Als ich wieder aufwachte, diente mir Toby noch immer als Kopfkissen. Jemand hatte eine Decke über uns gelegt und ich spürte eine Hand auf meinem Rücken, die mich sanft streichelte, und eine zweite auf meiner Hüfte. Leise seufzend kuschelte ich mich dichter an Toby.
Die Hand auf meinem Rücken wanderte zu meinem Gesicht, strich wohl eine Haarsträhne weg. Zumindest kitzelte es leicht an der Nase.
Langsam öffnete ich die Augen und sah in Rogers graue Augen. Er lag noch immer auf der anderen Seite, hatte die Augen geöffnet und lächelte mir zu. Während er mir eine weitere Strähne aus dem Gesicht strich, formte er mit den Lippen ein stummes »Guten Morgen«.
Ich lächelte zurück und ließ meine Hand von Tobys Brust auf Rogers leicht behaarten Arm wandern und streichelte sanft darüber. Immer wieder musste ich blinzeln, die Sonne blendete mich.
Wir blieben wohl gute fünf Minuten so liegen, dann stand Roger auf und ging zum Kleiderschrank. Mein Blick folgte ihm.
Auch wenn mir Toby immer noch besser gefiel, so sah ich Roger gern an. Er störte sich auch gar nicht daran. Auch dann nicht, wenn ich ihn nach dem Training beim Duschen beobachtete.
Nachdem er sich ein paar frische Sachen aus dem Schrank geholt hatte, kam er noch einmal zurück und holte den Müll vom Nachttisch. Als er sah, dass mein Blick ihm folgte, lächelte er mich an, deutete mir, dass ich ihm folgen sollte und wackelte dann im Umdrehen mit dem Arsch.
Ich musste mir verkneifen loszulachen. War ja klar, dass irgendwann die Rache folgte.
Vorsichtig, damit ich Toby nicht weckte, stand ich auf und folgte Roger aus dem Zimmer.
Nachdem er die Küchentür hinter uns geschlossen hatte, zog Roger sich die Boxershorts an und wuselte herum. »Hilfst du mir? Dann kann Toby noch schlafen, er war die Nacht ein paar Mal wach.«
Bevor ich etwas antworten konnte, drückte er mir bereits einen Schneebesen in die Hand und trennte ein paar Eier, deren Eiweiß ich steif schlagen sollte. Ich grinste in mich hinein. Er hatte bei so etwas noch nie auf eine Antwort gewartet.
Während ich das Eiweiß aufschlug – machte ich das überhaupt richtig? –, mischte er die weiteren Zutaten in einer zweiten Schüssel.
»Danke, reicht.« Er nahm mir den Eischnee ab und verrührte ihn mit dem Teig. Dann briet er den fertigen Teig in der Pfanne zu Pancakes.
Da ich ihm eindeutig nicht helfen konnte, setzte ich mich an den Tisch und beobachtete ihn.
Als der Teig leer war, sah er über die Schulter zur mir. »Ich muss gleich los, du kannst dann später mit Toby frühstücken. Oder musst du weg?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab heute nichts vor.«
»Gut, dann sehen wir uns wohl heute Mittag.« Er grinste zweideutig, wechselte zum Waschbecken und verstaute Pfanne und Schüsseln im Waschbecken. »Toby hat heute frei, da komm ich zur Mittagspause nach Hause. Es sei denn, ich störe euch?«
Ich sah ihn verwirrt an. »Warum solltest du stören?«
»Kannst du das eben abtrocknen?« Ohne auf meine Frage zu antworten, reichte er mir ein Trockentuch und schwieg dann.
Ich trocknete die Sachen ab, er spülte. Mein Blick glitt immer wieder über Rogers Körper. Seitdem ich ihn gestern mit Toby gesehen hatte, faszinierte er mich noch viel mehr. Er hatte genau gewusst, wie er Toby in den Wahnsinn treiben konnte. Ich wollte dasselbe erleben. Ob Roger das wohl könnte?
»Hey, nicht schlafen.« Roger nahm mir das Trockentuch aus der Hand.
»Hmm, was?« Ich sah ihn verwirrt an. Mein Blick glitt von seinem Bauch hoch zu seinem Gesicht.
Ein lüsternes Grinsen bildete sich dort. Er legte das Tuch auf die Spüle und kam auf mich zu, drückte mich leicht gegen die Küchentür. »Lenk ich dich wirklich so sehr ab?« Er schob sein Bein zwischen meine, drückte sich an mich und ließ eine Hand über meinen Bauch und meine Brust zu meinem Hals wandern, die andere ließ er an meiner Hüfte.
Ich schluckte. Wie konnte mich das direkt so anmachen?
Die Hand an meinem Hals umfasste ihn, ohne Druck auszuüben. Lediglich der Daumen drückte mein Kinn nach oben, streckte meinen Hals dadurch.
»Ich gefalle dir wohl.« Roger drückte sich mit seinem Bein weiter an mich, während ich nickte. »Schade, dass du Tobys Spielzeug bist und nicht meines, ich wüsste sonst sehr gut, was ich jetzt mit dir anstellen würde.« Er ließ seine Lippen und Zunge über meinen gestreckten Hals fahren.
Dass er mich an einer so verletzlichen Stelle berührte und mir jederzeit wehtun könnte, machte mich an und mir entfuhr ein heiseres Stöhnen.
Roger klang ebenfalls angeturnt: »So gut? Dabei hätte ich gedacht, dass dich mein Schwanz mehr anmacht, so gierig, wie du ihn jedes Mal anschaust.« Die Hand an meiner Hüfte ließ mich los und packte in seine Shorts, holte seinen halb erigierten Penis hervor, den er gegen meinen Bauch rieb, während er weiter an meinem Hals spielte.
Mir wurde warm und als er mich leicht seine Zähne an meinem Hals spüren ließ, konnte ich nicht anders, als mich an seinem Bein in meinem Schritt zu reiben.
»Vielleicht sollte ich Toby fragen, ob du mir das nächste Mal einen Blasen darfst? Würde dir das gefallen?«, raunte er mir ins Ohr.
Ich nickte. Ja, ich wollte wissen, ob er immer so reagierte, wenn man an seinen Piercings spielte.
Kaum hatte ich genickt, wanderte seine freie Hand zu meiner Brust und strich kräftig darüber.
Warum wollte er warten, dass er Toby fragen konnte? Am liebsten hätte ich ihm direkt einen Blowjob gegeben.
Als er mir in die empfindliche Haut in der Halsbeuge biss und mir ein Stöhnen entfuhr, stockte ich. Mich traf es wie ein Blitz. Was sollte das hier? Er hatte recht, ich war Tobys Spielzeug – ich mochte dieses Wort nicht! Ich war Tobys Lover und nicht seiner. Er hatte bisher nichts getan ohne Tobys Einverständnis. Und hätte Toby hierzu sein Einverständnis gegeben, dann doch wohl auch zum Blowjob.
Ich fasste Roger an den Schultern und drückte ihn leicht von mir weg. »Roger, hör auf!«
Er machte einen Schritt nach hinten, ließ aber seine Hände an mir. Während er durchatmete, sah er mir in die Augen. Nach einem kurzen Schweigen begann er mit rauer Stimme zu sprechen: »Sorry, Kleiner. Mir sind die Pferde etwas durchgegangen. Jedes Mal, wenn du mich so gierig anschaust, macht mich das an. Hab ich dir wehgetan?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein ... Aber wegen Toby.«
Er nickte leicht. »Ich weiß, dass er sauer auf mich sein wird, weil ich mich nicht an die Regeln halte. Aber das ist mein Problem, nicht deins. Danke, dass du schlimmeres verhindert hast.«
Ich biss mir auf die Unterlippe. Noch immer stand er so dicht vor mir, hatte seine Hand an meinem Hals und den Schwanz aus seiner Shorts hängen. Was sollte ich denn dazu sagen?
»Weißt du, Kleiner, ich hab dich gern. Ich mag deine Art und du machst Toby glücklich, weil du ihm das gibst, was ich nicht kann. Ich hab keine Lust, dass du gehen musst, weil ich mich nicht unter Kontrolle habe. Tut mir wirklich leid. Ich sollte mit Toby reden gehen und dann duschen, ich muss gleich los.« Roger versuchte sich an einem Lächeln, das ihm allerdings misslang. Ich hatte ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen, dabei war er sonst immer so fröhlich. Er ließ die Hand von meinem Hals gleiten und deutete mir, dass er durch die Tür wollte.
Ich machte einen Schritt zur Seite und sah ihm auf den Weg ins Schlafzimmer nach. Dann stand ich allein in der Küche und fühlte mich schlecht. Ich wollte nicht der Grund sein, dass sie sich stritten.
Langsam ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und wartete.
Irgendwann kam Roger aus dem Schlafzimmer und lief direkt ins Bad durch.
Ich sah auf die Uhr. Es war bereits sieben. Wann musste er wohl auf Arbeit sein?
»Morgen, Kleiner.« Toby kam in die Küche und setzte sich zu mir an den Tisch. Er lächelte mich aufmunternd an. »Mach dir keine Sorgen, wir haben das geklärt. Das heißt, wenn die Regelung für dich auch in Ordnung ist.«
Ich sah ihn fragend an. »Warum für mich?«
»Weil es dich auch betrifft?« Toby strich mir über die Wange, während ich ihn immer noch fragend ansah. War es nicht ihre Sache, wie sie ihre Beziehung führten? »Ich weiß grad nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Ich ... War das das erste Mal, dass so etwas zwischen euch passiert ist, ohne dass ich dabei war?«
»Ja, hat Roger etwas anderes gesagt?« Mich verwirrte die Frage.
Mit einem leichten Lächeln schüttelte Toby den Kopf. »Nein. Ich wollte nur sichergehen. Ich vertrau ihm zwar, aber es tat dennoch weh, euch hier zu hören. Ich hatte einfach Angst, dass er mich aus Verlegenheit anlügt.«
Er hatte uns gehört? Ich biss mir auf die Lippen.
»Ich geb dir keine Schuld daran. Du konntest nicht wissen, dass sich keiner von uns an den Liebhaber des anderen ranmachen soll. Und ich kann verstehen, dass es dir gefallen hat. Würde es mir auch.« Er grinste. Dann seufzte er. »Wir haben uns mal sehr arg gestritten, weil ich ohne Rogers Wissen eine Weile denselben Lover hatte. Wir haben damals noch nicht wirklich darüber geredet, mit wem wir etwas anfangen. Leider hat sich der Kerl in mich verliebt. Ich weiß nicht, wie er auf die Idee kam, aber er hatte irgendwann scheinbar geglaubt, dass wir ein Paar wären und deswegen Roger abserviert. Blöderweise hat er ihm gegenüber dann auch behauptet, dass ich sein fester Freund wäre. Du kannst dir sicher vorstellen, wie wütend Roger nach Hause kam. Es hätte uns fast unsere Beziehung gekostet, dass wir nun mal auf dieselben Männer stehen. Damals haben wir dann versprochen, dass wir uns jeden, mit dem wir mehr als einen One-Night-Stand haben, nach Möglichkeit vorstellen, zumindest aber dem anderen sagen, wer das ist, damit das nicht nochmal vorkommt. Außerdem ist derjenige für den anderen tabu.«
Ich nickte. Ja, das klang vernünftig. Warum sollte ich etwas dagegen haben? So sehr interessierte Roger mich jetzt auch nicht.
»Na ja, bis auf Dreier eben. Aber bisher hat noch kein Lover mit uns einen Dreier gehabt. Entweder sind die Kerle sowieso schon abgehauen, wenn sie erfahren haben, dass es da einen festen Freund gibt, oder sie fanden die Vorstellung mit einem Paar zwar geil, hatten dann aber keine Affäre mit einem von uns.«
Kurzzeitig war ich verblüfft. Sie hatten also schon vorher mal zusammen mit einem anderen geschlafen? Aber ja, es machte, nach allem, was ich von den beiden mitbekommen hatte, Sinn.
»Ich sollte langsam mal zum Punkt kommen, oder? Ich weiß nur einfach nicht, wie ich es sagen soll.«
Wieder nickte ich nur. Was sollte ich auch zu all dem sagen? Es ging mich nicht wirklich etwas an, auch wenn ich es schön fand, dass er mir davon erzählte, mir vertraute. Es waren trotzdem ihre Beziehung und Regeln.
Toby lächelte mich an, streichelte mir wieder über die Wange. »Es ist total merkwürdig, dich das für Roger zu fragen, aber er hat gerade wirklich nicht die Zeit und wir hätten das beide gerne geklärt: Kannst du dir vorstellen, dich auch mal mit ihm zu treffen? Also nur ihr beide, ohne mich?«
Ich konnte Toby nur anstarren. War das sein Ernst? Ich sollte mich allein mit seinem Freund treffen? Er meinte wohl kaum zum Training, denn da waren wir schon öfter nur zu zweit gewesen. Es klang ganz klar nach einem Treffen, das auch zu Sex führen konnte.
Ich machte mehrmals den Mund auf, brachte aber erst beim dritten Versuch einige Worte heraus: »Mit ihm? Alleine? Und du?«
Toby grinste süffisant. »Keine Sorge, ich weiß mich schon zu beschäftigen.«
»Hast du nicht gesagt, dass es dir wehgetan hat?« Ich wollte alles, aber nicht ihn verletzen. Und sprach das nicht gegen ihre Regelung?
»Ja, aber nicht, dass ihr rumgemacht habt, sondern dass Roger sich nicht an unsere Abmachung gehalten hat. Wenn ich eifersüchtig wäre, nur weil er ein bisschen mit einem Kerl flirtet, wäre das definitiv die falsche Beziehung für mich.« Wieder grinste er. Ich fand ja ein bisschen flirten eine ziemliche Untertreibung. »Für mich ist es in Ordnung. Du schläfst doch sowieso mit uns beiden. Und ob du jetzt nur mit mir allein schläfst, oder auch mit ihm allein, ist doch eigentlich kein Unterschied. Außer du willst das nicht.«
Ich musste darüber nachdenken. Wollte ich das? Mir hatte das vorhin wirklich gefallen. Hätte mir das mit Toby genauso gefallen? Vermutlich nicht. Es passte einfach nicht zu ihm, so etwas zu tun. Er war dafür viel zu kontrolliert. Außerdem wollte ich mal an Rogers Piercings spielen. Ja, das konnte ich auch in Tobys Anwesenheit, aber das war etwas anderes. So wie ich gestern auch nicht gewollt hatte, dass Roger dabei war, wenn ich Toby fickte.
Ich hatte eine Entscheidung gefällt und grinste diesmal Toby süffisant an. »Muss er dich dann immer noch fragen, ob ich ihm einen Blasen darf?«
Er schüttelte irritiert den Kopf. »Äh, was? Nein, warum sollte er?«
Ich lachte leicht. Er sah süß aus, wenn er so verwirrt war. »Weil er vorhin gesagt hat, er würde dich fragen, ob ich ihm das nächste Mal einen Blasen dürfte. Wie ist das dann, wenn wir zu dritt sind? Ich meine, bisher hat er immer gefragt, ob er darf, oder gemacht, was du gesagt hast, weil ich dein Spielzeug bin. Ich mag das Wort übrigens nicht.«
»Ich finde, es kommt auf den Kontext an, ob der Ausdruck in Ordnung ist.« Toby zuckte mit den Schultern. »Wenn wir zu dritt sind, wirst du schon merken, wer gerade das Sagen hat.« Er nahm mein Kinn in seine Hand und zog mein Gesicht zu sich. Als er weitersprach, konnte ich die Bewegungen seiner Lippen fast an meinen spüren. »Außerdem ist das für dich doch egal, du tust einfach, was wir dir sagen.«
Ich seufzte, als er seinen Kopf zurückzog. Zu gern hätte ich seine Lippen auf meinen gespürt.
Toby stand auf und sah auf mich herunter. »Kommst du mit rüber oder willst du erst frühstücken?«
Ohne zu antworten, stand ich auf und lief an ihm vorbei ins Schlafzimmer.
»Du sollst mein Spielzeug sein
Im Spiel der Lust
Deinen Willen muss ich brechen
Damit Du alles tust
Wenn Du nicht hörst
Bestrafe ich Dich mit süßem Verlangen«
Seelenkrank – Meister der verbotenen Träume