Es hatte sehr lange gedauert, bis man von einem Ende der Aufräumarbeiten nach dem Krieg sprechen konnte. Unzählige Wracks, sogar Teile von Planeten mussten recycelt werden um daraus das Verlorene an einem neuen Ort wieder zu errichten. Beschädigte Schiffe mussten repariert, zerstörte Städe wieder aufgebaut werden und das alles würde sicherlich noch sehr viel mehr Zeit brauchen bis es beendet war. Sicher mit Hilfe der Deus Machina könnte das ganze vielleicht sehr viel einfacher gehen, aber zuerst mussten sie das Objekt ohnehin studieren und erlernen wie sie diese Allmacht nutzen konnten ohne eine Tyrannei loszutreten. Sie alle waren sich jedoch einig, dass diese neue Zukunft nicht alleine und auch nicht ohne bestimmte Spezies stattfinden würde, so wie zuvor einmal. Niemals wieder sollte sich der Fall der Eldar und der Terraner wiederholen. Wie genau sie anstellen wollten, das wussten sie selbst noch gar nicht so genau, aber irgendwie würde man sicherlich ein System ausarbeiten, dass eine solche Minderheiten-Diskriminierung, wie es einmal mit den Terranern geschehen war, nie wieder möglich machen könnte. Was blieb ihnen allen anderes übrig als einfach daran zu glauben und zu hoffen, auch wenn sie alle wussten, dass sie sicherlich an eine Illusion glaubten. Cain hatte jedoch ein weitaus anderes Problem. Immer wieder musste er sich an die Worte von Jehova erinnern, die ihn vor einer Bedrohung warnten, die er nur zu genau kannte. Sicherlich konnte man Jehova nicht vertrauen, aber war die Entscheidung ihn zu töten dennoch richtig gewesen? Hätte er sich nicht viel besser mit ihm gegen Lucifer verbünden sollen? Und überhaupt, wie lange meinte Jehova, dass dieser Krieg andauern sollte, etwa für immer? Nein, Jehova getötet zu haben war die einzige richtige Entscheidung, die der Dämon hatte treffen können. Aber nun blieb immer noch Lucifer und dessen mächtige Dämonenarmee und wenn es stimmte, was die Himmelsarmee zuletzt verbreitet hatte, dann war er ohnehin auf dem besten Wege gewesen sie zu besiegen, was er jetzt durch das Ende von Jehova und seinen Göttern sicherlich ganz einfach tun konnte. Da er nach den Deus Machinas suchte und er Cain voran geschickt hatte gab es für Cain nur eine einzige Sache die er nun noch tun konnte und musste um diese Dimension zu retten, egal wie absurd es auf andere oder auch nur ihn selbst wirken musste.
„Hey, Stimmt es echt, dass du 'n Dämon bist, Mann?“, sprach ihn plötzlich ein männlicher Terraner aus einer Fünfergruppe an. Offensichtlich zählten sie zu denen, die nicht in der großen letzten Schlacht mitgekämpft hatten.
„Wer hat das behauptet?“, fragte er die Gruppe lediglich und die fünf Terraner zeigten geschlossen mit dem Finger in Natashas Richtung, was dem Dämon lediglich einen tiefen Seufzer entlocken konnte und ihn dann dazu veranlasste für einen kurzen Moment in seine entfesselte Form zu wechseln.
„Boah, ey. Voll krasse Spezialeffekte, Alter!“, kommentierte ein anderer der Gruppe.
„Gute Show. Gefällt mir, aber das mit dem Dämon glaub ich trotzdem nicht“, fügte ein weiterer hinzu, bevor die Gruppe weiter ging. Ja, richtig, das war ihm ja völlig entfallen. Nachdem die Aufräumarbeiten beendet waren, hatte man sich entschieden zunächst eine Woche lang auf einem bestimmten, für die meisten Spezies besonders gut bewohnbaren Planeten, eine Kulturveranstaltung noch nie dagewesener Größe abzuhalten in der alle Kulturen vertreten und möglichst auch ausgetauscht werden konnten. Natasha nannte es gerne scherzhaft „Das intergalaktische Metalfestival“, teilweise wegen diverser offensichtlicher Ähnlichkeiten zu einer terranischen ähnlichen Kultur-Veranstaltung, und auch wenn das die Sache wirklich nur zum Teil treffen sollte, alleine schon deshalb weil tatsächlich alle kulturen Vorführungen durchführen konnten und nicht nur die Terraner einen kleinen Teil ihrer Kultur zeigten. Schnell sollte sich bei Cain auch ein Gefühl breit machen vollständig fehl am Platz zu sein. Irgendwie sollte er nicht verstehen, was den verschiedenen Wesen des Universums daran lag sich zusammen zu finden um dann verschiedenste halluzinogene Substanzen, meistens auch noch giftig, zu konsumieren und dann sinnlose Gespräche zu führen, die sehr oft in eskalierenden Streits endeten und sich dabei von kulturellen Veranstaltungen äußerst unterschiedlicher Qualität berieseln zu lassen. Eine Eigenschaft, die sich alle Wesen dieses Universums scheinbar tatsächlich zu gleichen teilten, lediglich ihre Substanzen und kulturellen Vorführungen waren stark unterschiedlich. Nicht selten wurden auf dieser Veranstaltung deshalb Wesen in Heilanstalten gebracht, weil sie die Substanz eines anderen Wesens testeten und ihr Körperbau nicht dafür ausgelegt war, sehr oft war es ihr Stoffwechsel auch nicht. Langsam richtete Cain sich auf und machte sich auf den Weg an einen Ort wo er alleine sein konnte. Anders als er hatte Uriel diese Probleme ganz offensichtlich nicht. Sie hatte am Tisch einer Gruppe Toth platz genommen und trank deren unglaublich stark alkoholisches Gebräu mit, dass einen Terraner mit nur wenigen Schluck töten konnte. Mittlerweile waren bereits zwei der vier Toth einfach nach hinten umgekippt, nachdem sie die Höchstmenge bereits überschritten hatten und schliefen in dieser ungemütlichen Lage, während ein dritter sich daneben übergab und Uriel scheinbar nicht die geringste Wirkung spührte.
„Sorry Leute. Ich glaube ich gehe mir etwas Stärkeres suchen als das“, kommentierte auch sie ein wenig frustriert bevor sie den Platz verließ und ihre Ankündigungen versuchte wahr zu machen, wohl wissend, dass sie auch auf diesem Weg niemals über den Verlust von Benni hinweg kommen könnte. Auf seinem Weg von dem Veranstaltungsgelände lief Cain dann noch an Natasha vorbei, die ähnlich geringe Schwierigkeiten bei der Einfindung hatte und sich mit einer anderen Gruppe Terraner unterhielt. Zum ersten Mal seit Cain sie kannte trug sie außerdem enge schwarze Kleidung, die ihren Körperbau betonte und versuchte ihn nicht mit weiter Kleidung zu verstecken. Ebenso wenig ihre terranische Herkunft. Das war auch das erste Mal dass Cain sie ihre langen Haare komplett offen tragen sah und insgesamt musste er schon zugeben, dass er durchaus die anderen Terraner verstehen konnte. Wenn er sie schon so schön fand, dass er das Gefühl hatte Probleme mit seiner Selbstbeherrschung zu haben, wie musste es dann wohl denen ergehen? Während Uriel sich immer wieder Respekt durch materialisieren von Waffen verschaffen konnte, wenn sich Massen von männlichen Terranern um sie schlossen und sie bedrängen wollten, konnte Natasha dies offensichtlich nicht. Sie schien es allerdings zu verstehen ihre Verehrer anderweitig auf Distanz zu halten, auch wenn Cain nicht genau wusste wie oder was genau sie zu ihnen sagte. Er bekam auch nicht mit wie sie sich nach ihm umdrehte als er an ihr vorbei ging ohne ein Wort zu sagen. Er hatte nicht vor dieses Glück durch das zu stören was er vor hatte zu tun. Er würde nur ganz einfach verschwinden und irgendwann würde es vielleicht einmal jemandem auffallen, dass er weg war, vielleicht auch nicht, für ihn spielte es nicht mehr die geringste Rolle.
Es war eigentlich ein extrem schöner Tag. Nicht eine einzige Wolke bedeckte den Himmel dieses Planeten, der genau auf der richtigen Umlaufbahn lag und genau die richtige Rotationsgeschwindigkeit hatte um die Temperatur immer genau zwischen 25 und 40 Grad Celsius zu halten. Meere und Vegetation waren vorhanden und am ehesten mit der in tropischen Gebieten von der Erde zu vergleichen. Der beste Ort um eine solche Veranstaltung abzuhalten und sich von dem Schrecken des Krieges gegen die Himmelsarmee zu erholen. Langsam trat der Dämon zu einem Felsvorsprung, der über einen Steilhang führte an dem sich die Wellen des Meeres brachen. Es war genau dies, weshalb der Dämon solche Mühen auf sich genommen hatte um diese Dimension zu beschützen und es war schön noch einmal sehen zu dürfen, dass nicht alles umsonst gewesen war, bevor er durch ein dimensionales Fenster zurück in seine ganz eigene Hölle verschwinden sollte.
„Cain... Was tust du denn hier oben?“, sprach ihn plötzlich Natasha an, sehr zu seiner Verwirrung, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm dorthin folgen würde. Was sollte er ihr jetzt antworten? Er konnte ihr doch unmöglich die Wahrheit sagen. Ihm entfiehl völlig, dass er sie gerade anschwieg und wie viel Zeit bereits vergangen war. „Du hast vor zu verschwinden, nicht wahr?“, vermutete sie dann einfach, sehr zu Cains Schreck. Woher wusste sie das? Sie konnte doch nichts davon ahnen.
„Natasha, ich muss es tun. Um dich zu beschützen muss ich zurück kehren wo ich hin gehöre. Du hast Jehovas letzte Worte auch noch gehört, du weißt dass...“, versuchte sich der Dämon zu erklären.
„...Und du glaubst ihm?“, unterbrach sie ihn jedoch einfach.
„Nein, ich weiß genau dass es die Wahrheit ist“, antwortete er nun völlig ernst und bestimmt, was Natasha tatsächlich noch einmal schockieren sollte.
„Aber du kannst doch...“, brachte sie noch heraus, während sie gegen ihre Tränen ankämpfte.
„Ich werde zurück in meine Dimensionen kehren und Lucifer Falschinformationen geben. Ich werde sagen, dass es hier keine Deus Machina gab, dass es hier nicht einmal ein echtes Universum gab und die Koordinaten seiner Forschungsabteilung völliger Blödsinn waren. Er wird ziellos im Kreis umher rennen, wenn er nach dieser einen Deus Machina sucht und vielleicht ist diese Dimension bis dorthin stark genug um sich selbst zu schützen. Vielleicht kann ich Lucifer bis dorthin auch selbst stürzen und dann die Dämonen in ein neues Zeitalter, ein friedliches Zeitalter führen. Auf jeden Fall werden diese Möglichkeiten vergangen sein, wenn ich nicht zu Lucifer zurück kehre und ihm den erwarteten Bericht liefere“, begann er sich schnell zu erklären und er konnte ihr ansehen, dass auch Natasha erkannte, dass dies für den Moment zumindest die einzige Möglichkeit sein sollte, wie man den Herren der Dämonen von der Dimension fern halten könnte. Dennoch klammerte sie sich schnell an Cain und brach in Tränen aus.
„Bitte Cain, ich will nicht, dass du gehst. Es muss doch irgendeinen anderen Weg geben. Bitte geh nicht. Ich liebe dich…“, sprach sie sehr schnell und fast panisch, als sie erschrocken ihren Redefluss stoppte und sich von dem Dämon zurück zog. Aus Versehen hatte sie ihm nun diese eine Sache gestanden, die sie wahrscheinlich auch schon längere Zeit vor ihm geheim hielt. Sie ahnte nicht, welchen Gefallen sie dem Dämon gerade getan hatte, der sehr zu ihrer eigenen Überraschung die Umarmung von zuvor erwiederte.
„Ich liebe dich auch, Natasha. Aber genau das ist der Grund weshalb ich nicht hier bleiben kann“, antwortete er ihr dann, während er immer wieder durch ihre Haare strich und hoffte, dass sie ihren Gefühlsausbruch kontrollieren könnte. In keinem Fall konnte er sie so einfach zurück lassen.
„Dann ist das jetzt der Abschied?“, fragte sie und Cain nickte die ganze Sache lediglich ab. Noch eine ganze Weile lagen sie sich lediglich in den Armen und sahen sich an. Einer den Anderen, nicht wissend wie genau sie jetzt angemessen reagieren konnten. Dann begann Cain ihr langsam mit seiner Hand über die Wange zu streichen, was Natasha sichtbar genoss, bevor sie dem Dämon schnell um den Hals fiel um ihn zu küssen. Für einen kurzen Moment schien ihnen beiden die Realität völlig zu verschwimmen, während sie weiter ihren Gefühlen freien lauf ließen.
„Ach Gottchen, ist ja richtig putzig. Tut mir ja richtig weh das hier zu unterbrechen“, kommentierte plötzlich eine Stimme die Cain schockierend bekannt vorkommen sollte und ihn an niemand anderen als Lucifer selbst erinnerte.
Verwirrt sahen sich sowohl Cain, als auch Natasha um, da ihnen erst jetzt auffiel, dass die Realität um sie herum tatsächlich verschwommen war. Es war schwierig überhaupt noch etwas anderes als Cain und Lucifer zu erkennen, aber man konnte sehen, dass sich nichts mehr bewegte, als wäre die Zeit außerhalb dieser verschwommenen Realität völlig stehen geblieben. Langsam begann nun auch noch die Farbe zu verblassen und schwarz-weiß zu werden, so dass es wirklich unmöglich werden sollte außerhalb noch etwas zu sehen. Eine Sache stand jedoch fest. Diese Drei waren in diesem Bereich in dem sie sich befanden völlig isoliert und niemand würde nun kommen und sie retten. Cain konnte den Angstschweiß über diese Erkenntnis nicht mehr länger zurück halten, denn er war längst noch nicht bereit sich Lucifer alleine zu stellen. Was sollte er tun? Was sollte er jetzt tun?, dachte er sich immer wieder, während er sich selbst zwischen Natasha und Lucifer platzierte um sie vor einem eventuellen Angriff zu schützen.
„Was ist denn los mit dir, Cain? Freust du dich nicht deinen Meister wieder zu sehen?“, fragte nun Lucifer seinen einstigen Diener, der immer noch nicht wusste wie er reagieren sollte. Panisch begutachtete er den humanoiden, aber doch offensichtlich dämonischen Körper mit violetter Hautfarbe und einem viel jüngeren Gesicht als es die extrem tiefe, kratzige Stimme des Dämonenherren hätte vermuten lassen. Schulterlange, rote und extrem dichte Haare umschlossen die spritzen Ohren und die violette Haut die er hatte, während ein paar Dämonenflügel aus seinen Ellenbogen und drei weitere Flügelpaare aus seinem Rücken ragten. Ebenso waren aus seinem Rücken zwei gewaltige, geschwungene Hörner nach oben gewachsen, während er anstelle eines Schwanzes eher drei weitere, schwarz-violett gefiederte Flügel hatte. Selbst Cain sah diese Form Lucifers zum ersten Mal und konnte nicht leugnen, dass er beeindruckt war, selbst für eine offensichtlich noch versiegelte Form bewieß sie so gewaltige Macht und Größe.
„Was ist denn los, Cain? Dein Meister spricht zu dir und verlangt eine Antwort“, sprach Lucifer erneut und riss den Dämon aus seiner völlig sinnlosen Analyse, denn er hatte nicht die geringste Schwachstelle an seinem Feind finden können.
„Verzeiht diese Missachtung eurer Authorität, mein Meister. Euer Besuch kam so überraschend“, antwortete er dann sehr zu Natashas Schock.
„Das kann ich tatsächlich nachvollziehen Cain. Schließlich hast du nicht die geringste Ahnung, was alles in deiner unerwartet langen Abwesenheit geschehen ist“, antwortete Lucifer. „Während du hier nach Informationen über die letzte Deus Machina gesammelt hast, haben wir die Himmelsarmee geschlagen und ihre Deus Machinas bereits übernommen. Sie wirkten ein wenig führungslos in letzter Zeit. Scheinbar sind ihre Götter und angeblich sogar Jehova selbst an anderen Fronten gefallen. Ob das wahr ist, weiß ich nicht, aber fakt ist nun, dass uns nur noch eine einzige Deus Machina vom Erreichen des unendlich dimensionalen Raums abhält. Wir Dämonen werden auf eine neue Existenz-Ebene aufsteigen und die Existenz selbst übertreffen!“, erklärte er weiter. „Darum hoffe ich auch, dass du erfolgreich warst, Cain. Hast du die Deus Machina gefunden?“, fragte er dann und schockierte Cain ein weiteres mal. Nun musste er sich die Antwort mehr als genau überlegen, denn eine falsche Antwort könnte nun nicht nur ihn, sondern auch Natasha ihr Leben kosten. Und eine richtige könnte die gesamte Dimension vernichten.
„Nein, mein Meister. Vergebt mir mein Versagen und entsendet mich erneut. Ich werde suchen bis ich gefunden habe, wonach es euch verlangt“, antwortete er dann so unterwürfig und wenig emotional wie er es noch konnte.
„Du lügst mich doch nicht an, Cain oder?“, fragte Lucifer noch einmal und schockierte den Dämon erneut.
„Nein, mein Meister“, antwortete er dennoch und hoffte, dass er überzeugend genug geschauspielert hatte um seinen Meister zu überzeugen.
„Nun ich werde dir Gelegenheit geben zu Beweisen, dass deine Worte tatsächlich die Wahrheit sind. Weißt du, ich hatte dich nicht ohne Grund hier her geschickt. Ich wollte wissen, ob du mächtig genug bist, aber vor allem wollte ich wissen ob du wirklich loyal bist, bevor ich dich zu einem Erzteufel mache. Und ich muss sagen, nachdem du sogar Jehova besiegt hast, hast du meine Erwartungen in Fragen der Stärke weit übertroffen. Ich werde dich sogar zu meinem Nachfolger machen und dich persönlich ausbilden, wenn du mir jetzt den Beweis lieferst, dass diese Dimension dich nicht korrumpiert hat“, erklärte Lucifer erneut und verängstigte Cain noch viel mehr.
„Was soll ich tun, mein Meister?“, fragte dieser lediglich und Lucifer deutete mit seinem Finger auf Natasha, die ohnehin lediglich in völliger Schockstarre da stand und darauf wartete, dass ihr etwas schreckliches Geschehen würde.
„Du sollst sie töten“, antwortete Lucifer und vervollständigte Cains Schock und auch den von Natasha. Um den Herrn der Dämonen also davon zu überzeugen, dass es in dieser Dimension keine Deus Machina gab, müsste Cain die Frau töten die er liebte?
Eine Weile standen alle drei lediglich da und sahen sich an, wobei Natasha sich immer unsicherer wurde, ob Cain nicht doch sein Schwert erschaffen und es durch ihren Körper rammen würde. Cain selbst überlegte noch was genau er nun unternehmen sollte. In einem Kampf mit Lucifer würde er sicherlich sterben, wenn er nur von der selben Macht ausging wie Jehova sie besessen hatte. Cain war sich jedoch sicher, dass Lucifer noch um ein vielfaches mächtiger war als Jehova es war. Was also sollte er tun?
„Ich warte, Erzdämon Cain, aber sicherlich nicht ewig. Töte sie endlich und du wirst deine Treue zu deinem Meister bewiesen haben“, unterbrach Lucifer nun den Denkprozess des Dämons, der schnell sein Schwert materialisierte und mit diesem auf Natasha zu ging. Es war die einzige wirklich richtige Sache, die er nun tun konnte. Ein Leben opfern um das von einer nicht mehr zählbaren Menge an anderen Lebewesen zu retten, selbst wenn es das von jemandem war, den er ganz besonders liebte.
„Vergib mir, bitte…“, kommentierte er lediglich, während er zu einem Schlag aus holte und ihm unkontrolliert die Tränen aus den Augen liefen. Aber er zögerte. Er konnte es nicht, auch wenn er es eigentlich tun müsste um viele Milliarden andere Lebewesen zu retten.
„Was soll das? Wieso zögerst du? Wer ist sie denn schon um überhaupt ein Zögern zu rechtfertigen? Sie ist eine Dimensionsbewohnerin und wenn du sie nicht tötest wird sie unseren Plänen in den unendlich dimensionalen Raum zu gelangen im Wege stehen“, sprach er weiter, während Cain weiter gegen seine Gefühle ankämpfte, ohne jeden ersichtlichen Erfolg.
„Tu es“, konnte er nun auch noch Natasha leise sagen hören, da sie scheinbar selbst verstanden hatte, dass sie sterben musste um das Universum zu retten. Aber was sie nicht wusste, war dass sie es Cain nur noch viel schwerer gemacht hatte diesen Schlag auszuführen. Es war falsch eine solch gutartige Persönlichkeit zu vernichten, egal was der Preis wäre.
„Natasha, egal was nun weiter passieren wird. Es tut mir leid“, sagte er dann, bevor er sich schnell Lucifer zuwandte und dabei versuchte den Schwung der Drehung für einen Schlag mit seinem Schwert zu verwenden, den dieser ohne größere Schwierigkeiten mit einem der beiden Flügel an seinen Ellenbogen abfing und das obwohl die Klinge scharf genug war um selbst anderes Metall zu durchschneiden. Auch als Cain sein zweites Schwert hinzunahm fing Lucifer dieses mit seinem dem anderen Flügel ab, bevor er dann den Arm des Dämons packte und ihn einfach nach oben bog nachdem dieser eine Rail-Pistole materialisiert hatte.
„Ist das etwa deine Entscheidung, Erzdämon Cain?“, fragte Lucifer ihn hörbar enttäuscht, bevor er ihn kurz vom Boden anhob und dann nach hinten weg schleuderte. „Du greifst deinen Meister an, nach allem was ich für dich getan habe und noch bereit wäre für dich zu tun?“, fügte er dann noch hinzu, während Cain sich schnell wieder aufrichtete.
„Es gibt nichts was du jemals für mich getan hättest. Alles was du tust, tust du letzten Endes nur für dich selbst. Du bist nicht mein Meister. Du bist ein wertloser Haufen Scheiße!“, antwortete Cain dem Herrn der Dämonen und begann schnell seine Elementar-Form an zu nehmen um dann als gewaltiger Feuerwirbel auf Lucifer nieder zu gehen, der sich einfach mit einem gewaltigen rot-schwarzen Energieschild schützte, für den er nicht einmal die verschränkte Haltung seiner Arme aufgeben musste.
„Ach Cain. Du hast ja überhaupt keine Ahnung“, kommentierte er dabei lediglich, bevor gewaltige Kräfte, die scheinbar aus dem Nichts kommen sollten den Dämon zu Boden rissen und seine Form einfach wieder versiegelten, ohne dass er sich dagegen hätte wehren können. Diese Kraft war so gewaltig, dass selbst Cain zu schwach war um den einfachen Kraftausstößen, die während eines solchen Gefechts nebenbei geschehen mussten, stand halten zu können. Er war sich nicht einmal sicher ob Erzteufel oder Untergötter es gekonnt hätten. Plötzlich schleuderte ihn ein kräftiger Fußtritt von Lucifer zurück und zertrümmerte seinen Bauchbereich und die meisten seiner Rippen dabei völlig, bis er vor Natasha zum liegen kam, die von dem Kraftausstoß von zuvor einfach zu Boden gerissen worden war.
„Cain“, konnte diese lediglich schockiert sagen, während der Dämon sich wieder aufrichtete und erneut eine schützende Position vor ihr einnahm, während auch sie sich wieder aufrichtete, sehr zu Lucifers Belustigung.
„Ist ja wirklich putzig. Du stellst dich schützend vor sie, obwohl du weißt, dass du vor ihren Augen sterben wirst. Wieso tust du das?“, lachte er lediglich.
„Weil ich geschworen habe sie zu beschützen, bis zum Ende meines Lebens“, antwortete Cain schwach, sehr zu Lucifers Missfallen.
„In Ordnung. Ich respektiere deine ehrenhafte, ehrliche Entscheidung und ich werde dir dafür noch zwei Geschenke bereiten, auch als Belohnung für deine langen Dienste für mich. Das erste: Ich werde dir hier und jetzt für das Leben dieser Dimensionsbewohnerin garantieren“, begann Lucifer wieder zu sprechen und Cain reagierte lediglich verwirrt darauf. Weshalb sollte jemand wie Lucifer eine solche Garantie geben? Es gab nur wenige Möglichkeiten. Die Erste war dass es sich um eine dreiste Lüge handelte und die Zweite war das er eigene Pläne mit ihr hatte, auch wenn Cain sich nur schwer erklären konnte welche das sein sollten.
„Was ist das zweite Geschenk?“, fragte er nun dennoch und Lucifer begann bei dem Gedanken daran alleine in ein mächtiges, nicht zu übersehendes Grinsen auszubrechen.
„Ich werde dir meine wahre Macht zeigen“, antwortete er dann und gab die verschränkte Haltung seiner Arme auf um ein gewaltiges schwarzes Schwert mit sehr geschwungener, aber auch eckiger und kantiger Klinge zu materialisieren. Noch bevor der Dämon überhaupt verstanden hatte begann Blut in Massen aus seinem Mund zu spritzen, bevor Blut aus seinem Oberkörper folgte. Eindeutig war sein Herz getroffen worden, weshalb die rote Körperflüssigkeit auch fast fontänenartig den seinen verließ. Er verstand das nicht. Lucifer hatte doch noch nicht einmal zugeschlagen. Aber er wusste auch, dass er das jetzt nicht mehr verstehen musste, denn er hätte nicht mehr lange zu leben.
„Du warst mein vielversprechenster Kanidat auf einen Nachfolger. Noch niemals hatte mich ein Dämon so sehr beeindruckt wie du es hast. Du hättest alles haben können. Du hättest dich mir nur anschließen müssen. Aber du hast es bevorzugt dich diesen Dimensionsbewohnern anzuschließen und sogar so etwas wie Gefühle für eine ihrer Frauen zu entwickeln. Du hast alles weg geworfen, was du besessen hast, nur für so etwas ekelerregendes wie „Liebe“. Alles was ich nun noch tun kann ist dich für diesen Fehler zu bestrafen, so wie du es verdient hast“, sprach Lucifer noch ein weiteres mal, während er scheinbar weitere nicht erkennbare Angriffe auf den Dämon ausführte, da plötzlich Blut aus sechs weiteren Verletzungen an Schultern, Armen und Beinen schießen sollte, während Cain lediglich vor Schmerzen aufschreien konnte. Noch ein letztes Mal wandte er sich Natasha zu, die sich das Geschehen lediglich schockiert ansah. Was hätte sie auch unternehmen können, wenn selbst er so schwach gegen einen Feind wie Lucifer war? Und obwohl Schmerzen seinen Körper plagten und ihn ein gewisses Gefühl der Reue über seinen bevorstehenden Tod drückte, so begann Cain dennoch zu lächeln als er Natasha ansah, denn was immer Lucifer für einen Grund dafür hatte, er hatte für ihr Leben bereits garantiert. Auch wenn Cain nicht wusste, ob man dem Herrn der Dämon in dieser Frage vertrauen konnte, so konnte er dennoch hoffen und daran glauben, dass er sein Wort halten würde. Das bedeutete dass er zumindest ihr Leben gerettet hatte.
„Leb wohl, Natasha“, brachte er lediglich noch heraus, bevor sein Kopf seinen Körper verließ. Dennoch wurde ihm nur langsam schwarz vor Augen. Es kam ihm vor als liefe alles um ihn herum stark verlangsamt, wie in Zeitlupe ab, so dass er noch mitbekommen sollte wie Lucifer nun neben Natasha teleportierte und ihren Arm packte.
„So… Du kommst mit mir“, konnte Cain ihn noch sagen hören, bevor ihm endgültig schwarz vor Augen wurde und seine Sinne endgültig versagten. In genau diesem Moment sollte Cain, der große Erzdämon der die Hölle hinter sich gelassen hatte, seinen letzten Kampf gekämpft und seine letzte Person beschützt haben.