»Es ist alles negativ«, murmelte ich in die uns umgebende Dunkelheit. Wir waren irgendwann ins Bett gegangen, ohne noch einmal über die Ergebnisse zu reden. Der Abend war zwar schön und ruhig gewesen, doch ich wollte, dass wir endlich darüber sprachen.
»Das klingt doch gut.« Peter zog mich fester an sich und küsste meinen Nacken. Dicht an meiner Haut fragte er: »Soll das heißen, du willst jetzt doch?«
Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und noch bevor ich nickte, wanderten seine Hände bereits über meinen Körper. Langsam wanderte eine von ihnen zu meiner Hose, schlich sich hinein und streichelte mich. Von hinten drückte sich sein Körper an mich, rieb sich an mir.
Ich merkte, wie sich langsam mein Kopf ausschaltete und ich nur noch die Berührungen genoss. Ja, das hier war gut! Genau so sollte es sein. Ich wollte mehr davon, wollte den schalen Beigeschmack loswerden, wollte die schlechten Erinnerungen durch schönere ersetzen.
Peter holte mich mit einem leichten Biss in meinen Hals aus der Trance. Leise raunte er in mein Ohr: »Was willst du zuerst ausprobieren?«
»Was ist schöner?« Ich drehte mich auf den Rücken, um ihn ansehen zu können.
Er kletterte direkt auf mich und setzte sich auf. Ganz leicht rieb er sich an mir. Ich schluckte kurz, versuchte, nicht an das letzte Mal zu denken, als er so über mir gesessen hatte. »Ich weiß nicht, was du schöner findest.«
»Was findest du denn schöner?« Ich biss mir auf die Lippe. Nein, nicht daran denken!
Mit einem Finger strich er sanft darüber, damit ich sie wieder losließ. »Kann es sein, dass du Zeit schindest? Wir müssen das nicht tun, wenn du nicht willst. Wir können auch einfach Kondome nehmen. Oder es für heute ganz lassen.«
»Ich will, aber ... Ich bin nervös«, flüsterte ich. Natürlich wusste ich, dass es albern war, es würde nichts weiter passieren. Es war ein einmaliger Fehler gewesen. Es würde sein wie immer. Nur schöner – wenn ich ihm glauben durfte. Es gab also nichts, wovor ich Angst haben musste.
Peter lächelte zärtlich zu mir herunter und streichelte über meinen Bauch. »Dreh dich auf den Bauch, Süßer. Du bist viel zu angespannt.«
Während er sich erhob, damit ich seiner Aufforderung Folge leisten konnte, zog er meine Unterhose herunter, wobei er ganz leicht über die Innenseite meiner Beine streichelte. Als er meine Hose ausgezogen hatte, küsste er meine Erektion, bevor ich mich umdrehte. Danach setzte er sich wieder auf meine Beine und streichelte und massierte meinen Rücken und Po.
Genüsslich schloss ich die Augen und ließ mich fallen. Ja, so sollte er weitermachen.
Ganz am Rande bemerkte ich, dass er noch einmal aufstand, um sich selbst seiner Hose zu entledigen. Danach setzte er sich wieder und rieb sich erst vorsichtig, dann immer fordernder an mir. Mittlerweile hatte er Gleitgel an den Fingern und bereitete mich vorsichtig vor. Immer wieder entlockte er mir wohlige Töne.
»Komm ein Stück hoch«, hörte ich irgendwann seine raue Stimme. Seine Hände dirigierten mich so, dass er ganz vorsichtig in mich eindringen konnte. Immer wieder hielt er kurz inne um seinen Atem zu beruhigen, das alles noch etwas hinauszuzögern.
Doch auch mir taten die Pausen gut. Peter hatte recht, es fühlte sich anders an. Ob wirklich besser, konnte ich nicht sagen, aber auf jedenfalls anders. Dennoch sorgten die abfallende Anspannung nach der Nervosität und die lange Pause dafür, dass es schwer war, nicht gleich bei der ersten Berührung dem Orgasmus nachzugeben.
Trotz der Pausen half er bei mir recht schnell nach. Als er kam, spürte ich eine angenehme Wärme, die sich in mir ausbreitete. Fuck, das fühlte sich gut an! Nach einem weiteren Streich seiner Hand folgte ich ihm. Schwer atmend ließ er sich auf mich fallen.
»Sorry, das war einfach zu gut«, murmelte er nach einem Moment.
Ich grummelte nur zustimmend und schloss die Augen. Das Gefühl, wie Peter langsam in mir erschlaffte, war unglaublich schön. Mit Kondom wäre das nie möglich gewesen.
Er schien dasselbe zu denken, denn er flüsterte leise: »Darf ich so einschlafen?«
Ich antwortete nicht, sondern drehte nur leicht den Kopf, was er zum Glück verstand und mir entgegenkam. Nach einem kurzen Kuss kuschelte ich meinen Kopf ins Kissen und schloss die Augen. So war es schön! Ich war glücklich und befriedigt. In meinem Kopf gab es keine schlechten Gedanken mehr. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn wir ewig so liegen geblieben wären.
Ich war schon fast eingeschlafen, als Peter unruhig wurde. Verschlafen öffnete ich die Augen. »Was los?«
»Sorry. Wollte dich nicht wecken. Mir wird kalt und ich muss aufs Klo.« Er erhob sich von mir, was ich mit einem unzufriedenen Laut quittierte. Leise lachte er. »Kommst du mit ins Bad?«
Vehement schüttelte ich den Kopf. Nein. Ich fand den Gedanken zu schön, einen Teil von Peter weiterhin in mir zu haben.
Dieser schien meine Gedanken zu lesen, denn ich spürte ein Lächeln, als er sich meine Wirbelsäule herunter küsste, bis er am Steißbein ankam und ich leicht die Backen zusammenpresste. »Irgendwann musst du wieder auf Klo. Du kannst es nicht ewig in dir behalten.«
»Aber ich kann es versuchen«, murrte ich.
Mit einem leisen Lachen und einem sanften Klaps auf meinen Po verließ er das Zimmer.
Nach einigen Minuten kam er wieder. Er setzte sich neben mich und drehte mich vorsichtig auf den Rücken. Ich half ihm und legte mich um. Ich lag nun zwischen seinen Beinen, den Kopf auf seinem Oberschenkel gebettet. Verliebt lächelte er auf mich herunter.
Ich erschrak, als ich etwas Nasses an meinem Bauch spürte. Ein kurzer Blick sagte mir, dass er mich sanft mit einem Waschlappen sauber machte.
Schmunzelnd stellte er fest: »Hmm. Du hast es dir wirklich aufgespart, die letzten Wochen, oder? Schade, ich hätte auch nichts dagegen gehabt, das von dir zu bekommen.«
»Nicht mehr heute. Bin zu fertig«, nuschelte ich. Diese Schwere konnte ich wirklich genießen.
»Nein, nicht mehr heute.« Seufzend ließ er sich nach hinten gegen das Kopfteil fallen. Zärtlich streichelte er über meinen Oberkörper, während er zu überlegen schien. Unvermittelt fragte er: »Willst du es öffentlich machen?«
»Was?! Wie kommst du darauf?« Sofort war ich hellwach. Hatte ich irgendwas in die Richtung angedeutet? Nicht, dass ich wüsste.
»Weil ich glaube, dass du recht hast. Es wird auffallen, wenn ich plötzlich keinen Besuch mehr im Hotelzimmer hab. Und selbst bei dir wird schon geflüstert, warum du auf einmal niemanden mehr abschleppst.« Wieder seufzte er, während ich ihn etwas verwundert ansah. Sprach tatsächlich diesmal er das Thema an? »Also bleibt nur weitermachen oder veröffentlichen, oder?«
Ich drehte leicht den Kopf und küsste ihn auf den Oberschenkel. »Ist das so schlimm für dich? Was wäre dir denn lieber?«
»Ich möchte dich ungern teilen.« Noch immer streichelte er mich geistesabwesend, während er zur Decke starrte. »Aber wie schon gesagt, ich kann scheinbar auch nicht ohne Frauen. Und ich will nicht, dass du dich benachteiligt fühlst. Anderseits würde ich das von vorhin so gerne noch viel häufiger wiederholen. Ich weiß es einfach nicht.«
»Mhm.« Ich nickte leicht, dachte meinerseits nach. Ich konnte noch immer nicht wirklich nachvollziehen, warum es für ihn so schwer war. Vielleicht konnte er mir das erklären? »Warum stört dich der Gedanke so sehr, dass ich mit jemand anderem schlafe?«
»Ich hab Angst, dich an einen anderen zu verlieren.«
Leicht schmunzelte ich. Es war irgendwie süß, dass er sich so unsicher war. Dann fiel mir seine Wortwahl auf. »Warum nur an einen anderen? Warum nicht eine andere?«
»Du wirst kalt.« Er zog die Decke über mich. »Ich wollte dich nicht beleidigen. Es ist nur ... Keine Ahnung. Ich wunder mich mittlerweile, dass ich nicht mitbekommen habe, dass du auf Männer stehst. Ich will nicht abstreiten, dass du bi bist, aber ich kann mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, dass du mal mit einer Frau glücklich werden könntest. Aber du könntest sicher einen besseren Mann finden als mich. Jemand, der nicht so verkorkst ist, mit dem nicht alles so kompliziert ist, der ...«
»Hör auf!«, forderte ich. Beruhigend streichelte ich ihm über den Oberschenkel, drückte einen Kuss darauf. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich keinen anderen will. Und was Frauen oder Männer angeht: Ich hab da nicht wirklich Präferenzen. Dass ich vorher keine Freundin hatte, hatte nur damit zu tun, dass nicht die Richtige dabei war. Und ich erst letztes Jahr gelernt habe, dass man nicht unbedingt immer monogam leben muss. Ja, ich weiß, du willst es nicht hören, aber das war nun mal bisher der Grund, weshalb ich keine Beziehung eingegangen bin und auch gar nicht danach gesucht habe.«
Wieder schwieg Peter lange. Ich konnte nur deshalb sicher sein, dass er nicht schlief, weil er mich noch immer unter der Decke streichelte. Vermutlich dachte er nach.
Ich ließ ihm die Zeit und streichelte über die Teile seines Beins, an die ich bequem rankam.
»Du bleibst also dabei: Du möchtest die Beziehung nicht öffentlich machen und sie stattdessen lieber öffnen?«, fragte er nach einer Weile.
Leise bestätigte ich. Ich hatte Angst, wie er reagierte.
Er seufzte und streichelte über meinen Kopf. »Ist gut. Ich weiß auch nicht, ob ich sie unbedingt öffentlich machen wollen würde.«
»Das heißt, es ist für dich okay?« Verwundert hörte ich auf, ihn zu streicheln, und sah zu ihm auf.
»Ja. Aber so ganz wohl ist mir nicht dabei. Ich hab einfach nicht so viel Vertrauen wie du. Isaac, ich hätte eine Bitte an dich.«
Ich hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu, sondern rappelte mich auf, um ihn zu küssen. Doch er hielt mich sanft zurück. Daher nickte ich zum Zeichen, dass ich sie mir anhörte.
»Wenn es für dich keinen Unterschied macht, ob du mit einem Mann oder einer Frau schläfst, wäre es dann für dich okay, wenn wir es erst mal nur auf Frauen ausweiten? Ich ... ich würde mich dann sicherer fühlen.«
Einen Moment stockte ich. Konnte ich mir das vorstellen? Ich tat mich erstaunlicherweise etwas schwer damit. »Ich weiß nicht ... Du hast doch selbst gesagt, dass ich nicht tun muss, als wäre ich hetero.«
»Ich will nicht, dass du so tust, als wärst du hetero. Ich will nur nicht, dass du mit anderen Männern schläfst. Wäre das okay?« Sanft streichelte Peter mir über den Rücken. Er sah wohl die Enttäuschung in meinem Gesicht. »Zumindest am Anfang. Ich ... ich muss mich erst mal daran gewöhnen. Bitte.«
»Es geht nur um Sex? Also flirten wäre okay? Und Fummeln? Küssen?« Er hatte mit jeder Frage sein Gesicht weiter verzogen, sodass ich mir sie auch hätte selbst beantworten können.
»Flirten ist völlig okay. Fummeln und küssen find ich nicht so toll.« Er zog mich fest an sich, küsste meinen Hals und streichelte meinen Rücken. Dann senkte er den Kopf. »Ich kann den Gedanken kaum ertragen, dass dich ein anderer anfasst. Es tut mir leid.«
Ich machte mich etwas aus seinem Griff los und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken. »Aber du meinst, du kannst dich an den Gedanken gewöhnen? Bei Frauen stört er dich nicht?«
»Nicht so arg, nein. Vermutlich, weil es für mich wirklich etwas ganz anderes ist, mit einem Mann oder einer Frau zu schlafen. Aber vielleicht ... Wenn ich mich daran gewöhnt habe, dass du mit Frauen schläfst, vielleicht ist es dann nicht mehr ganz so schlimm, wenn du auch mal mit einem Mann was hast.«
So wie er redete, wurde mir bewusst, dass es für ihn schon nicht einfach war, das Zugeständnis zu Frauen zu machen. Ich beschloss, ihm ebenfalls entgegenzukommen. »Okay. Erstmal nur Frauen. Und mit Männern nur flirten. Aber! Wir reden dann vor der nächsten Tour nochmal darüber. Diesmal dann ohne hinauszögern.«
»Ist gut.« Er lächelte mich versöhnlich an.
Erleichtert, dass wir es endlich geklärt hatten, küsste ich ihn stürmisch.
Ein paar Mal ging das hin und her, bis er mich fest an sich zog. »Dann muss ich dir aber doch noch die Zimmerregeln der Band erklären.«
Er erklärte mir, dass auf Tour immer zwei Bandmitglieder gemeinsam in einem Zimmer schliefen, so wie es auch schon in Springfield der Fall gewesen war. Wenn jemand ein einzelnes Zimmer wollte, hatte er mit seinem Zimmerkameraden abzuklären, wie das bezahlt wurde. Er hatte es mit Luke immer so gehalten, dass derjenige, der sich einen One-Night-Stand suchte, auch das zweite Zimmer bezahlen musste. Wenn beide einen hatten und keiner zu seinem nach Hause ging, teilten sie die Kosten auf. Ich fand das eine faire Regelung und wir beschlossen, es so beizubehalten. Wie wir das alles für zu Hause handhaben wollten, würden wir nach der Tour besprechen und abhängig davon, wie es sich währenddessen entwickelte.
Nachdem wir alles geklärt hatten, zog mich Peter wieder in eine liegende Position und schloss mich fest in die Arme. »Vielleicht finden wir ja auch eine, die uns beiden gefällt. Was meinst du?«
»Mhm, gern. Aber erst mal muss ich doch auf Klo.« Ich befreite mich von Peter und kletterte aus dem Bett.
Als ich wieder kam, zog ich meine Unterhose wieder an und kuschelte mich dann an ihn.
Er küsste mich aufs Ohr und raunte dann: »Keine Sorge, morgen bekommst du neues. Und dann will ich auch welches von dir, hast du verstanden?«
»Ja. Lass uns die Zeit bis Donnerstag nutzen.« Bekräftigend nickte ich. Wenn wir uns so nahe waren, würde ich das Missgeschick an Daves Geburtstag bald völlig vergessen.
»Du hast Beine, die Säulen deiner runden Pracht,
deine Beine sind ganz speziell für dich gemacht.
Süßer Käfer, dein Sex-Appeal der haut mich um.«
Klirrfaktor – Zauberstab