Am Tag nach Martin Luther King Day hatte ich meinen Termin bei Dr. Hammond. Dadurch würden wir die Ergebnisse noch rechtzeitig vor der Tour erhalten.
Peter war mitgekommen und hielt, während wir warteten, die ganze Zeit meine Hand. »Soll ich mit reinkommen?«
»Nein, ich schaff das schon. Er wird mich ja wohl nicht fressen.« Tapfer lächelte ich ihn an.
Er lächelte zurück und streichelte kurz meinen Nacken. »Du brauchst keine Angst haben. Es passiert wirklich nichts Schlimmes und es tut auch nicht weh.«
Ich nickte. Tatsächlich hatte ich weniger Angst vor der Untersuchung als vor den Fragen, die der Arzt mir stellen würde. Daher wollte ich Peter auch nicht dabei haben. Ich wusste nicht, was er fragen würde und hatte mir vorgenommen, alles so ehrlich wie möglich zu beantworten. Mit Peter im Zimmer traute ich mich das vielleicht noch weniger.
Zwei Minuten später wurde ich hereingebeten. Es lief alles viel harmloser, als ich befürchtet hatte. Dr. Hammond war ein älterer Herr, vermutlich schon gut fünfzig, mit einer Halbglatze. Sein Lächeln war herzlich und er wirkte sofort sympathisch.
Ich hatte befürchtet, die Untersuchung würde unangenehm werden, doch er wirkte so professionell, dass es mich nicht einmal störte, mich für die Abstriche von ihm anfassen zu lassen. Die Fragen, die er stellte, waren auch nur halb so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Er erklärte, dass er bei den Stricherjungen etwas genauer nachfragte, um vorher besser einschätzen zu können, welche Verletzungen er eventuell erwarten konnte, und bei der Gelegenheit noch einmal auf Kondome und sexuelle Selbstbestimmung zu sprechen zu kommen.
Ich musste grinsen, als mir klar wurde, dass es seine Art war, mir das auch noch einmal mitzuteilen, ohne peinliche Fragen zu stellen. Dennoch bildete sich in dem Moment ein leichter Kloß in meinem Hals, den ich aber sofort herunterschluckte. Da er auch direkt mit der Untersuchung weitermachte und mir eine Impfung verpasste, fiel mir das nicht weiter schwer. Dad hatte nicht sicher sagen können, wann ich zuletzt gegen Hepatitis geimpft worden war, daher frischte der Doktor sie vorsichtshalber auf.
Nachdem ich fertig war, bat er mich darum, Peter noch einmal zu ihm zu schicken, weil er noch etwas unterschreiben musste. Ich wartete in der Zeit etwas nervös. Irgendwie hatte ich Angst, dass der Doktor Peter etwas erzählte, auch wenn das natürlich Unfug war.
Bevor wir die Ergebnisse bekamen, fand allerdings noch das Auftaktkonzert in Boston statt. Diesmal wusste ich schon vor dem Konzert, dass es etwas über zweitausend Zuschauer werden würden, was jedoch nichts brachte. Ich war mindestens genauso nervös wie bei unserem ersten Auftritt.
Peter half mir wieder mit einem Joint aus. Dass ich diesmal einfach offiziell mit ihm kuscheln konnte, solange die Vorband auf der Bühne war, half mir ebenfalls, mich zu beruhigen.
Das Set kam gut an und viele blieben noch für die Party, die wir danach in der Halle geplant hatten.
Nachdem ich mich umgezogen hatte und nach vorne kam, sah ich auch gleich meine Freunde zusammenstehen. Es waren dieselben, die auch schon zu Silvester bei der Feier gewesen waren. Gemütlich näherte ich mich ihnen und war etwas verwirrt, als ich sah, dass Aiden seinen Arm um Alisons Hüfte gelegt hatte.
Später erfuhr ich, dass die beiden sich noch an Silvester nähergekommen waren. Ich hatte gar nichts davon mitbekommen und neckte Aiden etwas, dass er mir nichts erzählt hatte, freute mich aber im Grunde für sie. Und irgendwo war ich auch froh, dass Alison mich dadurch in Ruhe lassen würde.
Als ich am Montag von der Schule kam, saß Peter auf der Couch und hielt mir breit grinsend einen großen Umschlag entgegen. Skeptisch zog ich die Augenbrauen hoch und stellte meine Tasche neben der Couch ab. »Hast du schon reingeschaut?«
»Nein.« Noch immer grinsend streckte er den Umschlag noch mehr zu mir hin. »Ist immerhin deine Sache. Du müsstest mir noch nicht einmal sagen, was rausgekommen ist.«
Ich nahm ihn entgegen und setzte mich daneben. Sofort öffnete ich ihn. »Warum grinst du dann so? Hat dir Dr. Hammond schon gesagt, was drinsteht?«
»Darf er gar nicht.« Noch immer grinsend sortierte er sich die Haare und spielte mit dem Tunnel am linken Ohr. »Ob du es glaubst oder nicht, ich kann auch manchmal nervös sein.«
»Seit wann grinst du dann wie ein Besessener? Bisher hatte ich dann eher das Gefühl, du versuchst, dir die Farbe aus dem Arm zu kratzen«, neckte ich ihn und holte dabei die Ergebnisse aus dem Umschlag.
»Diesmal freu ich mich aber.«
Mit gespieltem Interesse sah ich ihn an und hörte genau zu. Die Blätter hielt ich unbeachtet in meiner Hand.
Als Peter das sah, lachte er und knuffte mich leicht in die Seite. »Jetzt mach schon!«
Ich lachte ebenfalls und drehte mich so, dass er nicht lesen konnte, was auf den Zetteln stand. Ich konnte nicht viel mit den Werten und Tabellen anfangen, die aufgeführt waren. Aber zumindest das Endergebnis konnte ich interpretieren. Denn es war noch einmal alles aufgeführt, was getestet worden war, und hinter jedem einzelnen Punkt stand ein fettes ›negativ‹.
»Sag schon! Was ist rausgekommen?«
»Nö«, gab ich feixend zurück. »Du hast gesagt, ich muss es dir nicht sagen.«
»Du kleiner ... Na warte!« Blitzschnell zog er mir das Papier aus der Hand. Ich wollte schon protestieren, doch statt zu lesen, was darauf stand, legte er es einfach umgedreht auf den Tisch. Knurrend kam er näher und küsste mich hart.
Seine Küsse forderten mich so sehr, dass ich erst mitbekam, dass er sich rittlings auf meinen Schoß gesetzt hatte, als er meinen Pullover und das T-Shirt nach oben schob und seine Lippen von meinen löste, um sie mir auszuziehen.
Atemlos feixte ich: »Was wird das?«
Sobald ich mit freiem Oberkörper vor ihm saß, widmeten seine Lippen und Finger sich diesem und den Brustwarzen. Sanft legte er seine Lippen auf eine, umspielte sie mit der Zunge und biss dann leicht hinein. Währenddessen rieben seine Hände hart über den Rest meines Rumpfes. Ein leises Stöhnen entwich meinen Lippen. Nachdem er auch die zweite Brustwarze so beehrt hatte, kam er nach oben, legte seine Zähne vorsichtig an meinen Hals. Seine Hände wanderten in der Zeit zu meiner Hose. »Du wirst mich schon hiervon abhalten, wenn du etwas hast.«
»Was macht dich so sicher, dass ich das nicht auch so tue?«, neckte ich, während ich beobachtete, wie er fast schon andächtig meine Hose öffnete. Er tat es ganz langsam, als erwarte er etwas völlig Neues, was er noch nie gesehen hatte.
Er war gerade fertig und schob seine Finger in die Hose, ertastete die Beule in meinem Schritt. Sanft drückte er zu und raunte: »Deswegen. Und weil dein letztes Mal fast zwei Wochen her ist. Ich glaube nicht, dass du es dir selbst gemacht hast. Du musst fast platzen.«
Ich wollte zu einer frechen Erwiderung ansetzen, dass es bei ihm noch schlimmer sein müsste, als mir einfiel, weshalb er nicht gekommen war und unter welchen Umständen das letzte Mal gewesen war. Verdammt, das hier fühlte sich schon wieder so gut an und doch spukte mir nun wieder die Nacht in Dads Haus durch den Kopf!
Ich senkte ihn. Nein, verdammt! Ich hatte es doch schon fast vergessen.
»Was ist?«, fragte Peter sofort und nahm seine Hand aus meiner Hose. Die andere streichelte sanft über meine Wange. »Hab ich was Falsches gesagt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nur ... vor zwei Wochen ... da ... ich, ich weiß nicht ... es ...«
Peter seufzte tief und kletterte von mir herunter. Er setzte sich direkt neben mich und zog mich in seine Arme. »Ich hab es zu weit getrieben, hm? Tut mir leid. Ich hätte etwas leiser sein sollen. Ich wusste ja, dass du nicht wolltest, dass uns Dave oder Marie hören. Ich hab einfach nicht nachgedacht. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht in eine peinliche Situation bringen.«
Peter klang wirklich aufrichtig. War es ihm gar nicht aufgefallen, dass ich es nicht gewollt hatte? Hatte er das wirklich vergessen? Hatte er nicht mitbekommen, dass ich vollkommen verstummt war, mir kein Laut der Freude meinen Mund verlassen hatte? War ihm nicht bewusst, dass ich daran keine Freude gehabt hatte, dass nur mein Körper reagiert hatte? Scheinbar nicht.
Einen Moment dachte ich darüber nach, ihn darauf hinzuweisen. Doch ich ließ es. Er schien sich schon so aufgrund meiner Reaktion Vorwürfe zu machen. Ich wollte ihn nicht noch weiter belasten. Sein Versuch, mich aufzumuntern, sollte sich nicht noch weiter in eine Katastrophe verwandeln. Es war geschehen, es war keine Absicht gewesen und es ließ sich nicht mehr ändern.
»Schon gut. Es war nur wirklich peinlich. Auch Dad und Rose haben uns gehört.«
»Tut mir wirklich leid. Ich wollte das nicht. Es kommt nicht mehr vor. Versprochen.« Peter streichelte mir über den Rücken und küsste leicht mein Haupt.
Ich befreite mich etwas aus seinem Griff und richtete mich auf. Er hatte recht, ich sollte ihm verzeihen, es als das sehen, was es war – ein Fehler – und es vergessen. Und diesmal wirklich nicht mehr darüber grübeln. Es würde uns beiden nur im Weg stehen.
Mit einem leichten Kuss beruhigte ich ihn. Dann versuchte ich mich an einem Lächeln, wollte die Situation retten. »Ich hoffe mal nicht, dass wir noch viel häufiger bei ihnen eingeschneit werden. Lass uns darauf einigen: Kein Sex im Haus meiner Eltern.«
»Na gut. Auch wenn es mir schwerfallen wird, falls wir doch nochmal gezwungen sind, dortzubleiben.« Peter küsste mich, reichte mir mein Shirt und den Pullover und stand dann auf. »Hast du noch Hausaufgaben? Dann mach die eben, ich schau mal, was wir heute essen.«
Verwirrt sah ich ihm nach, während er in den Flur ging. »Willst du gar nicht mehr wissen, was rausgekommen ist?«
»Doch, gern. Aber wir haben es nicht eilig. Du wirst es mir schon sagen, wenn du das möchtest.« Mit einem sanften Lächeln und seinem Mantel in der Hand kam er zurück. Die Schuhe hatte er bereits angezogen. »Außerdem haben wir später mehr Zeit und Ruhe, wenn du jetzt schon deine Aufgaben fertig machst und wir schon gegessen haben. Ich hab Lust auf Fisch oder Mexikanisch.«
»Du gehst holen?« Ich wusste, dass es sinnlos war, ihm zu widersprechen, er würde so oder so gehen. Peter nickte kurz. »Dann Fisch.«
»Sushi? Amerikanisch?«
»Hmm. Entscheide du. Du weißt, was ich mag.«
»Na gut. Bis gleich.« Peter küsste mich und ging dann los.
»Nimm dir Geld bei mir raus!«, rief ich ihm noch hinterher.
Als Antwort schaute nur eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger um die Ecke, dann fiel auch schon die Tür ins Schloss.
Genervt stöhnte ich und ließ mich gegen die Rückenlehne fallen. Natürlich, ich hätte es wissen müssen. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Deshalb wollte er auch allein etwas zu essen holen.
Ich zog mich wieder an und packte die Sachen aus, die ich für die Hausaufgaben brauchte. Es würde wohl eine ganze Weile dauern, bis Peter wiederkam. Nach Grace war es noch ein, zwei Mal passiert, dass er sich allein auf den Weg gemacht hatte, wenn es ihm zu viel wurde. Er schien es wohl immer noch zu brauchen, sich ab und zu einfach herumzutreiben.
Mich ließ das immer mit einem schlechten Gewissen zurück. Besonders jetzt. Warum hatte ich es nicht einfach auf sich beruhen lassen? Nun ging es nicht nur mir, sondern uns beiden schlecht.
Zwei Stunden später, ich hatte meine Aufgaben schon fertig und als Dankeschön für das Essen und als Entschuldigung die Wohnung gesaugt, saß ich im Wohnzimmer und las das Buch, welches mir Mat empfohlen hatte, als Peter mit dem Essen nach Hause kam.
Gemeinsam aßen wir im Wohnzimmer. Währenddessen erzählten wir uns gegenseitig, was den Tag über passiert war. Danach saßen wir kuschelnd vor dem Fernseher und schauten uns ein paar Serien an.