. Die beiden müssen mir unbedingt von ihrem Neuseeland-Urlaub berichten. Und außerdem hoffe ich bei der Gelegenheit deinen Rosenkavalier gleich persönlich kennenzulernen.“
Meine Augen strahlten.
„Du wirst ihn mögen.“
„Ich will erst hören, was er zu dem Baby sagt. Danach weiß ich, ob ich ihn mag.“
Nachdenklich nippte ich an meinem Früchtedrink.
„Ich habe ein wenig Angst, Caiti“, gestand ich schließlich leise. Als ich aufsah und ihrem forschenden Blick begegnete, wusste ich, dass sie mich noch immer besser kannte, als alle anderen. Wir konnten uns gegenseitig noch nie etwas vormachen, und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Also nickte ich mit einem bitteren Lächeln. „Okay, das ist nicht ganz richtig. In Wahrheit habe ich eine Riesenangst vor dem Wiedersehen mit ihm!“
Sie legte ihre Hand auf meinen Arm.
„Er will euch, und zwar euch beide. Das sagt mir mein Bauchgefühl.“
„Hoffentlich hast du recht“, seufzte ich, und sie lächelte mir daraufhin aufmunternd zu.
„Und wenn nicht, dann nehme ich dich sofort mit nach Hause und sorge dafür, dass er euch nie wiedersieht!“ Sie bemerkte mein betretenes Gesicht und lachte. „Aber ich denke, soweit lassen wir es gar nicht erst kommen!“
Wir lachten und schwatzten noch bis in die Nacht hinein, und als wir irgendwann endlich aufbrachen, war ich dank Caitlin um einiges zuversichtlicher, was den morgigen Tag betraf. Ich liebte Dean, und er liebte mich. Zwar wusste ich noch nicht, ob seine Liebe auch stark genug war für das, was ich ihm zu sagen hatte, aber wie auch immer seine Reaktion auf meine Neuigkeiten ausfallen würde, mit meiner besten Freundin an meiner Seite würde es vielleicht etwas leichter…