17. Kapitel
Dabog und der Kampf um Gwydyons Sohn
Dabog stellte fest, dass der Blutelf sie von dem Balkon des Hauptgebäudes beobachtete und auch Balduraya hatte er geglaubt, hinter einem der Fensterlücken, flüchtig entdeckt zu haben. Er staunte als Gwydyon sich plötzlich abrupt abwandte, als hätte er einen Entschluss gefasst und dann nicht mehr auftauchte. Irgendwas war da im Gange! Dabogs Kriegerinstinkt sagte ihm das. So machte er sich augenscheinlich ruhig auf den Rückweg und beschloss den Blutelfen von nun an besonders im Auge zu behalten. Er schlenderte etwas bei der Koppel herum, die sich nahe dem Gebäude befand, worin die Blutelfen ihr Nachtquartier hatten. Er selbst brauchte keinen Schlaf, ein weiterer Nebeneffekt seines Untoten- Körpers. In den Koppeln waren verschiedenste Tiere untergebracht, man konnte auch Reittiere mieten. Dabog wechselte ein paar Worte mit dem Zwingermeister und informierte ihn, dass er vermutlich noch diese Nacht, ein Pferd brauchte. Dann schlenderte er noch etwas in der Nähe umher. Es wurde dunkler und dunkler, doch seine Augen waren für die Dunkelheit ausgerüstet, wie bei allen Untoten. So sah er auch, als Gwydyon, kurz nach Sonnenuntergang und immer wieder unruhig um sich blickend, das Gasthaus verliess. Er schien ganz so, als wolle er auf eigene Faust weiterziehen. Was ihn zu diesem Wahnsinn bewog, war Dabog nicht ganz klar, denn bei den Untoten wurden nur rationale Entscheidungen getroffen und das hatte, wohl oder übel, Einfluss auf Dabogs Denken. Sein Kopf war nun erstaunlich klar und wurde immer klarer, allerdings bewegten ihn auch ganz menschliche Empfindungen, als er den Blutelfen aus der Deckung heraus beobachtete. Dieser wirkte ziemlich bekümmert, wenn nicht zu sagen, verzweifelt. Gwydyon sprach mit dem Zwingermeister und mietete einen rosa-violetten Falkenschreiter, einen straussenähnlichen Vogel mit wunderschönem, weichem Gefieder. Die Blutelfen kannten sich mit diesen Tieren am besten aus. Dabog wartete noch einen Moment, dann bestieg er den dunklen Rappen, welcher schon bereitstand und folgte Gwydyon in sicherem Abstand. Eigentlich war es ziemlich verrückt, das vorwiegend lebensfeindliche Desolace alleine zu durchqueren. Gwydyon musste wirklich ziemlich verzweifelt sein, wenn er das wagte.
Schon ziemlich bald lag Schattenflucht ein Stück hinter den beiden Reitern und das Land wurde immer karger. Wo vorhin in der Umgebung von Schattenflucht noch grünes Gras den Boden wie ein weicher Teppich bedeckte, war nun nur noch Sand und Stein. Da es keinerlei Pflanzen gab, welche etwas Kühle spendeten, spürte man hier noch immer die flirrend heisse Luft, die über dem trockenen Boden lag. Zwar kühlte es jetzt langsam ab, aber Dabog konnte sich vorstellen, dass es hier unter Tags sehr heiss wurde, auch wenn ihm das als Untoter, wenig ausmachte. Er hielt nach dem Blutelfen Ausschau, welcher in leichtem Trab dahinritt. Die Schwanzfedern seines schönen Reittiers, wippten dabei hin und her und seine langen Beine, bewegten sich sicher und kraftvoll vorwärts. Diese Falkenschreiter konnten ziemlich schnell sein, wenn sie liefen, obwohl sie nur zwei Beine besassen. Doch Gwydyon rechnete scheinbar nicht damit, verfolgt zu werden. Darum beeilte er sich auch nicht sonderlich. Er schaute dennoch immer wieder um sich. Es war eine gefährliche Gegend hier. Die Zentaurenstämme waren sehr aggressiv und kämpferisch, sie bekämpften einander auch gegenseitig bis aufs Blut. Er wollte diesen wilden Gesellen nicht unbedingt über den Weg laufen. Dabog konnte ihm deshalb gut folgen. Ausserdem schützte die Dunkelheit den Untoten. Sie ritten an schmutzig braunen Tümpeln vorbei, welche hier überall lagen. Da und dort erkannte Dabog in der Ferne runde Zeltbauten, welche die Heimstatt der Zentauren waren. Stets auf Patrouillen selbiger achtend, ritt er den schmalen, trockenen Pfad entlang, den man hier angelegt hatte. Eigentlich war es Wahnsinn so nahe an den Zentaurendörfern vorbei zu reisen. Doch Gwydyon schien ein ganz besonderes Ziel zu haben. Er bewegte sich stetig auf einen hohen, silbernweissen Steinturm zu, welcher hinter der naheliegenden, bräunlichweissen Hügelkette aufragte. Er wirkte irgendwie wie ein alter Nachtelfenturm. Einst war Desolace ein blühender Landstrich gewesen, von den Nachtelfen bewohnt, doch dann bei der Teilung der Welt, wurde alles zerstört. Nur noch Ruinen zeugten deshalb noch von der einst blühenden Zivilisation. Die Zentauren hatten dann das Land mehr und mehr erobert und nun war sogar die Brennende Legion hierhergekommen und nutzte die noch übrig gebliebene Ley Energie (Magische Energie), unter den einstigen Elfenstädten, um Portale in den Nether zu öffnen und weitere Dämonen nach Azeroth zu holen. Dabog, oder vielmehr sein Untoten- Ich, hatte mal etwas davon gehört und so langsam glaubte er zu verstehen, wohin Gwydyon wollte. Vermutlich wollte er zum Zirkel des Mannorc, einem Ort, welcher von einem mächtigen Verdammnisfürst namens Azrethoc regiert wurde. Wahrscheinlich, hielt sich die Sukkubus Vilevere irgendwo dort auf. Ja… so musste es sein! Der Zirkel lag gleich hinter dem Hügelzug, es war gar nicht mehr so weit, das hatte er beim Hinflug gesehen.
Es dauerte nicht lange und die ersten Ruinen der einstigen Nachtelfenstadt kamen in Sicht. Der Himmel begann sich auf einmal zu verändern, von samtenem Schwarz, verwandelte er sich nun in seltsames violett und alle Sterne und der Mond verschwanden ganz plötzlich von der Bildfläche. Eine seltsame Beklemmung umfing Dabog auf einmal, sein Körper reagierte indem er erschauderte. Aber konnte das sein? Diser Körper war doch schon lange tot. Was also brachte ihn zum Erschaudern…? Doch Dabog konnte nicht näher darüber nachdenken, nun war noch allerhöchst Vorsicht geboten, denn im Zwielicht des seltsamen, violetten Himmels, konnte er nun die ersten Silhouetten von Anhängern der Brennenden Legion ausmachen. Er ging hinter einem Felsen in Deckung und merkte, dass auch Gwydyon ein paar hundert Meter vor ihm dasselbe tat. Dabog beschloss sich ohne Reittier näher an den Zirkel das Mannoroc heran zu schleichen. Gwydyon tat dasselbte, ebenfalls ohne sein Reittier. Und dann tauchten weitere Dämonen auf. Einige davon, waren wie Erdelementare aus Steinen zusammengesetzt, doch diese Steine waren umgeben von einem schmutzigen gelblich-grünen Leuchten. Diese Dämonen, man nannte sie Höllenbestien, waren relativ schwerfällig, da waren die Verdammniswächter mit ihren gelben mit langen Spitzen bewehrten, gelben Oberkörpern und Köpfen, doch einiges intelligenter und gefährlicher. Sie trugen meist schwere Äxte bei sich, mit denen sie mühelos Knochen und Schädel zu spalten vermochten. Es gab auch noch einige Magiejäger, wolfsähnliche Kreaturen, welche mit ihren Tentakeln auf dem Rücken jemandem das ganze Leben und alle magische Kraft aussaugen konnten. Auch die Sukkuben fehlten hier nicht. Sie trugen alle ihre schwarzen Schmerzenspeitschen bei sich und stellten ihre drallen Formen, in knappem Lederoutfit, zur Schau. Dabog war zu seinen Lebzeiten noch nie in Desolace gewesen und irgendwie schockierte ihn die Ballung der dunklen Mächte an diesem Ort zutiefst. Einen Augenblick lang, beneidete er den Blutelfen Hexenmeister, welcher sich mit diesen dämonischen Kräften einiges besser auskannte und sogar im Stande war, gewisse Dämonen unter seinen Willen zu zwingen. Wie nur hatte dieser jedoch seine Macht über Vilevere verloren? Diese Frage trieb den einstigen Menschenkrieger nun immer mehr um und so schlich dem Blutelfen leise hinterher.
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Gwydyon verfolgte die Spur von Vilevere schon seit Anbeginn seiner Reise. Banar, sein blauer, geisterhafter Leerwandler, hatte ihm dabei geholfen, indem der sich im Nether gründlich umgesehen und die Sukkubus schliesslich beim Zirkel des Mannoroc aufgespürt hatte. Er sprach: „Ihr…euer Kind ist gewachsen, es wird schon bald geboren werden Meister, vielleicht noch diese Nacht. Der Wachstumsprozess, geht bei Dämonen und Halbdämonen viel schneller vonstatten.“ Als Gwydyon diese Botschaft erhielt, fuhr eisiger Schrecken in seinen Körper und seine Seele. Er hatte sowieso vorgehabt, dass allein durchzuziehen und nun eilte es noch mehr. Wenigstens war der Zirkel des Mannoroc in der Nähe von Schattenflucht. Vilevere hielt sich irgendwo hier auf. Ihre leuchtendblaue Spur, verblasse aber bereits, denn sie hatte sich durch ihre böse List von Gwydyon befreit, welcher nun nicht mehr ihr Meister war. Sie würde das Kind an diesem Ort gebären, denn hier herrschte eindeutig eins der grössten, magischen Potenziale auf diesem Kontinenten und die, mit violetten Runen verzierten Steinportale, welche die brennende Legion hier errichtet hatte, sorgten immer wieder für neuen Nachschub an Dämonen, was den Zirkel zu einem besonders sicheren Aufenthaltsort für Vilevere und deren Nachwuchs machte. Azrethoc war ein recht mächtiger Dämon und wenn er der Sukkubus zur Seite stand, dann konnte beinahe nichts mehr schiefgehen. Dieser würde das Kind so schnell wie irgend möglich dem Bösen weihen und dann war Vileveres Ziel erreicht. Was genau dann mit dem Kind passieren würde, war Gwydyon noch nicht ganz klar, nur eins war ihm glasklar: Er musste das unbedingt verhindern, denn so ungern es sich auch eingestand, das Kind war auch seins. So schlich er sich näher und näher an den Ort der Verderbnis heran. Es gab einige Dämonen hier, Dämonen welche jedoch für einen begabten Hexenmeister wie ihn normalerweise kein Problem darstellten. Noch wusste er jedoch nicht, ob seine Kräfte durch das Erlebnis mit Vilevere nicht geschwächt worden waren. Das konnte er erst feststellen, wenn es zu einem Kampf kam. Doch wenn irgend möglich versuchte er das zu verhindern. Er kam auch recht gut an den vielen Dämonen vorbei. Der Nachteil in der Nacht war einfach, dass er einen Feind nicht gleich schnell kommen sah, wie am Tag.
Sein Ziel war eine Gruppe, mit groben Tierhäuten bespannte Zelte, wohin die nun immer blasser werdende, hellblaue Spur von Vilevere führte. Da das Kind halb irdischer Abstammung war, musste sie es auch hier zur Welt bringen.
Schon von fern hörte Gwydyon Schreie und diese Schreie, kamen ihm beängstigend bekannt vor. Es war Vilevere welche hier schrie und zwar bereits unter den ersten Geburtswehen! Um die Zelte herum, gab es eine Menge Dämonen und auch eine erstaunlich grosse Menge an Hexenmeistern. Diese Hexenmeister kamen aus den verschiedensten Völkern von Azeroth und gehörten der Brennenden Klinge an, welche schon lange mit den Dämonen paktierte. Die Hexenmeister trugen besondere Roben, welche sie als Anhänger der Klinge auswies. Gwydyon überlegte einen Augenblick, wie er am besten in das Zelt von Vilevere hinein gelangte. Er schlich eine Weile um das Zeltlager herum, in seinen Ohren immer wieder die Schreie der Sukkubus. Das zerrt an seinen Nerven, denn die Zeit drängte. Er musste sich der Dämonin entgegenstellen, so lange sie geschwächt war und er musste unbedingt verhindern, dass sie das Kind in ihre Fängen kriegte.
Endlich bot sich dem Blutelfen eine Möglichkeit, auf die er schon lange gewartet hatte. Einer der Hexenmeister hielt sich etwas abseits von den Zelten auf und sogleich wob Gwydyon seinen ersten Zauber. Er hob seine Hände und sandte einen Schattenblitz gegen den Gegner. Ein violett-weisser Blitz, traf diesen mitten in die Brust und er sank zu Boden. Doch er hatte wie alle Hexenmeister einen Begleiter an seiner Seite, in diesem Fall einen kleinen leuchtenden Wichtel, welcher sofort zum Gegenangriff überging. Gwydyon wirkte einen weiteren Zauber, der den Wichtel einen Augenblick lang unbeweglich machte. Diesen Moment nutzte er, um seinen Leerwandler zu beschwören. Noch hatte er keine Abnahme seiner Kräfte gespürt, zum Glück! Banar kam sogleich und stellte sich schützend vor seinen Meister. Als der Wichtel sich wieder bewegen konnte, ging der Leerwandler sogleich zum Angriff über und traf den Wichtel mit einem mächtigen Schattenschlag. Dieser taumelte, griff aber sogleich wieder an, ein Feuerblitz kam aus seinen spitzen Fingern mit den langen Klauen und traf Banar ebenfalls ziemlich hart. Doch der Leerwandler war zäh und schlug mit aller Kraft zurück.
Während sein Dämonenhelfer sich um den Dämonenhelfer des Gegners kümmerte, kauerte Gwydyon neben dem, ausser Gefecht gesetzten Hexenmeister nieder, schleppte ihn hinter einen der vielen, weissgrauen Ruinensteine und zerrte ihm die Robe vom Leib. So schnell er konnte, zog er sich diese über und in der Zwischenzeit hatte Banar der Wichtel auch schon erledigt, denn Leerwandler konnten einiges mehr einstecken und härter austeilen als jene. „Gut gemacht Banar!“ sprach Gwydyon. „Er wird Zeit, dass wir uns mal etwas unters Volk mischen. Ich hoffe die Dämonen erkennen nicht sogleich, dass ich eigentlich nicht zu ihnen gehöre.“ „Das wird sich zeigen“, erwiderte der Leerwandler, mit seiner tiefen, dumpfen Stimme. Der Blutelf atmete tief ein und ging dann näher an die Zelte heran. Die ersten Dämonen begegneten ihm, doch sie beachteten ihn kaum. Für sie sahen all ihre Lakaien gleich aus. Gwydyons rasender Puls, beruhigte sich etwas, doch er achtete darauf, dass er keinem der anderen lebenden Hexenmeister über den Weg lief, denn diese hätten ihn wohl eher als einen Fremdling erkannt. Das war der Unterschied zwischen Lebenden und Dämonen.
Alles lief gut und schon erreichte er das Zelt, aus dem die lauten Schreie von Vilevere drangen. Er schlüpfte hinein und erblickte im Licht einige Fackeln die Sukkubus, welche auf einem Lager aus Fellen und Häuten lag. Sie wirkte mitgenommen, ihr Gesicht war von Schmerz verzerrt. Gwydyon erschrak über ihren gewaltigen Bauch, der nun mit schwarzen, dämonischen Schriftzeichen bemalt worden war und seltsame Wellen schlug, weil etwas sich darunter regte, etwas Unheimliches, unnatürlich Grosses. Er keuchte auf. Einen Moment lang, war er wie gelähmt von dem schrecklichen, grotesken Anblick, der sich ihm darbot. Doch sogleich begann sein Verstand wieder zu arbeiten. Er blickte sich um und schätzte die Lage ab. Eine andere Sukkubus, mit einem violettem, knappen Gewand und ein orcischer Hexenmeister knieten neben Vilevere und murmelten ein paar Beschwörungen. Vermutlich um das bald auf die Welt kommende Kind, möglichst früh auf seine dämonische Seite zu prägen. Hilfe hatte Vilevere sonst nicht, keiner der ihr beistand, um ihr die Geburt ein wenig zu erleichtern. Das war so bei den Dämonen, jeder kämpfte für sich allein und sie schlossen sich nur zusammen, wenn unbedingt nötig.
Gwydyon hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Sofort wob er einen mächtigen Verstummungszauber. Wie ein zäher Nebel, legte sich dieser auf alle Anwesenden und liess alle erstarrem. Die Szenerie schien für einen Moment lang wie eingefroren und er sandte zuerst einen Feuerblitz gegen den Hexenmeister, ehe dieser überhaupt dazu kam, seinen Helfer zu beschwören. Dann streckte er seine Hand aus und zog das letzte Leben aus dessen Körper. Seltsam verdorrt, wie ein Blatt im Herbst, sackte der fremde Hexenmeister zu Boden und blieb reglos liegen. „Banar!“ rief er „schnapp dir die fremde Sukkubus und achte darauf, dass sie nicht schreit!“
Dann lief er zu Vilevere, welche mit nun angsterfüllten Augen auf ihrem Lager lag und sich unter der nächsten Wehe krümmte. Sie konnte ihm im Augenblick nichts entgegensetzen, denn sie war zu schwach und so bleich wie der Tod. Gwydyon hatte einen Augenblick lang fast Mitleid mit ihr, doch dann verdrängte sein Hass dieses Gefühl wieder. Er packte die Sukkubus mit einer Hand an der Kehle und schaute nach, wie weit das Kind schon draussen war. Er sah bereits dessen erstaunlich dichten, dunklen, mit Blut und Fruchtwasser verschmierten Schopf. Noch eine Wehe und das Kind rutschte noch ein Stück heraus. Nun war schon der ganze Kopf zu sehen.
Der Blutelf machte kurzen Prozess, packte das Kind am Nacken und zog es heraus. Vilevere schrie dabei schmerzerfüllt auf, doch es musste schnell gehen, Gwydyon musste ihr das Kind sogleich wegnehmen, bevor weitere Dämonen oder Hexenmeister hier auftauchten. Banar war noch immer in den Kampf mit der anderen Dämonin verwickelt und diese war ziemlich stark. „Banar…“ sprach er mit leichtem Bedauern in der Stimme „Ich werde dich opfern müssen, ich muss hier schnellstmöglich verschwinden.“ Er konnte den Leerwandler jederzeit wieder beschwören, dennoch fiel es ihm nie leicht, wenn er einen seiner Begleiter auf diese Weise opfern musste. Er wickelte das Kind in seinen Umgang und eilte nach draussen… Vilevere nahm ihre allerletzte Kraft zusammen und floh in den wirbelnden Nether…
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Dabog beobachtete alles von seinem Versteck. Als Gwydyon dann jedoch in das Zelt ging, war er alarmiert. Das konnte nicht gut gehen! Jemand musste dem Hexenmeister doch den Rücken freihalten. Es waren zu viele Feinde hier, für einen allein. Obwohl, Gwydyons Tarnung schien funktioniert zu haben, denn niemand hatte ihn davon abgehalten ins Zelt zu gehen. Dabog hörte die Schreie der Dämonin, unter ihren Geburtswehen ebenfalls und der seltsame Gedanke kam ihm in den Kopf, dass er wirklich nicht in ihrer Haut stecken wollte. Was würde Gwydyon wohl mit ihr machen: Sie töten? Das Kind ebenfalls töten? Nein, letzteres konnte er sich nun doch nicht so recht vorstellten. Aber was dann?
Seine Fragen wurden ihm beantwortet, als er Gwydyon mit einem seltsamen Bündel im Arm das Zelt verlassen sah. Er hatte die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen und versuchte unbemerkt an den Wächtern vorbei zu kommen. Dabog glaubte schon, er würde es schaffen, doch als der Blutelf schon beinahe in der Dunkelheit verschwunden war, wurde einer der Hexenmeister, ein kräftiger Mensch, auf einmal auf ihn aufmerksam. „Halt! Wer bist du?!“ Gwydyon fuhr herum und der Umhang in welchen das Kind gewickelt war, rutschte etwas zur Seite und legte den nun schone etwas getrockneten Schopf, und das erstaunlich hübsche Geschichtchen des Kindes frei. Dabog wusste dass er jetzt unbedingt handeln musste. Er zog seinen Dolch, der in seinem Gürtel steckte und schleuderte diesen zielsicher auf den feindlichen Hexenmeister. Er traf ihn mitten in den Kopf und spaltete ihm sozusagen den Schädel. Unheimlich geräuschlos, sackte dieser zu Boden und blieb dort reglos liegen. Der Wichtel der ihn begleitete, nahm nun Dabog mit seinem Feuerstrahlt ins Visier und Dabog hob seinen Schild, den er immer mit sich auf dem Rücken trug. Damit wehrte er den Strahl ab, doch der Schild wurde dabei so heiss, dass er an der Stelle wo der Strahl auf das Metall getroffen war, zu glühen begann. Zum Glück hatte der Schild einen guten, stabilen Griff. Dabog schnellte vor und schlug ihn dem Wichtel gegen den Kopf. Der kleine Dämon taumelte und schüttelte sich, um die Benommenheit, die durch den Schlag verursacht worden war, abzuschütteln. Doch Dabog rammte ihm sogleich sein Schwert in den Leib. Der Wichtel kam nicht mehr zum Zaubern, er sackte in sich zusammen und löste sich auf. Da niemand ihn wieder beschwören konnte, blieb er auch verschwunden. Das war gut so, denn nun waren natürlich auch die anderen Feinde auf Dabog aufmerksam geworden und ein Verdammnisfürst und sein wolfsähnlicher Begleiter, ein Teufelsjäger mit spitzenbewehrtem Haupte und todbringenden Tentakeln auf dem Rücken, griffen ihn an. Dabog wirbelte herum und wehrte den Schwertschlag des Verdammnisfürsten ab, dann schlug er zurück. Der Teufelsjäger bedrängte ihn ebenfalls. Doch in diesem Moment traf ihn ein violetter Blitz! Dabog nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass Gwydyon diesen geschleudert hatte und der Teufelsjäger, ging nun auf ihn los. Doch der Blutelf schickte sogleich einen weiteren, flammenden Blitz gegen den Feind und brachte ihm eine klaffende, gelbgrün blutende Wunde bei. Der Dämonenwolf, hauchte sein Leben aus und fiel in sich zusammen. Die Tentakel auf dem Rücken, welche vorhin wild herumgeschlenkert hatten, erschlafften und wurden leblos und blass.
Zwei weitere Dämonen griffen Dabog an: Einer der eher schwerfälligen Höllenbestien und noch ein Verdammnisfürst. Der Krieger wich dem vernichtenden Schlag der Höllenbestie behände aus, liess sich auf die Knie fallen und als der Dämon nochmals angreifen wollte, zog er das Schwert unter selbigem hindurch und schnitt ihn in zwei Teile. Die glühenden Steine, aus denen dieser bestand, fielen auseinander und von dem Angreifer blieb nichts als ein Haufen Schutt übrig. Dabog nutzte die Bewegung, in der er sich befand aus, um eine Rolle nach vorne zu machen und mit einem Sprung einen weiteren Hieb des Verdammnisfürsten abzuwehren. Er schlug jenem die Axt mit einem Schildhieb aus der Hand und durchbohrte auch ihn. Doch der Feind war zäh und griff trotz der Verletzung erneut an. Er packte Dabogs Schwertarm, drückte ihn zur Seite und wollte seine ihm zugewandte, verletzliche Seite, mit seinen mächtigen Klauen aufreissen. Doch der Krieger trat ihm mit seinem Fuss in den Unterleib und schlug dem Dämon mit aller Kraft den Schild gegen den grässlichen Kopf. Der Getroffene taumelte, wollte nach seiner, am Boden liegenden, Axt hechten, doch Dabog war schneller und hieb dem Gegner den Kopf ab. Das grässliche Haupt flog davon und landete, ein paar Meter weiter weg, auf dem sandigen Boden. Der Körper blieb noch einen Augenblick taumelnd stehen und fiel dann wie ein Sack nach vorne.
Dann jedoch, durchfuhr Dabog ein brennender Schmerz, der ihn aufschreien liess. Eine tiefe Wunde befand sich im unteren Teil seines Rückens, er fasste instinktiv dorthin, da war aber kein Blut. Natürlich… ein Untoter blutete nicht mehr, sein Blut war schon lange geronnen… Vor ihm stand ein Hexenmeister, der einen Feuerzauber gegen ihn gesandt hatte. Der Wichtel, der ihn begleitete, tat es ihm gleich nach und die Wucht seines darauffolgenden Zaubers, schleuderte Dabog zurück… Dabog fasste sich an seine Brust, wo nun eine weitere tiefe, an den Rändern verkohlte, Wunde klaffte. Zwar waren die Schmerzrezeptoren bei den Verlassenen nicht mehr so ausgeprägt wie zu Lebzeiten, doch es reichte um Dabog nochmals laut aufschreien zu lassen, dann fiel er zu Boden und… erneut verliess seine Seele, seinen zerschundenen Körper…