„Hast du ihn schon gefragt?“ Hederas älteste Freundin klang nur dem Anschein nach ungeduldig, eigentlich schien Julia vielmehr amüsiert zu sein, und das bereits so kurz nach dem Aufstehen.
Hedera gab einen Laut von sich, fast wie das Schnurren einer Katze. „Natürlich nicht. Oder dachtest du, ich würde ohne euch anfangen?“
„Ich weiß nicht.“ Oktavia trat von rechts an ihn heran und schien ihn intensiv zu mustern. „Ich hätte mich an deiner Stelle wohl nicht zurückhalten können. Nicht, nach der gestrigen Vorstellung.“ Ihr verruchtes Lachen war wie Eiswasser, das sein Rückgrat hinablief, während unsichtbare Hände plötzlich durch seine Kleidung hindurch über seinen Oberkörper fuhren. Alexey schluckte den bitteren Geschmack in seinem Mund hinunter, der sich zu dem gewaltigen Knoten in seinem Magen gesellte, der sich dort schon seit Sonnenaufgang beharrlich weigerte, wieder zu verschwinden. Erst recht, wenn man bedachte, in welcher Gesellschaft er sich gerade befand – oder Valeria ...
„Geduld ist eine Tugend“, säuselte Hedera.
„Als ob du allzu tugendhaft wärst.“ Das kam von Aurelia, die inzwischen wieder recht ausgelassen wirkte, obwohl das Ritual ihr gestern nicht gerade wenig Kraft geraubt hatte. Leider nicht genug, um sie zu töten, oder das Miststück, das gerade mit einer ihrer unsichtbaren, magischen Hände bei seinem Schwanz angekommen war und fest zupackte, ohne dass es ihre Freundinnen mitbekamen.
Alexey musste ein aggressives Knurren unterdrücken, aber er konnte es nicht verhindern, dass sich sein ganzer Körper bei dieser dreisten Berührung noch mehr anspannte, was auch Oktavia nicht entging, die daraufhin so leise lachte, dass nur er es hören konnte.
Sein ohnehin kaum beherrschter Zorn wuchs noch um einiges an.
Kaum hatten sie das Frühstück beendet, wollten diese sadistischen Drecksstücke auch schon Spielchen spielen. Es blieb noch nicht einmal die Frage offen, wer ihr unglückseliges Opfer sein würde. Alexey wusste ganz genau, dass er nun für sein gestriges Verhalten während des Rituals geradestehen musste. Es war also auch Hedera nicht entgangen, wie sehr sich das Ritual von den anderen unterschieden hatte, blieb nur die Frage, wie viel sie von Valerias wahrer Natur mitbekommen hatte, und ob sie seine kleine Kriegerin dafür schon bald zur Verantwortung ziehen würde.
„Wieder einmal liegst du vollkommen richtig. Mit Tugendhaftigkeit kann ich nicht dienen, aber die wäre in eurer erlesenen Gesellschaft auch vollkommen verschwendet.“
Das brachte nun alle vier Frauen zum Lachen, bis Hedera in die Hände klatschte, um die Aufmerksamkeit der Sklaven zu erlangen: „Los! Schließt die Läden und Vorhänge! Sperrt jeden Funken Sonnenlicht aus und zündet ein paar Kerzen an, aber rasch!“
Dem geschäftigen Treiben nach zu urteilen kamen die Sklaven dem Befehl ihrer Domina umgehend nach, auch das benutzte Geschirr vom Frühstück wurde schnell abgetragen, und schon drang der Duft von frischem Bienenwachs in seine Nase.
Alexeys ganzer Körper spannte sich unwillkürlich noch weiter an, obwohl er es schon die ganze Zeit zu vermeiden versuchte, noch mehr Aufmerksamkeit auf seine innere Anspannung zu lenken. Die Unbehaglichkeit in Momenten wie diesen war ihm nicht fremd und scherte ihn schon lange einen Dreck, ebenso wenig wie Oktavias magische Hände auf ihm. Doch der Gedanke daran, was genau in diesem Augenblick seiner kleinen Kriegerin widerfahren könnte, während er hier zur Belustigung dieser Schlangen beitrug, ließ ihn beinahe die Fassung verlieren.
Zwar bedeckte seine Kleidung den Großteil seiner zerschnittenen Haut, sodass man das Zittern seiner angespannten Muskeln nicht gleich sah, dennoch mahlte er wütend mit seinen Kiefern, während seine Lippen kaum die gewaltigen Fänge verbergen konnten, die dahinter lauerten. Er hatte so eine Ahnung, dass es weniger sein Körper sein würde, der ihn letztendlich verraten könnte, als vielmehr der Ausdruck in seinem Gesicht.
Obwohl er schon seit dem Morgengrauen darum kämpfte, war es ihm bis jetzt noch nicht vollständig gelungen, seine Beherrschung wiederzuerlangen, die im Laufe der gestrigen Nacht enorm gelitten hatte und immer noch litt, da er Valeria nicht helfen konnte.
Nach allem, was passiert war ... nach all den schrecklichen Dingen, die sich sein Geist ausmalen konnte, war es wirklich nicht überraschend, dass er sich nicht beruhigen konnte. Allerdings umso mehr die Tatsache, dass Alexey bisher noch nicht einmal versucht hatte, die neuen Grenzen des ihm auferlegten Fluches auszutesten. Obwohl das für gewöhnlich das Erste war, das er tat, nachdem er ... nachdem Hedera ihre Klauen tiefer in ihn hineingetrieben hatte.
Nach einem Blutritual verlangte es ihn umso mehr danach, herauszufinden, inwieweit er noch Herr seiner eigenen Sinne war, oder ob es Hedera am Ende doch gelungen war, sich auch in sein Denken einzumischen, ohne dass er es mitbekommen hatte. Nichts wäre schlimmer als Ketten, die er nicht fühlen und dadurch auch nicht bekämpfen konnte. Doch gerade in diesem Moment hätte es ihm nicht gleichgültiger sein können. Alles, woran er dachte, war seine kleine Kriegerin und was er mit diesem verdammten Hurensohn anstellen würde, wenn er es denn könnte.
„Hinaus mit euch! Briseis, du ebenfalls. Ich rufe dich, sobald ich dich wieder brauche.“ Hederas Stimme riss ihn wieder aus seinen düsteren Gedanken.
„Sehr wohl, Domina.“
Die Türen wurden geschlossen und mit einem Mal breitete sich eine erdrückende Stille im Raum aus. Alexey konnte es zwar nicht sehen, aber er spürte den Blick jeder einzelnen der vier Frauen auf sich.
„Komm her und knie nieder.“
Ein kaum wahrnehmbarer Ruck ging durch seinen Körper, bevor Alexey sich in Bewegung setzte. Entweder hatte Hedera kaum Macht in ihre Worte gelegt, oder seine unfassbare Wut über Valerias Schicksal tobte so stark in ihm, dass er kaum etwas anderes zu spüren vermochte. Dennoch ging er gehorsam um die Liege herum, auf der Hedera lag, kniete sich vor ihr auf den Boden und beugte ergeben das Haupt.
„Nimm den Helm ab.“
Sein kurzes Zögern war zwar nur für ihn offen erkennbar, doch es war da, und das allein war schon eine merkwürdige Angelegenheit an sich. Es hatte ihn kaum Kraft gekostet, sich – wenn auch nur für den Bruchteil eines Herzschlags – gegen den Befehl aufzulehnen, ehe er zum Gehorsam gezwungen wurde.
Alexey nahm den Helm ab, hielt ihn aber auch weiterhin fest in seinen Händen. Dieser war für gewöhnlich der einzige Schild, den er gegen seine Umwelt, aber allen voran gegen Hedera besaß. Er verbarg seine Gefühle, wenn sein Gesicht es nicht konnte, doch nun hatte Alexey seinen Helm abnehmen, seinen Schild senken müssen, und es war schwer, seine Züge vollkommen reglos zu halten. Verdammt schwer sogar.
„Heb den Kopf und sieh mich an.“
Alexey gehorchte, während sein Herz wie wild gegen seinen Brustkorb hämmerte. Bleib ruhig. Sie wird es nicht erkennen.
Er blieb den Umständen entsprechend ruhig, obwohl Hederas schwarze Augen sein Gesicht prüfend musterten, vor allem die dunklen Nähte an seinem Mund.
Als sie sich jedoch vorbeugte und die Hand unter sein Kinn schob, um sich Valerias Arbeit noch gründlicher ansehen zu können, kam sein Herz ins Stolpern, und seine Finger schlossen sich fester um das Metall in seinen Händen.
„Du wirst mit jedem Mal besser.“
Ein Lob aus ihrem Mund war wie ein Becher voller Wein, der mit Gift versetzt war – man sollte dem vermeintlich wohlgemeinten Geschenk besser kein Vertrauen entgegenbringen, und das tat er auch nicht. Er vertraute niemandem mehr.
Hederas Hand glitt nach einer Weile des Schweigens zu seiner Wange. Ihr Daumen strich zart über die feuerroten Linien auf Alexeys Haut. Für einen Moment wurde ihr Blick abwesend, und dann konnte er es plötzlich riechen – ihr widerliches Begehren.
Vielleicht würde sie sich dieses Mal nicht so lange zurückhalten, bis seine Wunden vollständig verheilt waren?
Zu wissen, dass sie ihn nicht anrührte, während er in ihren Augen entstellt und seine Schönheit zerstört war, hatte ihm bisher immer ein paar Tage Ruhe geschenkt, in denen er die Geschehnisse des Rituals hatte verarbeiten können. Wenigstens so lange, bis die magisch zugefügten Wunden verheilt waren. Vor allem jene an seinem Mund schenkten ihm wertvolle Zeit, in der Hedera nicht nach seinen Küssen verlangte. Doch ihrem Geruch und ihrem Blick nach zu urteilen schien ihm dieses Mal nicht so viel Zeit vergönnt zu sein. Woran auch immer das liegen mochte.
„Sag mir“, sprach sie schließlich mit einem leisen Raunen in der Stimme, während sie ihm sanft über die Wange streichelte und all ihre Macht in ihre nächsten Worte legte, „vor ein paar Wochen, als ich dich bestrafen musste, hast du jemanden gedeckt, der dich verletzt hat. Wer war es? Wen hast du vor mir verheimlichen wollen?“
Alexey drohte das Herz in den ohnehin schon angeschlagenen Magen zu rutschen, während ein weiterer eiskalter Schauer seinen Rücken hinabjagte. Sofort presste er seine kaum verheilten Lippen aufeinander, um jedes Wort, das aus seinem Mund zu entfliehen versuchte, zurückzuhalten, doch ... keines wollte gegen seinen Willen über seine Zunge kommen. Er verspürte zwar den Zwang zu sprechen, doch der war so lächerlich gering, dass ...
Eine weitere Ahnung überkam ihn, doch ohne sie tatsächlich auf die Probe gestellt zu haben, wollte er dem trügerischen Gefühl der aufkeimenden Hoffnung in sich nicht nachgeben.
„Ich“, war schließlich seine zögerliche Antwort, die man ihm auch als Zeichen seines Widerstands anlasten könnte. Doch um Gewissheit zu haben, musste er etwas tun, dass er schon so viele Jahre nicht mehr gekonnt hatte: Er musste Hedera anlügen.
„Ich habe mir die Wunde selbst zugefügt.“ Es war zwar nur eine Halbwahrheit, da er Valerias Hand dazu gezwungen hatte, das Schwert zu führen, das ihn töten sollte, aber immerhin nicht die volle Wahrheit.
Hederas Augen weiteten sich für einen Moment vor Überraschung, bevor ihm untrüglich ihre Wut entgegenschlug.
„Du hast dich selbst verletzt? Warum?“ Ihr Tonfall war missbilligend. Ihr missfiel offensichtlich sehr, dass er es geschafft hatte, sich so stark selbst zu verletzen. Eigentlich sollte das nicht möglich sein. Nicht, nachdem sie ihm so ausgeklügelte und langanhaltende Befehle gegeben hatte, die genau das verhindern sollten.
„Weil ich lieber selbst tot wäre, als noch ein einziges Mal für dich töten zu müssen“, antworte Alexey eiskalt.
Vor dieser Nacht hätte er womöglich versucht, es zu umschreiben, um Hedera nicht unnötig zu reizen, wenn er schon so zur Offenheit gezwungen war. Doch nachdem, was er seiner kleinen Kriegerin auf Hederas Befehl hin hatte antun müssen, gab es nichts mehr, das ihn davon abhalten konnte, diesem elenden Miststück die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, wenn sie schon so vehement danach verlangte. Die brodelnde Wut in ihm machte Alexey unvorsichtig und aufrührerisch, doch er konnte nichts dagegen tun. Er konnte sich selbst kaum noch zügeln, obwohl er nach außen hin zu seinem Glück immer noch relativ kalt und gelassen wirkte.
Von irgendwo in seinem Rücken kam ein empörtes Keuchen.
„Wie frech! Ich hoffe, du lässt ihm das nicht durchgehen!“
„Geduld, Julia.“ Hederas Lächeln war im gleichen Maße so kalt wie ihre Augen. „Hab Geduld.“
Sie ließ ihn unvermittelt los und lehnte sich stattdessen wieder zurück. Machte es sich sogar auf ihrer Liege bequem, während sie Alexey nachdenklich betrachtete.
Es war zermürbend, darauf zu warten, was sie ihm sagen oder was sie tun würde. Was sie ihm befehlen und wem dieser Befehl schaden könnte. Doch Alexey bewegte sich nicht. Er wich noch nicht einmal ihrem Blick aus, sondern sah sie mit unverhohlenem Hass an.
„Gestern, bei unserem kleinen Ritual“, meinte sie plötzlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, „schien es mir, als wärst du mit sehr viel mehr Begeisterung bei der Sache gewesen, als das normalerweise der Fall war.“
Alexey versteifte sich bei ihren Worten noch mehr. Ihm war schon vorher bewusst gewesen, dass sie trotz des schwachen Lichtes gesehen haben musste, wie wild er am Ende über Valeria hergefallen war und wie wenig er sich hatte zügeln können.
Dass seine Bestie im Blutrausch so gierig wurde, war ihr wohlbekannt, nicht aber, dass er es auch schon vorher war, ohne von seinem Opfer getrunken zu haben. Von daher graute ihm vor der noch unausgesprochenen Frage, da er nicht wusste, ob er darüber wirklich lügen konnte, oder ob er sich das vorhin nur eingebildet hatte. Auf keinen Fall konnte er vor ihr zugeben, welche Leidenschaft Valeria in ihm geweckt hatte. Das wäre ihr Todesurteil!
„Sag mir: Hat es dir gefallen, über die kleine Sklavin herzufallen? Ich meine nicht über ihr Blut, sondern über ihren Körper?“
Der Knoten in Alexeys Magen schien plötzlich kalt wie Eis und ebenso schwer zu werden. Er würgte ihn beinahe, solche Ausmaße nahm er in seinem Körper an, und dennoch spiegelte sich nichts von seinem Unbehagen in seinem Gesicht wider. Stattdessen versuchte er das Gefühl zu ergründen, welches Hederas Befehl in ihm auslöste oder auslösen sollte, denn obwohl er ihr antworten musste, fühlte er sich nicht dazu gezwungen. Zumindest nicht so stark, dass er sich nicht mit etwas mentaler Kraft dagegen hätte auflehnen können. Es war also tatsächlich wahr. Trotz des erst kürzlich vollzogenen Blutrituals hatte Hederas Macht über ihn deutlich nachgelassen. Zumindest was die erzwungene Wahrheit aus seinem Mund anbelangte. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein, sonst würde sie ihn nicht zu diesen Ritualen zwingen.
„Nein“, antwortete Alexey mit nur einem Bruchteil an Verzögerung. „Ich finde keinen Gefallen daran, Frauen zu schänden.“ Wieder war es nur eine Halbwahrheit, denn bei Valeria zu liegen, hatte ihm letztendlich sogar viel zu sehr gefallen, obwohl er sich selbst bis ins Mark dafür verachtete.
„Seltsam. Dafür, dass es dir nicht gefallen hat, hast du sie ungewöhnlich innig gehalten und das schon vor dem Zeitpunkt, als du von ihr getrunken hast.“ Der Einwurf kam von Julia, doch Hedera nickte zustimmend. „Wie kam es dazu?“
„Das hatte vielerlei Gründe.“ Alexey blieb auch weiterhin ruhig. So sehr ihn das Thema auch aufwühlte, würde er es den anwesenden Frauen doch niemals zeigen.
Hedera hob eine Augenbraue. „Die da wären?“
„Zunächst einmal war die Sklavin nicht hinreichend betäubt. Ich musste sie festhalten, um das Ritual vollziehen zu können.“
„Unsinn! Sie schien sich nicht sonderlich gewehrt zu haben, als du ihr die Jungfräulichkeit geraubt hast.“ Das kam von Oktavia, die damit sogar Recht hatte, doch Alexey würde das niemals zugeben.
„Die Angst hat sie gelähmt, zudem war ich ... vorsichtig. Zumindest anfangs“, versuchte er Valerias Verhalten hinlänglich zu erklären, obwohl es natürlich ganz anders abgelaufen war.
„Ach wie süß, hattest du Angst sie zu verletzen?“, spöttelte Julia mit einem hämischen Grinsen.
Alexey konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht zu diesem widerlichen Drecksstück herumzufahren und sie wild anzufauchen. Stattdessen starrte er Hedera weiterhin ins Gesicht und sprach so tonlos wie möglich: „Ich hatte die Befürchtung, sie zu zerreißen, wenn ich nicht mit einem gewissen Maß an Vorsicht vorgegangen wäre. Ihr Körper ist von besonders zarter Natur.“
„Aber später hast du sie ohne Hemmungen genommen. Wo war da deine Vorsicht?“ Offenbar begann dieses Gespräch langsam in ein Wortgefecht zwischen Julia und ihm auszuarten, was nur gut sein konnte, so musste er erst recht nicht die Wahrheit sagen.
„Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Der Geruch ihres Blutes hat mich wild gemacht.“
„Und geil. Das war wirklich nicht zu übersehen.“
Dieses Mal konnte er ein Knurren nicht länger unterdrücken, während er leicht die Zähne bleckte, was Hedera mit hochgezogenen Augenbrauen zur Kenntnis nahm. „Willst du das leugnen?“
„Ich leugne nicht, dass ich nicht mehr ganz bei Sinnen war. Ihr Jungfernblut hat mich in meinem ausgehungerten Zustand gelockt und wild gemacht. Dazu noch die schmerzliche Enge ihres Schoßes ...“ Alexey schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln, ehe er Hedera einen langen Blick schenkte. „So sehr ich meinen Schwanz auch verfluche und mir wünschen würde, an dieser Stelle taub zu sein“, um dieses dreckige Miststück nicht jedes Mal so deutlich fühlen zu müssen, wenn sie ihn bestieg oder ihn dazu zwang, sie zu besteigen, „so bin ich doch auch nur ein Mann, der gegen gewisse Reize nicht vollständig abgestumpft ist. Schon gar nicht im Blutrausch.“
Alexey konnte genau sehen, dass seine Worte ihr nicht gefielen, doch es war immer noch besser, als Hedera die Wahrheit zu sagen. Nämlich, dass es nicht Valerias Körper allein gewesen war, der ihn so erregt hatte, sondern vor allem, zu spüren und zu riechen, wie es auch sie erregt hatte, von ihm berührt zu werden. Nur deshalb, allein nur wegen dieses Wissens war er in solch wilder Leidenschaft für sie entbrannt.
Hedera sah ihn unergründlich und lange an, ohne etwas zu sagen. Selbst ihr Geruch verriet ihm ihre Gedanken nicht, doch es konnten keine guten sein.
„Bist du zum Abschluss gekommen?“, wollte sie irgendwann mit bedrohlich leiser Stimme wissen, während sich ihre Augenbrauen zusammenzogen.
Alexeys Herzschlag schien sich daraufhin zu verdreifachen, doch es gelang ihm auch jetzt noch, den Umständen entsprechend ruhig zu bleiben. Die jahrelange Übung machte sich bezahlt.
„Nein.“ Und da war sie nun, die richtige Lüge, keine verdrehte Halbwahrheit, sondern sein echter Beweis dafür, dass Hedera nicht länger die Kontrolle über seine Worte besaß. Denn er war zum Abschluss gekommen, und es war der süßeste Höhepunkt seit Jahrhunderten für ihn gewesen. Tief in Valerias Schoß vergraben, wo ihn ihre zuckenden Muskeln auf so angenehme Weise gefoltert hatten, war es ihm unmöglich gewesen, sich rechtzeitig aus ihr zurückzuziehen, um diesem bittersüßen Gefühl zu entfliehen.
„Und sie? Hast du ihr zum Höhepunkt verholfen?“ Hedera schien immer noch nicht zufrieden zu sein. Ihre Stimme wurde nur noch kälter. Allein der Gedanke daran, er könnte seiner kleinen Kriegerin Lust bereitet haben, machte sie rasend.
„Wie sollte das möglich sein? Ich habe sie geschändet, gebissen und ihr Blut getrunken!“
„Pah!“ Wieder mischte sich Julia ein. „Sie hat am Ende gestöhnt wie eine Hure. Das hab nicht nur ich vernommen, sondern auch die anderen.“
Nun drehte Alexey sich doch zu der blonden Schlange herum, um sie eiskalt anzusehen. „Meiner Erfahrung nach gibt es oftmals keinen Unterschied zwischen einem lustvollen und einem schmerzvollen Stöhnen. Und Schmerzen hatte sie. Nicht nur wegen meines Bisses, sondern auch, weil ich viel zu groß für ihren unschuldigen Schoß war. Wie hier jede von euch sehr wohl aus eigener Erfahrung weiß, da ihr bereits alle meinen Schwanz bei der einen oder anderen Gelegenheit in euch hattet!“
Seine bewusst provokativen Worte zeigten Wirkung, denn Julia wurde nicht nur leicht rot im Gesicht, sondern hatte scheinbar auch nichts mehr zu seinen Worten hinzuzufügen, also drehte er sich wieder zu Hedera herum, die ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
„Zügle dein verfluchtes Schandmaul, bevor ich dir die Zunge herausschneide!“
Alexey gab daraufhin ein leises Schnauben von sich, das sich schon kurze Zeit später zu einem kalten Lachen entwickelte, bis er Hedera tatsächlich offen ins Gesicht lachte, die er mit dieser Reaktion ganz offensichtlich schockierte. Aber er konnte einfach nicht damit aufhören. Es brach wie ein Wasserfall aus ihm hervor, ebenso wie die Worte, die er nicht länger zurückhalten konnte.
„Bitte schneid mir die Zunge raus! Dann muss ich sie wenigstens nicht länger in irgendeine deiner widerlichen Körperöffnungen stecken!“
Wenn sie zuvor schon schockiert gewesen war, so bekam sie nun noch nicht einmal Luft, so empört war sie über seine Worte, doch Alexey reichte das bei weitem noch nicht. Voller Wut schleuderte er seinen Helm von sich und packte Hedera am Hals, um sie bedrohlich anzufunkeln, während er knurrte: „Und wenn du schon dabei bist, schneid mir auch gleich den Schwanz ab, denn es gibt für mich absolut nichts Widerlicheres als euch verdammte Huren immer wieder damit befriedigen zu müssen!“
Nun war ein kollektives Keuchen von allen Seiten zu hören, während wilde Herzschläge nur so auf ihn einstürmten. Zugleich explodierte die Magie regelrecht in der Luft, sodass seine Haut sich schon bald so anfühlte, als würde die Sonne sie verbrennen, ehe er einen so heftigen magischen Schlag ins Gesicht bekam, dass es ihn zur Seite riss.
Kaum, dass er von ihr abgelassen hatte, sprang Hedera auf die Füße und schrie: „BRISEIS!“
Die Tür wurde hastig aufgerissen und brachte Alexey mit dem hereinfallenden Sonnenlicht dazu, dass er die Augenlider wieder fest zusammenpresste, um nicht nochmal solche Qualen zu erleiden, wie er sie vor ein paar Wochen hatte ertragen müssen.
Hederas nächste Worte versprachen allerdings noch eine Steigerung davon, als sie sich wütend an ihre Sklavin wandte und fauchte: „Bring mir ein Messer!“