Das erste Kapitel aus dem großen, sandigen Almanach der "Abenteuer aus Wajbaqwinat", einem Wälzer über frühe Siedler, Wabawis, Recht und Gesetz und einen überwältigenden Kulturclash auf dem neu entdeckten Kontinent Wajbaqwinat.
Ein open-world-P&P vom 22.03.2020.
"Der wilde Osten" - Kapitel 1
Mitspieler:
Dhunya Akeeli (Limayeel) - Zwergin, Wissenschaftler (Giftmischer)
Grafin Herones (Eunomia) - Elf, Magier (Magischer Vorkoster)
Rikhon (Fanola) - Mensch, Krieger (Dolch)
Nephret (Lyndis) - Mensch (Assai), Händlerin (NPC)
Tisha (SL) - Gestaltwandlerin (Wajba - Hyäne), Dienerin (NPC)
Wir beginnen auf dem Basar der Stadt "Pforte", der größten Fremdlingssiedlung auf dem Kontinent, wo Festländer auf die Bewohner des neuen Kontinents treffen. Die Zwergin Dhunya und ihr Vorkoster Grafin treffen auf dem Markt ein, zeitgleich mit dem Krieger Rikhon. Während der Krieger nach Abenteuern sucht, hat die Zwergin Gifte im Sinn. Wie praktisch, dass der zweite von ihr angesprochene Händler, Nephret, einige interessante Angebote hat. (Von dem Quacksalber reden wir lieber nicht.) Doch sie muss enttäuscht feststellen, dass sie sich die Waren nicht wirklich leisten kann - das meiste Geld ist für die Reise zur neuen Welt draufgegangen. Während sie diese Enttäuschung verdaut, kommt es auf dem Platz zu einem kleinen Radau. Ein betrunkener Wabawi hat Rikhon ins Visier genommen - und er ist auf Ärger aus! Seine durchaus bedrohliche Pistole stellt sich als Schreckschussspielzeug heraus, und auch weiter ist es mit dem Kerl nicht weit her. Ein Trunk von Dhunya, und er flüchtet wie ein geprügelter Hund!
Rikhon bedankt sich artig und erhält seinerseits ein Getränk angeboten. Das hätte er vielleicht besser nicht getrunken, denn danach wird ihm übel. Dhunya überzeugt ihn jedoch auf ihre herzliche Art davon, dass alles im Dienste der Wissenschaft war - und die versauten Schuhe sind womöglich auch Rache genug.
Durch den Trubel hat sich der Platz etwas geleert, sodass man das Gefängnis und die Viehtreiber besser sehen kann. Rikhon interessiert sich für die Bakaripferde, Grafin für die Kamele. Es wären gute Wahlen, wenn solche Tiere nicht so furchtbar teuer wären!
Dhunya erfährt derweil vom Sheriff, dass es drei Verbrecher in der Gegend gibt, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Außerdem braucht der Sheriff Hilfe beim Verteilen der Wanted-Poster. Dhunya nimmt vorsorglich drei Poster mit, bevor auf dem Platz plötzlich Chaos ausbricht. Irgendjemand (Grafin) hat den Besitzer der Kamele unter seine Kontrolle gebracht und versucht, ein Kamel zu stehlen. Doch Kamele werden streng bewacht, und so stehen ihnen plötzlich zwanzig ausgebildete Krieger gegenüber. Dhunya erhält das Kamel Detlef und versucht zu fliehen, doch die Zwergin schafft es leider weder, ihre chemischen Substanzen zusammenzurühren, noch, auf dem großen Tier zu fliehen. Zwar teilen beide aus, doch diese Gegner sind einfach zu stark. Rikhon greift zwar kurz ein und kann auch gut Schaden machen, doch wirklich viel richtet er nicht aus - immerhin ist er unsicher, ob er wirklich sein Leben für zwei Fremde riskieren sollte.
Es endet damit, dass Dhunya auf dem Rücken des Kamels bewusstlos zusammenbricht. Grafin ist stark verwundet, kämpft jedoch noch weiter, unwillig, aufzugeben. Rikhon sieht dem Kampf noch unschlüssig zu.
Fortsetzung folgt ...
Das war der Anfang des Wajbaqwinat-P&P. Da es meine erste Runde mit offener Welt ist, habe ich hin und wieder etwas improvisiert. Zu Beginn war die Stadt jedoch weitestgehend vorhanden: Es gab ein ausführliches Angebot der Händlerin, eine Preisliste für die Herberge und den Saloon. Der Trunkenheits-Effekt ist durchgeplant! Außerdem gab es an allen Ecken und Enden kleinere und größere Jobs zu finden - beispielsweise Aushilfe im Sheriffbüro, als Pferdetreiber oder das Kopfgeld, die bereits "entdeckt" wurden. Bei der Arbeit geht es vor allem um gutes Planen, denn für jeden Tag Arbeit braucht man entsprechend viel oder wenig Nahrung, die man bezahlen muss. Alternativ können die Spieler sich von der Nahrung in ihrem Inventar ernähren, was jedoch auf Dauer sehr teuer ist, da Dwimminats als unverderbliche Wegzehrung für lange Ritte durch die Wüste gedacht sind und entsprechend teuer, als wenn man jeden Tag eine gleichwertige Mahlzeit kauft. (Eine Portion Dwimminat entspricht von der Menge einer kleinen Mahlzeit - für die härtestmögliche Arbeit müsste man pro Tag fünf Rationen essen, etwa 10 Dinan, statt 5 Dinan für Mahlzeiten auszugeben. Die Arbeit wird glücklicherweise auch entsprechend belohnt.)
Außer ehrlicher Arbeit gibt es jedoch noch weitere Möglichkeiten, an Geld zu kommen, nicht zuletzt, indem man Händler oder andere Reisende überfällt. Während solche Begegnungen in Kämpfen oder Sozialproben ausgespielt werden, wird ehrliche Arbeit "vorgespult". Die Spieler geben an, die Arbeit zu erfüllen, erhalten ihren Lohn und müssen das Essen bezahlen oder den Hunger-Effekt erleiden. Der Tag ist verloren - und zwar für alle Spieler, deswegen ist es wichtig, dass sich alle gleichzeitig einen Job suchen. Während der Arbeit kann es täglich Zufallsevents geben, die je nach Jobrisiko definiert sind. Durch diese kann man mehr Lohn erhalten, oder um den Lohn geprellt werden. Auf der Arbeit kann man auch (leicht) verletzt werden.
Außerdem gibt es einen Haufen Miniquests, bei denen man sich das ein oder andere Goldstück verdienen kann. Das sind Gelegenheitsjobs, die nur manchmal auftreten. Kopfgeld sind einmalige Jobs, danach müssen erst wieder neue Verbrecher "nachwachsen". Andere Arbeiten kann man nur eine gewisse Zeit ausführen, bevor es dort erst einmal keine Arbeit mehr gibt. Auf die Weise verhindert der Spielleiter eine Inflation.
Kurz gesagt, Pforte ist darauf ausgelegt, den Spielern mehr Geld zu beschaffen, mit dem sie sich auf Reisen quer über den Kontinent rüsten können. Die schlechtere Idee ist es allerdings, eines der teuersten Güter stehlen zu wollen und sich mit den Wachen anzulegen. Der Kampf ist absichtlich sehr schwierig, eine Flucht zumindestens theoretisch möglich. Als Anfängerbereich besitzt Pforte auch noch einige Fallstricke - zum Beispiel kann man im Kampf jederzeit kapitulieren und sich damit retten, da niemand direkt vor dem Sheriff einen Gegner umbringen würde, der die Waffen niederlegt. Als von der rücksichtlosen Abenteuerlust und Gier der Festländer gebeutelte Stadt ist das Kopfgeld in Pforte auch noch relativ gering - die Spieler können sich erst einmal noch nicht in haushohe Schulden stürzen und erhalten vom Sheriff einen "Och, die wollen nur spielen"-Nachsichts-Bonus.
Wir werden sehen, ob der Bonus zum Zuge kommt ... :D
Zufallsbegegnungen gibt es insgesamt zehn vorbereitete, von denen zwei bereits aufgetaucht sind. Das erste war der nur kurz auftretende Quacksalber mit seinem Wundermittel für schlappe 25 Dinan. Der arme Mann war nicht darauf vorbereitet, auf eine Meisterin des Fachs zu treffen.
Zufallsbegegnung Nummero 2 war der Betrunkene, zärtlich "Wabawi-Großmaul" genannt. Das war in erster Linie ein Mittel, um die Spielercharaktere zueinander zu bringen (und es hat geklappt!).
Wabawi-Großmaul besaß folgende Werte: 100 LP, 25 Schaden - außerdem die Effekte "Trunkenheit", der in diesem Fall Ausweichproben erleichterte, und "Große Klappe, nichts dahinter": Der Gegner flieht, sobald er Schaden erhält. Hätten die Spieler ihn verfolgt, hätte er ihnen drei Dinan zugeworfen, damit sie ihn in Ruhe lassen.
Hier gab es eine interessante Stelle, als Dhunya dem Großmaul ihren Trank anbot. Der Rucksack der Giftmischerin ist relativ frei, das heißt: Wenn sie sagt, dass es ein Gifttrank ist, hätte Großmäulchen auch sterben können. Das hätte zu einigen unschönen Begegnungen mit der ansässigen Polizei geführt, die wir voraussichtlich im Kampf um Detlef noch kennenlernen dürfen. Mitten auf dem Marktplatz einen Menschen umzubringen, hätte einen ähnlichen Effekt gehabt wie Kameldiebstahl.
Glücklicherweise war es nur ein Ausnüchterungstrunk, der an Schaden ausreichte, um Großmaul in die Flucht zu schlagen. Dafür war mir klar, dass die Tränke potentiell sehr stark sein können, was heißt, dass es an dieser Stelle einiger Regeln bedarf, bevor Dhunya durchdreht und alle Mitspieler vergiftet. Man lernt doch täglich dazu ...
Ich möchte mich auf jeden Fall kurz bei allen Spielern der ersten Runde bedanken. Bitte denkt daran, dass ihr jegliche Kritik jederzeit anbringen könnt, immerhin möchte ich das Hyphurion-System spielbar kriegen.
Euer Mobu Cajatoshija