Kore wusste nichts mehr von der Nacht vor drei Tagen.
Sie konnte sich zwar noch daran erinnern, dass die Eiskönigin mit ihr gesprochen; ihr sogar Obst und Wein angeboten hatte, doch alles danach lag im Dunkeln. Sie wusste noch nicht einmal mehr, dass der Hüne sie zu ihrem Lager getragen hatte.
Wenigstens schien sie bis auf diese kleine Erinnerungslücke und einer leichten Erschöpfung keinerlei Schäden davongetragen zu haben. Obwohl es schon merkwürdig war, dass sie in letzter Zeit so schnell müde wurde, auch wenn das nicht direkt mit diesem Zwischenfall selbst zu tun haben musste.
Kore hatte davor schon etwas angeschlagen gewirkt. Vielleicht wurde sie ja krank?
Irgendetwas stimmte auf jeden Fall nicht mit ihr, das fühlte Val ganz genau, doch wirklich nachhaken konnte sie mit ihrem unzulänglichen Wortschatz nicht. Zudem sah sie ihre Freundinnen nur noch selten, seit sie der Eiskönigin ständig Gesellschaft leisten musste.
Meistens schliefen die beiden schon tief und fest, wenn Val zu ihnen stieß und am nächsten Morgen war sie es, die kaum davon wach wurde, dass die beiden sich für ihre täglichen Pflichten fertigmachten. Von daher war es schwierig, wirklich ins Gespräch zu kommen.
Aber auch wenn es keine offensichtlichen Anzeichen dafür gab, dass man Kore etwas angetan hatte, so schien ihr Unterbewusstsein da ganz anderer Meinung zu sein.
Vals Alpträume hatten Gesellschaft bekommen, und auch wenn die ihrer Freundin nicht so schlimm zu sein schienen, warf sich die junge Frau nachts doch recht häufig hin und her.
Außerdem war das nicht das einzige trügerische Anzeichen dafür, dass tatsächlich mehr in dieser Nacht vorgefallen war als einfach nur wilder Sex.
Anfangs war Val nichts Ungewöhnliches aufgefallen, da die Eiskönigin wie immer ihrem Tagesablauf folgte und sich auch der Hüne nichts weiter anmerken ließ, einmal davon abgesehen, dass er keine Entzugserscheinungen mehr zu haben schien und wieder auf das gemeinsame Abendessen mit ihr verzichtete.
Interessant wurde es dann jedoch, als es abends für die beiden eigentlich wie so oft üblich ans Eingemachte hätte gehen sollen. Nur kam es nicht dazu.
Zwar machte die Eiskönigin bei ihrem Wachhund die üblichen Annäherungsversuche, dieses Mal sogar ohne fordernd zu sein, doch genau das schien der Hüne zu brauchen, um warm zu werden. Denn ohne strikte Anweisungen war er offensichtlich nicht dazu bereit, die Hüllen fallenzulassen und seine Herrin zu besteigen.
In der ersten Nacht tat es die Eiskönigin noch mit einem schweren Seufzen ab und vergrub sich anschließend wieder in ihrer Arbeit.
In der zweiten Nacht war sie dann doch schon ziemlich frustriert von seiner Unlust, da sie extra für den Hünen gebadet und sich schön gemacht hatte, weshalb sie seine stumme Zurückweisung und ihr ungestilltes Verlangen nach körperlicher Betätigung anschließend in reichlich Wein ertränkte.
Doch an diesem Abend wurde die Eiskönigin durch die Weigerung des Hünen, sie bis zur Besinnungslosigkeit zu ficken, stinksauer und machte schließlich ihrer Verärgerung lautstark Luft.
Val bekam dadurch immer mehr das Gefühl, bei der Beziehung der beiden überhaupt nicht mehr durchzublicken.
***
„Wie kannst du es wagen?!“ Hedera stieß ihm hart vor die Brust, musste durch die Wucht ihres eigenen Angriffs jedoch selbst einen Schritt zurückweichen, da Alexey sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt hatte, was sie nur noch aufbrausender werden ließ.
„Ich weigere mich, zu glauben, dass dein Schwanz ohne meine Magie völlig vertrocknet ist, nachdem du selbst mir den Gegenbeweis geliefert hast!“
Anklagend bohrte sich Hederas ausgestreckter Zeigefinger in sein Fleisch, bevor sie ihm kurz darauf nahekam und die Art ihres Auftretens schlagartig wechselte. Denn schon begann sie sich lasziv an Alexeys Körper zu reiben, während ihre Hand erneut zu seinem Schritt fand und dort ein weiteres Mal sein müdes Fleisch zu wecken versuchte, das sich jedoch auch weiterhin beharrlich weigerte, ohne ihre Macht aufrecht zu stehen.
„Hast du denn schon vergessen, wie es sich angefühlt hat?“, begann sie leise schnurrend. „Das Gefühl, als du tief in mir Erlösung fandest, während mein Körper dir auch noch den letzten Tropfen deiner Lust abgerungen hat?“
Alexey hatte es nicht vergessen. Doch gerade deshalb bewirkten Hederas verruchte Worte das genaue Gegenteil von dem, was sie sich davon erhoffte.
Die Erinnerung daran widerte ihn unglaublich an und ließ ihn sich noch schmutziger fühlen, als ohnehin schon unter ihren Berührungen. Zudem machte es ihn wütend, dass sie zu glauben schien, er hätte sich ihr nach all der Zeit seines Widerstands einfach so ergeben, und dass er ihr noch einmal freiwillig auf diese Art dienen würde.
Alexey hatte es getan, um Valerias Freundin zu retten. Auch wenn er selbst nicht einmal wusste, wie ihm dieses Kunststück gelungen war. Immerhin war sein Schwanz die meiste Zeit über tatsächlich nur ein lebloses Ding, das schlaff zwischen seinen Beinen baumelte. Nichts woran er für gewöhnlich allzu viele Gedanken verschwendete.
„Es war ihr Blut, das dich so in Wallung versetzt hat, nicht wahr?“ Hedera schenkte ihm einen kühlen Blick, der kaum ihre neuerlich aufbrausenden Gefühle verbergen konnte, ehe sie wieder von ihm abließ und stattdessen Valeria herbeirief, um sich Wein einschenken zu lassen, da Briseis bereits zu Bett gegangen war.
Als die kleine Kriegerin in sein Sichtfeld kam, begann Alexeys Herz unwillkürlich schneller zu schlagen, und er musste sich stark konzentrieren, um Hederas Worten weiterhin folgen zu können.
„Das Blut dieser schäbigen Sklavin muss dir ganz besonders gemundet haben, deinen Reaktionen nach zu urteilen.“ Hedera sah ihn wissend an, ehe sie einen großen Schluck aus ihrem Becher nahm.
„Es war sicherlich nicht leicht, deinen Durst danach zu zügeln, nachdem du alle Sklavinnen davor wie eine wilde Bestie gerissen hast.“
Als hätte sie ihm eine andere Wahl gelassen!
Alexey schluckte die harschen Worte hinunter, die ihm bereits auf der Zunge lagen, und versuchte zugleich seine auflodernde Wut zu zügeln.
Es war sinnlos, mit Hedera zu streiten, der es lediglich nach einer Reaktion von ihm verlangte, egal wie sehr sie ihn auch zu reizen versuchte. Er war schließlich kein räudiger Hund, den sie so lange mit einem Stock piken konnte, bis er nach der Hand schnappte, die ihn hielt.
Obwohl es ihr mit ihren nächsten Worten tatsächlich beinahe gelang, Alexey aus der Fassung zu bringen.
„Bedeutet dir diese Sklavin wahrlich so viel, dass du dich für sie freiwillig zu meiner Hure machst?“ Hedera sah ihn abwartend an, ob er sich zumindest dazu äußern wollte, doch er weigerte sich auch weiterhin, irgendwie darauf zu reagieren, was ihre Wut erneut hochkochen ließ.
Mit einem wilden Knurren warf sie ihren Weinbecher nach ihm und verfehlte Alexey dabei nur knapp: „Sprich, du schlappschwänziger Versager!“
Ihr Befehl war so scharf wie eine frischgeschliffene Klinge und traf ihn mit voller Kraft.
Alexey schwankte unter der fremden Macht, die plötzlich auf ihn einwirkte.
Seine Atmung wurde schwer, während sich seine Hände nun doch vor Wut zu Fäusten ballten.
Er schwieg. Kämpfte eisern um Kontrolle, wobei er Kraft aus dem Gedanken schöpfte, dass es ihm schon einmal gelungen war, sich dieser Art von Befehl zu verweigern. Dennoch war es ungemein schwer, seine Lippen geschlossen zu halten.
Hedera ließ überraschend schnell wieder von ihm ab. Dafür war das kalte Funkeln in ihren schwarzen Augen durch und durch unheilverkündend, als sie wieder näherkam, um ihn erneut trügerisch sanft zu streicheln.
„Soll ich nach ihr schicken lassen, um es selbst herauszufinden?“
Alexey zuckte kaum merklich unter ihren leisen Worten und der widerlichen Berührung ihrer Hände zusammen.
Hedera lächelte wissend.
„Ich könnte dich noch einmal von ihrem Blut trinken lassen, wenn es das ist, was dein Fleisch anschwellen lässt ...“
Liebkosend, beinahe bittend, strichen ihre Finger zart über die Ausbuchtung zwischen seinen Beinen, ehe sie fest zupackten, sich wie Eisen darum legten und ihn schmerzvoll aufkeuchen ließen.
„Allerdings müsstest du es dieses Mal vom Boden auflecken, nachdem ich ihr die Kehle durchgeschnitten habe!“
Ihre groben Finger und der Schmerz, den sie ihm dadurch entlockten, kümmerten ihn kaum, doch ihre Worte brachten das Fass zum Überlaufen.
Bevor Alexey auch nur einen rationellen Gedanken hegen konnte, hatte sich seine Faust bereits in Hederas schwarzem Haar vergraben, und riss ihren Kopf daran zurück in ihren Nacken, während er sich bedrohlich knurrend so weit über sie beugte, dass sein Helm beinahe ihre Nasenspitze berührte.
Alexey wusste, dass er einen gewaltigen Fehler begangen hatte, als er ihr selbstgefälliges Lächeln sah.
„Also ... was bist du bereit, zu tun, um dieser erbärmlichen Sklavin noch einmal das Leben zu retten?“
***
Val hätte beinahe vor Schreck den Weinkrug fallengelassen, als der Hüne ohne jede Vorwarnung seine Maske der stoischen Gelassenheit abstreifte und mit der Eiskönigin Tacheles zu reden begann.
Eigentlich war es nicht wirklich Reden. Vielmehr knurrte er das Weib wie ein tollwütiger Pitbull an und nach dem zu urteilen, wie die Queen mit ihm umgesprungen war, hätte Val das sogar voll und ganz nachvollziehen können, wäre es nicht ausgerechnet um die beiden gegangen.
Sie selbst wäre schon bei weniger aus der Haut gefahren!
Was sie allerdings wirklich wunderte, war die Tatsache, dass es dem Hünen tatsächlich etwas auszumachen schien, wenn die Eiskönigin ihn so offen angrub, oder ihn ungeniert begrabschte.
Bisher hatte sie nicht den Eindruck gehabt, es würde ihn großartig stören. Ganz im Gegenteil. Eigentlich waren auf so eine Aktion immer eine oder mehrere Runden Sex gefolgt, den Val dann so gut wie möglich ausblenden musste.
Allerdings hatte sich der Hüne in letzter Zeit wirklich merkwürdig verhalten, was das anging, und so, wie sein ganzer Körper vor Wut zitterte, mussten bei den beiden mehr Leichen im Keller liegen, als Val als Außenstehende auch nur erahnen konnte.
Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass die Eiskönigin bei ihm gerade einen auf 'Der Nussknacker' machte?
Wahrscheinlicher war jedoch, dass es etwas mit dem makaberen und sehr einseitigen Gespräch zu tun hatte, dem Val kaum hatte folgen können, und in dem mehrmals das Wort 'sanguis' – also Blut gefallen war.
Dass jeden Moment Blut fließen könnte, wäre auf jeden Fall gar nicht so abwegig, bedachte man die mörderische Stimmung des Hünen, der seine Herrin plötzlich herumwirbelte und grob auf das breite Bett stieß, das nicht unweit von den beiden entfernt an der Wand stand.
Val stellte so leise wie möglich den Weinkrug ab, und zog sich anschließend an ihren Platz in der Nähe der Tür zurück.
Bestimmt würde es gleich wieder zur Sache gehen, auch wenn sie sich kaum vorstellen konnte, wie das möglich sein sollte, nachdem der Hüne sich bisher geweigert hatte, für seine Herrin strammzustehen.
Einen Moment später bekam Val eine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage, wie es dieses Mal ablaufen sollte. Die Antwort lautete: Cunnilingus.
Dafür musste der Hünen natürlich seinen Helm abnehmen, da er sich aber genau mit dem Rücken zu Val befand, störte das die Eiskönigin anscheinend nicht. Zumal diese kurz darauf ohnehin viel zu sehr damit beschäftigt war, ihre Hände in sein Haar zu vergraben und ihren Schoß am Gesicht des Hünen zu reiben.
Langsam verstand Val gar nichts mehr. Vor allem wollte ihr der seltsame Streit der beiden nicht mehr aus dem Kopf gehen, bei dem es sich zwar vorrangig um den lustlosen Schwanz des Hünen gehandelt hatte, es aber ebenfalls um das Blut irgendeiner Sklavin gegangen war.
Welcher Sklavin? Etwa Kore?
***
Val hatte selbst nach einer vollen Stunde, in der der Hüne seine Herrin in den Schlaf geleckt hatte, noch keine Antworten auf ihre drängenden Fragen.
Zu gerne hätte sie den Mann an ihrer Seite, der soeben betont sanft die Tür zur Kammer der Eiskönigin schloss, mit ihren Fragen gelöchert, doch ihm war nur allzu deutlich anzusehen, dass er kurz davor stand, endgültig zu explodieren.
Ein falsches Wort von ihr und seine brodelnde Wut könnte sich am Ende noch gegen Val richten.
Diese unerwartet heftige Reaktion machte ihr sogar Angst, da sie im Grunde genommen, den Mann überhaupt nicht kannte, und wie er reagierte, wenn er sich tatsächlich einmal nicht mehr im Griff hatte.
Was hatte die Eiskönigin nur gegen den Hünen in der Hand, um ihn zu etwas zwingen zu können, das er so offensichtlich nicht wollte? Denn dass er das notgeile Miststück nicht gerade voller Freude und mit größtem Vergnügen geleckt hatte, stand außer Frage.
Zwar hatte er sich währenddessen nicht das Geringste anmerken lassen, aber dafür war seine Reaktion, nun da sie alleine waren, mehr als nur deutlich.
Kaum, dass er mit ihr die Küche betreten hatte, riss sich der Hüne seinen Helm vom Kopf, um sich gründlich den Mund ausspülen zu gehen.
Val hingegen ließ ihn vorerst in Ruhe, um sich um ihr Abendessen zu kümmern. Im Gegensatz zu ihm hatte sie nämlich verdammt riesigen Hunger, und inzwischen schaffte sie es auch selbst, die Glut in der Feuerstelle wieder so anzufachen, dass sie den Eintopf im Kessel aufwärmen konnte.
Während des Essens kam der Hüne nicht näher, sondern blieb ein Schatten in der Dunkelheit, der so vollkommen damit verschmolz, dass Val am Ende nicht mehr sagen konnte, ob er überhaupt noch auf sie aufpasste.
Erst als Val ihr Mahl beendet hatte, trat er wieder neben sie, immer noch stark angespannt und kochend vor Wut, begleitete er sie zu ihrer Kammer.
Kaum dass sie die Hand auf die Tür gelegt hatte, war er auch schon lautlos wie eine Katze in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.
Val hing mit ihren Gedanken immer noch den Ereignissen der vergangenen Stunden und der unübersehbar üblen Laune des Hünen nach, während sie sich flüchtig mit dem inzwischen kalten Wasser, das ihre Freundinnen für sie stets bereitstellten, wusch und schließlich nackt unter ihre Decke schlüpfte.
Kurz hatte sie noch nach Kore gesehen, die immer noch blass wirkte und leicht im Schlaf zu schwitzen begonnen hatte, ehe sie die kleine Flamme der Ölschale löschte und zu schlafen versuchte, nachdem sie kein Fieber bei ihrer Freundin hatte feststellen können.
So viele unbeantwortete Fragen, die sich in ihren Gedanken drehten. Val gab die Hoffnung langsam auf, jemals eine Lösung für das Rätsel dieser bizarren Realität und ihrer Rolle darin zu finden.
Zumindest auf ihren Schlaf war Verlass, der sie früher oder später auf jeden Fall ereilte.
Heute wieder einmal später als früher, doch schließlich schlief Val vor Erschöpfung ein, nur um schon kurz darauf wieder von Kore geweckt zu werden, die sich immer unruhiger auf ihrem Lager zu wälzen begann.
Zunächst versuchte Val sich auf die andere Seite zu drehen und weiter zu schlafen, doch als sie schließlich das leise Schluchzen ihrer Freundin hörte, war sie plötzlich hellwach.
Ceara, deren Schlaf für gewöhnlich besonders tief war, entfachte genau in jenem Moment die Flamme der kleinen Ölschale, als Val Kores Lager erreicht hatte und ihr eine Hand auf die schweißnasse Stirn legte, um sie zu trösten.
Sie war eiskalt.
Vals Puls schnellte bei Kores Anblick schlagartig in die Höhe.
Die junge Frau krümmte sich vor Schmerzen auf ihrem Lager, weinte stumm vor sich hin und konnte dennoch kaum noch einen Laut unterdrücken, bis sie es schließlich ganz aufgab.
Val war sofort klar, dass etwas ganz und gar nicht mit Kore stimmte.
Der Puls ihrer Freundin raste, sie zitterte am ganzen Leib und sobald Vals Hände auch nur leicht die Bauchdecke ihrer Freundin abzutasten versuchten, krümmte diese sich unter massiven Schmerzen.
Ihr Abdomen war bretthart.
„Schmerz ... wo?“, versuchte Val mit ihren holprigen Lateinkenntnissen eine Anamnese zu erfragen, scheiterte jedoch kläglich an ihrem mangelnden Wortschatz.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie Kore nach der Art der Schmerzen fragen sollte, die ihr vielleicht wichtige Hinweise auf die Ursache geliefert hätte. Oder seit wann diese auftraten. Welche andere Beschwerden sie hatte ...
Alles, was Val hatte, war das, was sie sehen und fühlen konnte, und das waren keine besonders guten Vorzeichen.
Kore hielt sich die rechte Seite und war dort auch sehr druckempfindlich, dennoch konnte Val eine Blinddarmentzündung ausschließen, da ihre Freundin keine Anzeichen einer Infektion aufwies. Dafür sprach die immer weiter zunehmende Blässe ihrer Haut jedoch Bände.
Val warf Ceara einen ernsten Blick zu und befahl ihr, sich rasch anzuziehen. Sie selbst streifte sich ihr Kleid nur notdürftig über und achtete nicht weiter darauf, ob alles am richtigen Platz saß, stattdessen war sie auch schon wieder bei Kore, die langsam ungewöhnlich ruhig zu werden drohte und ihr schließlich auch einfach wegsackte, als Val ihre Freundin aufzurichten versuchte.
Sofort schlang Val Kores Arm um ihren Nacken, um sie zu stützen und zog die Decke zur Seite, um mit ihr zusammen aufstehen und sie so schnell wie möglich zu Rashad bringen zu können, da erstarrte sie erneut.
Die Schenkel ihrer Freundin waren von hellrotem Blut verklebt, das ihr auch die Beine hinablief, sobald Ceara Val dabei geholfen hatte, sie hochzuziehen.
Während sie Kore notdürftig die Decke um den erschlafften Körper wickelten und sich so schnell wie möglich auf den Weg zu Rashad machten, überlegte Val fieberhaft, ob das Blut vielleicht Anzeichen für Kores Menstruation sein könnte oder im besten Fall noch auf einen spontanen Abort hindeutete.
Tatsächlich wäre eine Fehlgeburt als Auslöser für die Schmerzen und den Blutfluss noch als erfreulich zu bezeichnen, im Vergleich zu dem, was Val insgeheim befürchtete.
Die Symptome sprachen leider dagegen, da das austretende Blut zu hell und vor allem auch frei von Gewebe war, um eine der beiden erhofften Ursachen sein zu können.
Val fühlte rasch Kores Puls an ihrem Hals und beschleunigte daraufhin noch weiter ihre Schritte, während sie Ceara mit Worten ebenfalls dazu antrieb.
Das Herz ihrer Freundin schlug kaum noch.
Als sie in den mit Sand befüllten Innenhof kamen, den die Wachen und der Hüne immer als Trainingsplatz verwendeten, nahm Val das ganze Gewicht ihrer bewusstlosen Freundin auf sich und schickte Ceara vor, damit diese Rashad aus dem Bett holte.
Während sie sich mühsam so schnell wie möglich weiter voranschleppte, nahm Val nur am Rande wahr, dass jemand auf dem Übungsplatz sein musste, und dem Geräusch nach zu urteilen, wie verrückt mit seinen Übungsschwertern auf irgendetwas Hölzernes am anderen Ende des Innenhofs einschlug.
Gerade als Val den Kopf heben wollte, um denjenigen zu fragen, ob er ihr mit Kore helfen konnte, da sie es unmöglich mit ihrer Freundin alleine die Treppe hinunterschaffte, verstummte das Geräusch und Kores Gewicht auf ihren Schultern verschwand plötzlich.
Total erschrocken konnte sie nur noch der Rückseite des Hünen nachsehen, der bereits die Treppe hinuntergeeilt und im dunklen Flur verschwunden war, noch ehe Val auch nur einen Schritt vor den anderen gesetzt hatte.
Sie kam gerade in Rashads Behandlungsräumen an, als dieser sich über Kore beugte und sein Ohr nah über ihre Lippen hielt, kurz wartete und dann seine Hand an ihren Hals legte, um ihren Puls zu fühlen.
Als der Arzt sich wieder aufrichtete und sich seine Augen auf Val richteten, die leicht außer Atem näher kam, wusste sie schon anhand seines Gesichtsausdrucks, was Rashad zu sagen hatte, da sie den gleichen Ausdruck schon selbst oft genug aufgesetzt hatte, um den Angehörigen ihres Patienten ihr Bedauern auszudrücken.
Nein ...
Der Arzt schüttelte schweigend den Kopf, woraufhin Ceara sich die Hände vors Gesicht schlug und heftig zu schluchzen begann.
„Nein, verdammt!“ Val drängte sich an dem Hünen vorbei, schob auch ihre Freundin zur Seite und überprüfte selbst noch einmal Kores Vitalfunktionen.
Als diese tatsächlich nicht vorhanden waren, begann sie sofort mit der Reanimation.
Es mochte ja sein, dass hier alle wie die letzten Höhlenmenschen lebten und der Stand der medizinischen Versorgung einfach nur das Letzte war, aber sie war hier und Val würde den Teufel tun, um ihre Freundin einfach so sterben zu lassen!