»Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.« ~ Mikail
„Komm raus!“, fluchte die junge Frau.
Mikail hob die Hände und schälte sich vorsichtig aus dem Gebüsch: „Entschuldigung. Könnten Sie mir -“
Die Frau sprang erschrocken zurück und schlug mit einem brennenden Holzscheit nach ihm. Das Holzstück pfiff ein gutes Stück von ihm entfernt durch die Luft, aber er spürte die Hitze trotzdem und wich zurück.
„Oh. Entschuldigung“, sagte die Frau, als sie ihn als Mensch erkannte. Sie warf den Holzscheit in das Lagerfeuer zurück, dessen Licht ihn erst angelockt hatte.
Mikail räusperte sich, die Hände immer noch auf Höhe der Ohren: „Könnten Sie mir sagen, wo ich bin?“, wiederholte er seine Frage.
Die Frau sah sich um. Sie war jung, erkannte Mikail nach dem ersten Schreck. Das auffälligste waren vielleicht ihre langen, blonden Haare. Außerdem war sie blass und dürr.
„Ich weiß nicht, wo wir sind“, sagte sie leise.
Mikail ließ langsam die Hände sinken: „Hast du ein Handy?“
Die Frau lachte trocken und klopfte ihre Kleidung ab, die nur aus einer Unterhose und einem BH bestand. Mikail kam sich ein wenig so vor, als sollte er besser die Augen abwenden.
„Wo sollte ich ein Handy verstecken?“
„War nur eine Frage“, murmelte er.
Sein Blick glitt über ihre Arme, wo etwas blau leuchtete.
„Du hast auch diesen Stein im Arm, ja?“, fragte er und sprang vor, um sich ihren Arm zu schnappen: „Sie gehören nicht in unsere Körper, aber hier, siehst du, dass sie eine Symbiose mit unserer Haut eingegangen sind? Wie ein Parasit, der sich perfekt anpasst, wobei wir noch herausfinden müssen, ob sie parasitär sind oder vielleicht doch nützlich -“
Die Frau entriss ihm ihren Arm: „Wer bist du?“
„Mikail“, sagte Mikail und trat verlegen ein, zwei Schritte zurück: „Tut mir leid.“
„Es tut dir leid, dass du Mikail bist?“, fragte die junge Frau überrascht.
Mikail wusste nicht mehr genau, was er gemeint hatte und mache eine Geste zwischen Nicken und Schulterzucken.
Die Frau starrte ihn an. Als er gerade überlegte, ob er mit der Hand vor ihrem Gesicht winken sollte, streckte sie eine Hand aus und sagte: „Foxy.“
Mikail rang sich ein Lächeln ab: „Mikail.“
„Ich weiß.“
„Oh. Ja, stimmt.“
Sie wanderten zusammen über die Wiesen, am Waldrand entlang. Immerhin gab es außer ihnen vielleicht keine anderen Menschen, und Mikail wollte nicht allein in dieser fremden Welt sein. Immerhin gab es hier Dinosaurier.
„Und du hast die Beeren einfach gegessen?“, fragte Foxy gerade, nachdem er die Reste ihres Fleisches höflich abgelehnt hatte.
Er nickte: „Wieso nicht?“
„Und wenn sie giftig gewesen wären?“, fragte die junge Frau.
Mikail kratzte sich am Kopf: „Diese Dinosaurier haben sie auch gefressen.“
Foxy gab ein Stöhnen von sich: „Dinosaurier haben vielleicht andere Mägen als wir!“
„Oh. Ja, stimmt! Glaubst du, sie haben mehrere Mägen, so wie Kühe? Wenigstens die Pflanzenfresser, sie -“
„Die Mägen von Dinosauriern interessieren mich herzlich wenig“, unterbrach Foxy ihn: „Außer, es geht darum, wie wir nicht in ihnen landen!“, und stapfte voran.
„Aber es ist doch faszinieren!“, murmelte Mikail und beeilte sich, ihr zu folgen.
Ihr Ziel war zuerst einmal ein Strand, doch statt zu einem Gewässer führte ihr Weg sie schließlich bergauf. Hier erreichten sie einen grünbewachsenen Vorsprung an der Seite eines zerklüfteten Berges. Zu zwei Seiten fiel der Vorsprung zu einer steilen Klippe ab, an einer Seite erhob sich die Felswand und nur von der vierten aus konnte man den Platz über einen schmalen Weg erreichen. Sie thronten ein wenig über den Baumwipfeln und hatten eine gute Aussicht auf die hügeligen Wiesen zu einer Seite.
An der einen offenen Seite, gegenüber zu dem Weg, lag eine tiefe Schlucht und auf der anderen Seite erhob sich ein neuer Berg. Doch gegenüber von der Felswand führte das Gelände durch dichten Wald zu einem Fluss, der in einiger Entfernung glitzerte.
„Was soll das heißen, wir bleiben hier?“, fragte Foxy spitz.
„Das ist ein perfekter Platz“, bestand Mikail: „Wir sind auf sehr weite Entfernung zu sehen, also wenn es Menschen gibt, werden sie uns finden. Außerdem sind wir hier sicher vor -“
„Ich will aber nicht hier bleiben!“, fluchte die junge Frau und spähte vorsichtig und Richtung des Abhangs: „Ich will nach Hause!“
Mikail kratzte seinen stoppeligen Bart: „Du erinnerst dich noch an Zuhause?“
Foxy sah ihn mit offenem Mund an, dann gestand sie: „Nein. Aber ich weiß, dass es nicht dieser Ort hier ist!“
„Bis wir wissen, wie wir hier weg kommen, sollten wir dafür sorgen, dass wir nicht gefressen werden“, brummte Mikail: „Sag mal, stimmt irgendwas mit dem Abhang nicht?“
Die junge Frau war bis an die Felswand zurück gewichen: „Ich hab Höhenangst!“
Mikail schloss einen Moment die Augen: „Na klar. Das musste ja sein.“
Foxy guckte ihn grimmig an, als er die Augen wieder öffnete.
„Hör zu“, begann er: „Ich habe eine Idee. Du holst uns ein paar Stöcke von unten und ich sorge dafür, dass hier ein Zaun hinkommt, ja? Dann brauchst du keine Angst mehr zu haben.“
Foxy blickte ihn misstrauisch an: „Kannst du denn Zäune bauen?“
Mikail zuckte mit den Schultern: „Mal sehen.“
„Und wenn ein Dinosaurier kommt?“, fragte sie ihn.
Er lächelte zuversichtlich: „Ich habe von hier oben alles im Blick. Du hältst dich am Waldrand. Wenn etwas sein sollte, warne ich dich.“
Sie nickte langsam und kletterte den Hang wieder hinunter. Mikail folgte ihr bis an den Rand des Abhangs und sah ihr nach.
Er war aufgeregt. Vor ihm erstreckte sich eine Welt, die vielleicht noch kein Mensch je gesehen hatte. Und er hatte nun die Gelegenheit, sie zu erforschen! Im Kopf legte er sich zurecht, was er brauchen würde: Eine Basis, die hatten sie jetzt.
Waffen, um sich zu schützen. Und vielleicht ein Gehege, um Dinosaurier hineinzutreiben und zu erforschen.
Er fröstelte. Und Kleidung. Kleidung durfte nicht fehlen.