10. Kapitel
Verwirrung und ein wichtiger Auftrag
Xantina erwachte im späten Morgen. Zum Glück hatte sie gerade keinen neuen Auftrag zu erledigen und so konnte sie sich etwas frei nehmen. Das Licht der Vormittagssonne, schien durch das Fenster herein und die junge Orcin hörte dem munteren Treiben der Stadt, durch das offene Fenster zu, während sie die Vorkommnisse der letzten Nacht nochmals revuepassieren liess. Ihr Herz klopfte einige Takte schneller, wenn sie daran dachte, was Cromnios ihr gesagt hatte. Sie spürte seine Hände noch immer auf sich, als er sie nahe an sich herangezogen und geküsst hatte. Sie sehnte sich so nach ihm und wollte das was sie gestern versäumt hatten, möglichst schnell nachholen. Sie sprang, von den Gefühlen der Liebe beschwingt, aus dem Bett und ging zum Waschbecken. Dort wusch sie sich und suchte dann im Schrank eine passende Bekleidung. Sie überlegte sich, ob sie vielleicht ein Kleid nehmen sollte, oder wohl doch lieber einen Lederoutfit. Sie schaute die beiden Kleider, die sie im grob gezimmerten Schrank hatte an und runzelte die Stirn. Irgendwie war sie nicht wirklich der Kleidertyp. So entschied sie sich für ein enganliegendes, weiches Lederharnisch in tomatenroter Farbe, mit dazu passenden Hosen. Sie schnallte sich ihren Gürtel um, mit den beiden blitzenden Dolchen daran, denn sie ging niemals ohne ihre Waffen aus dem Haus. Am Gürtel hing auch noch ein Beutel mit den wichtigsten Utensilien und einem kleinen Essmesser darin. Der Lederharnisch, brachte ihre Rundungen sehr schön zu Geltung. Cromnios würde begeistert sein.
Sie pfiff heiter vor sich hin, während sie die Treppe des zweistöckigen Hauses hinabstieg, das sie und ihr Vater Thralliok bewohnten. Dieser kam ihr unten bereits entgegen. Sein und ihr Verhältnis war wesentlich besser geworden, seit Xantina wusste, dass ihre Mutter eine Menschenfrau war.
„Guten Morgen Vater!“ rief die junge Frau heiter. Thralliok erwiderte den Gruss und meinte dann: „Sag mal, hat Cromnios eigentlich wieder mehr Kontakt mit Asurania?“ Die Angesprochene zuckte zusammen und schluckte leer. Wieder durchbohrte Eifersucht ihr Herz. „Nein“, sprach sie finster „nicht das ich wüsste. Cromnios und ich sind seit gestern ein Paar.“ „Tatsächlich? Das hört man gerne. Ich frage nur, weil ich ihn eben gerade mit Asurania die Strasse entlanggehen sah, als ich reinkam. Aber es wird sicher gute Gründe geben, warum Cromnios das macht. Vielleicht will er einfach das Vertrauen von Asurania nicht verlieren, damit unsere Pläne nicht schlussendlich doch noch auffliegen.“ Er legte seiner Tochter liebevoll die Hand auf die Schultern: „Es freut mich sehr, dass du nun deine Liebe gefunden hast. Es tut dir sehr gut, du wirkst wie das blühende Leben. Dein Gesicht hat irgendwie eine ganz neue Weichheit erhalten. Ach, die Liebe, die Liebe ist etwas Wunderbares.“ Doch die junge Orcin, konnte nur noch daran denken, was sie eben erfahren hatte. Was um alles in der Welt wollte Cromnios bei Asurania, gerade nach jener Nacht, in der er Xantina seine Liebe gestanden hatte? Ob er auf einmal doch kalte Füsse bekam? Ob er doch noch nicht so wirklich von der Hexenmeisterin loskam? War er möglicherweise wieder von diesem Miststück korrumpiert worden? Sie musste der Sache auf den Grund gehen. „Wohin gingen die beiden, als du sie gesehen hast?“ fragte sie deshalb ihren Vater. „Sie bogen gerade in die Gasse ein. Vielleicht sind sie in der Kluft der Schatten?“ „Okay, danke Vater!“ Xantina öffnete schnell die Tür und lief hinaus. „Aber Kind!“ rief Thralliok ihr noch hinterher „ich dachte, wir essen zusammen das Mittagsmahl!“ Doch Xantina war schon weg. Ihr Herz klopfte wild, sie spürte es bis hinauf in den Hals. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie musste der Sache auf den Grund gehen, sie musste! So machte sie sich auf den Weg zur Kluft der Schatten und schaute sich nach Cromnios und Asurania um.
Tatsächlich traf sie dort Asurania dann auch an. Allerdings schien sie allein zu sein. Als sie Xantina sah, meinte die Hexenmeisterin, mit betont süsser Stimme: „Hallo Schätzchen, alles klar bei dir?“ Wieder spürte Xantina unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Sie hasste Asurania regelrecht, seit diese ihr den schändlichen Tötungsauftrag gegeben hatte, der Xantina beinahe zur Muttermörderin gemacht hatte. Ausserdem hatte Asurania auch Cromnios auf übelste Weise benutzt und hintergangen. Und nun… wollte sie sich möglicherweise wieder an ihn ranschmeissen. Xantina schluckte jedoch ihren Zorn herunter und erwiderte kühl: „Danke mir geht es gut und dir?“ „Mir geht es sehr gut“, erwiderte die Hexenmeisterin heiter. „Aber was willst du hier?“ „Ach, ich suche nur Cromnios. Er und ich müssen über einen neuen Auftrag sprechen.“ Es kam der jungen Orcin vor, als würde leichter Unmut in Asuranias Augen aufflammen, als sie das mit Cromnios sagte. Doch es dauerte nur einen Augenblick. Die Hexenmeisterin, konnte sich sehr gut beherrschen. „Ich vermute er ist zu Hause“, sprach sie. „Er lebt ja jetzt scheinbar im Tal der Ehre.“ Xantina spürte erneut den eisigen Hauch der Eifersucht in ihrem Inneren und dachte: „Nun weiss sie also doch schon, wo Cromnios wohnt. Warum hat er ihr das bloss gezeigt? „Betont gleichgültig erwiderte sie: „Also gut, vielen Dank. Ich werde ihn mal weiter suchen gehen. Bis zum nächsten Mal.“ Sie wandte sich ab und trat wieder hinaus auf die Gasse. Von dort war es nicht mehr weit zum Tal der Ehre. Sie musste ein mächtiges Tor durchqueren, ganz ähnlich jenem Tor, das sich beim Haupteingang befand und schon bald erreicht sie Cromnios Heim. Sogleich ging sie die Treppe empor zu seinem Hauseingang und klopfte dort etwas heftiger, als geplant an die Tür. Sie kochte vor Wut, bemühte sich aber sich zu beherrschen. Noch wusste sie ja nicht, was hier genau ablief. Als Cromnios nicht sogleich öffnete, hämmerte sie noch heftiger an die Tür. Schliesslich ging diese endlich auf und ein äusserst verschlafender Cromnios stand vor ihr. Seine Augen waren noch ganz klein und er gähnte ausgiebig. Etwas Ärger lag ins seinem Blick, dass man ihn gestört hatte, doch als er sah, dass es Xantina war, veränderte sich sein Ausdruck. „Xantina du?!“ seine Stimme war ziemlich leise und er sah sich gehetzt um. Dann packte er sie am Arm und zog sie schnell herein. „Ist dir jemand gefolgt?“ fragte er. „Nein, nicht dass ich wüsste, “ erwiderte die junge Orcin „Auch Asurania nicht?“ „Warum sollte sie?“ der Ärger war aus Xantinas Worten deutlich heraus zu hören. „Das ist eine komplizierte Geschichte.“ Er reichte ihr mit, vielsagendem Blick, eine Pergamentrolle. Die Orcin runzelte die Stirn und öffnete das Schreiben. Cromnios benahm sich wirklich seltsam. Als sie aber das las, was in dem Schreiben stand, weiteten sich ihre Augen immer mehr und so langsam begann sie alles ganz genau zu begreifen. Sie schaute ihren Liebsten an und nickte. Dann meinte sie mit lauter Stimme: „Was findest du nur an dieser Asurania! Sie nutzt dich doch immer nur aus! Aber du fällst immer wieder auf sie herein. Mir ist das zu dumm, ich gehe!“ Sie zwinkerte ihm zu und verliess das Haus wieder.
Als sie sicher war, dass ihr niemand folgte, entrollte sie das Schreiben erneut und überflog die Zeilen ein weiteres Mal, nur um sicher zu gehen, dass alles was sie gelesen hatte, auch wirklich in ihr Bewusstsein eingedrungen war. Asurania war nun also das Mitglied eines noch verderbteren Kultes geworden, als der Brennenden Klinge. Sie wollte dem schwarzen Drachen und schlussendlich den schrecklichen, alten Göttern dazu verhelfen, auf die Welt zurück zu kehren, und diese seltsamen Elementar- Apparate, sollten diesem Vorhaben dienen. Sie musste sofort handeln, musste zusammen mit ihrem Vater und den andern Schamanen, einen Plan ausarbeiten, um dieses schreckliche Vorhaben zu vereiteln. Das alles durfte nicht geschehen! Es hätte den Untergang der ganzen, von ihr geliebten Welt bedeutet.
Jetzt da sie sich mit diesem zum Greifen nahe liegenden Desaster auseinandersetzte, wurde ihr erst so richtig klar, was ihr eigentlich das Wichtigste im Leben war. So lange hatte sie stets mit ihrem Dasein gehadert, war unzufrieden gewesen, mit der Regierung ihres Landes, hatte die Völker der Allianz zutiefst gehasst und ihrem Vater lange das Leben schwer gemacht. Sie war grausam und rücksichtslos in so manchem gewesen, hatte jeden Auftrag angenommen, den man ihr gab, ohne zu fragen, ob die Leute die sie töten mussten, es überhaupt verdienten oder wer sie waren. Das Geld, war ihr lange das wichtigste und der einzige Freund gewesen. Sie hatte Asurania vertraut, sich von ihr einwickeln lassen, und war so böse auf Cromnios gewesen, weil sie glaubte, er habe sich wieder mit der Hexenmeisterin eingelassen. Dabei war alles ganz anders. Sie las nochmals die letzten Zeilen des Briefes, den er ihr geschrieben hatte und Wärme zog dabei in ihr Herz.
…Seit ich mit diesem schrecklichen Kult, dem Asurania nun angehört, in Berührung kam, erkannte ich erst so richtig, dass wir in realer Gefahr schweben. Die Welt, wie sie heute besteht, könnte vernichtet werden, wenn das Chaos die Welten erneut heimsucht. Wir müssen das unter allen Umständen verhindern! Darum geh sogleich zu Deinem Vater und informiere ihn über das, was ich herausgefunden habe! Noch scheint es, die Schattenhammerkultisten vertrauen mir, doch sie werden mich jetzt mit Sicherheit öfters beobachten. Asurania war von meiner erfundenen Geschichte, meiner verzweifelten, unerfüllte Liebe zu ihr, sehr angetan, was einem nicht wundert, bei ihrem krankhaften Geltungsdrang. Aber sie wird noch sehr böse überrascht werden. Ich werde mich um sie kümmern, Du aber musst die Schamanen unbedingt sogleich informieren! Wir müssen vorsichtig vorgehen. Darum denke daran Geliebte, es wird in nächster Zeit so aussehen, als würde ich mich noch immer für Asurania interessieren, aber glaube mir, ich hasse sie genauso wie Du und werde ihr alles heimzahlen! Du musst dieses Spiel mitspielen, um das Miststück in Sicherheit zu wiegen. Vertraue mir einfach, alles wird gut
In inniger Liebe
Dein Cromnios
Xantina seufzte. Gerade erst hatte noch alles so gut für sie ausgesehen. Sie hatten die Aussicht auf eine wunderbare Beziehung vor Augen, wo alles sich zum Positiven zu verändern schien. Sie glaubte, ihren Platz endlich gefunden zu haben. Er war an der Seite von Cromnios und ja, auch an der Seite jener, die alles daran setzten, Azeroth zu retten. Doch nun, schien ihr alles irgendwie zu engleiten. Eine noch nie bisher gekannte Bedrohung legte sich wie ein Schatten über Ogrimmar und den Rest der Welt. Im Angesicht dessen, was dieser Schattenhammerkult vorhatte, im Angesicht der Wiederkunft Todesschwinges, des Zerstörers, erschienen alle Sorgen die Xantina bisher gequält, all die Geplänkel und Kriege, die zwischen den verschiedenen Völkern herrschten, auf einmal lächerlich und bedeutungslos. Der Schattenhammerkult, war zu einer ganz neuen, unüberschaubaren Gefahr geworden. Gerade hatten Allianz und Horde vereint, die finale Schlacht gegen den verderblichen Lich King in Nordend gewonnen, schon drohte noch eine grössere Macht, Azeroth zu verderben. Doch etwas Gute hatte die Sache wenigstes. Es wurde einem vor Augen geführt, für was man eigentlich kämpfen, für was man einstehen wollte. Xantina wollte alles daran setzen, diese Welt zu retten, die doch eigentlich so wundervoll war. Wichtig waren jetzt ihre Lieben und falls sie selbst den Tod doch noch finden sollte, wollte sie diesem mit gutem Gewissen entgegentreten. Kraft und Ehre drang es aus den Tiefen ihrer Seele empor, Kraft… und Ehre…!
Cromnios war sehr froh, dass Xantina nun wusste was vor sich ging. Sie würde das Spiel, das er mit Asurania spielte, mitmachen und wusste, dass ihr nach wie vor seine ganze Loyalität gehörte. Dennoch würde er vielleicht Dinge tun müssen, die nicht so einfach waren. Er würde nicht darum herumkommen, Asurania wieder etwas näher an sich heranzulassen und wenn er so darüber nachdachte, war ihm das wahrlich zuwider. Doch er war nun mal in diese Geschichte hineingeschliddert und musste die Fassade wenigstens eine Zeit lang, aufrechterhalten. Asurania hatte ihn schon wieder zu sich eingeladen, heute Abend. Sie sagte, sie müsse ihm etwas Interessantes zeigen. Was das wohl sein mochte?
Es war schwierig für ihn, im Augenblick mit niemandem wirklich über das was ihn bewegte, sprechen zu können. Die Schattenhämmer waren nicht so dumm, dass sie ihm blind vertrauten. Er stand zweifellos unter Beobachtung, dass spürte er. Irgendwann würde er eine Prüfung ablegen müssen, in welcher er seine Loyalität, dem Kult gegenüber, unter Beweis stellen musste. Dann würde es erst so richtig gefährlich werden.
Er dachte an die Verabredung, mit Xantina und diesem Tauren Varunna, der auf Besuch kam. Es würde nicht einfach sein, arglos zu wirken und es würde noch schwieriger sein, über die Vorkommnisse zu schweigen. Genaugenommen, stand Cromnios zur Zeit ganz allein da und er durfte keinesfalls versagen, den Xantina, Thralliok und die anderen, die Azeroth zu retten suchten, brauchten diese Zeit, um gegen den Schattenhammerkult mobil zu machen. Und auch wenn man diesen in Ogrimmar ausmerzen konnte, wusste man nicht, ob die Wiederkunft Todesschwinges, überhaupt verhindert werden konnte. Der Schwarzdrache war enorm mächtig, wie die anderen Drachenaspekte: Alextrasza (die Rote), Ysera (die Grüne), Malygos (der Blaue) und Nozdormu (der bronzene), aber durch und durch böse.
Es dauerte nicht mehr lange und der Zeitpunkt kam, an dem Xantina und Cromnios sich mit Varunna im Gasthaus treffen würden. Xantina war sehr aufgeregt und wusste irgendwie auch nicht, ob sie Varunna von der schlimmen Geschichte erzählen sollte. Jedenfalls durfte der Schattenhammerkult, keinesfalls Verdacht schöpfen. Obwohl… je mehr Leute von den schrecklichen Plänen selbigen wusste, umso besser. Sie würde wohl einfach einen günstigen Moment abwarten müssen, um ihren Freund zu informieren.
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Varunna hatte Quartier im Gasthaus gefunden und er freute sich sehr, Xantina wiederzusehen. Auch die Stadt Ogrimmar, fand er sehr interessant. Wenngleich diese sich seit seinem letzten Besuch, ziemlich verändert hatte. Sie war befestigter geworden, man hatte die Sicherheitsmassnahmen deutlich verstärkt und auch die Häuser, bestanden nicht mehr nur aus Holz oder Haut, sondern waren teilweise mit Metallplatten verstärkt worden. Das hatte wohl damit zu tun, dass der neue Kriegshäuptling nun Garrosh Höllschrei war. Thrall, so hörte er, war in die Scherbenwelt nach Nagrand, der einstigen Heimat der Orcs gereist. Warum genau, das wusste man im Augenblick nicht. Eigentlich fand Varunna es schade, dass nun alles so auf Krieg ausgerichtet war. Unter Thrall war das anders gewesen.
Als es halb fünf Uhr wurde, machte er sich auf den Weg hinunter zur Schenke. Diese war gemütlich eingerichtet. Die Theke war aus Holz und dahinter, befand sich ein grosses Gestell mit vielen verschiedenen Getränken darauf. Die Tische und Stühle waren aus grobgezimmertem Holz. Auf dem Boden lagen einige Felle, wo man sich ebenfalls niederlassen konnte, wenn man wollte. Varunna setze sich an einen Tisch und bestellte ein zwergisches Starkbier. Während er an seinem grossen, extra für Taurenhände, gemachten Glas nippte, schaute er sich etwas um. Das Gasthaus war voll mit Leuten, alle von den verschiedensten Völkern. Es gab Blutelfen, Orcs, andere Tauren, Trolle, gar ein paar Untote und auch einige der grünhäutigen Goblins. Die Trolle und Orcs, sassen meist am Boden auf den Teppichen. Die Blutelfen hingegen, alle an den Tischen. Er musste an seine Freundin Tyrande denken.
Er wollte sich mir ihr und ihren Begleitern Morgen treffen, umso überraschter war er, als Tyrande auf einmal zur Tür hereinkam! Hinter ihr gingen ein junger Elfenmann, mit dunkelrotem Haar und eine andere, sehr hübsche Elfin, mit ebenfalls rotem, allerdings etwas hellerem Haar. Was Varunna aber am meisten verblüffte war, dass die Gruppe Blutelfen auch noch von zwei Untoten begleitet wurde. Als Tyrande ihn sah, war sie angenehm überrascht. „Da ist ja Varunna!“ rief sie und kam zu ihm. Lachend begrüssten sie sich. „Ihr seid schon hier?“ wunderte sich der Tauren. „Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Wir haben doch Morgen abgemacht.“ Tyrande setzte sich zu ihm. Gwydyon und einer der Untoten, nahmen einen zweiten Tisch und stellten ihn neben den von Varunna. Dann setzten sie sich alle hin. Einige Anwesenden musterten vor allem die Untoten argwöhnisch, denn deren Geruch war ziemlich gewöhnungsbedürftig. Auch Varunna nahm diesen Geruch wahr, doch er versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren. Er wollte ja nicht unhöflich wirken. Immerhin waren die Untoten mit seiner Freundin Tyrande gekommen. Er musterte die Neuankömmlinge verstohlen. Der Verlassene mit dem Pferdeschwanz, machte ihm einen etwas seltsamen Eindruck. Er wirkte so gar nicht wie ein typischer Untoter, im Vergleich zum anderen, mit den offenen Haaren. Ersterer wirkte auf gewisse Weise abwesend, als ob ihn ein fremder Wille antreiben würde. Als er Varunna begrüsste, glaubte dieser auf einmal für einen Moment lang einen lebenden Menschen vor sich zu sehen. Das berührte ihn seltsam.
Dabogs Seelen- Ich, welches es bis hierher geschafft hatte, seinen alten Körper unter Kontrolle zu halten, entging der aufmerksame, etwas erstaunte Blick des Tauren nicht. Dieser kam ihm so seltsam vertraut vor. Er kannte ihn doch von irgendwoher. Aber woher bloss? Er versuchte sich zu erinnern, doch es war nicht einfach, denn der nekromantische Geist, welcher seinen einstigen, jetzt untoten Körper ebenfalls bewohnte, wehrte sich mit aller Macht und er musste sich sehr konzentrieren. Doch dann auf einmal erinnerte er sich! Er hatte den Tauren tatsächlich schon mal gesehen! Er war im Smaragdgrünen Traum gewesen, nur dass er damals Varunnas Traumgestalt begegnet war.
Er wollte sich mitteilen, doch der nekromantische Geist, begann immer mehr zu rebellieren. Er musste seine ganze Kraft und seinen Willen aufbringen und seine Worte zu formen und als er sie aussprach, schauten ihn alle mit entgeisterten Mienen an. „Ich kenne dich Varunna. Wir haben uns im Smaragdgrünen Traum getroffen. Ich habe dir von Lumnia erzählt und du hast mich damals getröstet. Danke!“ In diesem Moment verlor er die Kontrolle. Der nekromantische Geist, hatte wieder die Oberhand gewonnen und Dabogs Seelen- Ich wurde mit einem unglaublichen Sog, aus seinem einstigen Körper herausgezogen und… zurück in den Traum geschleudert. Benommen blieb er einen Augenblick lang liegen. „Verflucht!“ stiess er zwischen seinen Zähnen hervor. „Verflucht!“
Varunna schaute den Verlassenen mit dem Pferdeschwanz erstaunt an: „Wir sind uns mal im Traum begegnet, sagst du?“ Ihm erschien das mehr als seltsam. Der Untote schaute ihn nun seinerseits ratlos an. Das ganze Leben war plötzlich aus seinen Augen gewichen und er wirkte so kühl und distanziert, wie jeder seines Volkes. „Von was für einem Traum sprichst du? Was ist überhaupt mit mir passiert? Ich erinnere mich an gar nichts mehr, was in den letzten Stunden geschehen ist. Was mache ich bloss hier? Meine Fürstin braucht mich doch! Nur ich kann den seltsamen, grünen Nebel vertreiben.“ Alle runzelten ratlos die Stirn. Doch Varunna glaubte am ratlosesten von allen zu sein. „Was für ein grüner Nebel?“ „Der Nebel, der die Seelen der Schlafwandler beherbergt.“ „Schlafwandler?“ „Ja. Ihre Seelen lauern im Nebel, während ihre Körper weiterwandeln. Sie können sehr gefährlich werden, in jeder Form. Ich habe sie gesehen. Ich… habe geträumt. Seltsame Träume, Träume davon, dass ich wieder lebe. Ja… ich träumte immer wieder von Lumnia. Sie ist eine Menschen- Priesterin, mit welcher ich als Lebender zusammen war. Ich bin als einer von wenigen, wieder aus dem Schlaf aufgewacht. Dabei träumt sonst unsere Rasse gar nicht. Unsere Fürstin, schläft jetzt auch. Sie scheint ebenfalls zu träumen. Von Arthas- dem Lich King und wie er sie zu einer Banshee gemacht hat.“ „Aber… die dunkle Fürstin ist gar nicht mehr am Schlafen. Sie ist auch wieder aufgewacht, “ meinte Aeternias, der andere Untote erstaunt. „Sie ist aufgewacht?“ Dabogs Augen weiteten sich. „Ja. Das habe ich dir doch gesagt, als wir Unterstadt verliessen.“ „Ich… erinnere mich nicht. Alles ist irgendwie weg. „Eine wirklich seltsame Geschichte“, sprach Varunna ernst. „Gerade noch hast du mir gesagt, dass wir uns im Smaragdgrünen Traum begegnet sind und ich dich getröstet hätte. Ich habe tatsächlich vor kurzem die Seele eines jungen Mannes im Traum angetroffen und er erzählte mir von Lumnia und wie er sich Sorgen um sie macht. „Ja“, mischte sich Balduraya nun ins Gespräch. „Du hast, als wir Unterstadt verliessen, auch von Lumnia gesprochen und dass du zu den Nachtelfen gehen müssest, um sie zu retten. Darum haben wir dich auch mitgenommen, weil wir auch dorthin wollen und Aeternias hat beschlossen dich zu begleiten.“ Der Untote schaute die junge Elfin etwas ärgerlich an. „An diese Vorkommnisse erinnere ich mich nicht.“ Seine Stimme klang kalt und Balduraya erschrak über den plötzlich feindseligen Ausdruck, in seinem Blick. Er war wie ausgewechselt, nicht mehr so liebenswürdig und sympathisch wie in den letzten Stunden. Gwydyon ärgerte sich über den harschen Ton des Untoten, seiner Schwester gegenüber und meinte wütend: „Es ist aber so, ob es dir passt oder nicht! Du hast diese Dinge gesagt, wir alle sind Zeugen! Tyrande nickte und auch Aeternias „Ja“, sprach letzterer „Du wurdest dann auch richtig aggressiv, als ich dich aufhalten wollte und wolltest unbedingt nach Darnassus. Das alles ist für uns genauso seltsam, wie für dich. Auch dass diese Lumnia immer wieder ins Spiel kommt. Seit sie dich und mich verhext hat, ist alles irgendwie nicht mehr, wie es war.“ „Ihr kennt diese Priesterin beide?“ fragte Gwydyon erstaunt. „Ja, gab Aeternias zurück und erzählte in knappen Worten, was ihm und Dabog bei Tarrens Mühle zugestossen war. Allerdings sagte er noch nicht, dass er bereits mit der Priesterin Kontakt aufgenommen hatte. „Mir hat sie damals etwas davon erzählt, dass sie mit mir nach Darnassus will, um meine Seele zurück zu erhalten,“ fügte Dabog erklärend hinzu. Aber wozu sollten wir eine Seele brauchen? Warum sollten wir überhaupt nach Darnassus gehen wollen?“ Balduraya wurde nun ärgerlich: „Du hast dich ja damals in Tirisfal durch keinerlei Massnahme dazu bringe lassen, nach Darnassus zu gehen. Darum haben wir dich überhaupt mitgenommen. Was soll das alles?!“ „Ich weiss es auch nicht,“ gab Dabog gleichgültig zurück. Baldurayas Blick verfinsterte sich plötzlich, doch sie sagte nichts weiter. „Dir ist schon klar, dass wir zurück nach Unterstadt müssen, oder?“ meinte Dabog an Aeternias gewandt. Das alles ist doch Schwachsinn. Oder? Aeternias wusste auf einmal nicht mehr was antworten. Ja, warum eigentlich? dachte er bei sich und wie schon so oft staunte er darüber, was er und auch Dabog in letzter Zeit alles schon Seltsames getan hatten. Einfach aus irgendeinem Impuls heraus, ohne dass er wirklich logisch war. So zuckte er leicht mit den Schultern.
Dabog wertete die Reaktion von Aeternias als Zustimmung und wandte sich wieder an Varunna. „Ich kann mir das alles wirklich nicht erklären.“ „Ja“, sprach Varunna „es gibt so manches zwischen Himmel und Erde, dass wir nicht verstehen können.“ Er wirkte äusserlich gelassen, doch seine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Was nur hatte es mit dieser Geschichte auf sich? Warum führten hier auf einmal so viele Stränge derselben Geschichte zusammen? Er musste auf einmal an die Worte von Ysera- der grünen Drachenlady denken, welcher im Traum begegnet war. Sie hatte davon gesprochen, dass die sogenannten Juwelen von Azeroth, zu welchen er scheinbar gehörte, über das ganze Land verteilt waren und dass ihrer aller Wege sich irgendwann kreuzen würden. War dieser Moment nun gekommen? Wer war der junge Mann gewesen, den er im Traum angetroffen hatte? War es die Seele dieses Untoten, der hier bei ihnen sass? Wenn der Tauren so darüber nachdachte, sah er dem Mann im Traum wirklich sehr ähnlich. War er damals dem Seelen- Ich dieses Dabog begegnet, dass es geschafft hatte, eine Zeit lang in seinen alten Körper zurück zu kehren? Und wenn ja, wie war so was bloss möglich, bei der ausgeprägten Verschlossenheit der Verlassenen? „Es muss irgendwas mit diesem seltsamen Schlaf zu tun haben, von dem Dabog sprach, in welchem sogar die Untoten befähigt wurden, zu träumen“, dachte er bei sich. „Hat dieser Traum womöglich eine Tür für Dabogs Seele geöffnet?“…
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als eine ihm bekannte Stimme rief: „Hej Varunna!“ Er sah auf und blickte in Xantinas freudiges Gesicht. Sogleich erhob er sich und ging ihr entgegen. „Hej Xantina! Schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht’s so?“ „Gut und dir?“ Die Orcin blickte erstaunt um sich. „Eine illustre Runde hast du da um dich versammelt. Willst du uns nicht vorstellen?“ „Ach ja klar!“ Der Tauren stellte alle einander vor und bat dann Xantina, bei ihnen Platz zu nehmen. „Und was führt euch alle hier zusammen?“ Varunna begann die Zusammenhänge grob zu erklären und Xantina hörte erstaunt zu. „Wir hielten es in Unterstadt nicht länger aus“, sprach Gwydyon, mit seiner etwas herablassenden Art. „Deshalb sind wir früher hierhergekommen. Hier gibt es wenigstens Betten und Hängematten. Besser als Särge, um darin zu schlafen, oder der nackte Boden der Unterstadt.“ Die Untoten schauten den Blutelfen mit kühler Miene an und Aeternias meinte: „Ja, die feinen Blutelfen brauchen natürlich etwas Besseres. Für uns spielt das keine Rolle mehr, weil wir gar nicht mehr schlafen.“
„Das trifft allerdings nicht mehr so ganz zu“, erwiderte Gwydyon und dann wandte er sich erklärend an Xantina „In Unterstadt gibt es diese seltsamen Schläfer, die die Stadt unsicher machen. Sie haben alle ganz seltsame Träume und können manchmal zu einer richtigen Gefahr werden. Dabog dort, war auch so ein Schläfer, aber er ist als einer von wenigen, wieder aufgewacht. Sogar dir dunkle Fürstin wurde von diesem Schlaf heimgesucht. Eine seltsame Sache, denn wie Aeternias ja so treffend sagte, Untote schlafen normalerweise nicht und träumen tun sie schon gar nicht. Wen wundert’s, “ fügte er dann noch hinzu, um seiner Abscheu den Verlassenen gegenüber, nochmal zusätzlichen Ausdruck zu verleihen. Xantina horchte auf, dann meinte sie: „Das ist wirklich eigenartig, auch Cromnios und ich, sind wohl gerade vor kurzem so einem Schläfer begegnet.“ „Cromnios?“ fragte Varunna „wer…“ „Das bin ich!“ sprach eine lässige Trollenstimme hinter ihnen. „Ach Cromnios, da bist du ja!“ rief die junge Orcin erfreut „komm setz dich!“ Sie schaute den Troll dabei liebevoll an und nahm seine grosse Hand in ihre. „Das ist mein Liebster“, sprach sie. „Wir sind seit gestern zusammen.“ „Das freut mich sehr für euch,“ sprach Varunna und reichte Cromnios seine gewaltige Pranke. „Und du bist sicher Varunna?“ „Richtig.“ Der Tauren deutete auf die drei Blutelfen und sprach: „Sie wollen nach Darnassus pilgern. „Und sie da…“ er deutet auf die beiden Untoten „haben sich ihnen in Unterstadt angeschlossen. Sie wollten, zumindest bisher, in dieselbe Richtung.“ Xantina nickte und sprach: „Mögen euch die Ahnen, auf eurem Wege schützen und möget ihr alle finden, was ihr sucht.“
„Das wird bei den beiden nicht so einfach sein“, spottete Gwydyon „Er sucht, oder suchte vor kurzem zumindes, nach einer Menschenpriesterin, mit der er einst zusammen war. Sie will, dass er seine Seele zurückbekommt.“ „Ich will meine Seele gar nicht zurück“, erwiderter Dabog. „Ich will einfach meine Ruhe. Es geht mir gut, wie es jetzt ist. Sobald als möglich, kehre ich nach Unterstadt zurück.“ „Das hat damals, als du dich uns angeschlossen hast, aber noch ganz anders geklungen.“ „Da war ich wohl nicht ganz bei mir, keine Ahnung warum. Ich hatte einen Blackout, was die letzten Stunden betrifft.“
„Einen Blackout?“ Cromnios wurde neugierig. Der Untote seufzte „Jetzt, da dieser… unmögliche Blutelf, sowieso schon alles ausgeplaudert hat, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Ganze nochmals zu erklären.“ Er warf Gwydyon einen vernichtenden Blick zu, dann berichtete er, mit Unterstützung von Varunna und Aeternias, nochmals die ganze Geschichte. Von seinen Träumen, seinem Kampf gegen den grünen Nebel, seine Erinnerungslücken und wie er hier gelandet war. Die Orcin und der Troll, hörten ihm gebannt zu, besonders Cromnios war tief berührt von dieser Geschichte. Er musste wieder an seine Mutter denken, die er nie gesehen hatte und mit der er doch eine so seltsame, tiefe Verbindung hatte, die vermutlich noch den Tod überdauern würde. Wenn das mit dem Schattenhammer hier ausgestanden war, dann wollte er sich auf jeden Fall auf die Suche nach ihr machen. Wenn… die Welt dann überhaupt noch existierte.
Auch er und Xantina berichteten nun ihren Kameraden, von den seltsamen Vorfällen hier ihn Ogrimmar. Nur das mit dem Schattenhammerkult und dem von ihnen geplanten Weltuntergang, erzählten sie noch nicht. Sie wollten erst mal nur Varunna einweihen. Vielleicht konnte die Druidengemeinschaft auch etwas gegen das nahende Ende unternehmen, ihre Verbindung zur Natur eröffnete ihnen andere Möglichkeiten, als dem Rest der Welt. Schliesslich fragte Varunna, an Aeternias gewandt „Und wie steht es mir dir? Wirst du auch wieder nach Unterstadt zurückkehren?“ Aeternias lächelte etwas bitter und erwiderte „Auch wenn ich weiss, dass es euch allen vermutlich am liebsten wäre, uns loszuhaben, werde ich nicht sogleich nach Unterstadt zurückkehren. Ich habe meine eigenen Pläne, über die ich aber nicht gedenke alles preiszugeben.“ „Was, du willst nicht zurück?“ wollte nun Dabog erstaunt wissen „aber die Fürstin braucht uns doch, jetzt da sie wieder aufgewacht ist.“ „Genaugenommen, braucht die dunkle Fürstin gar niemanden so wirklich. Und wir kommen auch ohne sie klar.“ „Aber… sie ist unsere Herrin. Ihr haben wir unser ganzes Dasein zu verdanken, unsere Existenz. Sie hat uns gezeigt, wie wir unabhängig von der Geissel leben können.“ „Ehrlich gesagt, weiss ich gerade nicht so genau, ob unsere Existenz wirklich so bedeutungsvoll ist. Vielleicht gäbe es noch eine bedeutungsvollere Rolle, die wir spielen könnten, wenn… wir z.B. eine Seele hätten.“ „Eine Seele? Wozu das?“ „Um mehr Fähigkeiten zu erhalten, mehr aus unserem Leben zu machen.“ „Aber… was denn bloss mehr? Alles ist doch gut wie es ist.“ „Wie Gwydyon bereits sagte, hast du vor einiger Zeit noch ganz anders geredet. Du warst es, der unbedingt zu Lumnia wollte und wir gehen jetzt auch dorthin. Ich zumindest sicher.“
„Lumnia bedeutet mir nichts mehr. Nur noch dieses Leben zählt.“ „Das ist jetzt wohl nicht dein Ernst!“ mischte sich Balduraya, seltsam ungehalten ins Gespräch. „Sie war einst deine grosse Liebe und… solltet ihr es tatsächlich schaffen, deine Seele wieder zurück zu bekommen, dann könntet ihr wieder zusammen sein.“ „So einfach ist das nicht. Ausserdem, interessiert mich Lumnia nicht mehr, seit ich… tot bin.“
Diese Worte fielen Dabog schwerer, als er gedacht hatte. Was war nur mit ihm los? Er dachte wieder an seine Träume, die er von Lumnia gehabt hatte, von den glücklichen Zeiten mit ihr und an die Gefühle die ihn dabei, trotz seines jetzigen Zustandes bewegt hatten. Er hatte sich so lebendig gefühlt, so wundervoll. Nun… war da irgendwie eine seltsame Leere. Doch er wollte dieser Leere keinen Raum lassen. Er hatte alles was er brauchte. Trotzdem… warum wollte Aeternias auf einmal seine Seele zurück? Okay, er glaubte dadurch mehr Macht zu bekommen, mehr Einfluss. Doch war dies nicht eine Illusion? Dabog spürte seine eigene Verwirrung, seine Unsicherheit, seit diesen seltsamen Träumen. Untoter zu sein und zugleich eine Seele zu haben, das ging nicht. Doch was war es dann, das ihn antrieb, was hielt ihn und alle andern seines Volkes am Leben, wenn nicht eine Form von Seele? Er blickte in den blankpolierten, mit goldenem Met gefüllten Zinnbecher, den er in der Hand hielt. Verschwommen erkannte er darin sein Gesicht und es kam ihm eigenartig fremd vor. Irgendwas passierte hier, etwas, dass sich seinem Verständnis entzog. Wer…war er? Was… war er? „Alles in Ordnung mit dir?“ fragte Balduraya leicht besorgt und so, als ob ihr ihre heftige Reaktion von vorhin leid täte. Aber was für einen Grund sollte sie dafür haben? Sie hatte ihn nicht verletzt und doch, schien sie es zu glauben. Er erwiderte kühl: „Natürlich ist alles in Ordnung, warum sollte es nicht so sein?“ Irgendwie schien sie jetzt aber verletzt zu sein, denn ihre Stimme bekam wieder einen harten Klang. „Entschuldige, dass ich gefragt habe. Ich habe ganz vergessen, dass die Verlassenen keine Seele mehr haben.“ „Das scheint ihr Lebenden öfters zu vergessen und es scheint euch auch ziemlich unangenehm zu sein“, sprach Aeternias finster.
Dabog war plötzlich seltsam zu Mute. So was wie Mitleid, oder Mitgefühl, stieg in ihm hoch, aber er wusste diese Emotion noch nicht so wirklich einzuordnen. Ehe er sich versah, sprach er: „Lass sie doch, sie hat es ja nur gut gemeint!“ Alle schauten ihn überrascht an, allen voran Balduraya und ein leises Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann meinte sie: „Ich glaube, wir sollten uns alle zusammen, nach Darnassus begeben. Dort finden wir sicher Antworten auf viele Fragen. Bist du dabei, Dabog?“ Der Angesprochene schaute die schöne, junge Elfin seinerseits erstaunt an. Das sollte einer verstehen. Erst gerade noch hatte es den Anschein gemacht, als sei sie böse auf ihn und nun, war sie plötzlich wieder so freundlich. Die Lebenden waren wirklich schwer zu verstehen.
Er überlegte einen Moment, dann erwiderte er „Wir könnten es ja mal versuchen. Wer weiss, was dabei rauskommt.“ „Hej!“ freute sich Gwydyon „das ist ja mal ein Wort Dabog!“ Er klopfte dem Untoten kameradschaftlich auf die Schulter. Der Untote drehte sich eigenartig berührt zur Seite und musterte den Blutelfen misstrauisch. Dieser schien seine spontane Geste schon wieder zu bereuen und zog seine Hand zurück. Er wirkte irgendwie plötzlich angeekelt. Wie gesagt, die Lebenden waren seltsame Gesellen.
„Dann macht ihr euch also doch alle zusammen auf den Weg nach Darnassus?“ fragte Xantina und die Neuankömmlinge nickten. „Meint ihr nicht, dass das etwas gefährlich ist? Das Eschental, welches ihr zuerst durchqueren müsst, ist hart umkämpftes Gebiet, von der Dunkelküste und Teldrassil, gar nicht zu reden, die sind reines Allianzgebiet.“ Varunna erwiderte: „Für Gwydyon, Balduraya, Tyrande und mich selbst, habe ich eine besondere Bewilligung. Der Zirkel des Cenarius hat mir das ermöglicht. Allerdings für die beiden Verlassenen, habe ich keine.“ „Das könnte problematisch werden“, gab Cromnios zu bedenken. „Wir werden das schon schaffen“, meinte Aeternias „Ich habe da schon eine Idee.“ Alle schauten ihn neugierig an. Doch auf die erwartete Erklärung, würden sie vergebens warten müssen, denn Aeternias gab nicht mehr preis und nahm stattdessen einen kräftigen Schluck aus seinem Becher, dann schaute er ein wenig in der Gegend herum. Es sah ganz so aus, als betrachte er das Gespräch als beendet.
Auf einmal jedoch, wurde seine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt! Eine Stimme wisperte in seinem Kopf. „Hier ist Lumnia. Melde dich! Ich muss mit dir sprechen!“ Er fasste in seine Tasche und fühlte wie der Stein, denn er einst von Lumnia erhalten hatte, warm geworden war. „Entschuldig mich kurz!“ sprach er und ging nach draussen. An einem ruhigen Plätzchen nahm er den Stein hervor und sprach: „Ich bin hier. Was gibt es Neues?“…
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Nach seinem Kampf mit der einst heiligen Spinne Sathrah, stand Cerunnos der Nachtelf, sehr früh auf, denn er wollte sogleich in die Enklave der Cenarius, um mit seiner Schwester Ismala über alles zu sprechen, was er erlebt hatte. Ausserdem musste er Jocaste Bericht über den Ausgang seiner Mission, erstatten. Bestimmt machte sie sich Gedanken darüber, ob er erfolgreich gewesen war.
Tatsächlich hatte er Glück. Er traf seine Schwester am Eingang zum Druidengebäude. „Ismala!“ rief er und lief zu ihr hin. Ismala's schulterlanges Haar, welches sie meist offen trug, hatte dieselbe Farbe, wie jenes von ihrem Bruder. Sie hatte ein sehr schönes, ovales Gesicht und ihre langen, dunklen Wimpern, erinnerten etwas an Schmetterlingsflügel. Ihre silbern leuchtenden Augen, waren mandelförmig, ihre Nase klein und zierlich und die vollen Lippen besassen einen leichten Lilaton. Sie trug einen grünen, körperbetonten Lederwams, der über der Brust geschnürt war und dazu passende Hosen. Tätowierungen hatte sie so wie ihr Bruder, noch keine. Auf dem Rücken trug sie als Waffe einen langen, knorrigen Holzstab, dessen Spitze mit einem lilablauen Stein geschmückt wurde. Ihr schönes Gesicht erhellte sich, als sie Cerunnos sah.
Die beiden hatten ein sehr gutes Verhältnis. „Schön, dass du mal vorbeischaust!“ meinte sie. „Ich habe dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“ „Ja ich weiss, man hat mir einen wichtigen Auftrag erteilt.“ „Dir auch? Ich wurde gerade von Fandral Hirschhaupt höchstpersönlich auf eine Mission geschickt. Ich musste ihm den Smaragd seines geliebten Traumfängers wiederbeschaffen. Aus unerfindlichen Gründen ist dieser bei den Knarzklauen Furlbolgs gelandet. Ich musste deren Anführer „Ferocitas den Traumfresser“ töten, um ihn zu erhalten. War nicht gar so einfach, aber ich bin erfolgreich gewesen. Der Erzdruide meinte sein Traumfänger habe eine wichtige Bedeutung. Er gebe ihm Antworten, die er dringend brauche und dass er mich ausgewählt hat, weil ich etwas Besonderes sei.“ „Das ist ja unglaublich!“ rief Cerunnos. „Gerade ist mir auch so etwas passiert. Ich musste für die Schwesternschaft der Elune, die Spinndrüse der Lady Sathrah beschaffen und sie sagten auch, dass diese ihnen wichtige Antworten liefere und ich etwas Besonderes sei. Sag mal... meinst du die sagen das zu allen?“ Ismala grinste leicht:„Keine Ahnung. Jedenfalls sagte Hirschhaupt, dass man sich wieder bei mir melden werde, wenn er mehr wüsste und ich mich vermutlich bald auf eine Reise begebe.“ „Also das wird ja immer seltsamer! Das sagten sie mir genau auch.“ „Da ist irgendwas im Busch. Vater meinte, dass sich wichtige und seltsame Besuche ankündigen, er aber auch noch nichts Näheres wisse.“ „Dann haben unsere beiden Aufträge sicher irgendetwas miteinander zu tun. Ich bin gespannt was weiter geschieht.“ Ich auch. Aber man sagte mir, dass ich mich noch etwas in Geduld üben muss.“ „Mir ebenfalls,“ staunte Cerunnos. Das Ganze wurde immer seltsamer. „Na gut, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten,“ sprach Ismala. „Oh jetzt muss ich aber an die Arbeit! Vielleicht sehen wir uns ja am Abend? Willst du nicht mal zum Essen zu uns kommen?“ „Ja könnte ich natürlich schon. Ich habe auch immer so viel zu tun und es wäre schön wiedermal etwas gemütlich mit der Familie zu plaudern. Vielleicht wissen wir bis dahin schon mehr. Ist eigentlich Vater gerade da?“ „Nein leider nicht. Er musste kurz nach Dolanaar, sie haben da ein Problem mit der Eberpopulation. Irgendetwas ist aus dem Gleichgewicht geraten und sie brauchen dort seine Hilfe. Aber er sagte, er sei am Abend wieder zurück.“ „Okay, dann geh ich also mal zu meiner Lehrmeisterin. Mal sehen was sie heute so für mich hat. Bestimmt platzt sie schon vor Neugier, sie weiss ja noch nicht, wie alles gelaufen ist. Ich war gestern so müde, dass ich gleich heimging, ohne mich nochmals bei ihr zu melden. „Ja dann also bis am Abend. Mach's gut Bruderherz!“ „Du auch, tschüss!“
Cerunnos wandte sich ab und ging, Spirit dich auf dem Fersen, hinauf zum Gebäude der Jäger.
Jocaste war wirklich ziemlich aufgeregt. Gleich als sie ihn sah, lief sie auf ihn zu. „Ich hörte du hast deinen Auftrag sehr gut erfüllt!“ sprach sie. „Gratulation Thero'shan! Du kannst dich gleich wieder auf den Weg machen. Tyrande höchstpersönlich, hat nach dir geschickt. „Schon?“ fragte der junge Jäger überrascht. „Ja, sie sagte, sie hätten alles besprochen was nötig war und dass du nun bald deine Reise antrittst. Was für eine Reise auch immer.“ Cerunnos fühlte sich etwas überfallen mit dieser Nachricht, auch wenn er das schon erwartet hatte. Allerdings nicht so bald. Doch er liess sich seine Unsicherheit nicht anmerken und sprach: „Dann mach ich mich also am besten auf den Weg.“ „Viel Glück!“ Cerunnos nickte dankend und schlug den Weg zum „Tempel des Mondes“ ein. Aber als er die erste Brücke überqueren wollte, begegnete ihm erneut seine Schwester. Sie war sehr aufgeregt. „Man hat mich in den Tempel des Mondes geschickt!“ erzählte sie. Waas? Mich gerade auch! Das kann ja wohl kein Zufall mehr sein. Bestimmt haben wir einen gemeinsamen Auftrag. Das wäre natürlich wunderbar. Ich mache lieber mit dir an meiner Seite meine erste, weitere Reise, als allein.“ „Ja von einer Reise haben sie bei mir eben auch gesprochen.“ „Dann kann das wohl kaum nur ein Zufall sein.
Schon bald erreichten sie den Tempel des Mondes. Die Wachen standen erneut in der Mitte des Tores, doch als sie die Geschwister sahen, machten sie ihnen wortlos den Weg frei, um aber gleich darauf wieder alles abzusperren.
Voller Ehrfurcht betraten die Geschwister den mächtigen Dom. Als sie hinauf auf die Säulenterrasse kamen, vernahmen sie von der linken Seite her, erregte Stimmen. Cerunnos erkannte sie als jene von Fandral Hirschhaupt dem Erzdruiden und Tyrande der Hohepriesterin. „Du kannst ihnen einfach nicht verwehren hierher zurück zu kommen, wenn sie sich mit ihrer Vergangenheit aufrichtig auseinandersetzen wollen und sie zur Erkenntnis gelangt sind!“ sprach die Priesterin gerade und sie klang ziemlich ärgerlich. „Aber du solltest doch am besten wissen, was sie anrichten können,“ protestierte Hirschhaupt. „Ihre Vorfahren, haben die ganze Welt ins Unglück gestürzt. Malfurion wäre gar nicht erfreut darüber, wenn er nicht im Smaragdgrünen Traum verschollen wäre. Er kann ja gar nichts dazu sagen.“ „Ich kenne meinen Liebsten, er würde auch Verständnis zeigen. Immerhin haben sie ja mit den Druiden der Tauren, Verbindung aufgenommen und diese unterstützen sie. Du als Erzdruide solltest doch Gnade walten lassen. Elune jedenfalls hat mir durch Sathrahs Netz gezeigt, dass es an der Zeit ist, Frieden mit den Quel' dorei zu schliessen, wenn sie sich aufrichtig darum bemühen und ihre Wurzeln wieder anfangen zu ehren.“ Aber unser Volk wird aufgebracht sein!“ „Sie...gehörten einst auch zu unserem Volk Fandral. Ausserdem glaube ich, dass diese eine Waldläuferin sich wirklich eng verbunden mit uns fühlt. Immerhin hat ihre Mutter sie sogar nach mir benannt. Aber das haben wir ja schon alles besprochen. Ich habe schlussendlich die höchste Befehlsgewalt, denn ich handle im Namen der Göttin. Darum werde ich diesen Seelen nicht verwehren, hier ihren Frieden zu suchen, denn genau das wollen sie, wie sie sagten. Malfurion wäre sicher meiner Meinung.
Bedenken habe ich eher bei dem Anliegen dieser Menschenpriesterin Lumnia. Sie will den Untoten ihre Seelen zurückgeben. Das wird ein schwieriges Unterfangen sein, auch wenn ich ihren Idealismus sehr bewundere.“ „Vielleicht ja auch nicht. Die Druiden haben immerhin Zugang zum Smaragdgrünen Traum.“ „Nun ja...aber nur noch sehr begrenzt, seit dem dritten Krieg. Ausserdem woher wissen wir denn überhaupt, dass dier Smaragdgrüne Traum die Seelen dieser „Verlassenen“ beherbergt. Es ist nur eine von vielen astralen Dimensionen.“ „Aber es wäre eine grosse Herausforderung, es zumindest zu probieren. Wer weiss, vielleicht findet sich auch eine Möglichkeit meinen Sohn Valstann wieder ins Leben zurück zu holen.“ „Das ist ja der springende Punkt Fandral! Es geht dir doch eigentlich nur darum, dass du deinen Sohn irgendwie wieder ins Leben zurückholen kannst, nachdem... er diesen schrecklichen Tod im „Krieg der Sandstürme“ starb. Du würdest doch fast alles dafür tun und du denkst, dass die widerliche Nekromantie der Untoten dir dabei helfen könnte. Nur darum willst du darauf eingehen. Aber ich glaube einfach, das steht nicht in unserer Macht. Solltest du deinen Sohn auch irgendwie zurückholen können, dann wäre er bestimmt nicht mehr derselbe. Und sollte er doch wieder derselbe sein, müsstest du den Segen der grossen Drachen dafür erhalten. Doch wir beide wissen, dass dein Verhältnis zu ihnen nicht das Beste ist. Warum sollten sie dir helfen wollen? Zudem ist der Tod, doch ein Neubeginn.“ „Das sagst du ständig Tyrande, aber Valstanns Tod war so schrecklich und so sinnlos. Ich sehe es immer noch vor mir wie Rajaxx- der Herr dieser schrecklichen Insekten von Silithus ihn einfach mit seinen Klauen entzweiriss. Valstanns Seele wird niemals Frieden finden, durch diesen unwürdigen Tod, und die Drachen haben uns erst ganz am Schluss geholfen, als die „Höhlen der Zeit“ angegriffen wurden. Wir werden versuchen es ohne sie zu schaffen.“ „Das ist eine Illusion Fandral,“ erwiderte die Hohepriesterin ernst, „genau wie das Unternehmen mit dem zweiten Weltenbaum... Doch wie auch immer! Wir können es auch dieser Lumnia nicht verwehren, herzukommen, um ihr Anliegen vorzubringen. Elune sagte mir, dass all das auch einen Sinn ergeben wird..., wenn die Zeit reif ist. Und auch wenn ich geringe Hoffnung habe, dass wir ihr helfen können, ist es meine Pflicht sie freundlich zu empfangen. Immerhin gehört sie zur befreundeten Priestergemeinschaft von Sturmwind.“ „Ich werde ihr Anliegen jedenfalls versuchen, wenn irgend möglich zu erfüllen,“ sprach Fandral. „Ich habe nämlich auch einiges durch meinen wiederhergestellten Traumfänger erfahren, wie ich dir bereits erzählte. Darum werden wir die beiden Nachtschwingen- Sprösslinge ins Eschental schicken, um unsere Besucher unbehelligt hierher zu geleiten. Sie können dann auch gleich ein Auge auf diese... Blutelfen haben. Wann sagtest du eigentlich, kommen sie?“ „Es kann schon bald so weit sein.“
Cerunnos und Ismala hatten innegehalten, als sie das interessante Gespräch der beiden Obersten des Elfenvolkes unfreiwillig mitbekommen hatten und aus Neugier und auch einem gewissen Respekt heraus, da sie diese nicht unterbrechen wollten, bis zum Ende zugehört. Die letzten Worte von Tyrande waren das Kommando für sie, sich zu melden. Sie machten absichtlich etwas langsamer, damit nicht der Eindruck aufkam, als hätten sie gelauscht (wenn es auch stimmte).
„Ach da seid ihr ja!“ rief Tyrande, als sie die beiden entdeckte. Fandral Hirschhaupt begrüsste sie etwas distanzierter, aber recht freundlich. Er war ein kräftiger Mann, mit smaragdgrünem, langem Haar und einem gleichfarbigen, kurz gestutzten Bart. Sein muskulöser Oberkörper war nackt. Eine, mit einem goldorangen Edelstein besetzen Schärpe, hielt den grüngoldenen Rock, der ihm bis zu den Füssen reichte, zusammen. Dazu trug er passende Schulterstücke und Handschuhe.
„Es freut mich, dass ihr kommen konntet,“ sprach er in sachlichem Tone. „Ihr wurdet extra für diese Mission auserwählt, weil ihr die dafür benötigten Eigenschaften besitzt. So will ich es kurz machen:
„Wir haben vor, euch ins Eschental zu schicken. Dort sollt ihr einige besondere Besucher in Empfang nehmen: „Eine Menschenpriesterin und...ein paar...Blutelfen. Letztere wollen scheinbar ihren Frieden hier finden und die Priesterin, interessiert sich für unsere Verbindung zum „Smaragdgrünen Traum“. Cerunnos tat absichtlich überrascht und ahnungslos. „Blutelfen...kommen hierher? Aber wie kommt es, dass man ihnen Zugang gewährt?“ „Nun...unsere Hohepriesterin, fand, dass sie die Möglichkeit haben müssen, als Pilger... ins Land der Elune zu kommen.“ Er blickte etwas spöttisch zu Tyrande herüber. Diese sprach: „Meine Göttin hat mir gezeigt, dass es ihr Wille ist, dass die Sin' Dorei herkommen. Denn als sie einst vor endlos langer Zeit gingen, haben wir auch viel verloren.“ Cerunnos musste an das denken, was ihm Elune in seiner Meditation offenbart hatte. Sein Blick begegnete dem der Hohepriesterin und...er sah in ihren Augen, dass sie um seine Erlebnisse wusste. Fandral Hirschhaupt aber war sichtlicher Ärger anzumerken. Kein Wunder, immerhin war er nicht einverstanden, dass die Sin'dorei herkamen, aber er musste sich Tyrandes Willen beugen.
Cerunnos verstand den Erzdruiden irgendwie, auch ihm war der Gedanke, irgendwelche Blutelfen hierher zu eskortieren unangenehm und was diese Priesterin aus dem Menschenreich wollte, war ihm auch etwas schleierhaft. Es gab wohl Heiler, die jemanden ins Leben zurückrufen konnten, aber nur solange die Seele noch durch die heilige Silberschnur, mit ihrem Körper verbunden war. Danach war es zu spät. Das was die Untoten das zustande gebracht hatten, mit ihrer... Nekromantie, erweckte ihn ihm nur Abscheu, denn war es nicht das Allerschlimmste, als seelenloses Etwas zu existieren, wie diese „Verlassenen“? Da war der endgültige Tod, doch wirklich das bessere Los. Nun...er musste diesen Auftrag erfüllen, wenn man das von ihm verlangte.
Er schaute zu seiner Schwester herüber, die wohl ähnliche Gedanken bewegten.
„ich weiss, dies ist ein ungewöhnlicher Auftrag“, sprach Tyrande verständnisvoll. „Aber es ist von grosser Bedeutung für ganz Azeroth. Vieles liegt zwar noch immer im Verborgenen, aber Elune versicherte mir, dass alles einen Sinn ergibt. Wollt ihr diese Reise, also antreten?“ Diesmal antwortete Ismala zuerst: „Wenn das der Wille unserer Göttin ist und ihr uns diesen Auftrag anvertrauen wollt, ist das selbstverständlich.“ Cerunnos nickte zustimmend. Ein Strahlen erschien auf dem schönen Gesicht der Hohepriesterin und auch der Erzdruide schien irgendwie sehr zufrieden. Nun...die Nachtschwingen- Geschwister, wusste ja auch wieso. Es ging ihm in erster Linie um das Wiedererwecken seines Sohnes...
„Dann ist ja alles geklärt“, ergriff nun Fandral das Wort. „Ihr werdet bald nähere Informationen über die Reiseroute erhalten und natürlich auch mit allem ausgerüstet. Darunter auch Reittiere. Ihr könnt doch reiten, oder?“ Ja reiten konnten die Geschwister beide, aber es hatte bisher noch zu keinem eigenen Reittier gereicht. Das sagten sie. „Wir werden euch jedenfalls mit dem Besten ausrüsten. Immerhin sollt ihr ja unser Volk würdig vertreten. Diese...Blutelfen, sollen ja ziemlich stolz sein und Quel Talas sehr luxuriös. Nun... auch wie haben einiges zu bieten.“ „Darauf kommt es doch gar nicht an“, widersprach ihm Tyrande erneut. „Wir sind einfach nur treue Diener der Mondgöttin.“ „Jaja“, sprach Hirschhaupt und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Jedenfalls werdet ihr alles bekommen, was man für so eine Reise benötigt, unter anderem vor allem die nötigen Papiere, um die Durchreise unserer Besucher von der Horde (er sprach das Wort Horde, etwas herablassend aus), überhaupt zu ermöglichen.“
„Wir danke euch“, sprach Cerunnos respektvoll. „Wir werden unser Bestes geben.“ „Davon sind wir überzeugt,“ sprach Tyrande. „Dann also alles Gute und vergesst nicht: eure Mission ist wichtig für ganz Azeroth!“ Cerunnos uns Ismala nickten und als sie den Tempel wieder verliessen, wussten sie, dass sie noch einiges erwarten würde....