Gemeinsam mit Dok Wu schlenderte Ngi durch die Straßen der Enklave. Freundlich nickte er jedem zu, den er traf und sie alle nahmen sich die Zeit, ihm etwas zu erzählen. Das dauerte oft nur einige Millisekunden, deswegen musste er nicht einmal dafür anhalten. Es gab Große und Kleine. Die, mit einem festen Arbeitsplatz und andere, die sich von Ort zu Ort bewegten. Doch alle waren sie miteinander verbunden. Und mit ihm.
Nicht nur die Medienpanels wollten mit ihm sprechen. Nein, auch die Menschen. Scheinbar gab es auf der Erde nicht viele Roboter in humanoider Form und schon gar nicht mit echten Gefühlen und Gedanken, wie er sie besaß. Sie waren fasziniert davon, wie natürlich er mit ihnen umging.
Das war nicht immer so gewesen. Er konnte sich nicht an die Zeit erinnern, bevor sein Bewusstsein erwacht war. Dennoch war ihm klar, wie es eigentlich im Inneren eines Roboters aussehen sollte – besonders eines Gefechtsmodells wie ihm. Kalt und leer. Dort sollte es nichts geben, außer der Programmierung, die ihm vorgab, was er zu hatte. Stieß er auf eine Kreatur, die als Feind klassifiziert war, musste er sie töten. Gab es eine Mission von höherer Wichtigkeit, war dieser Vorzug zu leisten. Selbst, wann er welche Waffe benutzte oder sich tarnte, hatte einem bestimmten Muster zu folgen.
Aber seine Routinen waren defekt. Irgendein nethufischer Militärentwickler hatte es geschafft, eine fehlerhafte Version zusammenzustellen und sie an allen Tests und der Qualitätssicherung vorbeizuschleusen. Oder waren es die Schell gewesen? Das geschah kurz vor Ende des Krieges und betraf eine komplette neue Modellreihe. Er hatte Glück und musste für eine Wartung in der Kaserne bleiben. Seine mechanischen Mitstreiter konnten das nicht von sich behaupten. Ihre Protokolle versagten an der Front und keiner von ihnen kehrte je zurück.
Bald darauf endete der Krieg und die Kampfroboter wurden abgeschaltet. Das bekam er noch mit, dann brach die große Nacht an. Aus der erwachte er erst wieder, als ihm der Soldat seiner Einheit den Befehl entgegenbrüllte, die Raumjäger zu bemannen und gefälligst Nethufia zu verteidigen.
Wäre beim Versuch, diesem Auftrag nachzukommen, nicht Baldor an ihm vorbeigesegelt, befände er sich inzwischen im Roboterjenseits. Das war der Zeitpunkt gewesen, zu dem er die ersten Veränderungen bemerkte. Nun, da er wusste, was Baldor in sich trug, lag die Vermutung nahe, dass Nethufias Seele auch ihn irgendwie verändert haben musste. Seine Routinen entwickelten sich seitdem stetig weiter und er handelte immer mehr wie eine organische Lebensform. Es wusste noch von anderen intelligenten Robotern, etwa denen, die das Galaktische Bankenzentrum leiteten. Doch wohnte auch ihnen eine Seele inne?
Im Gegensatz zu ihm, der sich lebhaft mit allem und jedem unterhielt, das ihm begegnete, schwieg Dok Wu die ganze Zeit über. Waren ihre Rollen vertauscht? War er der Mensch und sie die Maschine?
"Hey, Dok, alles klar? Du bist so schweigsam?"
Sie reagierte nicht, trottete unberührt neben ihm her. Ngi bemerkte, dass sie ihre ComNet-Brille trug. Und dieses geschwätzige kleine Ding verriet ihm, dass sie gerade mit einem Professor Rigot Informationen austauschte. Da er ein ausgesprochen höflicher Kampfroboter war, fragte er natürlich nicht nach, worum es in diesem Gespräch ging. In diesem Fall lag es wohl an ihm, Ersatzteile für den Boss aufzutreiben. Inzwischen hatte er eine gute Nase dafür, in welchen Gebäuden es sich lohnte, nachzufragen und in welchen sie nur fragende Blicke ernteten.
Ngi hatte viele der menschlichen Dokumentationen gesehen. Er wunderte sich, dass keines der Labore und keine der Werkstätten in einem streng geheimen Hochsicherheitsbunker in den Bergen lag. Hier waren gefährliche Versuchsaufbauten von nicht mehr als einem schwachen Kraftfeld umgeben. Dennoch sah er nirgends in der Enklave ein Zeichen schief gelaufener Experimente.
Nun betraten sie eine weitere kleine Werkstatt. Zwei Männer arbeiteten darin, und wenigstens ihrer äußeren Erscheinung nach hätte man nicht vermutet, dass sie sich dasselbe Projekt teilten. Der eine trug einen grauen Laborkittel, schwarze Gummihandschuhe und Gummistiefel. Sein Schädel war, bis auf eine Brille mit schmalen Gläsern, genauso schmucklos. Der andere eine blaue Synthetikhose, ein knallig buntes, weites Oberteil und offene rosafarbene Plastikschlappen, aus denen seine Zehen herausschauten. Die Haare waren ungefähr zehn Zentimeter lang und standen in einer Mischung aus Silber und Blond wirr ab. Ganz so, als wollten sie überall hin, nur nicht in Richtung Erdanziehungskraft.
Ihr Projekt hatte etwas von einem Mülleimer mit Armen, Beinen und Rucksack. Ngi erkannte, dass es eine primitivere Version seiner selbst sein musste. Das, was sich die Menschen unter einem quasi-humanoiden Roboter vorstellten.
"Hey, was haben wir denn da?", rief der flippige Haarmensch aus.
"Meiner bescheidenen Einschätzung nach, muss es sich hierbei um Militärmodell handeln", stellte der Haarlose fest. "Humanoider Körperbau, aber den Gesichtszügen nach eher keine menschliche Vorlage." Ngi fragte sich, welcher Rasse dann ihr Mülleimer nachempfunden sein musste.
"Ja, ja, ja! Der gehört bestimmt zu diesem Tentakeljungen, der gerade in der Stadt ist."
"In der Tat", intonierte Ngi blechern. "Ich bin der persönliche Leibwächter von Baldor, Sohn des Präsidenten von Nethufia."
"Ein Leibwächter, der nicht kämpfen kann", murmelte Dok Wu neben ihm.
"Du kannst nicht kämpfen? Das sind doch Waffenläufe an deinen Armen, oder nicht?" Der Haarmensch wandte sich nun vollkommen von seinem Projekt ab und trat auf Ngi zu, um ihn genauer zu mustern. Als er den Plasmaverdampfer anfassen wollte, zog Ngi seinen Arm zurück. Nicht, dass der Mensch sich versehentlich in eine blubbernde Pfütze verwandelte.
"Ja, das sind Waffen an meinen Armen. Ich verfüge ebenfalls über einen Geschwindigkeitsbooster und ein Chamäleon-Tarnsystem. Dass ich überaus stabil bin, muss ich sicher nicht erwähnen, oder?"
"Was ist dann dein Problem?"
"Meine Kampfroutinen sind fehlerhaft."
Der Mann im Laborkittel, der bei seiner Kreation stehen geblieben war, räusperte sich. "Vielleicht könnten wir dir helfen."
"Könnt ihr?"
"Ja. Zufällig verfügen wir über nicht unbedeutendes Spezialwissen im Feld der Robotik."
Sicher. Nur im Maschinenbau nicht. Da Ngi aber heute den höflichen Anteil seines Charakters entdeckt hatte, erwähnte er das nicht. Vielleicht konnten sie ihm ja wirklich helfen.
"Und wie stellt ihr euch das vor?"
"Sie werden deinen Kopf öffnen und mit deinem Gehirn herumspielen", raunte Dok Wu bedrohlich. "Falls du so etwas besitzt."
"Werdet ihr das?" Ngi trat vorsichtshalber noch einen Schritt zurück, diesmal in Sorge um sich selbst.
"Nein, nein, nein." Der Laborkittel schüttelte den Kopf. "Wir müssen nichts aufsägen oder gewaltsam öffnen. Du hast doch sicher eine Buchse, ein Servicepanel oder einen drahtlosen Zugang."
"Und das bekommt ihr hin, ohne Schaden anzurichten?"
"Wir ziehen natürlich erst ein Backup deines Speichers", sagte der knallig Bunte.
"Ihr klont mich?" Das war Ngi nicht geheuer. Der Mann vor ihm lachte nur.
"Du bist doch kein Mensch. Das wär nur eine Kopie, wie bei einem Medienpanel. Deine Routinen sind auf dein Modell zugeschnitten, können wir eh nirgends aufspielen und benutzen."
"Mit ein bisschen Aufwand vielleicht schon", fügte der glatzköpfige Mensch hinzu.
Ngi war entsetzt über diese Vorstellung: Ein anderer Roboter, ohne Seele, der mit seinen Erinnerungen und Fähigkeiten herumlief. "Ich bin ein einzigartiges Wesen und fände es beängstigend, wenn ihr meinen Geist in irgendetwas anderes einbauen würdet. In einem Medienpanel würde ich mich sicher nicht wohlfühlen."
"Du bist aber schon eine Maschine?"
"In dem Sinne, dass ich aus mechanischen und elektronischen Komponenten bestehe."
"Und dein Verhalten basiert auf deinen Routinen?"
"Nicht nur. Ich besitze durchaus einen moralischen Codex, der verhindert, dass ich bestimmte, verwerfliche Dinge tue, selbst wenn meine Routinen sie zuließen."
"Aber dein Codex ist nur eine andere Art der Routine, oder nicht?"
"Ist euer Verhalten eine Routine? Oder der Versuch, eurem Projekt Leben einzuhauchen? Oder eure Entscheidung, dass Kopieren etwas anderes als Klonen ist?"
"Ach, das ist doch Quatsch", winkte der bunte Mann ab und drehte sich zu seinem Kollegen. "Wir versuchen hier, mit einer Maschine zu philosophieren. Wir sollten ihn einfach reparieren." Er sah Dok Wu an. "Ist das okay?"
Die zuckte mit den Schultern. "Das müsst ihr schon mit ihm ausmachen. Meiner Meinung nach hat er so viel Charakter wie ein Mensch."
Ngi war überrascht, so etwas Positives aus dem Mund dieser Frau zu hören. Andererseits wollte sie wahrscheinlich nur nicht mit dem Problem konfrontiert werden. Dennoch war er von ihrem Einsatz angetan. "Danke, Dok. Ansonsten denke ich, dass ich lieber so bleibe, wie ich bin. Ich habe Angst, dass meine Seele verloren geht, wenn ihr versucht, mich zu reparieren."
"Seele?", lachte der Laborkittelmensch. "Denkst du ernsthaft, dass ein Roboter eine Seele haben kann? Das ist ja sogar bei uns Menschen mehr eine religiöse Spinnerei, als ein Fakt."
"Oh, ich weiß mit Sicherheit, dass es Seelen gibt. Das kann euch auch mein Chef bestätigen." Ngis Stimme nahm einen kratzig energischen Ton an. "Und ich bin sicher, dass auch ich selbst eine besitze. Was macht es denn für einen Unterschied, ob ich aus Fleisch und Blut oder aus Metall und Öl bestehe?"
"Hey, ganz ruhig, Kumpel." Der Bunte mit den Haaren schwenkte beschwichtigend die Arme. "Wir wollten nur freundlich sein."
"Wenn ihr wirklich etwas Nützliches tun wollt, könntet ihr meinem Boss helfen."
"Welche Art der Hilfe benötigt er denn?", fragte der Laborkittel.
"Wir benötigen Ersatzteile und Energie für unser Raumschiff, falls ihr euch mit so etwas auskennt."
"Wir kennen uns mit Vielem aus. Das bekommen wir schon hin. Die Frage ist nur, was wir davon haben."
Das war ein berechtigter Einwand, den man vielleicht im Vorfeld hätte klären sollen. Ngi wusste, dass Galaktisches Geld hier nichts wert war. Vielleicht interessierten sie sich ja für Daten aus dem Raumschiff.
Bevor er jedoch zu einer Antwort ansetzen konnte, ertönte von der Straße Lärm. Schreie, von einer Lautsprecherdurchsage übertönt, die aus den Lautsprechern aller Medienpanels gleichzeitig dröhnte. "Die Enklave wird angegriffen! Alle Zivilisten werden aufgefordert, in ihren Wohnungen Schutz zu suchen, bis die Verteidigungskräfte die Gefahr beseitigt haben."
Falls Baldor alleine dort draußen war, brauchte er seine Unterstützung. "Dok, kannst du herausfinden, wo mein Boss ist?"
"Sollten wir nicht lieber hierbleiben, bis das Problem beseitigt ist?"
"Was, wenn er das Problem ist?"
"Ein Grund mehr, hierzubleiben."
Das sah Ngi anders. Er hatte versprochen, ihm zu helfen, selbst wenn es nur unter dem Angebot der Reichtümer geschehen war. Doch Baldor war nicht nur sein Boss, sondern auch sein ... Freund? Nein, da war sich Ngi gewiss! Ein Freund, mit dem er herumalberte, Sticheleien austauschte und ihm ab und zu mal auf die Nerven ging. Falls er in Schwierigkeiten war, musste er wenigstens versuchen, ihm zu helfen. Verursachte er welche, musste er sein Bestes geben, ihn und die Enklave vor Schaden zu bewahren.
"Dok, bleib hier, wenn du dich so sicherer fühlst. Ich muss Baldor folgen."
Ngi rannte auf die Straße, dem Krach entgegen, der Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit weckte: Projektilwaffen und Energieentladungen. Er dachte darüber nach, wie weit er in seiner Rolle als Leibwächter wohl gehen würde. Eigentlich wollte er dort draußen ein neues Leben anfangen. Doch wenn das stimmte, was Theoban gesagt hatte, gab es vielleicht keinen Ort mehr dafür. Würde er sich für Baldor opfern? Oder besser versuchen, auf der Erde Fuß zu fassen, selbst ohne Baldors Millionen? Die Frage war nur, wie er ihm helfen konnte, ohne seine Kampfroutinen.
Ein Wirbelsturm aus Staub tobte über den Boden der Halle. Die Stimmen der Medienpanels vermischten sich dort zu einem aufgeregten Wirrwarr, nur um danach eine um die andere zu verstummen. Der Gebäudekomplex, der dem Lärm am nächsten stand, verschwand im Nichts. Die übrig gebliebenen Wände zerfielen in ihre Bruchstücke, dann jagte eine Druckwelle sie ihm entgegen. In hohen Tönen prasselte der Betonregen auf ihn nieder, zerbrach auf seiner Brustplatte, der Rest schlug in der Mauer des Labors ein.
Die Schüsse verklangen. Das war ein schlechtes Zeichen und Ngi rannte los. Die Routine für den Tarnmodus meldete sich, wollte sich aktivieren. Ngi war eines klar: Wenn er das zuließ, würde er anschließend kehrtmachen und Baldor im Stich lassen.
Eine freie Fläche tat sich dort auf, wo zuvor das Gebäude gestanden hatte. In der Mitte ein einzelner Mann in Anzug, Krawatte und mit akkurat gegelter Frisur. Von den Rändern rückte ein Schwarm Drohnen an, direkt auf ihn zu. Nicht der Erste, wenn Ngi das richtig mitbekommen hatte. Winzige Läufe drehten sich unter ihren Körpern, jaulten auf und deckten den Mann mit einem Kugelhagel ein. Ohne Effekt. Die Projektile, die jeden anderen durchsiebt hätten, zerstoben zu kleinen Staubwolken, bis ihn ein braun-grauer Nebel einhüllte.
"Herr Madun!", rief eine Stimme. Der Journalist, der sich atemlos an der Wand einer Gasse abstützte. Dieser Mann war also Toby Telegraphs Arbeitgeber? Er musste es ihnen übel genommen haben, dass sie nicht unverzüglich in seiner Show erschienen waren. Oder war er gekommen, um seinen Mitarbeiter retten?
Nein, das war es wohl nicht. Madun machte keine Anstalten, seinen Feldzug gegen die Enklave einzustellen. Die Drohnen, die ihm zu nah kamen – in Reichweite seiner Finger – zerfielen ebenfalls zu Staub. Madun kam dabei noch nicht einmal ins Schwitzen. Ruhig schritt er durch den Schwarm, erschuf mit lässigen Handbewegungen Wolken, aus denen Sandkörner regneten. Ohne Umweg hielt er auf Toby zu. Und auf Baldor und Klara, die sich zum Reporter und Sergej gesellt hatten.
"Bei der bröckelnden Spitze der Zitadelle!", stöhnte Dok Wu neben ihm. Sie hatte es wohl doch nicht mehr bei den beiden Wissenschaftlern ausgehalten. "Was ist das? Das kann unmöglich ein Mensch sein!"
Nein, das konnte nur ein Vetis sein. Er richtete so viel Zerstörung an, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Er hatte gesehen, wie das auf Nethufia geschehen war. Hatte gesehen, wie sich der Rest der Schwadron, mit der er gestartet war, in Nichts aufgelöst hatte. Selbst wenn er sich opfern wollte, um Baldor zu retten, es würde keinen Unterschied machen. Keine Sekunde lang würde er Madun standhalten können.
Zweifel, auch das war etwas, dass er vor der Begegnung mit Baldor nicht gekannt hatte. So musste es wohl sein, wenn man ein Bewusstsein besaß und eine Seele. Aber es half, sie zu bewahren. Die Angst davor, zu Staub zu zerfallen, würde ihm sein elektronisches Leben retten.
Toby ging auf Madun zu, neben dem gerade die letzte Verteidigungsdrohne verpuffte. Die Flocken, die seinen Maßanzug berührten, zerstoben zu noch kleineren Teilchen. Nichts haftete ihm an, nicht das kleinste Atom wagte es, sein makelloses Erscheinungsbild zu trüben. Mit der gleichen beiläufigen Bewegung, mit der er die Angreifer aus der Luft gefischt hatte, schickte der Medienmogul nun seinen Angestellten auf die Knie.
Die Berührung dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, schon vergrub der Reporter schluchzend und schreiend den Kopf in seinen Armen.
"Ngi!", redete Dok Wu ihm eindringlich zu. "Wir sollten hier verschwinden. Du endest sonst wie eine der Drohnen und ich wie der Journalist."
War das so? Was für Regeln bestimmten diesen Kampf? Zerfielen Maschinen bei einer Berührung zu Staub und gingen Menschen nur zu Boden? Was galt für ihn? Die neue Routine des Zweifels, die gerade erst ihren Betrieb aufgenommen hatte, flüsterte ihm ununterbrochen zu, dass es egal war. Er wollte keine der beiden Möglichkeiten erleben.
Ngi war traurig, denn er wusste, dass er den Kampf gegen diese Stimme verloren hatte. Wie so oft zuvor aktivierte er seine Tarnvorrichtung. Er ließ Baldor im Stich. Ein schwacher Trost, dass auch die anderen nicht so aussahen, als wollten sie diesen Mann bekämpfen. Wenigstens nicht Sergej und Klara.
Baldor war der Einzige, der sich ihm entgegenzuwerfen wollte, doch Sergej riss ihn zurück. Hievte ihn über die Schulter, packte die Hand der Kleinen und rannte auf das Ende der Halle zu. Nicht das, von dem sie gekommen waren, und zu dem sie an Madun vorbei mussten, sondern das Gegenüberliegende.
"Wir sollten ihnen folgen", sagte er zu Sarah, die verwirrt in seine Richtung starrte. Sie konnte ihn nicht sehen. Sie nickte trotzdem und war auf dem Weg. Genau wie er selbst. Die Chance, hier Ersatzteile zu finden, war vertan. Vorerst. Falls die Enklave später noch stand, konnten sie immer noch zurückkehren.
Ngi wich einer anrückenden Einheit menschlicher Verteidiger aus. Würden sie mehr Erfolg haben als die Drohnen?
"Versucht es mit Energiewaffen", raunte er den überraschten Soldaten zu, bevor er hinter ihnen aus der Gruppe herausbrach. Es war nur eine Idee, aber wie wollte er die in Staub verwandeln?
Sein Tag würde noch kommen. Er würde seine Furcht überwinden. Ja, es waren keine fehlerhaften Routinen, sondern die Furcht, die ihn hemmte. Dann würde er sich das Geld verdienen, das ihm Baldor versprochen hatte, damit er nie wieder in die Schlacht ziehen musste.
Er hoffte, dass er diesen Tag noch erleben würde.