4. Kapitel
Teufelsjäger
Tags darauf, betrat Gwydyon erneut das Sanktum, wo die Schüler des Schattens ihre Ausbildung zum Hexenmeister absolvierten. Irgendwie war er seltsam aufgeregt und sehr unruhig innerlich. Es war kein guter Tag. Seltsame Träume hatten ihn letzte Nacht heimgesucht, doch er erinnerte sich nicht mehr genau an ihren Inhalt. Irgendwas hatte es mit Dämonen zu tun, auch die Sukkubus tauchte mal auf und auch Tyrande. Es waren unangenehme, belastende Träume gewesen und Gwydyon führte das auf seine Selbstzweifel zurück, welche ihn gestern noch eine ganze Weile gequält hatten. Er machte sich Vorwürfe, dass er sich von Vilevere so hatte beeinflussen lassen und wollte mit seiner Lehrerin darüber sprechen. Als das grünlichgelbe Licht ihm von dem Kellergewölbe her entgegen strahlte, konnte er sich ein wenig beruhigen. Bestimmt würde alles gut werden. Irgendwie schmerzte sein Herz bei dem Gedanken, dass er diesen Ort für immer verlassen sollte. Irgendwie war das Sanktum seine zweite Heimat geworden und von hier wegzugehen, bedeutete seine Hexenmeister- Brüder in gewisser Weise zu hintergehen. Besonders seine bei seiner Lehrerin Taliona fiel ihm das sehr schwer. Sie war immer an seiner Seite gewesen, seit er den Weg des Hexenmeisters beschritten hatte was würde sie denken wenn er… Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, denn beim Eingang zum Sanktum kam ihm seine Mentorin bereits entgegen. „Ich habe gehört, dass du die Waldläufer gegen die Ghule unterstützt hast“, sprach sie „das hast du gut gemacht. Auch vom Einsatz deiner Sukkubus haben alle mit Ehrfurcht gesprochen. Du scheinst sie gut im Griff zu haben.“ Gwydyon zuckte unmerklich etwas zusammen. Sollte er Taliona sagen, was ihm gestern wiederfahren war? Er beschloss es nicht zu tun, um sich keine Blösse zu geben und meinte nur: „Sie ist sicher nicht der einfachste Dämon, um ihn zu handhaben, aber ja… ich wachse langsam immer mehr in meine Aufgabe hinein.“ „Nur kein falsche Bescheidenheit!“ lachte die Lehrerin. „Ich bin sehr zufrieden mit dir und deshalb glaube ich, wir könnten uns heute an den Teufelsjäger wagen.“ Wieder zuckte Gwydyon leicht zusammen. Taliona sah ihn etwas besorgt an. „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst etwas bleich aus. Ich glaube du solltest zuerst wieder schlafen und dann werden wir mit Unterstützung einiger Kollegen, mit der Arbeit beginnen.“ Der junge Hexenmeister nickte und sprach: „Ja, ich habe nicht sonderlich gut geschlafen diese Nacht. Das tut mir sicher gut.“ „Dann begib dich nun in den Kreis!“ Gwydyon nickte und setze sich in einen der Meditationskreise, die um den gelbgrünen Aufladekristall herum angeordnet waren. Wie immer vor dem magischen Schlaf, rezitierte er die Zauberformel, welche den Kristall aktivierte und sogleich wurde seine Stirn von einem grüngoldenen Strahl getroffen. Dieser drang tief in sein Inneres ein, lief wie warme Wellen durch die Venen seines Körpers, bis das magische Licht sein ganzes Sein ausfüllte. Tiefe Ruhe und Geborgenheit umfing ihn, all seine Zweifel und Ängste fielen von ihm ab und er glaubte sich für einen Moment unbesiegbar. Dann spürte er plötzlich eine wohlige Müdigkeit in sich und schlief tief und fest ein.
Kurz bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, erwachte Gwydyon wieder. Er fühlte sich frisch und ausgeruht wie nie. Und einen Moment lang ergriff in die Furch davor, vielleicht bald für immer von dieser magischen Kraft- Quelle abgeschnitten zu sein. Würde er es ohne sie schaffen, würde er es schaffen seine Stärke zu bewahren? Er hoffte es sehr. Doch Taliona liess ihm keine Zeit zum Nachdenken. „Geht es dir gut?“ fragte sie. Der junge Mann nickte zustimmend. „Dann glaubst du bereit zu sein für den Teufelsjäger?“ Wieder nickte Gwydyon und diesmal mit Überzeugung. „Dann los! Alamma und Zalion unterstützen uns dabei.“ „Ist der Teufelsjäger so schwer zu bezwingen?“ „Ja, er ist ziemlich unberechenbar, besonders weil er die Fähigkeit hat Magie zu absorbieren und sie für sich selbst nutzbar zu machen. Achte auf seine Tentakel am Rücken, diese dürfen dich keinesfalls berühren! Um den Teufelsjäger zu bezwingen, darfst du dir einen deiner bereits bezwungenen Dämonen zur Hilfe nehmen. Ich würde die Sukkubus vorschlagen, da diese mit ihrem Verführungszauber den Teufelsjäger erst besänftigen kann.“ Gwydyon sprach: „Kann ich nicht den Leerwandler nehmen? Er scheint mir verlässlicher.“ Taliona schaute ihn ernst an: „Aber er wird dir keine so gute Hilfe sein. Er ist zwar stark, kann eine Menge einstecken, doch er besteht zum grössten Teil aus magischer Energie und kann vom Teufelsjäger ziemlich leicht vernichtet werden.“ Doch er kann ihn besser von mir ablenken, “ gab Gwydyon zurück. „Nicht unbedingt. Die Sukkubus kann das mindesten so gut und zudem kann sie mit ihrer Peitsche auf sicherer Entfernung bleiben.“ Gwydyon kämpfte mit sich. Er wusste, dass Taliona sicher recht hatte. Dennoch, er hatte sich seit dem gestrigen Vorfall vorgenommen, die Sukkubus nur noch in seltenen Fällen zu rufen. Sie verunsicherte ihn einfach zu sehr. Ausserdem musste er bei ihr die ganze Zeit extrem auf der Hut sein, weil sie jede Gelegenheit nutzen würde, sich von ihrem Meister zu befreien. Der Leerwandler war viel ergebener und etwas weniger dämonisch. „Darf ich es dennoch mal mit dem Leerwandler probieren?“ fragte er deshalb. „Sollte es nicht klappen kann ich die Sukkubus immer noch rufen.“ „Wie du willst,“ meinte Taliona etwas verärgert. „Doch du wirst sehen, dass die Sukkubus die bessere Wahl gewesen wäre. Dann gehen wir hinunter zum Beschwörungskreis. Alamma und Zalion sind schon dort. Wir können dir also immer noch zu Seite stehen, wenn es nötig ist. Immerhin sind es die ersten Versuche. Du hast ja noch etwas Zeit.“
Kurz darauf, standen alle um den Beschwörungskreis herum. Zalion, welcher eine violette Robe trug, meinte: „Wir werden alle den Schattenzauberschutz über dich werfen und noch ein anderer Stärkungszauber.“ Taliona ging zu einem der Büchergestelle, welche sich hier befanden und nahm ein edel eingebundenes Buch mit goldener Schrift heraus. Sie sprach: „Dies hier ist der Foliant der Kabale. Hier drin steht die Zauberformel um den Teufelsjäger zu beschwören Ausserdem brauchen wir noch diese drei goldenen Kanalisierungsruten, um die nötige Kraft auf den Beschwörungskreis zu lenken.“ Sie reichte je eine Rute an die beiden andern Hexenmeisterlehrer weiter und eine nahm sie selbst an sich. Dann reichte sie Gwydyon das Buch mit der Formel. „Diese hier musst du sprechen! Der Teufelsjäger ist wie sein Name schon sagt eine viel dämonischere Kreatur als der Leerwandler. Allerdings ist er animalischer und weniger intelligent als die Sukkubus und deshalb etwas fügsamer, wenn er erstmal bezwungen wurde.“ „Das klingt ja schon mal gut,“ meinte der junge Hexenmeister. Dann konzentrierte er sich und rief in die Weiten des Nethers hinein nach dem Namen seines Leerwandlers. „Banar! Komm hierher, ich brauche dich! Wieder entstand der violette Wirbel und aus ihm heraus, trat eine mächtige Kreatur, welche anfangs selbst aus blauen Wirbeln zu bestehen schien.
Sie verfestigte sich nun immer mehr und wurde schliesslich zu einer blauen, geisterhaft durchschimmernden Gestalt. Sie hatte einen breiten, nach unten schmaler werdenden Körper und einen, im Verhältnis, eher kleinen Kopf. „Ich stehe dir zu Diensten Herr!“ sprach er mit tiefer, ergebener Stimme. Gwydyon nickte zufrieden und sprach: „Banar, wir müssen uns jetzt einem schwierigen Gegner stellen, dem Teufelsjäger. Du wirst deine ganze Kraft einsetzen, um ihn von mir abzulenken. Hüte dich vor seinen Tentakeln, sie saugen magische Energie ab und richten schlimme Verletzungen an. Während du in aus der Nähe attackierst, werde ich ihm mit meinen Zaubern zusetzen so gut ich kann. und ich hoffe, dass er meine Magie nicht zu sehr absorbiert. Ansonsten habe ich ja noch meine beiden, mit Gift versehenen Dolche.“ Banar erwiderte: „Alles was ihr wünscht, Meister.“ „Dann also los! Gwydyon stellte sich in den Kreis und begann die Zauberformel zu rezitieren, die Taliona ihm hinhielt. Als sie zu Ende gesprochen war, wurden dunkelviolette Stahlen von den drei Kanalisierungsruten abgegeben und diese malten einige ganz neue Symbole und Kreise neben und über den Beschwörungskreis. Ein lautes Brausen erhob sich auf einmal um sie. Gwydyon hörte nur noch verschwommen Talionas Stimme hinter sich, welche rief: „Die Teufelsjäger leben in einer anderen Dimension des Nethers. Achte auf das rote Glühen! Achte auf das rote Glühen!“ In diesem Augenblick, empfingen ihn und Banar wieder die wild durcheinanderwirbelnden Energien der Netherwelt. Doch diesmal befanden sie sich an einem unbekannten Ort. Der Hexenmeister versuchte etwas zu erkennen, doch die tosenden, wirbelnden Massen um ihn herum, liessen einem im Augenblick nicht mal die Hand vor Augen sehen. Seltsame grünliche Schwaden zogen nun um sie herum. Gwydyon zog seine beiden Dolche und auch Banar schien sehr angespannt. Sein bläulicher Körper leuchtete als einziges tröstendes Licht durch die Finsternis, welche doch nicht ganz finster war. Der Hexenmeister strengte seine Augen an so gut er konnte. Was hatte Taliona gesagt: „Achte auf das rote Glühen!“ Aber, da war nirgends ein rotes Glühen… Oder doch? Gwydyon kniff noch mehr die Augen zusammen. „Banar! Halt dich bereit!“ rief er. In diesem Augenblick schälte sich aus der Finsternis ein glühend rotes Augenpaar! Und dann schnellte etwas Grosses, Schwarzes auf Gwydyon zu. Es war ein schrecklich aussehendes, hundeähnliches Wesen mit Stachel auf dem Haupt und zwei Tentakeln auf dem Rücken welche sich bedrohlich wie lebende Schlangen wanden.
Gwydyon machte einen Sprung zur Seite und Banar griff sofort an. Er setze dem schrecklichen Wesen mit seinen Krallen arg zu. Striemen grünlichen Blutes breiteten sich bald über dessen Körper aus. Dieses glühte eigentümlich im Zwielicht. Das half Gwydyon, den Feind besser im Auge zu behalten. Der Teufelsjäger hatte sich von dem Leerwandler ablenken lassen und ging nun brüllend auf diesen los. Banar wich den, nach ihm schlagenden Tentakeln bisher noch geschickt aus und Gwydyon wob seinen ersten Fluch- den Fluch der Schwäche, welcher den Teufelsjäger einen Teil seiner Kraft rauben sollte. Solange Banar diesen noch an sich binden konnte, wurde Gwydyons Magie auch nicht von dem gefährlichen Feind absorbiert. Er wob noch einen Fluch, welcher eine Saat der Verderbnis in den Gegner hineinpflanzte um ihn abermals, diesmal aber dauerhaft, zu schwächen. Der Teufelsjäger brach beinahe zusammen, doch da er selbst aus verderbter Energie bestand, richtete der Fluch nicht so viel Schaden an und er erholte sich ziemlich schnell wieder. Er war tatsächliche ein ernst zu nehmender Gegner, besass viel die viel besseren Abwehrkräfte gegen Magie. Gwydyon ging jetzt über zu den offensiven Zaubern. Ein violetter Schattenblitz traf den Teufelsjäger und dieser heulte laut auf vor Schmerz. Gleich darauf wirkte der Hexenmeister einen seine verderblichen Feuerzauber. Der Teufelshund warf seinen Kopf herum und seine roten Augen richteten sich böse funkelnd auf seinen Peiniger. Er wollte sich umwenden und sich auf Gwydyon stürzen. Doch das liess Banar nicht zu. Er setzte dem Gegner noch mehr zu, packte dessen einen Tentakel und riss so heftig daran, dass dieser beinahe abgerissen wurde. Grünes Blut quoll aus der Wunde und der Teufelsjäger heulte noch lauter auf. Wieder wandte er sich voller Zorn dem Leerwandler zu. Seine Tentakel schnellten vor und… erwischten Banar nun doch. Der schreckliche Hund warf sich über den und seine scharfen, langen Zähne schlugen sich in dessen Körper. Seine langen spitzen Hörner brachten ihm schreckliche Wunden bei. Gwydyon sah das mit Entsetzen und er wusste, dass Banar ihm keine Hilfe mehr war. Er wirkte einen letzten Zauber und zwar Die Opferung. Der Leewandler wurde dadurch zwar vernichtet, aber dabei entstand ein besonderer Schutzschild, welcher Gwydyon für einige Minuten lang vor jeglichem Schaden schützte. „Wir müssen ihm helfen!“ rief Alamma, welcher den Kampf besorgt durch die Nebel des Nethers beobachtete. „Nein, gib ihm noch eine Chance!“ hielt ihn Taliona auf. „Vielleicht schafft er es ja doch! Gwydyon ist einer meiner besten Schüler.“ Alammas Blick glitt herüber zu Zalion, welcher der erfahrenste Hexenmeister unter ihnen war. Dieser nickte ihm zu. „Wenn Taliona meint er schafft es, dann geben wir ihm die Chance.“ Gwydyon bekam davon nichts mit. Seine Sinne waren bis zu Äussersten angespannt. Wenn Banar sich auflöste, würde er allein dastehen. Er konnte den Leerwandler dann einige Zeit nicht mehr beschwören, aber da war ja auch noch Vilevere. Nun würde er sie also doch noch brauchen. Banar löste sich mit einem seltsam hohl klingenden Schrei auf und nur eine bläuliche Wolke blieb dabei zurück. Gwydyon merkte wie der Schutz der Opferung ihn sogleich umfing, wie ein warmer Mantel. Dies war der Augenblick! Er packte seine Dolche fester und lief dem Teufelsjäger entgegen, welcher sich nun brüllend ihm zuwandte. Noch während er auf das Monster zulief, rief er laut: „Vilevere hierher! Ich brauche deine Hilfe!“ Der Teufelsjäger stürmte nun mit gesenktem Haupt auf ihn zu, seine beiden messerscharfen Hörner schimmerten gefährlich. Doch Gwydyon nutze seine elfische Gewandtheit und wich zur Seite her aus. Dann rammte er dem Teufelshund seinen einen Dolch seitlich in den Bauch und zog sich blitzschnell hinauf auf dessen Rücken. Der Dämon brüllte erneut laut und bäumte sich auf, um den Hexenmeister abzuschütteln. Doch dieser rammte auch seinen zweiten Dolch in das doch recht zähe Fleisch der Bestie. Langsam arbeitete er sich zu dessen keilförmigen Schädel vor. Es war kein leichtes Unterfangen, denn die Stacheln auf dem Rücken und der Kruppe der Kreatur, waren dabei sehr hinderlich. Der gesunde Tentakel schlenkerte wild herum und hätte Gwydyon sicher grossen Schaden zugefügt, wenn er nicht noch immer unter dem Opferungszauber von Banar gestanden hätte. Doch viel Zeit blieb nicht mehr. Wo war bloss Vilevere? Die Frage wurde ihm sogleich beantwortet, als unmittelbar neben ihm die Peitsche durch die Luft knallte und den Teufelsjäger am Kopf traf. Eine klaffende Wunde, zog sich nun auch über dessen Schnauze. Vilevere stand vor ihnen. Ihre hochgewachsene wohlgeformte Gestalt hob sich vom im Hintergrund wirbelnden Nether ab. Irgendwie wunderschön und doch gefährlich, wie nur wenige Dämonen sonst. Ihre Augen leuchteten durch das Halbdunkel und ihr langer Schwanz, der aus einem wohlgeformten Gesäss herauswuchs, schlug in freudiger Erwartung hin und her.
Irgendwie erinnerte sie Gwydyon an eine jagende Katze, welche es liebte zuerst mit ihren Opfern zu spielen und sie dann auf grausame Art umzubringen. Diese Schönheit, Verruchtheit und Wildheit, vereint in einem Geschöpf, hatte besonders auf Männer eine gefährliche Wirkung. Noch einmal schlug die Sukkubus mit ihrer Peitsche zu. Der Teufelsjäger heulte und wollte sie angreifen, doch er blieb auf einmal wie angewurzelt stehen. Einen Augenblick lang erschien es Gwydyon als würde die Zeit stillstehen. Ein wundersamer, süsser Geruch, lag auf einmal in der Luft und vor sich glaubte er plötzlich Tyrande zu sehen, welche nur leicht bekleidet vor ihm stand. Sie lächelte einladend und ein Strahlen ging von ihr aus, das wundervoll anzusehen war. Sanfte Musik umschwebte sie und die wilden Wirbel der Netherwelt zogen wie in Zeitlupe an ihnen vorbei. Auch der Teufelsjäger schien etwas zu sehen, dass ihn scheinbar richtiggehend hypnotisierte. Denn er wurde auf einmal ganz lammfromm. Das alles war sehr seltsam. Doch dann, irgendwo im tiefsten Winkel seines Seins, erkannte Gwydyon was mit ihm und dem Höllenhund geschah. Die Sukkubus hatte ihren Verführungszauber über sie geworfen. Vermutlich war ihr Ziel eher der feindliche Dämon gewesen, doch da der Hexenmeister sich auf seinem Rücken befand, wurde er ebenfalls davon erfasst. Oder war das vielleicht sogar Absicht? Urplötzlich verschwand die Gestalt von Tyrande wieder und verwandelte sich in die Sukkubus zurück. Der Teufelsjäger war immer noch wie gefesselt und winselte leise, während er sich unterwürfig auf die Dämonin zubewegte. Dies war der richtige Moment! Gwydyon schüttelte den Verführungszauber von sich ab, dachte ganz fest an die wirkliche Tyrande und dann rammte er dem Dämon seine beiden Dolche durch die Schädeldecke, hinein ins Gehirn. Der Teufelsjäger schrie gellend und… löste sich in Rauch auf!
Das letze was Gwydyon sah, waren die langen, hufähnlichen Beine der Sukkubus neben sich und dann wurde er zurück in die irdische Welt gezogen. Etwas benommen schüttelte er sich und stand auf. Taliona und die andern Hexenmeister halfen ihm lachend auf die Beine. „Das hast du sehr gut gemacht, Gwydyon. Alle Achtung!“ „Ihr hättet mich auch ein wenig mehr unterstützen können,“ meinte der junge Mann, halb im Spass halb im Ernst.“ „Ich wollte dir die Chance geben dich zu beweisen, “ sprach seine Mentorin. „Ich habe an dich geglaubt und du hast mich wahrlich nicht enttäuscht. Du bist ein aussergewöhnlicher Hexenmeister, um nicht zu sagen ein Juwel unter gewöhnlichen Edelsteinen.“ Der Angesprochene wurde etwas verlegen und meinte selbstkritisch: „Ich hätte die Sukkubus wie du sagtest, von Anbeginn nehmen sollen, dann wäre mir viel Ärger erspart geblieben.“ Er wandte sich an die Dämonin, welche etwas abseits stand. „Dein Verführungszauber war mir wirklich eine grosse Hilfe. Das hast du gut gemacht.“ Die Dämonin versuche zu lächeln, doch es wirkte eher etwas säuerlich. Dann aber neigte sie den Kopf leicht und meinte: „Danke Meister.“ „Du darfst jetzt wieder gehen“, sprach er und die Sukkubus verschwand. Eine gewisse Genugtuung stieg in dem jungen Mann auf, wenn er daran dachte, wie schnell er selbst dem Verführungszauber der Dämonin hatte wiederstehen können. Auch wenn es ihn schon etwas beunruhigte, dass sie die Gestalt von Tyrande angenommen hatte. Dass sie seine geheimsten Wünsche so gut kannte, gefiel ihm nicht sonderlich und darum würde er auch weiterhin sehr auf der Hut sein, wenn er sie beschwor. Nun jedoch würde er erst einmal seinen grossen Triumph geniessen!