9. Kapitel
Schattenhammer
Cromnios träumte in dieser Nacht erneut sehr unruhig. Wieder sah er seine Mutter, sie wurde von einem schattenhaften Etwas verfolgt und er hörte wieder ihre Schreie. Doch da war noch eine andere Person in seinem Traum. Erstaunlicherweise war es diese Zwergin, die ihm damals beim Kampf gegen Zalazanes Schergen, das Leben gerettet hatte. Sie war von einem goldenen, wohltuenden Licht umgeben und… er wusste, dass sie ihm helfen wollte. Aber warum war es ausgerechnet eine Zwergin, die ihm hier als rettender Engel erschien? Es war irgendwie vollkommen absurd, doch sie stellte sich der schrecklichen, dunklen Macht entgegen, welche seine Mutter und auch ihn bedrohte. Und dann auf einmal erkannte er das erste Mal, was für eine Kreatur es war! Es war ein seltsames Mischwesen. Erst wirkte es auf ihn wie eine der vielen Windnattern, welche vorzugsweise in Schluchten und an Berghängen, ihr Unwesen trieben. Sie waren meist ziemlich aggressiv. Doch dieses Wesen hier war keine reine Windnatter. Es hatte klauenartige Arme und neben ihrem Reptilienschwanz noch seltsame behaarte Fortsätze, welche irgendwie an Spinnenbeine erinnerten. Es besass ausserdem einen keilförmigen Kopf mit spitzen Zähnen, der wie der Kopf eines Krokodiles aussah. Die lange Zunge, war die einer Schlange und ihre Flügel, die einer Fledermaus. Cromnios sah nicht, welche Farbe die schreckliche Kreatur hatte, aber er erkannte sie trotzdem und mit einer von blankem Entsetzen erfüllten Stimme keuchte er: „Hakkar!
Schweissgebadet erwachte er und schaute sich um. Erleichtert stellte er fest, dass er in seinem Bett in Ogrimmar lag.
Doch noch immer fiel es ihm schwer die schrecklichen Gefühle, welche dieser Traum in ihm ausgelöst hatte, abzuschütteln. Er erhob sich und ging hinaus auf die kleine Terrasse, die auf die nächtliche, nur spärlich erleuchtete Strasse, hinausblickte. Tief zog er die kühle Wüstenluft, in seine Lungen. Sogleich fühlte er sich etwas besser. Er dachte intensiv darüber nach, was er gerade erlebt hatte. Was nur hatte es mit dieser Zwergin auf sich? Er konnte jedoch nicht länger darüber nachdenken, denn seine Aufmerksamkeit wurde auf die Strasse unter ihm gelenkt! Ein paar dunkle Gestalten in langen Roben, gingen dort vorbei. Sie waren beinahe eins mit der Nacht, nur durch Zufall sah er sie, als sie an einem Feuer vorbeigingen. Und… er hörte ihre Stimmen. Eine dieser Stimmen, kam ihm erschreckend bekannt vor. Es war jene von Asurania, seiner einstigen Geliebten. Sie und ihre Begleiter sprachen leise, doch Cromnios konnte doch das meiste was sie sprachen hören. Sie rechneten nicht damit, dass um diese Zeit noch jemand in den Häusern wach war und Asurania wusste auch nicht mehr, wo er genau wohnte. Er hatte sie nie zu sich eingeladen und war auch nie mehr zu ihr nach Hause gegangen. Es wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, seit allem was passiert war. Ausserdem, war es geplant Asurania bald auszuschalten. Man musste einfach noch den richtigen Moment abwarten. Nun jedoch hatte Cromnios auf einmal das Gefühl, er sollte den dunkel gekleideten Gestalten folgen. Sie sprachen miteinander. Asurania sagte gerade: „Dann hat uns der Meister also diese Nacht zusammengerufen?“ „Ja“, erwiderte eine andere, tiefe Männerstimme. „ Die Elementargeräte sind fertig und wir können anfangen sie in der Stadt zu verteilen.“ „Asurania kicherte schadenfreudig. „Das wird ein wahres Fest, wenn die Kräfte der Elemente erst mal entfesselt sind!“ „Es scheint mir, du stehst auf Zerstörung, nicht wahr?“ erwiderte der Mann „aber irgendwie macht mich das bei dir auch so an.“ „Asurania lachte kokett und schmiegte sich leicht an ihren Begleiter. Cromnios kannte ihn nicht, aber irgendwie ekelte es ihn an, wie Asurania sich immer wieder an neue Männer heran schmiss, nur um ihre Ziele zu erreichen. Die Stimme der dritten Person, ebenfalls männlich, welche auch bei der Gruppe dabei war meinte: „Jetzt ist nicht der richtige Augenblick um zu turteln! Der Meister erwartet uns und er wird sehr wütend, wenn wir seinen Befehlen nicht Folge leisten. Ausserdem wird er heute unsere Arbeit überprüfen und das duldet keinen Aufschub. Es ist gefährlicher geworden, seit dieser Irdene Ring sich angefangen hat einzumischen. Dieser Thralliok, den du eigentlich heiraten wolltest, ist mittlerweile zu einer ernsten Gefahr geworden.“ „Thralliok ist nicht mehr von Bedeutung“, erwiderte Asurania mit verachtender Stimme. „Er wollte mich sowieso nie heiraten und nun ist Thrall sowieso weggegangen und hat unser Volk im Stich gelassen. Jetzt da Garrosh an der Macht ist, ist zwar endlich dieser Kuschelkurs mit der Allianz zu Ende. Doch Garrosh spielt der Brennenden Klinge auch nicht unbedingt so in die Hände, wie wir es uns erhofft hätten. Er hält noch zu sehr an den alten Prinzipien von Ehre fest. Doch jetzt haben wir ja unseren wahren Meister gefunden. Dieser ist mächtiger als alles bisher Dagewesene und er ist befähigt, all diesen Schmutz Azerozhs, den ich so verachte zu vernichten. Wenn wir uns auf seine Seite schlagen, werden wir endlich triumphieren!“ „Ja, genauso wird es sein, wenn die Welt schliesslich wieder in Chaos versinkt und wir zu neuer Macht aufsteigen werden!“ sprach der eine Mann und lachte hämisch. Cromnios lief es kalt über den Rücken, als er diese Worte belauschte. Er gab sich grösste Mühe, sich lautlos fortzubewegen und folgte den düsteren Gestalten hinaus vor die Tore der Stadt. Beim Scheckeneberhof, einem Bauernhof, der nicht sehr weit vor Orimmars Toren lag, sah er auf einmal seltsame blaue und violette Lichter. Er schlich sich näher und versteckte sich hinter einem Felsen. Dort standen mehr als ein Duzend schwarz- violett gekleideter Gestalten. Eine unheimliche Atmosphäre herrschte. Die Leute die sich hier versammelt hatten, stammten aus allen Hordenvölkern. Es gab Orcs, Trolle, Blutelfen und Tauren, alle gleich angezogen. Es war als würde von ihnen selbst nun ein seltsamer violetter Schein ausgehen. Es musste eine besondere Art der Magie sein, eine Magie, uralt schrecklich und von verderblicher Macht. Sie glich sehr der Hexenmeistermagie, und doch war sie nicht ganz dasselbe. Vor einem grossen Felsblock stand ein mächtiger Altar mit einem gewaltigen, schwarzen Eisenhammer in der Mitte, seitlich flankiert von zwei kleineren Hämmern. Cromnios lief es kalt den Rücken herab. Hier ging etwas sehr Übles vor. Die seltsamen Gestalten reihten sich nach einem bestimmten Muster vor dem Altar auf und hoben alle ihre Hand. Ein seltsamer mit schmutzigem Dämonengrün durchzogenes amethystfarbenes Licht, bildete sich um ihre linke Hand und um sie herum entstanden seltsame, magische Kreise mit verschiedensten Runen versehen. Sie erinnerten etwas an die Beschwörungskreise der Hexenmeister, nur das diese hier mehr ins Bläuliche gingen.
Das passte ja zu Asurania. Die seltsamen Magier, kanalisierten ihren Zauber auf den Altar und dann geschah etwas das Cromnios das Blut in den Adern gefrieren liess! Ein riesiges, schattenhaftes Wesen erschien. Es löste ihn ihm etwas denselben Schrecken aus, wie Hakkar es in seinem Traum getan hatte, nur dass dies hier, kein Traum war. Die Kreatur ein schrecklicher, zweiköpfiger Oger mit scharfen Zähnen und entstellten Gesichtern, begann nun mit einer dunklen, unheimlichen Stimme zu seinen Dienern zu sprechen: „Ich sehe eure Zahl nimmt zu, meine Brüder. Erzählt mir von euren Fortschritten!“ Ein dunkelhaariger Troll, mit mächtigen Hauern, welcher wohl irgendein Aufseher oder so war, erwiderte: „Ja, die Arbeiten an den Apparaten sind so gut wie vollendet, wie ihr es angeordnet habt. Schon sehr bald werden wir die nächste Phase einleiten können.“ „Das hört man gerne“, erwiderte der Schatten des Ogers. „Der Meister hat uns eine Aufgabe höchster Wichtigkeit gegeben und er wird Versagen nicht akzeptieren. Ihr seid das Instrument, welches der Meister nutzen wird, um das Ende dieser Welt einzuläuten und sie nach seinem Bilde zu erschaffen. Ihr werdet diese Apparate, wenn sie fertig sind in ganz Ogrimmar verteilen! Zu festgesetzter Zeit werden sie Elementare freisetzen, die dann ihr Zerstörungswerk beginnen werden. So wird die Bühne für die glorreiche Rückkehr unseres Herrn bereitet. Und dann, meine Brüdern und Schwestern, werden wir diese schwächlichen Hüllen abwerfen und zu Unsterblichkeit emporsteigen! „Zustimmende Rufe, erhoben sich aus dem Kreis der seltsamen Kultanhänger. „Ja so soll es sein! Gelobt sei unser Meister! Gepriesen sei er!“ Cromnios war wie erstarrt. Von was bei den Göttern, sprach dieser Oger? Wer war er überhaupt? Was für ein schrecklicher Plan, verfolgten diese Kultisten? Er musste unbedingt sogleich Thralliok informieren! Das Abbild des Ogers verschwand wieder, als der Aufseher ihm zugesichert hatte, dass alles zu seiner Zufriedenheit ausgeführt werden würde. Cromnios wollte sich erheben und wieder leise davonschleichen. Doch er stolperte über einen Stein und verlor einen Moment lang das Gleichgewicht. Die Kultisten die das hörten, fuhren herum. In ihren Augen flackerte eine böse, von Wahnsinn gezeichnete Glut. Der Anführer rief: „Seht nach, was das war!“ Asurania und die beiden Männer, die sie vorhin auch begleitet hatten, folgten sogleich den Anweisungen. Für Cromnios war es zu spät noch zu fliehen und so versuchte er möglichst ruhig zu bleiben. Als Asurania ihn sah rief sie überrascht: „Cromnios, du?“ „Was machst du hier?“ Der junge Troll dachte, dass es das Beste war, sich dumm zu stellen, denn noch wusste die Hexenmeisterin nicht, dass er der Brennenden Klinge den Rücken gekehrt hatte. Er war nur ihr aus dem Weg gegangen und dafür liess sich schon eine passable Erklärung aus dem Ärmel schütteln. Der Mann, welcher vorher mit Asurania so heftig geflirtet hatte, war ein kräftiger Orc, mit dunkelbraunem Haar, das zu einem Zopf geflochten war. Seine starken Muskeln zeichneten sich unter seiner Kleidung deutlich ab. „Wer ist das?“ fragte er ziemlich ungehalten. „Ach das ist nur Cromnios, Schätzchen“, erwiderte Asurania. „Ich habe ihn einst zur Brennenden Klinge gebracht. Er sollte einen Auftrag erfüllen, der dann aber leider wegen unglücklicher Umstände schieflief. Doch ich glaube nicht dass er eine Gefahr ist. Vielleicht schliesst er sich uns sogar an.“ Der Anführer der Kultisten trat vor und musterte Cromnios „Meinst du, er hätte das Zeug dazu einer unserer Männer zu werden?“ „Er ist ein sehr begabter Magier. Ja, ich denke er könnte die Prüfungen bestehen. Ausserdem ist er der Sohn von Crom Zed, einem treuen Diener von Todesschwinge.“ Alle horchten auf, als sie diesen Namen hörten und einige Kultisten seufzten ehrfürchtig auf. Asurania zog den Anführer ein wenig ausser Reichweite von Cromnios Gehör und flüsterte: „Er ist ziemlich leicht beeinflussbar und würde sich sicher für unsere Sache begeistern können.“ „Aber du sagtest, er habe damals eine Auftrag für die Brennenden Klinge nicht zur Zufriedenheit ausgeführt?“ „Das war nicht direkt seine Schuld. Er hatte damals nur eine Vermittlerrolle inne. Eigentlich hat die Person, welche schlussendlich von ihm beauftragt wurde, versagt. Ausserdem…“ sie lächelte mit einer Mischung aus Verschlagenheit und Koketterie „war er mal sehr von mir angetan und ich könnte ihm viel beibringen.“ Der Troll meinte etwas verachtungsvoll: „Ich werde jetzt lieber nicht fragen, was du ihm, ausser ein guter Diener unserer Sache zu werden, sonst noch alles beizubringen gedenkst… Aber wie auch immer, wir müssen erst herausfinden, was er hier wollte und…sollte er eine gute Erklärung auf Lager haben, dann könnte ich mich vielleicht davon überzeugen lassen, ihn an dem Plan unseres Meisters teilhaben zu lassen. Wir würden so auch seine Vater ehren, den wir sehr bewundern.“ Asurania nickte und sie und der Troll gingen wieder zu den andern zurück. Der Aufseher musterte Cromnios noch einmal eingehend. Sein Blick, so schien es dem jungen Mann, ging durch Mark und Bein. Er versuchte nicht allzu verunsichert zu wirken und hielt dem Blick des Gegenübers stand. Schliesslich fragte der Aufseher mit leicht schleppender Stimme: „Warum schleichst du wie ein Dieb hier herum und gibst dich nicht zu erkennen?“ Cromnios versuchte tief in seinem Innern einen Raum der Ruhe zu finden, um sich eine gute Ausrede zurecht zu legen, welche auch überzeugend wirkte. Schliesslich kam ihm der rettende Einfall. Er schaute etwas schulbewusst zu Asurania herüber, dann wandte er sich dem Aufseher zu. „Weil… ich mich irgendwie geschämt habe.“ „Du hast dich geschämt?“ die Augen des andern Trolls blickten etwas ratlos. „Und… nun ja, ich schäme mich auch jetzt noch ziemlich. Ich will ja auch niemanden zornig machen und… es ist ziemlich demütigend auch für mich.“ „Sprich schon!“ rief der Aufseher ungeduldig. „Nun gut…“ seufzte Cromnios und blickte wieder zu Asurania herüber „Eigentlich bin ich ihr gefolgt.“ Die Hexenmeisterin horchte zu seiner Zufriedenheit auf und fuhr fort mit seinem Märchen: „Ich beobachte Asurania schon länger, schon seit damals jener Auftrag gescheitert ist. Ich habe mich irgendwie schuldig gefühlt und dachte ich sei ihrer nicht mehr würdig. Ausserdem wollte sie ja Thralliok heiraten. Ich habe das alles nicht mehr ertragen. Und jetzt, da sie eine Dienerin dieses mächtigen Meisters geworden ist, von dem ihr sprecht, fühle ich mich noch unwürdiger. Sie hat ja jetzt auch einen anderen Mann an ihrer Seite, “ er deutete auf den kräftigen Orc, welcher neben der Hexenmeisterin stand. Innerlich spürte Cromnios Schadenfreude in sich aufsteigen. Es war nun auf einmal ganz kühl und klar in seinem Innern. Er fürchtete sich in diesem Augenblick vor gar nichts mehr. War es die Gnade der Götter, die ihn so gelassen machte? Er spürte, dass die Anwesenden geneigt waren, ihm zu glauben und er sah auch an Asuranias Gesichtsausdruck, dass seine Worte ihrem unglaublichen Geltungsdrang guttaten. Sie würde ihn jetzt sicher vor einem schlimmeren Schicksal bewahren. Und… würde sich selbst in die Hände eines wahrlich grausamen Schicksals geben, wenn sie ihm erneut zu vertrauen begann. Diesmal würde er es jedoch sein, der ihr Vertrauen missbrauchte. Die Täterin war in diesem Moment zum Opfer geworden, nur ahnte sie es ihn ihrer masslosen Selbstüberschätzung noch nicht. Auch das gab Cromnios ein Gefühl der Ruhe und Gelassenheit.
Jetzt noch würde Asurania das Gefühl haben, er sei schlicht ein liebestoller Idiot, wie er es auch einst gewesen war, der ihr nachstellte, der Frau, die er einfach nicht vergessen konnte. So gab er dem ganzen noch eins drauf und sprach, während er mit einem Seitenblick den wachsenden Ärger des kräftigen Orcs, mit hämischer Freude beobachtete: „Ich muss zugeben, Asurania ging mir einfach nie wirklich aus dem Kopf. Darum habe ich ihr ein wenig nachgestellt und… bin jetzt hier gelandet. Es war eigentlich ein dummer Zufall. Ich wollte eure Geheimversammlung nicht stören. Aber ich muss sagen das was ihr vorhabt fasziniert mich sehr. Euer Meister, der hier erschienen ist, muss sehr mächtig sein und ich glaube ich könnte ihm ein treuer Diener sein.“ „Er…sein Name ist übrigens Cho’Gall, ist nicht der wahre Meister. Der wahre Meister ist…jener der die Macht über die Tiefen der Erde hat, “ sprach der Aufseher. „Du kennst ihn sicher. Es ist Todesschwinge! Und er wiederum, dient den alten Göttern, welche nun bald wieder aufsteigen werden. Wir unterstützen sie dabei.“ Cromnios zuckte unmerklich zusammen, als er diese schreckliche Wahrheit hörte. So war das also! Dieser Meister von dem der Oger gesprochen hatte, war Todesschwinge, der verderbte Schwarzdrache. Zwar hatte Thralliok ja schon so was angedeutet. Doch nun war es ganz sicher und es war auch sicher, dass dieser seltsame Kult hier, die endgültiger Vernichtung der Welt anstrebte. Seine Anhänger wollten jene Zustände wieder herstellen, die vor den Zeiten der Titanen geherrscht hatten und diese Elementargeräte sollten diesen Prozess beschleunigen.
Der Aufseher musterte ihn mit leichtem Spott und sprach: „Nun… ich hoffe diese neuen Erkenntnisse sind nicht zu viel für ein sensibles Seelchen wie dich?“ Gelächter erhob sich unter den Kultisten. Der junge Troll spürte Ärger in sich aufsteigen. Natürlich machten sie sich über ihn lustig. Seine erfundene Geschichte der hoffnungslosen Leidenschaft für Asurania und dass diese ihn eigentlich hierher geführt haben sollte, warf nicht unbedingt ein heldenhaftes Licht auf ihn. Aber er musste seine Rolle weiterspielen, wenn er nicht auffliegen wollte. So sprach er: „Nein, wenn ich ehrlich bin, habe ich mir schon immer sowas vorgestellt. Die Welt wie sie heute ist, gefällt mir ganz und gar nicht. Ich würde es begrüssen, wenn sie mal von irgendjemandem erneuert wird. Und ihr könnt euch vorstellen, dass ich gerne unsterblich wäre. Ich werde euch beweisen, dass ich würdig bin, eurem Kult anzugehören.“ „Dazu wirst du auch ganz sicher die Gelegenheit bekommen“, sprach der Aufseher. „Als Lakaiendiener, taugst du sicher allemal.“ „Er wird noch mehr erreichen“, meinte Asurania „wenn ich… ihn unterweise. In ihm fliesst immer noch das Blut seines Vaters. Und die Schwächen, die ihm seine Mutter mit auf den Weg gab, werden wir auch noch ausmerzen.“ Cromnios presste die Lippen aufeinander um sich seine Zorn nicht anmerken zu lassen, der wie ein wildes Tier in seinen Eingeweiden wütete. Wie konnte Asurania es wagen, so über seine Mutter sprechen? Dafür würde sie bezahlen, wie sie für alles andere auch bezahlen würde. Er empfand nur noch Hass für die Hexenmeisterin und er wusste, dass er ihrem Zauber nicht noch einmal erliegen würde.
So kam es, dass der Schattenhammerkult, dem Asurania und die andern Kultisten angehörten, sich dazu bringen liess, Cromnios eine Chance zu geben, sich zu beweisen. Er wusste, dass dies nicht einfach sein würde. Aber er verfolgte ein bestimmtes Ziel und er würde sicher eine Gelegenheit finden, dem Irdenen Ring zu berichten, was er in jener denkwürdigen Nacht herausgefunden hatte. So würden die Führer seines Reiches erkennen welche Gefahr ihnen drohte und man konnte etwas gegen den verderblichen Plan des Schattenhammers unternehmen.