Der Geschmack seines eigenen Blutes bereitete ihm Übelkeit. Jedoch war es nichts zu der Qual, tief in der gierigen Grotte dieses widerwärtigen Weibes zu stecken, das hierfür die Verantwortung trug.
Julias Hand hatte zwar nicht den Dolch geführt, der Alexey zur Strafe die Zunge herausgeschnitten hatte, doch es war ihr zänkisches Verhalten gewesen, das ihn provoziert und ihn dazu gebracht hatte, Hedera anzugreifen. Weshalb es auch nicht dabei geblieben war, ihm lediglich die Zunge herauszuschneiden – was beileibe schmerzhaft genug gewesen wäre – doch nein, noch sehr viel schwerer war die Strafe zu ertragen, welche kurz darauf folgte.
Eine nach der anderen – angeführt von Hedera selbst – bestiegen diese barbarischen Huren ihn wie eine erlegte Jagdbeute. Ergötzten sich an seinem Schmerz und dem Blut, das ihm nicht nur die Kehle, sondern auch das Kinn und den Hals entlanglief. Allem voran erfreuten sie sich jedoch an seinem Schwanz, der völlig unbekümmert von Schmerz und Hass seiner Herrin stets zu Diensten war, solange sie ihn mit Magie dazu bewegen konnte.
Julia selbst würde ihn womöglich am Ende umbringen. Von außen betrachtet mochte es zwar nicht diesen Anschein erwecken, doch Alexey wusste, dass der Tod zwischen den Schenkeln dieser Frau lauerte. Sie hatte es ihn oft genug spüren lassen, und auch jetzt brachte sie ihn gerade weit genug an den Rand des langersehnten Todes, um in den tiefen Abgrund blicken, aber ihn nicht gänzlich erreichen zu können.
Es war ihre ganz persönliche Strafe an ihn, dafür, dass er sie und ihre Freundinnen so sehr mit seinen Worten beleidigt hatte.
Alexey kümmerte es nicht. Selbst jetzt, als sein Herz bereits ins Stolpern geriet und sein Atem immer schwerer wurde, hielt der Tod keine Schrecken mehr für ihn bereit. Zumindest nicht, wenn es um seinen eigenen ging. Ganz anders verhielt es sich, als er an Valeria dachte, die in diesem Moment vielleicht nicht tot, jedoch bereits gebrochen sein könnte, während er hier lag und sich von einer hungrigen Möse nach der anderen nehmen lassen musste. Er konnte nichts für sie tun, und das war das Schlimmste.
Alexey kannte Vorenus seit dessen Geburt, weshalb er wusste, dass dieser Hurensohn Valerias versuchten Mord nicht ungestraft hinnehmen würde. Im Gegenteil. Er würde sich an ihr rächen, indem er sie quälte und demütigte. Wieder und wieder. Ein schneller Tod wäre gnädiger, doch den würde er ihr nicht gewähren. Nicht, bevor er ihren Willen vollständig gebrochen und nichts mehr von dem Menschen übriggelassen hatte, der so besonders war.
Abermals wallten Wut und Hass in Alexey auf, doch noch viel stärker war die Hoffnungslosigkeit, die ihn fast verzweifeln ließ. Denn es war letztendlich nicht weiter von Bedeutung, dass er Hedera nun eiskalt anlügen konnte. Er konnte seiner kleinen Kriegerin damit nicht helfen, oder sie gar beschützen. Er war ein Mann, der die Frau, die ihm so sehr am Herzen lag, in Stich lassen musste, da ihm die Hände gebunden waren. Der nur dabei zusehen konnte, wie ein anderer Mann das Kostbarste in seinem Leben Stück für Stück zerstörte.
Alexey konnte es noch nicht einmal wagen, ihr seine wahren Gefühle zu offenbaren, denn sollte Hedera jemals davon erfahren, würde sie ihn ohne Zweifel dazu zwingen, Valeria zu töten. Mit bloßen Händen und auf bestialische Weise.
Julias wütende Ohrfeige riss Alexey unvermittelt ins Hier und Jetzt zurück. Er hatte sie in der Tat vollkommen ausgeblendet, obwohl sie ihn wie einen Hengst im vollen Galopp ritt.
„Langweile ich dich?“, fragte sie erbost, während sie in ihren Bewegungen innehielt.
Sie konnte nicht wirklich eine Antwort darauf erwarten, da Alexey sich gar nicht mehr dazu im Stande sah, irgendetwas darauf zu erwidern. Gänzlich ohne Zunge fiele ihm das auch schwer. Außerdem stand ihm gar nicht der Sinn danach. Das kalte Funkeln seiner Augen musste ihr als Antwort genügen, und das tat es auch.
Julia lächelte kühl von oben auf ihn herab, grub ihre Fingernägel in seine Brust, dort, wo sein Herz immer häufiger ins Stolpern geriet, und nahm ihn nun sehr langsam, sodass er jede Bewegung mehr als nur deutlich fühlen musste. Wie sich ihre Muskeln rhythmisch um seinen Schwanz zusammenzogen, sie sich stärker gegen ihn drängte und die Reibung mit ihren Hüftbewegungen noch erhöhte. Die Feuchtigkeit und Hitze ihrer Grotte ließen ihn beinahe vor Ekel würgen, doch wie schon all sein Blut schluckte er letztendlich auch diesen runter, um dieser Frau keine noch größere Angriffsfläche zu bieten.
„Wie kannst du nur behaupten, das hier würde sich nicht gut anfühlen?“, stöhnte Julia ihm kurz darauf schamlos entgegen. Dabei war nicht zu übersehen, wie gut es sich für SIE anfühlte, während Alexey sich in jenem Moment nichts sehnlicher wünschte, als dass Hedera ihm nicht nur die Zunge sondern auch noch den Schwanz abgeschnitten hätte. Er ertrug kaum den Gedanken, welchen Genuss er vor kurzem noch zwischen den unschuldigen Schenkeln seiner kleinen Kriegerin empfunden hatte, der nun aber auf so widerwärtige Art und Weise von einer anderen Frau ins Gegenteil verkehrt wurde. Der Gestank der Frauen, der an ihm haftete, und auch der seines eigenen Blutes ließ ihn langsam vergessen, wie Valeria geduftet hatte. Wie sie sich angefühlt und an ihm festgehalten hatte. Ihre Nähe. Ihre Wonne ...
Alexey wandte sich erneut von Julia ab und ließ seinen leeren Blick über die kleine Damenrunde schweifen, die kaum ein paar Schritte von ihm entfernt stattfand. Hedera saß dort mit ihren beiden anderen Freundinnen auf einer der seidenen Liegen in einen leichten Umhang gehüllt und spielte irgendein Würfelspiel, während sie sich angeregt unterhielt, Wein trank und dabei immer wieder lachte. Als würde sie das lasterhafte Treiben auf ihrem Bett nicht weiter kümmern, was auch der Fall war. Diese verdammten Huren hatten sich bereits an ihm bedient und ihn zur Strafe zu ihrem eigenen Lustgewinn genommen. Warum sollten sie auch nur einen weiteren Gedanken an ihn verschwenden?
Julia war stets die Letzte der Frauen, die ihn besitzen wollte, da sie ihm die meiste Kraft raubte. Nicht durch die körperliche Anstrengung, sondern in Form ihrer verfluchten Möse, die ihm geradezu das Leben aussaugte. Julia musste nicht erst sein Blut trinken, um von seiner Lebenskraft zu zehren. Es reichte schon, wenn sie ihn in sich aufnahm. Sterbliche Männer überlebten das für gewöhnlich nicht, wenn sie es nicht so wollte, und auch ihn könnte sie dabei mit Leichtigkeit töten, doch sie tat es nicht. Viel zu gerne labte sie sich an ihm und seiner sich beständig regenerierenden Lebenskraft. Ganz zu schweigen davon, dass sie einfach nicht genug von seinem Körper und vor allem seinem Schwanz bekam. Diese verdammte Hure hatte nicht zum ersten Mal durchblicken lassen, dass sie ihn nur zu gerne an Hederas Stelle besitzen wollte.
Alexey sehnte sich danach, dass Julia wenigstens ein einziges Mal die Beherrschung verlor und ihn endlich erlöste, doch auch dieses Mal blieb sein Wunsch unerfüllt. Seine Sicht verschwamm von Mal zu Mal mehr, während die dreckige Hure ihre Bemühungen auf ihm erneut steigerte, um sich selbst durch ihn einen Höhepunkt zu verschaffen. Er konnte sie zu seinem eigenen Glück nicht mehr hören, sondern lediglich das Rauschen seines eigenen Blutes und seinen unregelmäßigen Herzschlag in den Ohren wahrnehmen. Er spürte kaum noch, wie sich ihre Nägel fester in seine Brust krallten, sie schließlich vollkommen auf ihm verharrte und ihr Schoß zuckend und bebend seinen Schwanz würgte, bevor sie für ein paar Momente atemlos auf ihm zusammensank und die Nachbeben ihres Höhepunkts auskostete. Dabei streckte sie sich wie eine schnurrende Katze auf ihm aus und streichelte ihn mit falschem Wohlwollen, während der Gestank ihrer Lust ihn nur noch mehr würgen ließ.
Erst, als auch das letzte Beben in ihrem Körper verklungen war, richtete sie sich auf, schob sich eine losgelöste Strähne ihres blonden Haars hinters Ohr und stieg erfrischt und mit geröteten Wangen von ihm runter. Ganz so, als wäre sie gerade ausgiebig von kundigen Händen massiert worden, anstatt sich an ihm zu vergehen. Julia würdigte ihn danach auch keines Blickes mehr, während sie sich anzog und sich schließlich zu ihren Freundinnen gesellte, um sich an dem Würfelspiel zu beteiligen.
Alexey lag einfach nur da und starrte an die Decke, während sein Herz noch nicht seinen gewohnten Rhythmus wieder aufgenommen hatte. Er brachte nicht einmal die Kraft auf, auch nur einen Finger zu heben. Allerdings schaffte er es irgendwann, den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen, um das Blut, das sich die ganze Zeit über in seinem Mund gesammelt hatte, auf Hederas Kissen zu spucken.
Inzwischen schmerzte der Stumpf, der einst seine Zunge gewesen war, kaum noch, da die Heilung eingesetzt hatte. Anfangs jedoch war es pure Folter gewesen, die Alexey mit Freuden hingenommen hatte. Denn zu wissen, dass er Hedera nun eiskalt anlügen konnte, war so viel besser als das, und doch quälten ihn Schmerzen gänzlich anderer Art von Minute zu Minute mehr, während er erneut an seine kleine Kriegerin dachte. Was ihr in genau diesem Moment wohl gerade angetan wurde und in Zukunft noch angetan werden würde.
Alexey folterte sich mit den grausamen Bildern natürlich selbst, letztendlich waren sie aber der einzige Grund, weshalb er sich schwerfällig und fürchterlich kraftlos aufraffte, um es irgendwie von Hederas verfluchter Folterstätte herunter zu schaffen. Zwar konnte er immer noch nicht zu Valerias Rettung eilen – für die es inzwischen vermutlich viel zu spät war – doch er musste wieder auf die Beine kommen. Er musste Stärke zeigen. Standhaft und unerschütterlich bleiben, und sich auch weiterhin Hederas Willen widersetzen, so, wie seine kleine Kriegerin es immer wieder tat, egal, wie sehr man sie quälte … oder ihn. Er musste einfach durchhalten. Für Valeria. Für den Fall, dass er auch nur die winzige Chance erhalten könnte, ihr irgendwann einmal zu helfen.
„Wie ich sehe, hast du es endlich auf deine Beine geschafft. Wurde aber auch langsam Zeit!", zischte Hedera ungehalten, sodass Alexey plötzlich die ungewollte Aufmerksamkeit aller anwesenden Frauen besaß. "Ich will, dass du auf der Stelle verschwindest und mich für den Rest des Tages nicht länger mit deinem erbärmlichen Anblick beleidigst! Selbst ein alter Greis besitzt mehr Lebendigkeit in den Gliedern als du.“
„Und ist im Moment auch bei weitem hübscher!“, kam es auch schon von Oktavia.
„Aber kommt es wirklich darauf an?“, fragte Julia süffisant in die Runde und schenkte sich Wein ein. „Sein Schwert bleibt zweifelsohne immer noch von beeindruckender Größe. Auch wenn es für heute genug haben dürfte. Es wäre möglich, dass ich vielleicht ein klein wenig zu viel von ihm genommen habe. Verzeih, Hedera!“
„Es sei dir verziehen. Im Moment ist er ohnehin zu nichts anderes zu gebrauchen. Selbst ein hartes Gemächt verliert seinen Reiz, wenn der Mann wie ein kalter Fisch daliegt und sich totstellt. Ein Besenstiel würde mehr Genuss bereiten!“
Alexey ignorierte das darauffolgende Gelächter und die beleidigenden Worte der Frauen, die sich noch mehr über ihn und sein Äußeres ausließen, als wären nicht gerade sie es gewesen, die das aus ihm gemacht hatten. Es war ihm gleich.
Völlig entkräftet und mit keuchendem Atem zog er sich langsam an und zerrte auch noch den Umhang irgendwie um seine Schultern, bevor er endlich seinen einzigen Schild gegen diese Bosheiten heben und seinen Helm nach mehreren Anläufen mit zittrigen Händen wieder aufsetzen konnte. Erst dann war es ihm möglich, seine mühsam aufrechterhaltene Fassade fallenzulassen und gequält das Gesicht zu verziehen. Sein eigenes Schicksal mochte ihn nach so vielen Jahren kaum noch berühren, doch die Sorge um Valeria brachte ihn schier um den Verstand. Darum kämpfte er weiter. Mühte sich Schritt für Schritt voran, um dieses Vipernnest zu verlassen.
Alexeys Füße, aber allem voran sein Herz wollte ihn sofort zu Vorenus' Räumen tragen, doch sein Verstand hielt ihn davon ab. Schon unter normalen Umständen wäre es unmöglich, seiner kleinen Kriegerin zu helfen. Weder konnte er Vorenus für seine Taten erschlagen, noch Valeria hier herausschaffen. Sie waren beide Gefangene an diesem grausamen Ort und würden es wohl auch immer bleiben. Zumindest solange, bis der Tod sie befreite. Aber auch dieses Wissen spendete keinen Trost mehr.
Hinzu kam nun auch seine enorme Schwäche. Julia hatte ihm so wahnsinnig viel Lebenskraft geraubt ... Wahrscheinlich konnte selbst Valerias magisches Blut nichts gegen die Verletzungen seiner Folter ausrichten. Er würde mit Sicherheit eine Weile brauchen, um sich ohne frisches Blut davon zu erholen. Im Moment konnte er also niemandem helfen, geschweige denn seiner kleinen Kriegerin, also schlurfte er wie ein blinder alter Greis durch die Villa zurück in seine Kammer. Alexey ignorierte dabei die hastig davoneilenden Sklaven und die Bodenvase, die er bei einem kurzen Schwächeanfall umstieß. Sein einziges Begehr war der Schutz der Einsamkeit, nach dem es ihn nun dringender denn je verlangte, um seine Kräfte wieder sammeln zu können.
Als Alexey schließlich die Tür hinter sich zuschob und seinen Helm vom Kopf zerrte, wollte er nur noch eine einzige Sache – seine Bettstatt. Doch obwohl er sich kaum noch bewegen, geschweige denn aufrechthalten konnte, mühte Alexey sich zu der Schüssel mit Wasser hinüber, die er vom Morgen noch hatte stehenlassen, um den Schmutz und den Gestank der Vipern von sich zu waschen.
Erst dann, erst als er vollkommen sauber war, ließ Alexey sich nackt auf seine Bettstatt sinken, rollte sich mit leisem Ächzen zusammen und zog die dünne Decke halb über seinen Körper. Das Gesicht vergrub er in der Matratze, die so wunderbar nach Valeria duftete. Wahrlich! Er erinnerte sich wieder daran. Also atmete er tiefer, um noch mehr davon in sich aufzunehmen, denn es half. Es half sogar so sehr, dass langsam ein wenig die Anspannung aus Alexeys Körper wich. Die Schmerzen konnte es zwar nicht dämpfen, aber Valerias Duft machte sie erträglicher. Zumindest die, welche seinen Körper plagten. Der Schmerz in seinem Herzen, der nahm dafür beständig zu, während Alexey sich immer mehr quälte. Er konnte nichts tun. Er konnte verdammt noch mal überhaupt nichts tun! Stattdessen lag er hier wie ein zittriges, altes Wrack. Fing irgendwann zu heulen an wie ein kleines Kind, als ob es etwas nützen würde. Es war alles zu viel. Viel zu viel und dennoch nahm es einfach kein Ende.