Die Gretl kannte Josef schon seit seiner Kindheit und hatte sichtlich Freude daran, ihn zu bewirten.
"Da Michl hält große Stücke auf di, Sepp! Was si zur Zeit am Seeufer tuat, des is nimmer in Ordnung! Da muaß was gscheh`n! Und du bist der Oanzige, der da wirklich was bewirken kunnt... Aber jetzt greif erst amoi zua!"
Josef tat, wie ihm geheißen, und ordnete, da man mit vollem Mund bekanntlich nicht spricht, ein Wenig seine Gedanken.
"Die Jansen-Baustelle..." meinte er schließlich. "Ihr seid`s net die Oanzigen, denen die im Magen liegt. Das sich der Normalverbraucher da verarscht fühlt, is jetz net grad a Wunder! I hätt mi scho amoi a Bissl umgschaut, dort, aber i Depp hab mi derwischen lassen und i bin net nur der Baustelle verwiesen wordn! Der Jansen hat mir sogar übern Buagamoaster ausrichtn lassen, dass er mi beim nächsten Versuch, auf sein Gelände zu kommen verklagen wird. I bin ja nur Privatperson, weil I nur vom Heimatverein und net von amtlicher Seite beauftragt worden bin. Deshalb hat meine Anwesenheit dort nur privaten Charakter und is somit ungesetzlich..."
"Aber wennst du mit mir fischen foahradst... i moan jetz, angenommen du begleitest mi auf an Fischzug zum Beispiel... rein aus Gaudi, weil des is ja deine Sache, wie du dei Freizeit verbringst, und du hast zufällig dei Spiegelreflex dabei... Wennst du geignete Fotos machst, vom Boot aus... und diese Bilder mir gibst, könnte man sie übern Fischereiverband für eine Anzeige verwenden. Dann käme dein Name erst wieder ins Spiel, wenn du offiziell mit einer Expertise beauftragt wordn bist...oder? Die Anzeige samt Bildern käme ja dann vom Fischereiverband..."
"Du bist vielleicht ein Schlitzohr, Michi!"
"Ja hast leicht glaubt, die Oidn san deppat? Mia wissen uns a zum Wehrn, wenn uns amoi der Krogn platzt... und des braucht eh was, bis des passiert!"
"Da hast allerdings Recht! Dir kann i´s ja sagn, Michi: I hab grad vorhin a unangenehme Diskussion mit mein oidn Herrn ghabt. Den sei "Des kriagn ma scho-Politik" hat uns ja diesen Jansen und diverse andere "Geschäftsleute" gebracht! Dass i des gschissene Stadtinger-Deutsch zu Hause net verwenden soll, wie die "Zuagroasten!" Aber dass genau soiche Typen von seiner Politik angezogen werden, des hat der, glaub i, wirklich net begriffen!"
"Geh! Seppi! Da tuast eahm unrecht! Er hat halt immer versuacht, an Jeden zu helfen!"
"Ja genau! Dank seiner Fürsprache bei die verantwortlichen Gremien san ehemalige Grünflächen in Bauland umgewidmet wordn, der Jansen und Konsorten hätten doch niemals sovü Gründe kauft, wenn des nur nasse Wiesen gwesn wären."
"Des stimmt scho Sepp! Aber angfangen hats scho damit, dass er für seine Leut dahoam im Mondseeland agiert hat. Und damals, wia sich der Dornbauer im Wald darennt hat, da san die Schweine von da Bank scho in die Startlöcher gstandn und wolltn ihr und ihre vier Kinder den Hof wegnehma! Wenn da dei Vater net seinen Einfluss geltend gmacht hätt, und eine Umwidmung der Gründe nicht in Aussicht gstellt wordn wäre, dank seiner Fürsprache, dann wär die über´d Nacht im Freien gstand´n! So hat der Jansen mit einer Blitzüberweisung der Dornbäurin aus der Misere gholfen, weil er mit der Umwidmung der Gründe spekulieren hat können. Und dass sich dein alter Herr jemals dabei bereichert hätte, wenn er seine Wähler befriedigen wollte, des glaubst ja selber net. Sein einziges Vergehen is, dass er in seiner Guatheit auf oamoi für jedes Schlitzohr da war und die Kontakte hergstellt hat. Die Gelder oder Jagden oder Segelturns, die san hinter deinem Vater geflossen. Darauf hat der gar koan Einfluss mehr ghabt! So schaut´s aus!"
"Wia gehts euch denn in Innerschwand mit de Zuagroasten?"
" Im Großn und Ganzn ganz guat! San a a paar recht honorige und spendable dabei. Die meisten woll´n einfach wirklich hier leben und fügen sich innerhalb kurzer Zeit in die Gemeinschaft ein. Woaßt, unser Jugend da, de is großartig! Die junga Leut respektieren die Alten und umgekehrt, was sehr wichtig ist. Die Jungen helfen zsamm, wie mir des früher gmacht ham! Wenn da Oaner Häusl baut, helfen eahm alle. So wie´s schon immer war. Mir ham auch keine Probleme mit Nachwuchs bei der Feuerwehr und der Wasserrettung und auch da finden sich mittlerweile ehemalige Zuagroaste.
Aber so mancher Stadtinger begreift einfoch net, dass diese Einsatzkräfte in unserer Gemeinde alle ehrenamtlich agieren! Freiwillig und dass sie ihre Ausrüstung auch über die Einkünfte bei Zeltfesten, wo sie ebenfalls unentgeltlich arbeiten, finanzieren. Nicht ausschließlich, aber auch! Der zuagroaste Stadtinger steht auf dem Standpunkt, Hilfe durch Feuerwehr oder aber Wasserrettung stünde ihm zu, weil er ja eh Steuern zahlt! Dabei hab´m wir nur a freiwillige und koa Berufsfeuerwehr!
Statt auf das Fest zu gehn und a Bissl was zu konsumieren oder gar zu spenden, ruaft er dann bei grad mal fünf Minuten Zeitüberschreitung der Zeltfestmusik bei der Polizei an und erstattet Anzeige.
Mia hab´n erstklassige Leut bei der Wasserrettung. A wenn die Zentrale da in Loibichl und s´Boot im Seestüberl stationiert sind, werden die genauso zum Zellersee oder Wolfgangsee und weiter zu Hilfe gruaf´n und tauchen und suchen mit Sonar dort alles ab. Unser Feuerwehr is ebenso ein Paradebeispiel. Und jetzt stell dir vor, diese beiden Gruppen veranstalten abwechselnd jedes Jahr, ein einziges Fest, um ihre Kasse aufzubessern und dann steht zehn Minuten nach Ende der erlaubten Spielzeit bereits die Polizei da. Und der Hammer is des: Genau diese Zuagroastn Gemeindebürger, die hier absolut intolerant agieren, wollen im Falle von schweren Unwettern natürlich als Erste ihren Keller von der Feuerwehr ausgepumt hab´n! Wolln als Erste vom Wasserrettungsboot abgeholt werden, wenns es auf ihrer Luftmatratzen nimmer daruadern! Womöglich in dem Glauben, das stünde ihnen zu! Nach dem Motto: Ich zahl ja Steuern, also steht mir das zu! Das der Oane oder Andre Freiwillige da an dicken Hals kriagt, kann i verstehn. Aber im Großn und Ganzn, wia gsagt, kinn ma mit unserer Gemeinde und ihre Bürger zfriedn sein!
"Des gibts überall mit die Korrintenkacker und Anzeiger! Is aber Gott sei Dank nicht die Regel! Aber was du da übern Vatern g´sagt hast, Michl, des wirft a anderes... a Bissl a bessers Licht auf ihn... des war mir so net bekannt..."