Edelgunde, eine beflissene junge Dame, stellte sich als Lehrkraft für die Stelle als Ausbilderin der neu gegründeten Frauen Computerschule vor. Gerlinde prüfte das Fachwissen und Können der jungen Dame auf Herz und Nieren und fand keinerlei Lücken in dem Fachwissen. Spielerisch löste sie jede Aufgabe ohne auch nur einen Moment Unsicherheit zu zeigen. Die Ausbildung bei SAP war mehr als vollständig und umfassend. Synfera schaute nur zu, da Gerlinde von ihnen das Ass im Bereich Informatik und IT war. Noch wusste Edelgunde Ballinger nichts von ihrem Glück - an diesem Ort besondere Frauen unterrichten zu dürfen. Noch hatte sie nicht die leiseste Ahnung, welche Vorteile diese Stelle bot. Synfera brütete über den Weg, um der jungen Dame diese nicht vollkommen unerhebliche Kleinigkeit dezent zu unterbreiten. Manche Hexen waren nicht die feinsten und gelehrigsten Geschöpfe. Andere Damen waren sogar modernen Technologien abgeneigt, weil es angeblich undurchschaubares Teufelswerk sei.
Schweren Herzens übernahm nun Synfera das Gespräch. "Also, Edelgunde, stellt Euch die Aufgabe nicht zu einfach vor. Manche Damen sind nicht mehr taufrisch, manche haben noch nicht einmal das Wort Handy, PC oder Laptop gehört. Andere erschreckt sicherlich der Gedanke mit komplexen Programmen an einem PC arbeiten zu müssen und unter Netzwerk verstehen sie vermutlich eher Strickwaren zum Fangen von Fischen." Eloquent wischte Edelgunde diese Nebensächlichkeiten beiseite. "Keine Bange, ich bin junge Leute gewohnt, die mit einem Übermaß an Halbwissen bei mir aufkreuzten und nicht einmal wussten, was ein Semikolon ist. Andere konnten daddeln, aber verstanden es nicht hinter jedem Programm eine logische Struktur zu erkennen. Zudem waren diese Halbaffen zumeist recht ungehobelt und lernfaul. Mit meiner speziellen Art von Magie habe ich zuerst ihre Köpf geleert und dann mit fruchtbarem Wissen gefüllt. Ihr glaubt ja gar nicht wie viele Abiturienten heutzutage mit diversen Mängeln die Schule verlassen." Fast war es für Synfera eine Fügung des Schicksals, denn das Zauberwort Magie war aus Edelgundes Mund entwichen.
Jetzt hatte Synfera einen Anknüpfungspunkt. "Ja, dass ist so eine Sache mit der Magie. Stellt Euch nur vor, dass die Damen, die hier unterrichtet werden sollen auch Magie beherrschen. Also nicht so einen naiven jugendlichen Tüddelkram, sondern ganz spezielle Magie. Zuerst scheinen sie friedlich und nett zu sein, und vielleicht mag es so erscheinen, als hätten sie Jahrhunderte hinter dem Mond gelebt, aber es sind allesamt richtige Hexen. Sie alle beherrschen richtige Magie. Sie können aus einem Stuhl ein Raubtier erschaffen oder euch in ein Stiefmütterchen verwandeln, wenn sie sich bedroht fühlen. Aber - Schlimmeres werden sie nicht mit Euch anstellen. Da bin ich mir sicher."
Die Augen von Edelgunde weiteten sich für einen Moment. "Ihr wollt mich verkohlen, aber an solche Ammenmärchen glaube ich nicht!" Synfera verwandelte nebenher einen Kugelschreiber in eine Schlange. "Seht, auch ich bin eine Hexe, obwohl ihr möglicherweise dachtet - ich sei nur eine junge Frau, die mitten im Berufsleben steht." Der Stuhl, auf dem Edelgunde saß verwandelte sich gerade und wuchs, bis Edelgunde fast mit dem Kopf an die Decke stieß. Ruhig fügte Synfera an. "Natürlich halten wir ein Auge auf Euch und wir sorgen auch für Euren Schutz." Der Stuhl verwandelte sich zurück, genauso wich das Leben aus der Schlange. Edelgunde blieb standhaft, fast so, als wolle sie nicht daran glauben, was sie soeben erlebt hatte. "Mit solchen Illusionen werde ich schon fertig, aber Bange lasse ich mich nicht machen. Solange die Damen lesen und schreiben können und mit dem nötigen Elan lernen, können sie meinethalben auch auf Besen reiten oder oder ihre Haustiere mitbringen." Synfera nickte zufrieden. "Hier wäre eure Schutzausrüstung, ein kleines Bannamulett, welches jegliche Magie in eurer Umgebung verhindert. Somit könnt Ihr dann auf eure Magie zurückgreifen, um den Damen euer Wissen mehr oder minder feinfühlig einzutrichtern."
Die weiteren kleinen Zauber in dem Amulett sprach Synfera nicht an, denn jeden Abend würde dieses edle Schmuckstück der Dame eine andere Erinnerung eingeben, sobald sie das Schulgelände verließ. "Unterschreibt bitte den Vertrag, wenn Ihr mutig genug seid, um es mit eingebildeten Weibsbildern und Hexen aufzunehmen. Danach steckt Euch bitte das Schmuckstück an und ihr erhaltet dadurch einen vollkommenen Schutz vor den Damen und ihr könnt sogar die Gedanken der Damen erfassen, wenn sie in den Schulungsräumen sitzen und dummes Zeug anstellen wollen. Das ist eben auch eine besondere Sternstunde der Magie. Also diese Brosche und die darin verborgene Magie."
Edelgunde lachte erfrischend und hob ihre Hand. "Verzeiht, aber Ihr verkennt meine Absichten bei dieser Arbeit. Ich will doch selbst eine Hexe werden, denn meine Mutter war auch so eine verrückte Besenreiterin, die einmal im Jahr zum Blocksberg reiste. Leider verstarb sie vor drei Jahren. Sie hinterließ mir ein Haus und dieses Kreuz samt vielen Büchern über Magie, Heilkunde und natürlich auch ein kleines Vermögen. Das Geld nutzte ich für mein Studium in England." Dezent öffnete sie ihre Bluse und zog das Kreuz hervor. Synfera fühlte sich überfahren und rief sofort Isolde, die von ihrem Bann genesen war.
Augenblicke später erschien Isolde in ihrer Runde. "Was gibt es?" Mit einem Blick erfasste sie Edelgunde. "Kind, was machst Du hier? Seit Jahren haben wir Dich gesucht. Was ist aus Deiner Mutter geworden?" Perplex schaute Isolde zu der jungen Frau und danach zu Synfera. "Das ist eine Sternstunde für unsere Schwesternschaft. Edelgunde besitzt viele Talente und Magie. Verzeiht, aber zuerst muss ich mich setzen, um diesen Schock zu verdauen. Schon seit langer Zeit habe ich nach ihr gesucht, aber eine Spur zu ihr ließ sich nicht finden."
Stockend begann Isolde zu erzählen: "Kunigunde, war eine Schülerin von Hildegard von Bingen. Über viele Jahrhunderte diente sie unserer Schwesternschaft. Irgendwann geriet sie bei uns in Vergessenheit. Ja, sie besuchte uns einmal im Jahr, aber dadurch verloren wir sie aus den Augen. Ich erinnere mich noch an die Besuche in Bückeburg, wo sie wohnte. Erst sehr spät gebar sie Edelgunde. Ihre Patentante verstarb und erst vor einem Jahr. Seither war jegliche Verbindung zu Edelgunde vollkommen abgerissen. Ich suchte nach ihrem Haus und fand dort niemanden vor, weil das Haus von fremden Menschen bewohnt war. Dennoch erinnere ich mich lebhaft an Edelgunde, die das Zeug zu einer guten Hexe besitzt. Ja, ich gestehe meinen Fehler ein, ich hätte mich mehr kümmern müssen, aber leider bin ich auch nur eine Hexe und hatte leider immer zu viel um die Ohren. Verzeih mir Edelgunde und wenn es Dein Wunsch sein sollte eine Hexe zu werden, dann werden wir Dir diesen Wunsch gerne erfüllen. Aber zuerst muss ich mit einigen Schwestern sprechen. Ich denke sogar, dass es gut wäre, wenn Du zuerst hier wohnen würdest, damit verschiedene Schwestern Dich ungestört besuchen können. Synfera kann sich um die ersten Kleinigkeiten kümmern, also Dir ein Dach über dem Kopf bieten und ich kümmere mich um den Rest. Dennoch, zuerst must Du die kleine Brosche anlegen, damit Du keiner Menschenseele von Deiner Besonderheit etwas zutragen kannst. So sind unsere Regeln."