(Dies ist der abgebrochene Anfang eines zweiten Buches. Der Versuch verfügt nur über 3 Kapitel, und wurde wegen Zeitmangels aufgegeben.)
Halt die Klappe! Ruhe!
Das ist es, was vage durch sein schlafendes Bewusstsein rauscht, und offenbar kommt es bei den Umstehenden an. Die Soldaten leuchten nur in sein schlafendes Gesicht. Tränen fließen ihm herunter, doch er wehrt sich verzweifelt gegen das Erwecktsein.
Etwas unfassbar Wichtiges muss er noch zu Ende schlafen.
Er fühlt ein zuerst sachtes, dann heftigeres Rütteln an seiner Schulter, aber mit dem Traum ist er noch nicht fertig. So sind seine Augen schwer umdüstert, als er die Lider aufklappt.
Eine wunderbare Zartheit ging durch den Raum, allein geschaffen durch das Traumabbild Luisas, das den merkwürdigen Gestank nach Leder, Kampf und Schweiß für eine kurze Zeit von ihm fern hält.
„Was ist denn?“ Lysander blinzelte den Unteroffizier der Himmelsgarde unwillig an und schob das Federbett von sich. Brachte sich in eine sitzende Position, die Arme auf die Knie gelegt, sich einen Moment das Gesicht reibend.
„Verzeiht, Herr, aber..“
„Was?“
„Äh, die... der Weltenlenker.., ich meine...“
„Der Weltenlenker bin ich“, gab er mürrisch zur Antwort.
Nicht, dass er sich um den Posten im Himmelsoktogon gerissen hatte, aber nach der Offenbarung des Verrats seines Vorgängers und der Niederschlagung seines militärischen Aufbegehrens, hatte ihm sein Vater den Posten einfach übertragen und sich in die elysischen Gefilde zurückgezogen, nicht ohne ihm den Berg von Arbeit aufzuladen, das ganze durcheinandergeratene himmlische Gefüge wieder in Ordnung zu bringen. Die Ergebnisse waren mangelhaft. Die Menschen ebenso wie die irdische Instanz, die unten eingesetzt war, hatten sich viel zu sehr an die Fehlinterpretationen gewohnt, der Jahrhunderte lang falsch übermittelt wurden.
Die Bürokratie ein undurchdringlicher Wust, unten wie oben.
So fand er sich permanent überarbeitet und in Sehnsucht nach seiner Walküre Luisa im fernen Asgard, mit der er eine kulturübergreifende Fernbeziehung führen musste. Ein Bruch mit den Konventionen, immerhin geduldet von Odin auf der einen Seite des Himmels, und seinem Vater auf dieser Seite.
Nur, leider klappte das da unten auf der Erde mit den kulturübergreifenden Beziehungen nicht so, was auch etwas war, woran er arbeiten musste.
„Das weiß ich, Herr“, der Unteroffizier verneigte sich, „Verzeihung. Aber der Abgesetzte hat etwas gestohlen.“
„Hier oben?“ Lysander riss die Augen auf.
Alle Soldaten nickten rüstungsscheppernd.
„Und was?“ Lieber Gott, musste er diesen Hohlbratzen alles aus der Nase ziehen?
„Die heilige Lanze, Herr.“
Er stöhnte gereizt auf und sprang auf die Füße, nur um sich um sich selbst zu drehen, beim Versuch, sich anzuziehen.
Die Heilige Lanze.
Auch das noch.
Er musste seinen Vater anrufen, kramte halb in die Hosen gestiegen nach seinem Handy und stürzte vornüber zurück aufs Bett.
Schwer atmend hielt er inne.
Vielleicht wäre es besser, den vorerst nicht damit zu behelligen?
„Gibt es Spuren?“, er stand wieder auf, besann sich zur Ruhe und schlüpfte in ein Hemd.
„Ja, Herr. Es scheint, als habe er Hilfe gehabt.“
„Hilfe?“
„Nun, wie soll ich sagen? Es sieht so aus, als habe ihm dieser Gott Loki dabei geholfen.“
Ärger stieg in ihm auf. Luisa hatte so etwas Mal angedeutet. Dass man sich auf den nicht verlassen konnte, dass er aus purer Langweile einen Ärger machte, der Ragnarök herauf beschwören konnte.
Er fand sein Handy neben den Schuhen vor der Kommode und wählte sofort durch. Die Soldaten schickte er mit einem Wedeln der Hand vor die Tür, und eben als sich die elfenbeinene Schiebetüre schloss, nahm seine Liebste am anderen Ende der Kulturen das Gespräch an.
„Ly, was ist denn? Wir haben hier oben ziemlichen Stress.“
„Ihr auch?“
„Ja, es sieht so aus, als wäre hier eingebrochen worden.“
„In Valaskjalf?“ Er spähte in einen silbernen Trinkpokal und stürzte den Rest Wein vom Vorabend herunter.
„Ja, verdammt!“ Im Hintergrund hörte er Summen und Murmeln.
„Was ist gestohlen worden?“
„Es sieht aus, als habe jemand Loki entführt.“
„Großer Gott“, er rieb sich die Stirn.
„Welcher? Ich habe wirklich keine Zeit, Schatz. Wir müssen....“
„Luisa, ich bin auch nicht hingerissen von diesem nächtlichen Ereignis. Aber wir müssen reden. Was hier oben geschehen ist und das bei euch, hängt zusammen.“
„Okay, warte. Kannst du hochkommen? Soll ich kommen?“
„Ich gucke mir erst einmal an, was passiert ist. Dann setzen wir uns zusammen.“