Die Brücke wiegte sich hin und her und sein Schritt ließ sie erzittern. Die grünen Seile knirschten verräterisch, ganz als wollten sie ihm in jedem Augenblick in den Rücken fallen. Was konnte man von getrockneten Algen auch erwarten? Baldor wagte einen Blick an ihnen vorbei und bereute es sofort. In den Tiefen sah er nur Wolken, die sich über noch mehr Tiefen und einem sicheren Tod angehäuft hatten.
"Geh weiter! Von hier an bist du auf dich allein gestellt!", rief ihm C zu. Er war der Wächter der Brücke. Er war der einzige Grund, warum sie noch nicht auseinandergebrochen war. Deswegen konnte er ihn nicht begleiten. Genau wie Nethufia, die in Baldor tatsächlichem Körper bleiben musste. Für C war es schon schwer genug, eine Brücke zu bauen, die Baldors Geist aushielt. Unter der Last eines ganzen Planeten wäre er zermalmt worden.
Und so war er am Ende dieser Reise, auf der ihn so viel mehr Leute begleitet hatten, als er es verdient hatte, wieder allein. Mutig setzte Baldor einen wackligen Fuß vor den anderen. Nach einigen Schritten und dem Blick fest auf sein Ziel, wurde er sicherer und schneller.
Vor ihm schwebte eine Insel in den Wolken. Ein Dschungel mit roten, lilafarbenen und diesen sonderbar grünen Bäumen der Erde, die alle in voller Blüte standen. Vögel jagten sich durch die Baumkronen und kleinere Tierchen rannten am Ufer entlang. Ein Windstoß ging durch den Wald und Baldor bildete sich ein, dass die raschelnden Blätter zu ihm sprachen.
"Rette unsere Königin!"
Es war kindisch. Er fühlte sich eben wie jener Ritter, der an die tiefste Stelle des Meeres gereist war, um die Prinzessin aus ihrem tausendjährigen Schlaf zu retten. Furchtlos würde er jedes Hindernis überwinden, das sich ihm in den Weg stellte. Tod und Gefahr trotzen.
Dennoch sank sein Herz, als sein Fuß das Gras der Insel berührte. Er befand sich nun in Klaras Geist, ihrer Welt, in der ihre Gesetze galten. Ihre Regeln – oder die des Monsters, das sie gefangen hielt. Er atmete durch. Der Held aus der Legende hatte ganz bestimmt ebenfalls Furcht verspürt. Nur hatte er sich davon nicht aufhalten lassen.
Baldor stählte seinen Verstand und hieb sich mit eisernem Willen seinen Weg durch das Dickicht. Er wusste nicht, wo er Klara finden würde, hielt auf die Mitte der Insel zu, das erschien im logisch. Ein Schneehörnchen hing in einem der Bäume vor ihm und ergriff die Flucht, als er nach den Ranken schlug. Dann ging es tiefer in den Wald hinein.
War das Gestrüpp hier dichter geworden? Bewegte es sich, um die Lücken wieder zu füllen? Ja, der Weg wurde beschwerlicher, als wolle ihn der Dschungel aufhalten. Warum? Wenn hier die gleichen Regeln galten, wie in seinem eigenen Kopf, konnte er auch einen ganzen Tag suchen und in der wahren Welt vergingen nur Sekunden.
Kratzer übersäten seine Unterarme. Die waren ihm bisher nicht aufgefallen. Wollte ihn der Wald gar nach und nach zermürben? Würde ihn das, was ihm in Klaras Verstand widerfuhr, unbeschadet lassen?
Plötzlich ging es nicht mehr weiter. Eine undurchdringliche Barriere aus Bäumen versperrten ihm den Weg. Er fuhr mit den Händen über die Rinde. Keine Lücke, sie pressten sich eng aneinander. Er sah nach oben, wo durch das Blätterdach irgendwo der blaue Himmel zu sehen war. Ja, wenn es nicht mehr nach vorne ging, würde er eben klettern.
Das gestaltete sich als schwieriger als gedacht. Er war bereits ein paar Meter in die Höhe geklettert, da verschwand der Ast, nach dem er gerade greifen wollte. Jetzt war er sich sicher, dass der Wald ihm das Weiterkommen besonders schwer machen wollte. Baldor blieb wachsam, prüfte jedes Mal doppelt, ob da wirklich noch ein Ast war, und erreichte schließlich den Baumwipfel, ohne dabei in die Tiefe zu stürzen.
Er fand sich umgeben von so viel Grün, dass er den Rand der Insel nur noch in der Ferne erahnen konnte. So viele verschiedene Baumsorten, wie es in Nethufias Meer wohl Fische gegeben haben musste, reihten sich Seite an Seite. Die Baumgruppen folgten keiner Anordnung, sondern wuchsen wild durcheinander. Eine Stelle unterschied sich aber vom Rest. Eine Lücke, aus deren Zentrum Rauch aufstieg. Wer war so verrückt, hier ein Feuer zu legen? Selbst wenn es auf Nethufia keine Wälder dieser Art gab, war selbst ihm klar, was das für eine blöde Idee war. Nicht nur die Bäume, die verbrannten, auch all die Tiere, die in ihnen und um sie herum lebten.
Wenn etwas überhaupt nicht an diesen Ort passte, dann war es diese Stelle. Sie lag nicht in der Mitte der Insel, eher abseits. Gut, dass es Baldor aufgefallen war. Ihm kam ein Gedanke: War er von den Bäumen aufgehalten worden, damit er sah, dass er dem falschen Weg war? Wollte ihr Unterbewusstsein ihn nicht aufhalten, sondern half ihm, Klara zu retten?
Die Pflanzenwelt vor ihm war dicht gewachsen. Da er nun schon die Kletterei auf sich genommen hatte, beschloss er, seinen Weg hier oben fortzusetzen, weit über den Hindernissen des Unterholzes. Im Gegensatz zum Erklettern des Baumes war Laufen auf den Baumwipfeln viel einfacher. Vielleicht lag es an ihrem vertrauten Aussehen. Wie Wellen umspülten die Blätter seine Beine und das Rauschen erinnerte ihn ans Meer. Hätte er nur ein Surfbrett ... würde er dann auf ihnen dahingleiten können?
Und da war es. Aus dem Nichts tauchte es unter seinen Füßen auf und trieb auf den vom Wind angestoßenen Baumkronen dahin. Vogelschwärme stießen durch das Blätterdach, als er ihre Ruhe störte. Fast wie die Fische, die immer aus dem Wasser gehüpft waren, um zu sehen, wer auf dem Meer über sie hinwegsurfte. Eine Lücke tauchte vor ihm auf und er überwand sie mit einem eleganten Sprung. Sein Ziel rückte näher.
Die Schneise, die das Feuer durch den Wald gezogen hatte, war um einiges größer, als Baldor aus der Ferne geglaubt hatte. Sie war schon so lange in diesem Zustand und es war wohl ein Wunder, dass der Wald überhaupt noch stand. Nein, kein Wunder. Klara kämpfte. Ihr Unterbewusstsein kämpfte. Das Feuer, das die Bäume am Rand erfasst hatte, erlosch immer wieder. Es war kein Kampf, den sie über lang gewinnen würde – davon zeugten die schwarzen Gerippe uns Stümpfe auf der kahlen Fläche vor ihm. Dort waren die Feuer schon vor einiger Zeit erloschen. Baldor setzte zum Sprung an und eine Staubwolke aus kalter Asche umhüllte ihn, als er inmitten der Zerstörung landete.
Der Staub legte sich nicht.
Stattdessen verfestigte er sich. Nahm die Gestalt eines Menschen an. Die Stelle, an der seine Augen sein sollten, rissen auf und zwei rote Punkte starrten ihn an. Lodernde Flammen, die ihn allein durch ihren Anblick verzehren wollten. Zwei Schwingen öffneten sich und wirbelten die Asche nun doch herum. Baldor kniff die Augen zusammen und hielt instinktiv den Atem an.
Ein schlankeres Abbild des Vetis aus der Unterwelt schimmerte durch das Grau hindurch. Und er war nicht allein. Eine Armee identischer Monster erhob sich aus dem Boden und wuchs aus der Luft, in der noch immer die aufgewirbelte Asche schwebte.
Einer nach dem anderen stürzten sie sich auf ihn. Sie griffen ihn nicht an. Das war gar nicht nötig. Sie pressten die gespeicherte Luft aus seiner Brust, ihre Anwesenheit schnürte ihm die Kehle zu. Bis sein Körper nicht mehr konnte und doch gierig nach Luft schnappte. Fremdkörper drangen in seine Lunge ein und Baldor verließ die Kraft. Schwach ... er fühlte sich so schwach. Er ging auf die Knie, Tränen in den Augen und die Hand um seine Kehle geschlungen. Es war zu spät, um zu fliehen. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr.
Sollte er nach C rufen, damit er die Brücke einriss? Würde ihn das retten? Vielleicht. Doch was passierte mit Klara, wenn er aufgab, wenn er hier versagte?
Baldor keuchte. Wie tausend kleine Korallensplitter kratzte der Rauch über seine Luftröhre und seine Lungen. Verdammt! Er wünschte sich hinab ins Meer, dort wo das Wasser den Schmutz hinfort spülen würde und die Kiemen seinen Körper mit Sauerstoff versorgen konnten.
Aber er blieb, wo er war, umgeben von den Monstern, die Klaras Geist heimsuchten.
Er blieb, wo er war – dafür kam das Meer zu ihm. Über die Wipfel der Bäume ergoss es sich tosend in die fahle Lichtung. Der Strom riss den grauen Gestalten die Beine unter den Füßen weg, nahm ihnen ihre Flügel und zog sie zu Boden. Auch Baldor konnte sich nicht mehr auf den Knien halten. Er fiel auf die Seite und ließ sich mitspülen. Er gab seiner Schwäche nach, genoss Kühle und Feuchtigkeit und tauchte unter. Wasser strömte über ihn und durch ihn hindurch. Nachdem die Asche von und aus seinem Körper gespült war, versorgten seine Kiemen ihn wieder mit genug Luft, dass er auftauchen konnte. Er hustete und spuckte einen schwarzen Klumpen aus, dann kämpfte er sich nach oben. Seine Knie zitterten und er stützte sich darauf ab, bis sie sich beruhigten.
Nun stand er wieder aufrecht. Das Wasser floss an den Rändern der Lichtung ab und versickerte in der Erde. Der Boden zuckte – die Aschegestalten, die sich ebenfalls erheben wollten. Das Wasser hatte die Asche in grauen Matsch verwandelt und fesselte sie mit seinem Gewicht an den Boden. Sie würden ihn nicht mehr aufhalten können. Der Weg war endlich frei.
Seine Sicht war klar und er erblickte sein Ziel. In der Mitte der Lichtung, auf einem hölzernen Thron aus verkohlten Baumstümpfen, hockte Klara mit angelegten Flügeln. Dieselbe Form, in der sie ihn auf dem Meer besucht hatte. Sie saß mit der Seite zu ihm und starrte in die Ferne des klaren Himmels, zu dem der Rauch der gelöschten Bäume aufstieg.
"Klara!", wollte er schreien. Aber aus seinem Mund kam nur ein heiseres Kratzen. Seine Brust zog sich krampfend zusammen und er hustete wieder. Wie erbärmlich. Wie sollte er so zu ihr durchdringen können? Er schleppte sich weiter. Stück um Stück zog er seine Beine hinter sich her, watete durch den Matsch, der ihn festhalten wollte. Was auch immer es war, das von ihr Besitz ergriffen hatte, es gab nicht auf und machte jeden seiner Schritte zur Qual. Doch er war so weit gekommen. Er würde sich nicht unterkriegen lassen. Schmerzen waren nicht real! Nur Nervenimpulse, ein Schutzmechanismus, um seinen Besitzer daran zu hindern, sich selbst irreparablen Schaden zuzufügen. Er musste sie unterdrücken! Bei der Großen Qualle, das hier war ja nicht einmal sein wahrer Körper, der litt. Es war nur sein Geist. Was er sah, war physisch nicht real. Er würde durchhalten, bis er sie erreichte.
Auch der Ritter in der Geschichte hatte gelitten und die Hindernisse, die er überwand, machten das Erreichen seines Ziels am Ende umso wertvoller. In manchen Versionen der Geschichte waren der Weg und die überwundenen Hürden sogar wichtiger als die Befreiung der schlafenden Prinzessin. Was für ein Quatsch. Das war hier sicher nicht der Fall. Klara war das Wichtigste und ohne sie wäre er diesen Weg nie gegangen.
Er erreichte sie und seine Knie gaben nach. Ebenfalls eine Illusion. Das zu wissen half ihm nicht, er kam nicht wieder auf die Beine. Er kroch durch den Matsch, bis er Klara von vorne sah. Eigentlich sah er sie immer noch nicht wirklich. Ihr Kinn war in die Höhe gereckt, sie beobachtete weiterhin den Himmel. Sie bemerkte ihn nicht. War dort tatsächlich etwas oder sah sie nur in die Leere?
Er musterte das regungslose Mädchen für einige Momente.
Und jetzt? Wo blieb der mächtige Vetis, den er überwinden musste, um sie aus diesem Zustand zu befreien? Wo war der letzte entscheidende Kampf? Wie sollte er sie retten, wenn er nicht wusste, wie? Nicht, dass er in seinem Zustand, knieend im Dreck, einen Gegner für einen Vetis dargestellt hätte. Keuchend stützte der die Arme auf den Beinen ab und versuchte, seinen Atem zu beruhigen.
Wenn das hier alles war, konnte es sein, dass es am Ende gar kein Monster war, das sie beherrschte? Hatte sie dieses Schicksal selbst gewählt? Eine Ahnung überkam ihn und das Gefühl der Hilflosigkeit gesellte sich zur Erschöpfung. Die Nacht, in der er sie gerettet hatte. Dort war so viel aus ihr herausgebrochen. Sie hatte ihm von sich erzählt und über die Welt, in der sie lebte. Er hielt es für einen Reflex, eine Handlung, um mit dem Schrecken fertig zu werden, dass sie sich beinahe in die Tiefe gestürzt hatte. Vor allem, weil sie den Tag über wieder so ruhig gewesen war. War es doch mehr gewesen? Ein Hilferuf vielleicht?
Ihr Leben war einsam. Nur die Tiere und Sergej, ihren letzten wahren Freund in der Welt der Menschen. Und auch der drohte ihr, auf seiner Suche nach einer eigenen Familie, verloren zu gehen. Hatte sie diese letzte Verbindung aufgegeben, als sie in den Verstand des Monsters eindrang? Hatte der Vetis den Anker gefressen, der sie in der Realität hielt?
Der Gedanke machte ihn traurig und – ohne dass er es wollte – bildete sich eine einzelne Träne sich in seinem linken Auge. Sie rollte seine Wange hinunter und schwebte einen Moment in der Luft, bevor sie sich platschend mit einer Pfütze im matschigen Boden vereinte. Warum machte ihn das nur so traurig? Warum konnte er sich nicht einfach seine Niederlage eingestehen, wieder nur an sich denken und diese Welt einfach zurücklassen? Es war so viel passiert, so viel Leid, warum berührte ihn das nur so sehr?
Verdammt, er konnte nicht einfach gehen. Nethufia hatte es erkannt. Er mochte dieses Mädchen wirklich – obwohl sie ein Mensch war. Das war noch verrückter, als die Tatsache, dass er nicht nur an sich selbst dachte. Es war noch mehr. Wie ihm sonderbar warm wurde, wenn er sie durch die Gassen der Stadt huschen sah, selbst in ihrem verlotterten Zustand. Wie er sich über jede freche Bemerkung freute, die sie den Mächtigen der Zitadelle entgegenwarf. Das war zwischen all den Kämpfen, Nethufias Enthüllung und seiner Suche nach einem Fluchtweg untergegangen. Aber hier, in der Stille von Klaras Verstand war es klar. Er ... er hatte sich verliebt. Zum ersten Mal.
Der Ritter in der Geschichte hatte seine Prinzessin mit einem Kuss geweckt. Aber ... keine Chance ... das traute sich Baldor nicht einfach so. Außerdem hätte er dazu aufstehen müssen und zu Klara auf ihren Thron klettern. So sehr er sich auch bemühte, seine Beine hoben sich nicht vom Boden.
"Klara, ich liebe dich", war das Einzige, wozu er krächzend imstande war. Bei der Großen Qualle, hoffentlich hörte hier sonst niemand zu.
Niemand hörte zu. Nicht einmal Klara. Ihr Blick verweilte immer noch unbewegt in der Ferne. Baldor hatte nicht mehr genug Kraft, um seinen linken Arm durchzustrecken, und er gab nach. Mit der rechten Hand stützte er sich im Matsch zwischen seinen Beinen ab. So lange, bis selbst das nicht mehr ging. Seine Stirn kam auf dem Rand eines der Baumstümpfe zum Liegen. Wenigstens versank er nicht komplett im Matsch. Der Baumstumpf verbarg die Tränen, die der esten nun folgten.
Er hatte es versucht. Verstand Sergej es, wenn er ihm erklärte, dass er versucht hatte? Hatte er wirklich alle gegeben? Reichte es denn für Baldor selbst aus? Nein, die Last dieser Niederlage und der Schmerz über den Verlust würden an ihm nagen. Mehr noch als alles andere, das er die letzten Tage verloren hatte.
Er würde C rufen müssen, damit er ihn ...
Eine sanfte Berührung kitzelte seine Nase. Baldor schielte auf seine Nasenspitze. Was war das? Durch den trüben Schleier, der seine Augen bedeckte, bekam er kein scharfes Bild zustande, nur ein verschwommenes Grün. Eine undeutliche Linie, die ... wuchs. Sie wuchs aus seinem Blickfeld heraus. Er hatte nicht die Kraft, sich vom Baumstumpf wegzustoßen und nachzusehen, was es war.
Da waren Geräusche, die ihm bekannt vorkamen. Das Knacken von Azzurunüssen, die er als kleines Kind verschlungen hatte. Das Rascheln von Blättern, deren Ton einer seiner jüngsten Erinnerungen war. Dann traf etwas klatschend neben ihm im Matsch auf.
"Baldor?" Sein Herz machte einen Sprung. Das war Klaras Stimme. "Hast du grad mit mir gesprochen? Ich glaube, ich habe etwas wahnsinnig Kitschiges gehört."
Verdammt. Nein, es war egal. Die Freude darüber, dass Klara mit ihm sprach, verhinderte, dass ihm das peinlich sein konnte. "Äh ... ich habe da so eine Dokumentation der Menschen gesehen. So etwas zu sagen, soll in auswegslosen Situationen hilfreich sein."
Klara lachte. "Dokumentation? Klar. Eher eine Schnulze, oder?" Sie machte eine Pause, ohne dass Baldor sah, was sie tat. "Hast du das ernst gemeint?" Der neckische Tonfall war verschwunden.
Baldor seufzte. "Ja, das habe ich."
Plötzlich war es ihm nicht mehr peinlich. Und da war noch mehr. Er würde die Erde in nächster Zeit eher nicht verlassen können, selbst, wenn sein Raumschiff repariert war. Aber das machte ihm nichts mehr aus. Auch seine geplante Rache an den Vetis verblasste in der Ferne.
Zwei Hände griffen ihn behutsam an den Schultern und zogen ihn aus dem grün-schwarzen Bild, in dem er versunken war. Mit der Entfernung wurde es klarer. Eine Linie aus kleinen grünen Sprösslingen zog sich die Baumstümpfe nach oben, bis zu der Stelle, an der Klara eben noch gesessen hatte. Von da aus schwebte ein transparenter grüner Faden, hin zu einer Stelle hinter ihm. Dort stand Klara. War das der neue Anker, der sie in der Welt der Vernunft hielt? Ha, was war schon vernünftig? So vieles war hier geschehen, das über seinen Verstand ging.
"Zerbrich dir nicht den Kopf, Baldor." Klara hielt ihn fest und sein Kopf lehnte an ihrem Oberkörper. "Danke, dass du mich zurückgeholt hast. Ein weiteres Mal."
"Dafür sind Ritter doch ..." Das Bild um ihn herum verblasste erneut. Er schloss seine Augen und gab der Müdigkeit nach, die ihn nun fester umklammerte als Klara.