CN: Sex
Eine Sache Vorweg: In diesem Kapitel geht es heiß her. Wer unsicher, aber neugierig ist, sollte sich langsam vortasten, sobald Fab und Cian gemeinsam im Zimmer verschwinden. Wer darauf keinen Bock hat, steigt gern wieder ein, wenn Fab anfängt zu rauchen. ;) Ansonsten viel Spaß!
Nach weiteren eineinhalb Stunden gab Cian zunächst auf. Es brachte nichts, wenn er Ripley drängte. Alles, was er bezweckte war, dass der junge Mann sich weiter einigelte. Von der anfänglichen Faszination an dem Kriminalpsychologen war nichts mehr zu spüren. Cian war für Ripley zum Feindbild geworden.
Als es an der Tür zum Verhörraum klopfte und diese kurz darauf geöffnet wurde, blickte der Kriminalpsychologe erschöpft auf.
"Sie hatten nach mir schicken lassen, Dr. Finnigan?", fragte Schwarz betont höflich. Cian nickte und deutete auf den verstummten Ripley, der zusammengekauert auf dem Stuhl ihm gegenüber hockte.
"Wir haben ein Teilgeständnis. Genug, um eine U-Haft anzuordnen und Mr. Ripley einige Zeit festzuhalten. Wären Sie so freundlich, ihn den Justizbeamten zu übergeben?"
"Sicher, Sir."
Schwarz forderte den schottischen Doktoranden ruhig auf, sich zu erheben und verlas ihm monoton seine Rechte. Ohne erkennbare Reaktion, ließ dieser es über sich ergehen und hielt seinen Blick auf den Tisch vor sich gesenkt.
"Haben Sie das alles verstanden?", wollte Schwarz von Ripley wissen.
"Sie müssen dem Beamten antworten, Anderson. Sonst kommen wir nicht weiter. Wir wollen nur, dass Sie fair behandelt werden", erklärte Cian bemüht. Obwohl Ripley ein Mörder war, so gebührte ihm ein gewisses Maß an grundlegendem Respekt. Ein fairer Prozess, eine menschenwürdige Art des Umgangs. So wollten es die Moral, Ethik und das Menschenrecht. Cian glaubte an diese Grundsätze. Auch, wenn es ihm ab und an schwerfiel.
"Anderson?", hakte Cian erneut nach.
"Ich hab' verstanden", flüsterte Ripley.
Cian gab Schwarz einen Wink und dieser legte dem Mann Handschellen an, während der Kriminalpsychologe sich erhob und ihnen dann in den Flur hinaus folgte.
Dort erwarteten sie bereits Eddy und Fab, der Partner an der Leine führte. Das passte Cian nicht gerade in den Kram, denn eigentlich hatten sie alle im Nebenraum warten sollen.
Ripley war nicht verborgen geblieben, dass er beobachtet wurde und hob den Blick. Musterte Eddy.
"Ms Williams", grüßte der Mörder und ein für Cian unheimliches Funkeln schien sich in diese blauen Augen zu schleichen. Eddy hob trotzig das Kinn und verschränkte die Arme, rückte aber unwillkürlich näher an die nächstbeste Person, die Schutz bieten könnte: Fab.
Der Analyst warf Eddy einen kalten Blick zu und sah dann wieder zu ihnen herüber. Cian runzelte die Stirn, als auch Ripley seinen Freund ins Auge fasste.
"D - Dorian?", kam es überrascht von dem Mann in Handschellen.
Aller Aufmerksamkeit richtete sich auf Fab, der mit den Füßen zu scharren begonnen hatte und die Leine in seinen Händen wrang.
"Hey, Andy", grüßte Fab dann verhalten zurück und strich sich das nachtschwarze Haar aus der Strin.
"Wie - warum - was machst du hier?"
"Ich arbeite für Dr. Finnigan."
"Wer hätte gedacht, dass der Gossenjunge es so weit bringen würde."
Cian sah, wie Fab bei diesen Worten zusammenzuckte und die Lippen zusammenkniff. Er wollte einschreiten, doch da trat der Analyst näher an Ripley heran und beugte sich vor.
"Wer hätte gedacht, dass aus dir ein so verdorbenes Stück Aas werden würde. Ich wusste ja, dass du alles tust, um zu gefallen, aber das? Das ist echt erbärmlich, Schätzchen."
Bevor das Ganze noch eskalieren konnte, nahm Cian Fab am Oberarm und zog ihn zur Seite. Dann bedeute er Schwarz, Ripley fortzuführen.
Mit einer Mischung aus Interesse, Verblüffung und Verärgerung, die in seinem Magen unangenehm rumorte, wandte Cian sich seinem Kumpel zu. Doch Fab schien nicht gerade erpicht darauf, die Sache aufzuklären und starrte einfach mit glasigem Blick vor sich hin.
"Was war das denn, bitte?", verlangte Cian dennoch nach Antworten.
Fab zuckte mit den Achseln und drehte den Kopf demonstrativ zur Seite. Unglaublich, dieser Kerl!
"Erkläre das jetzt!", forderte der Ältere mit schärfer werdender Stimme. Fab blitzte ihn an und verzog zornig den Mund.
"Püh, wieso sollte ich? Frag doch dein Liebchen. Die kann das doch so schön kombinieren", stänkerte Fab giftig und riss sich aus Cians Griff los.
Dem klappte vor Unglauben der Unterkiefer hinunter, als er die Ausführungen des anderen hörte. War Fab ernsthaft eifersüchtig auf Eddys und seine Beziehung? Warum? Es änderte sich doch nichts zwischen ihnen.
"Was zickst du denn jetzt hier rum, verdammt? Anstatt dich hier aufzuführen, könntest du lieber mal erklären, woher du Ripley kennst! Was ist dein Problem, huh?"
"Pff", machte der Analyst nur und gestikulierte vielsagend zwischen Cian und Eddy hin und her. Als von dem Kriminalpsychologen nur ein bedauerndes Kopfschütteln kam, schnaubte der Jüngere und stapfte wutentbrannt davon.
Okay, das ist ja jetzt beschissen gelaufen, urteilte Cian frustriert. Jetzt hatte er einen weiteren Punkt auf seiner Liste, denn scheinbar war sein Kumpel auch noch irgendwie mit einem der Mörder in ihrem Fall per Du und konnte womöglich entscheidend zur Lösung des restlichen Rätsels beitragen. Aber nur, wenn er endlich mit der Sprache rausrückte.
So kam es, dass Cian abends vor der Wohnung stand, die sich Fab mit seinen drei Mitbewohner:innen teilte. Er hätte den Nerd lieber bei sich daheim zu einem privaten Gespräch gebeten - zumindest in Anbetracht dessen, wie er dieses gestalten wollte - aber Fab hatte seine Anrufe abgeblockt und Nachrichten ignoriert. Daher nun sein Frontalangriff. Auf sein Klopfen hin, öffnete ihm Vigo die Tür. Eine aufgebauschte, pinke Perücke auf dem Haupt, das halbe Gesicht mit auffälligem Make-Up geschminkt, steckte der Medizinstudent in einem schillernden Paillettenkleid und sündhaft hohen Stilettos. Hektisch winkte er Cian herein.
"Auf dem Weg zur Arbeit?", mutmaßte der Kriminalpsychologe und Vigo nickte eifrig.
"Jep und ich bin schon viel zu spät dran", ereiferte der sich mit einer tiefen Bassstimme, die im krassen Kontrast zu dem delikaten Erscheinungsbild stand.
"Violetta!", schallte es plötzlich verärgert von hinten, "pack' deinen Kram weg. Ich will duschen!"
"Upsi. Leigh ist heute eine Miesepetra. Würdest du, Großer?"
Vigo deute auf den Reißverschluss an seinem Rücken und Cian zog das Ding nachsichtig lächelnd nach oben. Leigh, die in ihren offiziellen Papieren noch Leonardo hieß, war schon immer ein wenig impulsiv, daher verstand Cian zumindest das Augenverdrehen. Als Dank für seine Hilfe, gab es für Cian ein Küsschen auf die Wange, doch bevor der Paradiesvogel davon rauschte, hielt Cian ihn sanft am Handgelenk gefangen.
"Ist Fab auch da?", wollte er wissen.
"Der zockt mit Zora irgendein Ballerspiel. Wenigstens geht er uns dann nicht mit seiner sauertöpfischen Miene auf den Geist, die er schon seit Wochen präsentiert."
Cian bedankte sich.
"Ach und Violetta", hielt er Vigo noch einmal auf, "in dem Kleid siehst du rattenscharf aus."
Das strahlende Lächeln zeigte ihm, wie sehr sich der Student über das Kompliment freute.
Cian klopfte an eine der Türen und öffnete, als er hereingebeten wurde. Neben Fab auf einer Schlafcouch lümmelte eine junge Frau. Zora war gerade achtzehn geworden und kam aus einem ähnlichen Milieu, wie Fab damals. Sie war im Vorjahr in diese ungewöhnliche WG gezogen, nachdem Sam ihren Fall übernommen hatte. Cian hob grüßend die Hand. Das Mädchen erwiderte die Geste freundlich, während Fab eher verunsichert wirkte.
"Wir sollten dringend reden, mein Freund", sagte Cian ernst.
Fab biss sich auf die Unterlippe, erhob sich jedoch und stakste zu ihm herüber. Mit gesenktem Blick streckte er seine Hand aus und wartete zögernd. Verblüfft über diese Zurückhaltung, stutzte Cian. War Fab wirklich so verunsichert? Dachte er, Cian würde sie nicht ergreifen? Das war sonst nicht die Art des frechen Analysten. Beherzt griff Cian nach der Hand und führte ihn in dessen Zimmer. Bestimmt drückte er den Jüngeren auf das Bett hinunter und setzte sich dann neben ihn.
"Was ist los, Fab?"
Ein Schulterzucken war die Antwort. Das hatte Cian bereits erwartet, reichte ihm aber nicht. Der Nerd würde mit der Sprache herausrücken. Also setzte Cian das um, wozu er hergekommen war, um Fabs Zunge zu lockern. Er beugte sich zu dem andern Mann hinüber und fuhr zärtlich mit einer Hand über dessen Brust. Fab kiekste und wandte sein Gesicht mit überraschtem Ausdruck dem seinen zu.
"Woher kennst du Anderson Ripley, hm?", brummelte Cian und begann, sanfte Küsse auf Fabs Hals zu verteilen, während seine Finger sich unter dessen Shirt stahlen.
"Hm?", murmelte Fab abgelenkt und seufzte wohlig.
Der Körper des jungen Mannes bog sich ihm genießerisch entgegen und Cian grinste an dessen Halsbeuge. Zärtlich arbeitete er sich weiter vor.
"Du hast mich schon verstanden, Fab. Woher?"
"Aus - aus Schottland."
"Präziser, Süßer."
Cian ließ Fab einen Moment Zeit, indem er ihre Münder sich vereinen ließ und den Analysten rücklinks auf die Matratze drückte. Die Klamotten flogen auf beiden Seiten. Dann sah er auffordernd in Fabs lustverhangene Augen.
"Wir haben -", stockte Fab, als Cian ihn reizte und diabolisch grinste. Er war immer wieder angetan, wie empfindlich der Kleine war.
"H-haben uns im gleichen ... nun ja, Club kennengelernt. Das war vor Jahren. Ich war noch nicht mal achtzehn und er gerade so eben."
"Kanntet ihr euch näher?"
"Das ist kompliziert."
Cian ging aufs Ganze, ließ seine Hand in südliche Gefilde wandern und Fab wand sich unter ihm. Genüsslich ließ der Kriminalpsychologe den Kleinen an seine Grenzen stoßen.
"Erkläre es mir", raunte er, während er Fab weiter verwöhnte.
"Gott, C!", kam es quengelnd und eine Faust landete Frustration zum Ausdruck bringend an seiner Brust. Cian lachte grollend und küsste Fab leidenschaftlich, um ihn zu besänftigen.
"Sagen wir: Andy und ich hatten unsere Momente. Er - Shit! - Er und ich sind a-aber nicht gerade im Gu-hu-ten auseinander. Gott - C - okay?!"
"Fast, mein Süßer. Was meintest du damit, dass Ripley alles dafür tun würde, um zu gefallen?"
"G-genau das. Er hat sich schon immer angebiedert. Er ist - Himmel - Er ist niemand, der das Heft in die H-Hand nimmt. Der braucht jemanden, d-der f-f-führt."
Cian war zufrieden und belohnte Fab für seine Kooperation.
Als sie entspannt nebeneinander in den Laken lagen, grübelte Cian über einige weitere Dinge nach. Er drehte den Kopf leicht und hauchte Fab einen Kuss auf das schwarze Haar. Fab hatte sich eine Zigarette angezündet und malte träge Muster auf Cians definierten Bauch.
"Warum hat Ripley dich eigentlich bei einem anderen Namen genannt?", wollte Cian neugierig wissen. Er spürte, wie Fab sich kurz versteifte, seine Muskeln sich dann aber wieder lockerten.
"Ich binde doch nicht jedem Hinz und Kunz meinen echten Namen auf die Nase. In St. Andrews kannte mich keiner. Das sollte auch so bleiben. Ich war damals noch nicht geoutet. Ich wollte nicht, dass meine Leute davon erfuhren."
Das klang plausibel. Kritisch sah er den jüngeren Mann an.
"Du hättest mir das mit Ripley früher sagen müssen. Dann hätten wir uns so einiges erspart."
Fab vergrub sein Gesicht an Cians Schulter und der Psychologe seufzte, als er ihm beruhigend den Nacken kraulte.
"Es wird Zeit, dass zu dich anderen anvertraust, anstatt alles in dich hinein zu fressen, Fab. Wenn nicht mir, dann zumindest Sam oder deinem Pflegebruder."
Der Analyst brummelte und Cian ließ das Thema vorerst fallen.
Blieb noch eine andere Sache, die ihm unter den Nägeln brannte.
"Bist du nun wieder lieb zu Eddy?"
"Hmpf."
"Aha. Das ist ja sehr präzise", lachte Cian und kitzelte Fab mit den Fingerspitzen an der Seite. Der Analyst zog den Bauch ein und versuchte, dem Angriff zu entkommen. Nach Luft japsend, lag er schließlich da und sah Cian dann an.
"Was wird aus uns? Ich meine ... war's das jetzt?"
Verwirrt starrte Cian Fab an und schüttelte dann den Kopf.
"Nein. Zwischen uns ändert sich doch nichts, nur, weil ich und Eddy eine Beziehung führen."
"Ähm. Okay?", sagte Fab skeptisch, "Denkt Eddy auch so?"
"Keine Ahnung. Sie weiß noch nichts von uns. Aber ich mache auch kein Geheimnis daraus, wenn es zur Sprache kommen sollte. Habe ich in den Vorjahren schließlich auch nie. Immerhin haben meine längeren Affären zumeist auch immer voneinander gewusst. Du doch auch."
"Oh C, du Dummkopf. Das ist nun wirklich etwas anderes. Rede mit Eddy. Dann ist wohl nicht die Frage, ob ich mit meiner Eifersucht klarkomme, sondern ob sie mich vierteilen wird."