Immer feiner und detaillierter wurde die Planung für die Modernisierung der Schwesternschaft ausgearbeitet. Systematisch erfassten sie alle bekannten Betriebe und schätzten grob die Gewinnmargen ab. Synfera war längst schon stolz auf die Leistungen der Schwestern, denn viele wurden binnen weniger Tage oder Wochen von der Eisenzeit in die Gegenwart katapultiert. Der Haushaltsplan stand seit Stunden und nun folgten die leidigen Personalien, denn es brauchte taffe Schwestern, die mit Elan und Verstand die Neuigkeiten verbreiteten und überall umsetzten. Auch die Auswahl der sechs regionalen Schulen für EDV wurden gedanklich vorangetrieben, als Johanna von Hohenstedt unvermittelt den Raum betrat. Knapp grüßte sie Niala und Synfera. "Verzeihung, draußen wartet eine recht aufgebrachte Delegation von Magiern, die eine delikate Angelegenheit mit Niala und Synfera besprechen möchten. Ich denke nicht, dass es um den kleinen Disput zwischen Synfera und diesem Magier geht, vielmehr nehme ich an, dass es noch delikater ist." Niala und Synfera wurden hellhörig, denn es könnte Ungemach drohen. Niala fragte daher direkt nach. "Hast Du eine Idee, Johanna, was die Delegation für Absichten oder Probleme mit uns hat?"
Unentschlossen sah sie zu Synfera. "So wie ich die Gedanken der Kerle mitbekam, also rein zufällig und ohne genaueres Vorwissen, denke ich, dass die Herren beabsichtigen Synfera zu vereinnahmen. Angeblich gibt es einen alten Vertrag, der besagt, dass die europäischen Magier ein Anrecht hätten eine Eheschließung zwischen einem Magier und einer Hexe beanspruchen zu können. Inwieweit es so einen Vertrag gibt kann ich jedoch nicht auf die Schnelle sagen. Verzeiht, leider bekomme ich auch nicht alles vollständig mit und sie gaben sich mächtig Mühe, um vieles vor mir zu verheimlichen. Da die Delegation aus siebzehn Herren besteht, die nicht alle den besten Eindruck bei mir hinterlassen haben und da sie Waffen tragen rate ich zur Vorsicht. Es machte auf mich den Eindruck, als hätten sie neben einem Gespräch auch unlautere Absichten. Schließlich sind es Magier und bei solchen Kerlen in solch einer Ansammlung sollte man immer Vorsicht wallten lassen." Synfera schaute zu Niala und auf mentaler Ebene sprachen sie sich ab. Rasch hatten sie einen Plan zur Hand, um den Männern auf Augenhöhe zu begegnen. Dezent fügte Johanna an. "Bitte achtet bei dem Gespräch darauf das Hotel samt seiner Gäste nicht einzuäschern, schließlich weiß man in solchen Situationen oft nicht, was die Hutzelmänner wirklich für Absichten hegen."
Erst jetzt überreichte Johanna einen Brief an Niala. "Lesst bitte selbst, was die Magier für ein Anliegen bei dem Gespräch vortragen möchten, eventuell steht etwas Aufschlussreiches in dem Brief." Johanna zog sich rasch zurück, während Synfera einen Bannkreis um sie einrichtete. Schließlich konnte man ja nicht wissen, was es mit dem Schreiben auf sich hatte. Niala zog sich sich magische Schutzhandschuhe an und öffnete den Brief vorsichtig. Mit dem Handschuh beförderte sie das Schreiben hervor. Sorgsam las sie den Text und reichte den Inhalt an Synfera weiter. "Eine Horde Brautwerber ist eingetroffen, um ihr Eherecht mit einer holden Jungfer einzufordern. Sie haben mitbekommen, dass hier eine der wenigen Damen weilt, die zum Erhalt der magischen Welt beitragen könnte, wenn sie es wollte." Synfera schüttelte den Kopf. "Es hätte doch wohl gereicht einen Magier hierher zu schicken. Ist jetzt die Paarungszeit unter den Herren ausgebrochen? Ich dachte die Brunftzeit der alten Böcke beginnt erst im Herbst." Mit einem Lächeln quittierte Niala diesen Spruch.
Vorsichtige Handbewegungen von Niala deuteten Synfera an, dass es doch wohl ein Deut anders lag. "Sie haben schon legitime Interessen, aber der springende Punkt liegt woanders. Dieses Eherecht besteht nur dann, wenn sie dich von einem Scheiterhaufen retten. Natürlich vergaßen sie diesen Passus in dem Vertrag zu erwähnen, um dich elegant zu überrumpeln. Dennoch sollten wir extrem vorsichtig agieren, weil unter den Herren mit Sicherheit auch leicht reizbare Charaktere sind. Wenn ich so nachdenke, dann dürfte mit Sicherheit auch Guido von Colmar und Eberecht von Bern nach Dir die Finger ausstrecken. Beides sind halbseidene Hagestolze, die glauben, dass sämtliche magischen Frauen einzig für die Männer, also sie verfügbar sein müssten. Also, sei auf der Hut und agiere extrem sachlich. Diese Kerle sind allesamt Habenichtse und Taugenichtse." Synfera lächelte. "Glaubst Du ernsthaft dass ich mich so leicht von Magiern einfangen ließe und dann meine Wahl auch noch auf uralte Säcke fallen würde, die mir und den Kindern nie etwas bieten könnten. Zudem gefällt mir der Passus nicht, dass männliche Nachkommen automatisch der Welt der Magier angehören sollen und ich kaum mehr als die notwendige Erzeugerin sein darf. Nein, auf so arglistige Angebote verzichte ich gerne. Aber lasse uns diese delikate Angelegenheit jetzt schnell regeln. Unsere fleißigen Schwestern werden sicherlich auch eine Weile ohne uns auskommen."
Gemeinsam verließen sie den Besprechungsraum und begaben sich zum Empfang. Die Gruppe der Magier war unübersehbar und sofort stellten sie fest, dass die Herren recht eitel und überheblich wirkten. Die zweite Beobachtung war noch unangenehmer. Zivilisatorische Errungenschaften, wie Duschen, Seife oder der Gebrauch von Rasiermessern war irgendwie nicht zu ihnen gedrungen. Sie stanken wie alte Ziegenböcke und die äußere Erscheinung hinterließ auch nicht den besten Eindruck. Niala machte auf sich aufmerksam, um die Herren zur Ruhe zu bringen. "Meine Herren, es ist freundlich, dass sie sich auf die weite Reise hierher begeben haben, dennoch denke ich, dass Brautwerber dezenter auftreten sollten. Bitte stellen sie sich der Reihe nach vor, damit wir abschätzen können, welche Herren uns genehm sind." Nacheinander stellten sich die Delegationen vor, natürlich auch die von Eberecht von Bern und Guido von Colmar. Die anderen Herren waren vom gleichen Kaliber. Tribius von Ravenna und Heumar von Glatschko, einem Österreichischem Magier, der für sein lockeres Leben in obskurer Damenbegleitung bekannt war. Synfera lausche den schwülstigen Worten und auch den vorgetragenen Absichten der Werber. Etwas vornehmer stellte sich nur Gunnar von Haithabu und Jos van Appenheul vor, die zumindest die Etikette wahrten und nicht sofort mit der Tür ins Haus fielen. Synfera stellte nur eine sachliche Frage. "Können sie mir bitte sagen, wie alt sie sind?"
Erstaunen spiegelte sich in den Augen der Herren wieder. "Wozu ist das von Wichtigkeit?" Synfera schaute den Delegationsleiter an. "Üblicherweise suchen sich ja die Damen die Herren aus. So besagen es die Verträge . Zudem werde ich keinen Mann akzeptieren, der aus einer längst vergangenen Zeit stammt und mit dem leider unheilbaren Hausmütterchensyndrom ausgestattet ist. Ich bin eine emanzipierte Frau und erwarte von meinem Gemahl, dass er sich ebenso um die Erziehung der Kinder kümmert wie ich es tu. Alles andere kann nicht gelingen, denn auch ich verfolge gewisse Lebensziele. Das bedeutet, dass sie sich vorzüglich um die Kinder, also egal ob Mädel oder Jungen zu kümmern haben. Die Pflichten reichen von der Zeit für die Erziehung, dem Windeln wechseln, dem Füttern und eben allen anderen Dingen, die dazugehören. Ferner wird es einen bindenden Ehevertrag geben, der alle Rechte und Pflichten genau regelt. Ach so, der Bewerber sollte von stattlichem Wuchs sein, eine ausgezeichnete Reputation besitzen und die Kinder mit dem erforderlichen Vermögen ausstatten können. Vielleicht sollte ich diesen Punkt noch erwähnen. Ich, also einzig ich bestimme über die Erziehung der Kinder. Alles andere können sie gleich vergessen. Weil ich die Herren zuvor auf Herz und Nieren prüfen werde. Zu den Kriterien gehören natürlich auch die magische Potenz, die Etikette und die Umgangsformen sowie die Einhaltung sämtlicher modernen Hygienevorschriften. Wie sie möglicherweise mitbekommen habe, besitze ich ein magisches Schwert, das jedwedes Wesen zu Schaschlik verarbeitet, das mir krumm kommt. Also, nun rückt raus mit den Bewerbungsmappen, damit ich mir darüber Gedanken machen kann." Niala schaute irritiert und die Brautwerber eher pikiert. Per Gedankennachricht bekam sie mit. "Diplomatischer, Du sollst den Herren nicht sofort ins Gemächt treten." Synfera antwortete sanft. "Das war doch erst das Vorspiel. ich denke, dass es besser ist, wenn wir die Unterredung am Strand fortsetzen, weil ich natürlich auch deren sportlichen Eigenschaften testen möchte." Niala hatte verstanden und nickte nur.
Sanft flötete Synfere den Herren zu: "Meine Herren, am Strand wollen wir feststellen, welche Männer, ohne den Gebrauch von Magie, einige Leibesübungen meistern können. Es dazu kaum Kraft erforderlich, sondern nur ein wenig Wille. Bitte folgen sie mir."