Als ich fertig war, legte ich die Gitarre in den Koffer zurück und trank noch einen Schluck. Dann legte ich einen Arm um June, die sich während des Spielens an mich gelehnt hatte, und zog sie an meine Brust.
»Bringst du mich jetzt auch ins Bett?« Sie grinste mich leicht an und küsste mich.
Ich erwiderte den Kuss, wurde forscher und stupste mit meiner Zunge an ihre Lippen. Bereitwillig öffnete sie diese und unsere Zungen umspielten sich. Meine Finger wanderten ihren Arm hinauf zu ihrem Nacken. Leise seufzte sie in den Kuss. Meine zweite Hand fand ihren Weg zu den Knöpfen ihrer Bluse und öffnete sie Stück für Stück. Ihre Hände spürte ich an meinem Rücken, wie sie mich sanft an sie drückten. Ja, ich hatte nichts dagegen sie ins Bett zu bringen und mich gleich dazu.
Mir fiel plötzlich das Gespräch mit Roger und Toby wieder ein. Ich hatte ihr noch gar nicht gesagt, dass ich kein Interesse an Beziehungen hatte. Sofort beendete ich den Kuss.
Schwer atmend und fragend, sah sie mich an.
Ich musste einen Schluck trinken, bevor ich etwas sagen konnte. »Vorher muss ich dir noch was sagen: Ich bin kein Beziehungsmensch. Ich kann damit überhaupt nichts anfangen. Es liegt überhaupt nicht an dir, oder so, sondern ist wirklich ...«
Erst wirkte sie sehr verwirrt, dann sickerte langsam die Bedeutung meiner Worte zu ihr durch und sie lachte lauthals. »Wow, du bist der Erste, der mir das vor dem Sex sagt. Schon gut. Ich würde mich zwar freuen, mal wieder einen Freund zu haben, aber das wäre sicher niemand, den ich gleich beim ersten Date in meine Wohnung einlade.«
Etwas verlegen lächelte ich. Die Röte stieg mir ins Gesicht. Nein, das wollte ich jetzt nicht. Ich lenkte mich ab, indem ich den Kuss fordernder wieder aufnahm.
Meine Finger öffneten die letzten Knöpfe ihrer Bluse, als sie sich aus dem Kuss löste. »Lass uns erst in mein Zimmer gehen. Ich weiß nicht, wann Nikola wiederkommt.«
Ich nickte und stand auf. Mit dem Koffer in der Hand folgte ich ihr.
In ihrem Schlafzimmer gab es ein großes Bett, einen Kleiderschrank und mehrere Regale mit Büchern, Schallplatten und CDs, sowie einen Schreibtisch mit PC. Die Wände waren in einem hellen Grün gestrichen. Es war aufgeräumt, wirkte aber nicht penibel reinlich. Das war sehr sympathisch. Meinen Gitarrenkoffer stellte ich vor dem Kleiderschrank ab, dann glitt mein Blick wieder zu June.
Sie ließ gerade ihre Bluse über ihre Schultern nach unten gleiten. Ich sah gebannt zu, wie das Stück Stoff erst ihren Oberkörper, dann ihre Schultern und dann langsam ihre Arme freigab. Mir war noch nie aufgefallen, wie gut trainiert sie war. Und sie trug unter der Bluse keinen BH. Es gefiel mir. Irgendwie verrucht.
Ich machte ein paar Schritte auf sie zu und ließ meine Hände erst von ihren Schultern ihre Arme hinab wandern und dann wieder von oben die Schultern zu ihrem Rücken und über die Seiten. Den Rückweg nahm ich auf ihrer Vorderseite. Von ihrem Bauch, langsam über ihre kleinen festen Brüste und die Schlüsselbeine entlang, dann den Hals hinauf.
Sie schloss die Augen, schien die sanften Berührungen zu genießen. Nachdem ich über ihre Arme gefahren war, hatte sie ihre Hände auf meine Oberarme gelegt, streichelte mich dort.
Sie schien etwas unsicher, also übernahm ich die Führung. Nachdem meine Hände ihren Hals entlang gewandert waren, blieb eine in ihrem Nacken, die andere wanderte wieder auf ihrer Vorderseite hinab bis zu ihrem Bauch. Ich zog sie in einen sanften Kuss, den sie erwiderte. Meine Zunge stieß vorsichtig in ihren Mund vor, spielte mit der ihren.
Ich wollte mehr als diese sanften Berührungen, daher wurde mein Griff im Nacken und um ihre Brust fester und das Zungenspiel intensiver. Kaum tat ich dies, drückte sie sich von mir weg. Ich ließ locker und löste den Kuss. Einen Moment schaute ich ihr ins Gesicht. Meine Stirn zog sich in Falten.
Sie flüsterte: »Bitte nicht so grob.«
Ich stockte kurz. Bitte was? Grob? Erst war sie so forsch, bat mich unverhohlen, mit zu ihr zu kommen, und dann stand sie auf Kuschelsex und war total unsicher, oder wie sollte ich das jetzt verstehen?
Ich seufzte innerlich. Vermutlich hätte es ihr mehr wehgetan, hätte ich sie einfach sitzen lassen. Also hieß es durchziehen und es dann zu einer einmaligen Sache erklären. Auch wenn ich wirklich darüber nachdachte, einfach aufzuhören.
Doch ich nickte nur knapp und küsste sie wieder sanft, aber völlig leidenschaftslos. Verwundert stellte ich fest, dass selbst wenn ich es gewollt hätte, es mir nicht möglich gewesen wäre, dabei leidenschaftlich zu sein. Bei Marie war es doch ganz automatisch geschehen, wenn wir so sanft zueinander gewesen waren. Das verwirrte mich.
Schnell kämpfte die Gedanken an sie nieder und lenkte die Konzentration wieder auf die Frau vor mir. Das war absolut nicht der richtige Zeitpunkt, um an Marie zu denken.
Ich ließ meinen Mund von Junes Lippen über ihren Hals und zu ihren Brüsten wandern. Dabei dirigierte ich sie in Richtung des Bettes. Dort angekommen, ließ ich sie sich auf den Rücken legen. Ich krabbelte über sie und widmete mich wieder ihren Brüsten. Während ich eine küsste und sanft an dem Nippel saugte, streichelte ich die andere. Meine zweite Hand strich die Innenseite ihrer Oberschenkel entlang.
June hatte ihre Hände auf meinen Rücken gelegt und ließ ihre Finger über die Wirbelsäule wandern.
Ich wandte mich von ihren Büsten ab und warf einen Blick auf ihr Gesicht. Sie hatte wieder die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt. Gut, dann schien es ihr wenigstens zu gefallen, auch wenn sie keinen Laut von sich gab. Denn das hatte mich etwas stutzig gemacht. Lediglich ihr Atem ging schneller. Etwas Gutes hatte es: Dann wurde auch von mir nicht erwartet, dass ich etwas von mir gab. Dieses Gekuschel war überhaupt nicht meins.
Erneut rang ich mit meinen Gedanken, die mich daran erinnern wollten, dass es eine Frau gab, bei der ich es genießen konnte.
Wenigstens machte es mich geil, June zu beobachten. Damit ich es auskosten konnte, behielt ich meinen Blick auf ihr Gesicht gerichtet, während ich meine Hände zu ihrer Hose wandern ließ und sie öffnete. Langsam streifte ich sie ihr ab und nahm ihr Unterhöschen – anders konnte man dieses zartrosa Stück Stoff einfach nicht bezeichnen – direkt mit. Dabei ließ ich meine Fingerkuppen ihre Haut nur ganz leicht berühren. Als ich die Gänsehaut sah, die sich dabei auf ihrem Körper bildete, lächelte ich zufrieden.
Ihr Intimbereich war zwar nicht rasiert, dafür aber gestutzt. Immerhin etwas. Dann musste ich mich nicht auch noch mit lästigen Haaren im Mund rumärgern.
Nachdem ich auch ihre geringelten Söckchen ausgezogen hatte, streiften meine Hände über die Innenseite ihrer Beine wieder nach oben. Mein Mund folgte ihnen mit etwas Abstand. Kaum waren meine Hände an ihrem Intimbereich angekommen, zuckte sie kurz zusammen. Ich strich zuerst mir den Fingern seitlich ihrer Schamlippen und folgte dann mit der Zunge, leckte ihr einmal breit über beide.
Leise stöhnte sie auf. Ach sieh an, sie konnte ja doch Geräusche von sich geben. Schien, als hätte ich doch etwas gefunden, wie das Ganze noch etwas werden konnte.
Ihre Hände legte sie auf meinen Hinterkopf und streichelte ihn sanft, während ich sie leckte. Ja, sehr sexy, dabei gestreichelt zu werden. Wenn sie ihre Finger wenigstens in meinem Haar vergraben hätte!
Ich versuchte, es zu ignorieren – was angesichts der leichten Berührungen nicht schwer war – und konzentrierte mich lieber auf ihr leises Keuchen.
Während ich leckte und horchte, wurde ich allmählich steif. Probeweise streichelte ich mit einem Finger über ihre Schamlippen, ließ ihn leicht dazwischen wandern, doch sie zuckte weg. Also musste ich notgedrungen nur mit der Zunge weitermachen. Immerhin die Finger am Kitzler tolerierte sie.
»Kondome sind in der Schreibtischschublade.« Ihre Stimme war leicht belegt vor Lust. Hätte sie nicht mehr reden können? Das gefiel mir.
Ich verbot mir bei ihrer Aussage jeden zynischen Gedanken sowie ein genervtes Stöhnen. Zu gerne hätte ich ihr die Enttäuschung erspart und es einfach mit der Zunge zu Ende gebracht. So würde ich unter Garantie nicht kommen.
Merkwürdig, vor ein paar Wochen wäre es mir noch egal gewesen, ich hätte mich einfach gefreut, überhaupt Sex zu haben. Und jetzt zierte ich mich, nur weil sie es sanfter mochte.
Aber es beenden wollte ich auch nicht. Das hätte sicher zu einer noch merkwürdigeren Stimmung bei unserem Wiedersehen im Studio geführt, als wenn ich es einfach zu Ende brachte und die fehlende Standhaftigkeit notfalls auf den Wein schob.
Ich zog die Schublade auf und nahm ein Kondom aus der Packung. Außerdem griff ich nach dem Gleitgel, das dort ebenfalls lag. Das würde es uns beiden leichter machen, denn so wirklich feucht war sie nicht. Lag das an mir oder an ihr?
Meine Hose und Shorts ließ ich auf den Boden fallen, mein Shirt behielt ich an, es lohnte eh nicht, es auszuziehen. Ich rollte das Kondom über und kniete mich dann zwischen ihre Beine.
Mit den Händen wärmte ich das Gleitgel an, bevor ich es oberflächlich auf ihr – sie wollte ja meine Finger nicht in sich haben – und dem Kondom verteilte. Ich hoffte, dass es ausreichte.
Dann zog ich ihre Hüfte auf meine Oberschenkel und legte ihre Beine links und rechts an meine Flanken. Sie schien verwirrt, wollte wieder runterrutschen, doch ich hielt sie sanft fest und richtete mich etwas auf, um langsam in sie einzudringen. Wenn es schon alles ganz zart und sanft sein musste, dann wenigstens nicht auch noch in Missionarsstellung. Dann hätte ich ihr die Enttäuschung wirklich nicht mehr ersparen können und hätte abgebrochen.
Ich merkte, wie sie sich leicht verkrampfte, und sah in ihr Gesicht. Es schien wohl nur etwas ungewohnt zu sein, denn sie lockerte sich schnell wieder und verzog auch keine Miene, die daraufhingedeutet hätte, dass es wehtat.
Ich sah meinem Schwanz dabei zu, wie er sich langsam in sie schob und dann wieder herausglitt, während ich auf ihr leises Stöhnen lauschte. Auch wenn mich beides durchaus anmachte, es war eindeutig nicht genug. Ich konnte nur hoffen, dass es bei ihr schnell ging. Ich steigerte das Tempo.
Warum musste es denn unbedingt Kuschelsex sein? Ich stand nun mal überhaupt nicht darauf. Mit Marie wäre es etwas anderes, mit ihr machte alles Spaß, aber das hier ...
Ich knirschte leicht mit den Zähnen, wollte die Gedanken zuerst wieder zurückdrängen, doch dann ließ ich sie zu. Ich gab einfach auf, nicht an Marie denken zu wollen, und schloss die Augen, stellte mir vor, wie es mit ihr wäre.
Mit langsamen, tiefen Stößen drang ich weiter in Junes – nein, in meinen Gedanken war es Marie. Auch klang das Stöhnen für mich nicht mehr nach June. Ich ließ ihre Beine heruntergleiten und zog meine Oberschenkel unter ihr vor, dann lehnte ich mich weiterhin mit geschlossenen Augen über sie und küsste sie. Auch diesmal war der Kuss sanft, aber meine Fantasie erlaubte es mir, wenigstens etwas Leidenschaft hineinzulegen.
Mir war durchaus noch bewusst, dass ich gerade nicht mit Marie schlief, aber ich versuchte, es zu verdrängen, mich so gut es ging der Illusion hinzugeben.
Als sie kam, war ich überrascht, wie stark ihr Orgasmus war. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet.
Ich zögerte es noch einen Moment hinaus. Zum einen wollte ich nicht mit ihr zusammen kommen, zum anderen wollte ich mich noch nicht aus der Illusion lösen.
Doch lange ging das nicht und so zog ich mich aus ihr zurück, nachdem auch ich gekommen war. Erst dann öffnete ich die Augen wieder. Sofort war die schöne Vorstellung ausgelöscht. Jetzt lag wieder June vor mir, völlig verschwitzt.
Wovon schwitzte sie bitte? Ich hatte die ganze Arbeit gemacht und war weder verschwitzt noch mehr als nur etwas außer Atem.
Während sie sich mit einem wohligen Seufzen auf dem Bett zusammenrollte, stand ich auf und entsorgte das Kondom. Ich wollte jetzt nur noch raus aus dem Zimmer.
Ich hörte sie sich aufrichten, weshalb ich zu ihr sah und sie lächelte mich an. »Bleibst du heute hier?«
Ich verkniff es mir, mit den Zähnen zu knirschen. Krampfhaft suchte ich eine Ausrede, fand aber keine. Dann fiel mein Blick auf den Wecker auf dem Schreibtisch. Es war bereits gegen Mitternacht, also selbst in den Ferien zu spät, um noch nach Hause zu kommen ohne Hausarrest zu riskieren. Und darauf hatte ich im Moment wirklich keine Lust, gerade in den Ferien war er einfach nur ätzend.
Ich fluchte innerlich und lächelte dann verkrampft, während ich leicht nickte. »Kann ich eben duschen?«
»Ja klar, Handtücher sind im Bad«, erwiderte sie freudig und deutete auf eine Tür, die wohl zum Bad führte.
Ich flüchtete regelrecht hinein und schloss hinter mir ab. Sie sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, mir Gesellschaft zu leisten. Ich brauchte dringend etwas Abstand von ihr.
Ich entledigte mich des Shirts und der Socken und stieg dann in die Dusche. Kaum berührte der erste Wasserstrahl meinen Körper, schlug ich mit der Faust gegen die Wand, während eine Träne aus meinen Augen hervorquoll. Ich spülte sie einfach weg, genauso wie die Folgenden.
Mich holte das schlechte Gewissen ein. Nicht etwa, weil ich mir eine andere Frau vorgestellt hatte, während ich mit June geschlafen hatte, sondern weil ich mit ihr etwas getan hatte, das immer für Marie vorgesehen war.
Während ich mich einseifte und wieder abduschte, versiegten die Tränen. Ich hatte es geschafft mir einzureden, dass so etwas zwischen Marie und mir sowieso nie passiert wäre. Dafür hatten wir es beide viel zu gern härter. Ein fader Beigeschmack blieb dennoch.
Nachdem ich fertig geduscht hatte, zog ich mein Shirt und die Shorts wieder an, bevor ich zu June ins Bett stieg. Es war mir nur recht, dass sie schon fast eingeschlafen war. Dann wollte sie wenigstens nicht noch kuscheln. Das hätte ich nicht ausgehalten.
»I fell in to a burning ring of fire
I went down, down, down
And the flames went higher
And it burns, burns, burns
The ring of fire
The ring of fire«
Johnny Cash – Ring of Fire