CN: Beteiligung von Kindern, Mord (impliziert), Gewalt (impliziert)
Ich bin mit Mummy heim. Wir waren noch im Park gewesen, weil wir das immer so machen, wenn ich vorher bei Jonny gewesen bin.
Ist das dein Dad?
Nee, das ist nicht mein Daddy - mein Daddy lebt nicht in Irland, sondern ganz weit weg in der Hohen Lande.
Oh Lord, wie süß ist das denn bitte! Meinst du in Holland - also die Niederlande - Kleines?
Halt die Klappe, Fab! Entschuldige, Becky, erzähle ruhig weiter.
Meine Mummy hat gesagt, dass wir nicht mehr bei ihm wohnen, weil er das ganz großes Chaos ist, aber ich finde das nicht schlimm, weil wir dann bei dem Jonny gewohnt haben und der ist immer total lieb zu mir und hat auch einen Hund. Hoover, der ist aber nicht so groß wie Partner.
Das ist sehr spannend und ich freue mich, dass du so ein großes Interesse an Hunden hast. Sind dieser Jonny und deine Mutter noch zusammen gewesen?
Ähm - Nein, der Jonny und meine Mummy sind nicht mehr zusammen und wir wohnen jetzt nicht mehr bei ihm, aber ich darf ihn oft nach der Nachmittagsbetreuung besuchen und dann gehen wir halt noch in den Park und da dann auf den Spielplatz. An dem Tag auch. Da haben sich meine Mummy und Jonny aber gestritten, weil er mich zu spät von Mrs. Shaw abgeholt hat aus der Betreuung und da hat Mummy wieder gesagt, dass auch Jonny ganz großes Chaos ist. Ich verstehe nicht, warum sie immer denkt, dass das schlimm ist, weil Mrs. Shaw sagt, dass man Chaos auch einfach wieder aufräumen kann und ein Mensch kann ja auch eigentlich kein Chaos sein,oder, Dr. Finnigan? Weil Chaos macht man doch.
Das ist schwer zu erklären Becky ... Das ist so was, was Erwachsene halt so sagen. Magst du weiter erzählen?
Es hat angefangen zu regnen und das finde ich immer lustig, ich mag das gern. Aber Mummy hasst Regen, weil ihre Haare dann nass werden und ihre Schminke tropft. Sie meint dann immer, dass sie aussieht, wie ein trauriger Clown und das will ja keiner. Ein trauriger Clown sein. Deswegen müssen wir uns immer schnell beeilen, wenn es regnet, damit wir noch rechtzeitig heim kommen. Aber es war super viel los und Mummy hat kein Taxi angehalten, weil die alle schon wen gefahren haben. Darüber war Mummy verärgert und sie hat wütend hinter den Wagen hergeschrien.
Was hat sie denn so gesagt?
Das darf ich doch nicht sage, Dr. Finnigan! Böse Wörter halt und dann meinte sie, dass wir die sechs Stationen mit der Subway nicht fahren können.
Hat sie dir gesagt, warum ihr nicht fahren konntet?
Vielleicht hatte die Gute ja kein Geld.
Fab, lass' doch bitte Becky antworten, ja?
Stimmt aber. Meine Mummy meinte, dass wir nur wegen Jonny zu Fuß laufen müssen, weil er wieder so ein Chaos ist. Und dass alle Männer gleich sind.
Ha! Sag ich ja. Und deine Mutter hat recht, Kleines. Alle Männer sind Ar-Chaos.
Es reicht, Fab. Hau ab.
Was?!
Du hast mich schon verstanden. Raus. Gehe dir einen Tee holen und mach' dich an eine Analyse, aber verschwinde aus meiner Befragung. So, jetzt da wir etwas mehr Ruhe haben, Becky: Wie ging es weiter?
Ähm - Okay? Wir sind gelaufen und dann halt doch durch den Regen. Ich fand das lustig und bin durch alle Pfützen gesprungen! Mummy ist aber sauer gewesen und hat mit Jonny telefoniert. Aber der hat nicht abgenommen, weil sie immer gesagt hat, dass sie es leid ist, dass sie ihm auf den AB sprechen muss. Sechsmal hat sie das versucht und dann kam der Mann.
Mit den blauen Augen?
Nee, der war dick. Und groß, fast so riesig wie Sie es sind. Der ist an uns vorbeigelaufen und hat meine Mummy angerempelt und meine Mummy hat ihn dann ausgeschimpft. Als wir dann fast bei uns zuhause waren, da hat uns von hinten so ein anderer Mann angesprochen. Der mit den blauen Augen. Und der hat nach dem Weg gefragt, weil er nicht aus Irland kommt. Das konnte ich auch hören, weil der nicht so spricht, wie wir.
Wie hat er denn geklungen? Kennst du jemanden, der so spricht, wie er? Zum Beispiel deinen Vater?
Nein, so wie Daddy klingt der nicht. Aber er klingt ein bisschen wie Ihr Freund, den Sie weggeschickt haben.
Das machst du wirklich sehr gut, Becky! Ich weiß, es ist schwer, aber kannst du mir erzählen, was dann passiert ist? Nein? Okay, nimm dir ein paar Minuten ... Jetzt? Ja? Okay.
Na ja - D- Dann kam da plötzlich der dicke Mann wieder und hat meine Mummy weggezogen. Der nette Mann hat noch gefragt, was er mit mir machen soll, weil ich hab angefangen zu schreien und der Dicke sagte, dass der andere mich ruhig machen soll. Aber das wollte der nicht, weil der meinte, dass das nicht gewollt ist und ich nicht bin wie Mummy.
Schon gut, Kleines. Es ist okay, wenn du weinst.
Das verstehe ich nicht, Dr. Finnigan, wieso ich nicht bin wie Mummy. Den dicken Mann hat das alles auch gar nicht gekümmert, weil der hat nur seinen Freund angeschrien - ich weiß auch nicht, ob das wirklich sein Freund ist, weil man ja seinen Freund eigentlich nicht so anschreit, aber vielleicht, weil die sich so gestritten haben - und ich wollte doch nur, dass der meine Mummy loslässt! Der mit den blauen Augen hat mich festgehalten und ich habe versucht, mich loszureißen. Aber er hat mich ganz schnell weggetragen. Ich habe mich auch ganz dolle gewehrt. Hab' auch so getreten und geweint und so!
Okay, okay! Wir machen eine kurze Pause ... Geht es dir etwas besser? Meinst du, du könntest jetzt erzählen, wie es weiter gegangen ist?
E - E - Er hat mich irgendwo weiter abgesetzt und mich gefragt, ob ich schon bis 100 zählen kann. Und das kann ich. Dann hat er gesagt, wenn ich ganz, ganz lieb bin und sechsmal bis 100 zähle, dann passiert mir nichts und ich darf zurück zu meiner Mummy gehen. Also habe ich genickt und er hat mir einen Kuss auf die Stirn gegeben und ist gegangen und ich hab das gemacht. Dann bin ich aufgestanden, als ich fertig war mit dem Zählen. Aber als ich wieder da war, von wo mich der Mann weggebracht hat, da waren da schon so Menschen und ich habe nach meiner Mummy gerufen und irgendwann kamen dann die Polizisten und die Leute mit dem Rettungswagen und dann Sie.
Okay, ich danke dir, Becky.
Habe ich das gut gemacht, Dr. Finnigan?
Hm - Ja - Oh ja, das hast du sehr, sehr gut gemacht. Wir holen deine Tante und Mr. Bennett wieder rein, okay? Ich muss kurz telefonieren und dann stelle ich dir eine Kollegin von mir vor, mit der du dich ganz in Ruhe über all das, was du erlebt hast noch einmal unterhalten kannst und sie wird dir Wege zeigen, Gefühle, die du vielleicht deswegen hast, besser zu verstehen.