CN: Sex, Sucht, Alkohol, Medikamentenmissbrauch
Zwei Dinge vorweg:
1. Wer mit Cian, Cherryl und Fab ins Wochenende abtauchen möchte ... Hier ist der passende Song: https://www.youtube.com/watch?v=u77VPHULZf8
2. In dem Kapitel geht es heiß her. Wer darauf keinen Bock hat, folgt Cian besser nicht unter die Dusche und überspringt den Absatz einfach ;)
Mit einem teils resignierten und teils vorfreudigen Seufzer, jagte sich Cian die Aufputschmittel seines zweiten Injektors in die Venen. Er hatte keinen Bock, am heutigen Freitag Trübsal zu blasen oder sich Gedanken um diesen beschissenen Fall zu machen. Nein, er würde sich mal wieder so richtig gehen lassen und Spaß haben. Er wollte vergessen. Seine aufwühlenden Gefühle, die ihn immer wieder zu überwältigen drohten, wenn die Sprache auf Pheobe kam. Und diese neuen Gefühle, die mit einer gewissen Blondine zusammenhingen und ihn irgendwie verwirrten. Partner bekam einen leckeren Kauknochen von der Länge eines Unterarms und verzog sich damit freudestrahlend ins gigantische Körbchen neben der Hantelbank, die sich in der beengten Wohnung neben ein großes Bücherregal und eine Stereoanlage quetschte. Zu dieser schlenderte Cian nun auch hinüber und ließ Figured You Out von Nickelback aus den Boxen knallen, als der Summer zu seinem Apartment schellte. Vergnügt und bereits ein wenig high, betätigte er den Schalter und ließ seine Gäste herrein.
Polternd kamen Cherryl und Fab die alte Holztreppe herauf. Der schwarzhaarige Schönling schleppte einige Flaschen Whiskey unter einem Arm und eine Kiste gemischt mit Jägermeister und Absinth unter dem anderen. Die feurige Brünette in dem Minikleidchen hingegen trug Kartons voller herrlich fettiger Pizzen und Tüten mit klebrigem Süßkram - Popcorn, Donunts und anderem Gebäck - mit sich.
"Wohin damit, C?", stöhnte Fab schwitzend vor Antrengung.
Cians Daumen zuckte über seine Schulter in Richtung Küchenzeile.
"Im Kühlschrank findest du noch Wein und chinesischen Liefer-Fraß von gestern. Aufgewärmt schmeckt das Zeug eh am besten."
Cherryl schlüpfte gerade an seiner breiten Brust vorbei, als sich die Tür seiner Nachbarn öffnete und Mrs. O'Sherman mit empört gerümpfter Nase im Flur erschien. Die Lockenwickler in ihren ergrauten Haaren wippten aggressiv, als sie über die Jugend von Heute den Kopf schüttelte. Cian warf ihr ein charmantes Lächeln zu und schnappte sich ein Plunderteilchen und einen Spritzkuchen von Cherryls Ausbeute. Mit blitzenden Zähnen lehnte er sich der alten Dame entgegen: "Verzeihen Sie mir, Mrs. O'Sherman. Sie wissen doch, manchmal muss ich etwas Dampf ablassen und dann wird es am Wochenende etwas laut. Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie meine Eskapaden immer so gutmütig tollerieren. Sie und Ihr Mann sind einfach wahre Heilige. Darf ich Sie zu einer kleinen Leckerei überreden? Als kleines Dankeschön und eine Wiedergutmachung für die nächsten drei Tage Krach?"
Mrs. O'Sherman tätschelte Cian den Unterarm und nahm die Teilchen entgegen. Cian grinste und verschwand in seiner Wohnung. Fab und Cherryl hatten bereits die erste Flasche Wein geköpft und drei Gläser eingeschenkt. Cian gesellte sich zu ihnen und stieß an. Als Fab ihn in einen innigen Kuss zog und er Cherryls Lippen an seinem Nacken saugen spürte, wusste er, dass jetzt die Party steigen konnte.
Gequält stemmte Cian seine Lider auseinander. Der schale Geschmack in seinem Mund war unangenehm, aber nicht fremd. Er hob den schweren Kopf und ließ seinen Blick über das Chaos in seinem Zimmer schweifen. Scheiße, sie hatten echt gewütet. Der Kriminalpsychologe lag mit dem Kopf zum Fußende halb mit dem Oberkörper herausragend über der Bettkante, ein Arm streifte den Teppich. Haltsuchend klammerte er sich an das Stück Decke, das er zufassen bekam und zog so Fab den Schutz vor der morgendlichen Kühle fort. Antwort war ein unzufriedenes Grunzen des jungen Mannes und ein fieser Tritt mit dessen Fuß in Cians Seite. Da sein Bauch von dem Saufgelage und den Schweinereien, die er am Wochende in sich hineingestopft hatte, noch ziemlich empfindlich war, war dieser Angriff gar nicht gut und er musste kurz kämpfen, um nicht seinen Mageninhalt von sich zu geben. Suchend drehte er sich herum und erblickte die Polizeibeamtin, nackt und auf den Rücken gedreht, in Fabs Armbeuge gekuschelt. Cian wuchtete sich aus dem Bett und schwankte unter die Dusche.
Zumindest versuchte er es, denn auf dem Weg dorthin stolperte er über Papkartons, trat in zerdrücktes Popcorn und stieß klirrend zahlreiche leere Glasflaschen beiseite. Überall stank es bestialisch nach angeranztem Fett, abgestandenem Alkohol und Sex. Angewidert von sich selbst, riss Cian auf dem Weg zum Bad alle Fenster auf, die er finden konnte. Er drehte das Wasser so heiß auf, dass er es gerade noch aushalten konnte und spülte die Spuren der letzten Tage fort. Er zuckte zusammen, als er an einer entzündeten Stelle ankam, die bezeugte, wie sehr er die Kontrolle mal wieder verloren hatte. Der Einstich, an dem er die Nadel immer wieder unsauber in seinen Unterbauch gestoßen hatte, war leicht geschwollen und gerötet. Cian seufzte und schloss die Augen.
Sanfte Finger fuhren seinen Rücken entlang, die Schultern hinauf, über seinen Nacken und in sein Haar. Cherryls blumiger Duft stieg ihm in die Nase und er dreht sich zu der hübschen Brünetten herum. Er ließ zu, dass sie ihn gegen die Wand der Duschkabine drängte und seinen Mund mit ihrem eroberte. Der Kuss war ungestüm und wild. Er betäubte seine Sorgen und seinen Selbsthass für einen Moment. Und das war gut, Cherryl tat gut. Cian vergrub eine Hand in ihren wilden Locken und spielte mit ihren weiblichen Vorzügen. Er fuhr ihre Brüste entlang und an ihrer Taille hinab, hob sie mit einem Ruck hinauf auf seine Hüften. Mit einem glockenklaren Lachen, schlang sie ihre langen Beine um seinen empfindlichen Bauch und stieß sie beide von der Wand ab. Seine Hand fuhr nass und glitschig zwischen ihre aneinadergepressten Körper. Am Rande nahm er wahr, wie die Tür zur Dusche noch einmal geöffnet und geschlossen wurde. Wie eine dritte Person sich zum Liebesspiel gesellte. Dass sich ein gut trainierter Körper an seinen Rücken presste. Cian erkannte, wie durch einen Nebel im Rausch, dass es raue Hände waren, die ihn gekonnt umfassten und zum Höhepunkt führten, während er lustvoll in Cherryls Mund keuchte und er sie verwöhnte.
Fab hatte sich in die Küche verzogen und Cian war mit Partner Gassi gegangen. Als er mit dem Hund zurückkehrte, hatte Cherryl sich bereits für ihre Schicht auf dem Revier fertiggemacht und steckte in ihrer Uniform. Cian traf der Anblick wie ein Schlag ins Gesicht, denn es riss ihn zurück in die Realität. Zurück in den Montagmorgen des heutigen Tages.
"Also Jungs. Ich bin dann weg. Wir sehen uns ja sicher die Tage."
Cherryl verabschiedete sich mit einem süßen Küsschen erst von Fab, dann von Cian und verschwand mit einem letzten Winken durch die Wohnungstür. Fab hatte sich mit einem seiner zahlreichen Notebooks hinter dem Küchentresen verschanzt und grübelte mit rauchendem Kopf und vor sich hin murmelnd, eine Tasse grünen Tee in der Hand, vor sich hin. Cian wuschelte sich durch das kastanienbraune Haar und setzte sich zu ihm.
"Du machst mir ein richtig schlechtes Gewissen, MacCrea, wenn du jetzt schon wieder an einem deiner Bildschirme hockst. Ich habe noch fünf Stunden bis zum Verhör mit Ms Clarck und Mr. Ripley. Was zur Hölle tust du also da?"
Fab sah zu seinem Freund und Boss auf. Dass das Wochenende auch bei dem beinahe zehn Jahre jüngeren Mann seine Spuren hinterlassen hatte, zeigten die dunklen Schatten unter dessen hellen Augen.
"Du wolltest, dass ich nach ähnlichen Fällen suche, erinnerst du dich?"
Cian nickte und angelte stöhnend nach der Kaffeekanne.
"Ich habe eine Suchmatrix erstellt. Und ich bin fündig geworden. C, Alter - Ich glaube, die Sache ist größer, als wir gedacht haben. Ich habe Fälle mit fast identischem MO zwischen unserem ersten und zweiten Mord in Schottland. Sieben Opfer in vier Jahren. Und es kommt noch dicker. Aus den Archiven der Polizeireviere in Frankreich und Norddeutschland konnte ich Berichte sichten: Aus den 1980ern. Es gibt Überschneidungen zu unserem Fall, C! Dreiundzwanzig Opfer."