Ein Poltern in ihrem Studierzimmer schreckte Trude tief in der Nacht auf, die vollkommen irritiert auf den Wecker schaute. Sie hörte Isolde fluchen und wunderte sich, da der Wecker gerade einmal viertel nach eins in der Nacht anzeigte. "Musst Du die ganzen Sachen im Wohnzimmer herum liegen haben. Man ist ja seines Lebens nicht sicher, wenn man Dich mal dringend besuchen muss." Nölig antwortete Trude. "Was willst Du hier mitten in der Nacht, ihr hattet mir versprochen, also richtig mit Ehrenwort, dass ich mal zwei Tage meine Ruhe habe. Ich lerne rund um die Uhr, damit ich alle Prüfungen bestehe und ich kann einfach nicht mehr." Energisch kam die Antwort. "Beweg Dein dürren Arsch aus den Federn, das ist ein Notfall. Ich kann ja auch nichts dazu, dass betrunkene Kerle ihre Familien mitten in der Nacht aufmischen. Es geht ziemlich heftig zur Sache und Kinder sind in Gefahr. Das dumme Schwein hatten wir schon mal ermahnt, aber es hat wohl nicht gefruchtet." Binnen kürzester Zeit, so wie sie es bei der Polizei gelernt hatte sprang sie in ihre Klamotten. Zur Sicherheit steckte sie sich einen Kubotan-Druckverstärker und einen Schlagstock ein und eine Dose mit Pfefferspray griff sie auch noch. Schließlich kannte sie sich mir versoffenen Kerlen besser aus als alle anderen Hexen. Kaum einen Moment später reiste sie mit Isolde schon los.
Sie landeten in einem größeren Raum, wo es war blieb für Trude fraglich. Es war dunkel und die Orientierung fiel ihr zunächst schwer. Isolde sorgte für Licht, damit sie in dem weitläufigen Trümmerfeld nicht strauchelten. Lärm drang auf sie ein. An der Stimme war zu erkennen, dass dem Mann die Zunge schwer geworden war und die Wortwahl gefiel ihr auch nicht. Trude kannte solche Einsätze, von ihrer Ausbildungszeit in der Landespolizeischule in Hannover. Häusliche Gewalt war immer deprimierend und ging in den meisten Fällen von vollkommen besoffenen Männern aus, die in diesem Zustand zu brutalen Bestien wurden. Schläge und Randale waren da noch die geringsten Delikte. Schlimm wurde es, wenn sie mit Waffen oder anderen Dingen auf Personen eindroschen oder sogar ihre Frauen vergewaltigten und danach töteten. Noch schwieriger war es für sie, die Strafen zu verknusen, die Richter gegen diese gewalttätigen Personen aussprachen. Zumeist nur eine Geldstrafe oder eine Entziehungskur und ein temporäres Kontaktverbot. Aber die Statistik zeigte, dass die Frauen weiterhin in Angst und als gebrochene Persönlichkeit lebten und oft für ihr Leben gezeichnet blieben.
Sie folgten dem Lärm, der unüberhörbar zu ihnen drang. Lallend forderte der Typ Sybille auf - die Tür zu öffnen. Dabei schlug er mit mit einem Tischbein immer wieder vehement gegen eine Tür. Rasch waren sie am Ort des Geschehens. Isolde schaltete das Licht an, auch wenn in diesem Fall keine Lampe mehr an der Decke hing. In seiner Wut hatte der Mann schon den Fernseher, das Sofa, einen Schrank und den Glastisch zu Kleinholz verarbeitet. Wieder drangen die Rufe das Mannes in ihre Ohren. "Du bist meine Frau und ich will jetzt Sex mit dir und den Kindern. Das Gericht kann mir nichts, weil ich ja betrunken bin! Also mach die Tür auf und lass mich ran........" Die letzten Worte blieben dem Mann im Mund stecken. Trude roch den fauligen Schweiß von dem Kerl, offenbar lag die letzte Körperreinigung schon mehr als fünf Tage zurück und die Nutzung von Deo kannte der Kerl offenbar auch nicht. Im Prinzip war es eine Rettung in letzter Sekunde, denn die Tür zeigte bereits erste Löcher. Es war abzusehen, was danach passieren würde. Die Frau und die Kinder hatten keine Chance gegen diesen tobenden Wüterich, der in diesem Zustand einer tickenden Zeitbombe glich.
Langsam drehte der Mann sich zu ihnen um und schwang kampflustig das Tischbein. Trude hatte die Zeit genutzt um ihre Kleidung zu verändern. Sie trug jetzt eine Kampfausrüstung vom Spezialkommando, welches durch einen japanischen Samuraihelm mit Gesichtsmaske hoffentlich einen bleibenden Eindruck bei dem Kerl hinterließ. Dennoch, der Mann setzte sein Treiben fort und schwang das Tischbein in ihre Richtung. Gekonnt parierte sie den Schlag mit dem Schlagstock und vollzog eine halbe Drehung um zu dem vernichtenden Tritt anzusetzen. Nein, sie trat ihm nicht ins Gemächt, sondern mit dem Kampfstiefel gezielt auf den großen Zeh, der selbst bei der mäßigen Beleuchtung gut zu erkennen war. Sie genoss es die wichtige Gleichgewichtssensorik des Mannes auszuschalten und den Zeh mehr als nur zu deformieren. Sie wusste, dass die überbordenden Schmerzreize zur sofortigen Kampfunfähigkeit führten und den Mann zu Boden bringen würde, ohne sich selbst verausgaben zu müssen.
Der Erfolg stellte sich sofort ein, laut schreiend kippte der Mann um, weil der Gleichgewichtssinn für längere Zeit mit dem Fehlen von eingehenden Sinneswahrnehmungen zu kämpfen hatte und die Destruktion des Zehs, einen infernalen Schmerzimpuls auslöste, der fast dazu reichte die Schädelfontanelle zu sprengen. Isolde rief irritiert. "Lasse ihn in einem Stück, wir wollen nur die Frau und Kinder retten. Danach verschwinden wir sofort von hier. Zuvor werde ich den Kerl aber noch einmal ermahnen." Trude schüttelte den Kopf. "Nein, hast Du denn nicht die Gedanken von dem Monster gelesen! Er wollte nicht nur seine Frau vergewaltigen, sondern noch die Kinder schänden. Bei solchen Verbrechen müssen wir richtig energisch zulangen. Entferne den Alkohol aus dem Kerl und dann werde ich den Mann verwarnen. Vorerst kann er sich vor Gericht noch rausreden, wegen Schuldunfähigkeit, weil der Alkoholismus ja eine Krankheit ist. Nein, ich möchte, dass er nüchtern von der Polizei angetroffen wird und endlich für sein verwerfliches Handeln bestraft wird. Es hilft nichts nur die Frauen in Sicherheit zu bringen, denn dadurch wird die Frau vollkommen entwurzelt und doppelt bestraft."
Isolde schaute Trude fragend an. "Oh, du willst ihn mit den menschlichen Gesetzen bestrafen, dann sage mir bitte, was zu tun ist." Trude überlegte rasch. "Wir brauchen ein Katana, dazu einen Lieferschein und eine Buchung von einer gestohlenen Visakarte. Danach brauchen wir ein altes Diktiergerät, welches wir in das Zimmer befördern. Darauf muss die Stimme des Mannes zu hören sein und die Geräusche von der Verwüstung. Also - alles was er damit zerschlagen hat. Ich beschaffe ein einfaches Handy, was wir der Frau zukommen lassen und Du veränderst sofort die Gedanken des Mannes. Sobald das Schwert hier ist, werde ich die Spurenlage in der Form manipulieren, dass der Saftsack für viele Jahre hinter schwedische Gardinen kommt."
Isolde beschaffte, was sie sollte und fragte dennoch in dümmlicher Weise nach. "Werden schwedische Gardinen von IKEA ihn den aufhalten? Ich glaube kaum, dass da ein wenig Stoff hilft." Trude merkte, dass die Umgangssprache nicht zu Isoldes Stärken zählten. "Mein Gott, der wird in den Knast kommen, das bedeutet es." Rasch drückte sie die Hände auf den Schwertgriff und verwüstete damit die Wohnung und hinterließ genügend Spuren an den Wänden und Möbeln. Auch an der Tür hinterließ sie Schlagmarken. Danach drapierten sie die Rechnung auf dem zerstörten Flurschrank und auch den passenden Karton dazu. Überall mussten die Fingerabdrücke des Mannes angebracht werden, damit alles passte. Isolde machte noch eine Buchung bei dem Internetanbieter und Trude legte einen Schleifstein auf den Boden. Jetzt mussten sie nur noch die Worte auf das Diktiergerät bannen und mittels ihrer Magie der Frau das Handy zukommen lassen. Einen Stein, der zufällig in der Umgebung zu finden war, warf sie noch einmal auf den deformierten Zeh und dann gaben sie der Frau ein, das Handy zu benutzen. Während des Gespräches der Frau mit der Polizei ahmten sie den Lärm nach und die Schwertschläge auf das Türblatt. Voller Emotionen brandete das Gespräch in den Telefonhörer des Polizisten, der zufällig seinen Dienst tat. Fast hätte die Frau vergessen die Wohnanschrift korrekt durchzugeben. Aber auch daran dachten sie. Dann ließen sie den Lärm ungefiltert weiter ablaufen, damit die Tonspule mit genügend Belegen für die Untat auf dem Diktiergerät aufgezeichnet wurde.
Erst als sie das Polizeifahrzeug anrücken hörten stach Trude das Schwert durch das Türblatt und reproduzierten den Schmerzensschrei des Mannes in ausreichender Lautstärke. Gerade noch rechtzeitig machten sie sich unsichtbar und zogen sich in den hinteren Teil des Flures zurück. Die Tür wurde gewaltsam aufgebrochen und zwei Polizisten stürmten in den Flur. Dort sahen sie den Mann und die Tür, in der das Katana steckte. Ein Polizist sprach offen aus, was er dachte. "Das war Rettung in letzter Sekunde. Nicht zu denken, was der Mann mit der Waffe hätte anrichten können." Sofort beorderten sie alles herbei, was notwendig war um die Lage in den Griff zu bekommen. Rettungswagen, die Spurensicherung und natürlich auch einen Fachkraft vom psychologischen Kriseninterventionsteams. Jetzt war es an der Zeit heimlich die Rückreise vorzubereiten, nachdem alle Beweise gefunden wurden und sie die Frau und die beiden eingeschüchterten Mädels in Sicherheit wussten. Fast lautlos entschwanden sie aus der Küche, um gemeinsam in Colmar zu landen.
Kopfschüttelnd ließ Trude ihre Gedanken kreisen, denn solche Art von Gewalt kannte sie seit Jahren. Rasch überlegte sie, wie sie Isolde die Lage prägnant erklären konnte. "Isolde, in der Menschenwelt gibt es Gesetze. Diese müssen wir unbedingt nutzen, um diese Monster unschädlich zu machen. Erst wenn der Mann im Knast ist besitzt die Frau eine Chance, um von diesem Ort zu flüchten und sich von dem Mann scheiden zu lassen. Nur so wird der Staat auf so ein Dreckschwein aufmerksam." Isolde verdrehte die Augen. "Von diesem neumodischen Kram habe ich keine Ahnung. Danke für die Belehrung, aber ich denke, dass Du in der Zukunft darüber Unterricht halten solltest, damit mehr Schwestern davon erfahren."