21. Kapitel
Cerunnos' und Ismalas Reise zum Festland, die Geister von Ameth'Aran
Cerunnos und seine Schwester Ismala, machten sich währenddessen auf nach Ruth‘Theran. Dies war durch ein rosafarben schimmerndes Portal erreichbar, welches in einen Baum eingefügt war.
Es führte an den Fuss des riesigen Baumes Teldrassil. Dort gab es auch einen Flugpunkt und drei Schiffsstege. An einem dieser Stege legte das Schiff nach Sturmwind, der mächtigen Menschenstadt ab. An einem anderen, gelangte man nach Auberdine, einem wunderschönen Küstendorf, ganz nach der Tradition der Nachtelfen, gebaut. Es lag an der sogenannten Dunkelküste, das sich auf dem Festland befand. Der dritte Steg, war für die Schiffe die neuerdings zur Azurmythosinsel, der Heimat der Draenei, fuhren. Die beiden Nachtelfen, wollten gerne mal dorthin reisen, doch gerade war noch nicht der Zeitpunkt dafür. Denn ihr Weg führte sie ins Eschental und demzufolge, mussten sie zuerst das Schiff nach Auberdine nehmen.
„Eigentlich hätte uns Fandral auch mit einem Flug- Reittier reisen lassen können,“ meinte Cerunnos etwas spöttisch. „Wäre schneller gegangen und weniger gefährlich gewesen.“ „Er wollte eben, dass die Blutelfen über unsere edlen Nachtelfen- Reittiere staunen,“ schmunzelte Ismala. „Ja, ist schon irgendwie ein seltsamer Kerl dieser Fandral und das Tyrande Whisperwind ausgerechnet jetzt verschwindet, finde ich auch komisch.“
Während die Nachtschwingen- Geschwister auf das Schiff warteten, kehrten Cerunnos Gedanken, zu jenen seltsamen Ereignissen zurück, die sie in den Gärten von Darnassus, beobachtet hatten. Fandral Hirschhaupt hatte damals mit einem seltsamen Schatten gesprochen und zur beinah selben Zeit, war die Hohepriesterin der Elune verschwunden. Ob das irgendwie zusammenhing? Sein Blick schweifte über den gewaltigen Stamm und die Äste des neuen Weltenbaums Teldrassil, die über ihnen emporragten und plötzlich war ihm, als würden seltsame, düstere Nebelschwaden, darum herum wabern. Das war jedoch nur ein Moment lang, doch er reichte aus, um den jungen Nachtelfen sehr zu erschreckte. Irgendwas war mit dem Baum, es ging eine seltsame Schwere und dunkle Energie von ihm aus, die er bisher niemals wahrgenommen hatte.
Fast zur selben Zeit, wie ihr Bruder, schaute auch Ismala mit beunruhigter Mine hinauf in den gewaltigen Baum, der sogar eine ganze Stadt und noch einige Ländereien beherbergte und sie meinte: „Etwas ist seltsam, ich spüre es ganz klar, Teldrassil geht es nicht sonderlich gut. Als ob er… krank wäre…“ „Cerunnos kam nicht mehr dazu etwas zu erwidern, denn ein mächtiges, aus Holz gefertigtes Schiff, mit dreieckigen, lilafarbenen Segeln, legte am Steg an. Beeindruckt schauten die Geschwister daran empor. Noch nie waren sie bisher ausserhalb von Teldrassil gewesen und demzufolge auch noch nie mit so einem Schiff gefahren. Sie trieben ihre Nachtsäbler an und diese gehorchten sogleich und trabten über den Landungssteg, hinauf auf das Deck des Schiffes. Vermutlich kannten sie dies schon von ihrer Ausbildung zum Reittier. Die beiden Nachtelfen stiegen ab und banden die grossen Raubkatzen, an zwei der Anbinde Pfosten, auf dem unteren Deck. Dann stiegen sie eine Holztreppe empor auf das obere Deck, dicht gefolgt, von Cerunnos treuem Begleiter Spirit. All die Aufregung und die neuen Eindrücke, liessen sie schliesslich ihre Besorgnis um Teldrassil vergessen. Bestimmt war alles nur halb so schlimm. Noch ahnten sie jedoch nicht, was sich gerade wirklich im Verborgenen abspielte und wie recht sie mit ihrer Besorgnis gehabt hatten. Etwas Dunkles braute sich unter der Oberfläche zusammen und sie würden erst später erkennen, welche Gefahr ihnen schon seit einer ganzen Weile drohte. Doch jetzt galt es zuerst, die ihnen aufgetragene Mission, gut zu erfüllen.
Während der Bug des Schiffes durch die silbern, glitzernden Wellen des Meeres glitt, schaute Cerunnos nachdenklich auf die, von Dunst verschleierte Linie des Festlandes, vor ihnen. Was würde sie dort erwarten? Würden sie sich auch wirklich zurechtfinden, sie hatten ja noch nichts ausserhalb von Teldrassil kennengelernt. Würden sie rechtzeitig beim Hain der Silberschwingen ankommen, oder würden sie unterwegs noch von irgendwelchen Feinden, oder wilden Tieren angegriffen? Was wenn sie diese Reise gar nicht überlebten? Aber nein! Solche Gedanken wollte er gar nicht erst zulassen! Irgendwie war er sehr neugierig, vor allem die Blutelfen, interessierten ihn. Er stützte seine Ellbogen auf der Reling ab und dachte über das nach, was ihm einst Elune höchstpersönlich, in einer Vision offenbar hatte. Die Kinder der Sonne, kehrten in ihre einstige Heimat zurück. Sonne und Mond, wurden wieder zusammengeführt. Irgendwie berührte ihn dieser Gedanke und er sinnierte darüber, wie es überhaupt je so weit hatte kommen können, dass Mitglieder seines Volkes, sich einst so völlig anders entwickelt hatten. Er kannte natürlich all die Geschichten, von den einstigen Hochgeborenen, welche damals, vor endloser Zeit, den finsteren Titanen Sargeras- den Erschaffer der Brennenden Legion, nach Azeroth gebracht hatten und jener Wankelmütigen, die dann aus dem Reich des Mondes verbannt worden waren.
Von klein auf, war im beigebracht worden, so gut es ging, im Einklang mit der Natur zu leben. Das Druidentum, war bei den Nachtelfen weit verbreitet. Mit den arkanen Künsten, welche damals die Hochgeborenen ausgeübt hatten, hatte Cerunnos nichts am Hut. Dennoch war er neugierig auf dieses fremde Volk der Sonne.
Als er und seine Schwester Auberdine erreichten, schauten sie sich tief beeindruckt um. Dies war wirklich ein sehr schönes Dorf. Sie legten auf einem langen, breiten Steg an, der immer wieder mit, anmutig geschwungenen, Bogenkonstruktionen überdacht war, an denen rosaleuchtende Laternen hingen. Auch seitlich entlang des Steges, befanden sich Laternen, welche jedoch mehr ein türkisfarbenes Licht verströmten. Der Steg mündete in einer Anordnung typische Nachtelfenhäuser, mit fliessend auslaufenden Dächern und geschwungenen Giebeln. Einige Ausläufer des Verhüllten Meeres flossen bis hinein ins Dorf und waren mit mehreren hölzernen, leicht nach oben gewölbten Brücken, überspannt. Das Zentrum bildete ein grosses Gebäude, das direkt aufs Meer hinausschaute und den Blick auf eine Art Leuchtturm, auf einer kleinen, vorgelagerten Insel freigab, auf dessen Spitze sich ein rosa leuchtender, riesiger Kristall befand. Sein Schein drang durch den Dunst, bis herüber zum Weltenbaum, der nun nur noch schemenhaft in der Ferne zu erkennen war.
Ein Mondbrunnen befand sich ebenfalls in Auberdine. Sein silberner Schein erfüllte jeden mit Frieden und Freude, der an ihm vorbeiging. Die beiden Nachtelfen atmeten tief auf und nahmen all diese Schönheit, mit jeder Faser ihres Seins, wahr.
„Ein wahrlich schöner Ort,“ sprach Ismala „Hier würde ich gerne etwas länger bleiben.“ „Daraus wird wohl nichts Schwester, wir müssen noch etwas weiter, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig zum Hain der Silberschwingen.“ „Ja, ich weiss ja,“ sprach die jung Elfin etwas enttäuscht. „Aber wenigstens noch ein Stündchen, das sollte doch drin liegen.“ „Also gut, aber wirklich nur eine Stunde, dann müssen wir weiter. Wir können ja kurz ins Gasthaus rüber und noch etwas Verpflegung für den Weg einkaufen.“ Und so geschah es.
Nachdem sie alles erledigt und sich noch etwas in Auberdine umgeschaut hatten, machten sich die beiden Nachtelfen wieder auf den Weg. Dieser führte sie weiter Richtung Süden. Sie liessen die Hafenstadt, mit den vielen Brücken und Stegen, hinter sich und ritten eine Weile dem silbergrauen Meer entlang, dann bogen sie ab und folgten einer schmalen Landstrasse, weiter ins Landesinnere. Die Dunkelküste war eine eher raue, windige Gegend. Cerunnos und Ismala mussten schon bald ihre, aus verfilzter Wolle gefertigten Mäntel hervorholen, die am Hals einer wunderschönen, blattförmigen Fibel zusammengehalten wurden. Einst vor endlos langer Zeit, war dieser Ort ein wichtiger Teil des Imperiums der Kaldorei gewesen. Sie trafen auch immer wieder auf alte Ruinen, welche von der einstigen Grösse dieses Ortes zeugten. Seit der Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit jedoch, war die Dunkelküste zu einer eher lebensfeindlichen Umgebung geworden. Es gab viele gefährliche Tiere hier und die Vegetation war eher spärlich. Laubbäume waren kaum zu sehen, nur ab und zu reckte ein paar Tannen ihre Äste in den Himmel, welcher passend zum kalten Meer, einen bleigrauen Ton aufwies. Die Sonne leuchtete hier nicht sonderlich hell, wie ein blassgelber Ball, mit einem leicht lachsfarbenen Ton, hing sie über den Köpfen der beiden Kaldorei und erhellte eher spärlich, die vorwiegend in Grün- und Grautönen gehaltene, Landschaft. Die einzigen Farbtupfer, die sie ab und zu sahen, waren genügsame Staudenpflanzen, mit roten, sternförmigen Blüten.
All das war efüllt, mit einer tiefen Tristesse und irgendwie hatten sie gar keine grosse Lust, viel zu sprechen. So ritten sie einfach schweigend nebeneinander her und sahen sich, ein wenig enttäuscht, um. Irgendwie hatten sie sich die Welt, ausserhalb von Teldrassil, aufregender vorgestellt. Auberdine war so schön gewesen, die Gegend hier jedoch… sie war so unwirtlich und farblos. Ausserdem sehr kalt, denn vom Meer her, blies stets eine steife Brise, die vor allem Ismala frösteln liess. Aber war es wirklich nur der Wind, der sie zum frösteln brachte, oder doch eher die unheilschwangere Stille und Traurigkeit dieses Ortes? Immer wieder sahen sie sich um, ob nicht von irgendwoher Gefahr drohte.
Schliesslich kamen sie zu den alten Ruinen der einst glorreichen Stadt Ameth’Aran. Diese war einst eine der wundervollsten Städte des Kaldorei Reiches gewesen, ganz nahe beim einstigen Brunnen der Ewigkeit gelegen. Ihre Herrlichkeit hatten das ganze Nachelfenreich überstrahlt und die Hochgeborenen, waren hier aus und ein gegangen. Cerunnos erinnerte sich an einige alten Schriften, die er einst über diesen Ort gelesen hatte.
Lange hatten die Kinder der Sterne an den Ufern des schimmernden Wassers des Brunnens der Ewigkeit gelebt. Allen war bekannt, dass Elune, das Licht des ewigen Zwielichts, Aspekt und Göttin des Mondes, in diesen Wassern lebte, wenn sie sich von ihrer Arbeit erholte. Und an den Ufern des Brunnens, errichteten die Kinder der Sterne (Nachtelfen) zu Elunes Freude ihre Häuser und himmelwärts gingen ihre Blicke, in mondheller Nacht. Am Ufer des Sees waren zuvorderst Ameth'Aran und Bashal'Aran, die sich bei ihrer Schöpfung als Lieblinge von Azshara, der geliebten Königin der Kaldorei, zeigten. Ihre liebsten Bediensteten aus dem Geschlecht der Hochgeborenen ließ sie einziehen, in die Zwillingsstädte, Und so begab es sich denn, dass am Ufer des Brunnens der Ewigkeit die Zwillingsstädte wuchsen und gediehen, während die Welt unter den Sternen langsam dem Irrsinn anheimfiel.
Die Bücher erzählten auch vom Untergang dieser wundervollen Stadt:
Die Erde erbebte, als die uralten Bäume im verzauberten Wald entwurzelt wurden und umstürzten. Die von den Söhnen und Töchtern von Cenarius gepflegten Haine und Lichtungen und die Steintürme der Kinder der Sterne, wurden niedergerissen. Unsere Königin, strahlend schön, selbst in dieser aussichtslosen Lage, befand sich mitten im Chaos der Schlachten. Der verzauberte Himmel verfärbte sich, unter den Entladungen von Magie und den Explosionen, welche die Welt zu zerreißen drohten.
Bruder kämpfte gegen Bruder, Auserwählte kämpfte gegen Gesegnete. Aber nicht alle Hochgeborenen kämpften. Manche standen wie versteinert, vom Wahn ergriffen. Mächtige Städte und kleine Dörfchen, fielen um sie herum in Schutt und Asche.
Ganz Ameth'Aran war zerstört und seine Bewohner warfen sich voller Angst zu Boden, als würden sie dadurch verschont…
(Quelle: Google Die Aldor Wiki http://diealdor.wikia.com/wiki/Ameth%27Aran Die Schrifttafeln dieser Geschichte in Amerth’Aran ausfindig zu machen, war einst eine Quest)
Man erzählte sich, dass die Geister einiger Hochgeborenen, noch immer ruhelos in den Ruinen herumstreifen würden. „Meinst du, dass einige Anhänger von Azhara tatsächlich noch dageblieben sind,“ fragte gerade Ismala, als hätte sie die Gedanken ihres Bruders gelesen. „Ich kann mir das irgendwie nicht so vorstellen, was meinst du?“ „Vermutlich schon eher irgendwelche Schauergeschichten, basierend auf Mythen der alten Zeit,“ meinte Cerunnos, etwas abschätzig. „Sollen wir mal nachschauen, Schwesterchen?“ „Also ich weiss nicht so recht…“ erwiderte Ismala nun doch etwas unsicher. „Wenn es nun doch stimmt und wir angegriffen werden?“ „Was sollen uns irgendwelche Geister schon tun?“ „Okay, stimmt auch wieder. Irgendwie würde es mich nämlich schon noch interessieren, wie es in den Ruinen dieser alten Stadt so ist. Aber du sagtest ja, wie müssen uns etwas beeilen, wenn wir rechtzeitig beim Hain der Silberschwingen ankommen wollen.“ „Nun, ein Bisschen Zeit, haben wir schon noch. Wenn wir schon mal hier sind. Gehen wir auf Geistersuche?“ „Vielleicht ein Stündchen,“ meinte die junge Elfin grinsend. „Ja, ein Stündchen mehr oder weniger, was macht das schon?“ Die Geschwister stiegen ab und führten ihre Reittiere nun neben sich her. Langsam gingen sie weiter und hielten nach irgendwelchen Geistern Ausschau.
Die Atmosphäre hier, war noch bedrückender, als im restlichen Teil der Dunkelküste. Da die beiden Kaldorei sehr feinfühlig waren, wirkte es auf sie, als würde die Trauer und auch das Entsetzen, dass einst bei der Zerstörung des heiligen Brunnens hier geherrscht hatte, wie eine dunkle Wolke über den, irgendwie noch immer anmutig wirkenden Ruinen, hängen. Geister waren jedoch, wie erwartet, keine zu sehen. Cerunnos Blick wanderte zu Spirit, diese stand auf einmal ganz still, hielt ihre Nase in die Luft und zuckte mit den Ohren. „Hast du etwas entdeckt?“ fragte der junge Mann, sein treues Tier im Geiste. Dieses schwieg einen Moment, dann erwiderte es, ebenfalls auf telepathischem Wege: „Irgendwas ist tatsächlich seltsam hier. Es liegt eine Bedrohung in der Luft, die ich noch nicht zu deuten vermag. Die grossen Nachtsäbler, auf denen die Geschwister vorhin geritten waren, lauschten nun ebenfalls und ihre scharfen Augen suchten das Gelände, um sie herum, ab. Die beiden Nachelfen, waren alarmiert, doch sie sahen noch immer nichts.
Auf einmal jedoch, spürte Cerunnos einen stechenden Schmerz in seinem Rücken und diesem Schmerz folgte ein geisterhafter Schrei. Vor ihnen stand, aus dem Nichts aufgetaucht, eine durchscheinende Gestalt, in einem weissen Gewand und mit wunderschönem Schmuck, der ihre einst edler Herkunft, klar zum Ausdruck brachte. Ihre weiss-silbernen Haare standen jedoch unnatürlich zu Berge und sie war hager, ja sogar knöchern. Einst musste sie wunderschön gewesen sein, doch nun war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Eine verfluchte Hochgeborene, mit langen, gefährlichen Klauen, von welchen eine Cerunnos nun erwischt hatte.
Schmerzerfüllt schrie der junge Mann auf und fuhr herum. Die Nachtsäbler begannen zu knurren und Ismala, machte sich zu einem ersten Zauber bereit. „Dieses Geistermiststück gehört mir!“ sprach Cerunnos und setzte seinen Bogen an. „Bandu Thoribas, („Bereit zum Kampf!“ auf Nachtelfen Sprache) Spirit!“ schrie er und die Raubkatze warf sich mit gestreckten Klauen, auf die Geisterfrau. Diese jedoch bewegte sich unglaublich schnell und wich Spirit aus. Die Katze sprang ins Leere.
Die verfluchte Hochgeborene, war nun noch durchsichtiger geworden, fast nur noch ein Nebelhauch. Das machte es auch für Cerunnos Pfeil schwierig, sie zu treffen. So blieb auch dieser Angriff erfolglos. Ismala griff nun ein und kettete die Geisterfrau, mit dem druidischen Zauber der Wucherwurzeln, am Boden fest. Den starken Kräften der Natur, hatte die Angreiferin augenscheinlich weniger entgegenzusetzen und so konnte sie nicht mehr ausweichen. Diesmal traf Cerunnos Pfeil sie direkt in die Brust. Die Geisterfrau schrie gellend auf. Ihr Schrei, ging den Geschwistern durch Mark und Bein und liess sie einen Moment lang wie Eis erstarren. Sie wussten, dass einige der geisterhaften Hochgeborenen, einst vom Lich King dazu befähigt worden waren, als sogenannte Banshees, schreckliche Schreie auszustossen. Sie gehörten auch der Untoten Geissel an und unterstützten die dunklen Machenschaften von Arthas, welcher ja durch die, mit dem verfluchten Geist des einstigen Orc- Hexenmeisters Ner’Zhul verdorbene Klinge Frostgram, zum Herrscher über die Geissel geworden war. Cerunnos wunderte sich, wie gefährlich und zäh diese geisterhafte Banshee war. Er hatte das wirklich unterschätzt und schalt sich für seine Dummheit, sich überhaupt auf die Suche nach den Geistern der Hochgeborenen begeben zu haben. Die Geschichten waren also wahr.
Als der Schrei ihn und seine Begleiter, durch die Erstarrung an weiteren Kampfhandlungen hinderten, war das wahrlich ein sehr unangenehmes Gefühl. Alle Zauber verloren an Kraft und die Wucherwurzeln, gaben ihre Feindin wieder frei. Sobald die Banshee sich wieder bewegen konnte, schlug sie ein weiteres Mal, mit ihren krallenbewehrten Händen, zu. Diesmal war Ismala ihr Ziel, welche vorhin bereits einen Heilzauber über ihre Helfer gesprochen hatte. Druiden besassen Heilkräfte, ebenso wie Priester, Schamanen und Paladine. Nun stürzte sich die verfluchte Hochgeborene jedoch auf die junge Nachtelfin und brachte ihr durch ihre langen Krallen mehrere, tiefe, blutige Striemen auf Bauch und Brust bei.
Ismala schrie auf und Cerunnos und die Katzen wollten ihr helfen. Zum Glück wirkte die Erstarrung nicht lange. Cerunnos spürte ohnmächtige Wut in sich aufsteigen, denn er konnte nicht mit ansehen, wenn seine Schwester verletzt wurde. So schoss er erneut, diesmal zielte er aber direkt auf den Kopf der Angreiferin. Der Pfeil bohrte sich in ihr rechtes Auge und diese schrie ebenfalls, von Schmerz gepeinigt, auf. Sie taumelte zurück und versuchte den Pfeil heraus zu ziehen. Cerunnos nutzte den schwachen Moment der Geisterfrau aus und schrie: „Ilisar‘ thera’nal! („Mögen unsere Feinde sich hüten!“ in der Sprache der Nachtelfen, ein oft verwendeter Schlachtruf) Die drei Raubkatzen knurrten und fauchten wild, warfen sich auf die Banshee und zerfetzten diese nun blitzschnell mit ihren Klauen. Ismala übernahm das Heilen aller Beteiligten und schliesslich schrie die Angeiferin noch einmal klagend auf und von ihr blieb nur noch eine kleine, schwarzblaue Kugel übrig.
Cerunnos kannte sich zu wenig mit den Fähigkeiten dieser Banshees aus und wusste nicht, ob diese wieder auferstehen konnten. So trat er gegen die Kugel und schleuderte sie weit davon. „Weg hier!“ sprach er dann und so schnell sie konnten, verliessen sie die gefährliche Umgebung von Ameth‘ Aran und setzte ihre Reise fort.