Am Abend kehrten wir also wieder zurück zum Ryokan und sofort wurde ich von Su, Shinobu, Muzumi und Kanako begrüßt. Doch Tomoe, verkürzte das schnell wieder und schleifte mich kurzer Hand in ihr Zimmer.
„Musst du immer gleich so grob werden?“, beschwerte ich mich.
„Ja muss ich, weil du Dummkopf es ja nur so lernst, keinen Unsinn anzustellen!“, knurrte sie und packte mich am Kragen, “Was hast du Isshina erzählt?! Hat sie irgendeinen Verdacht geschöpft?!“
Doch ich konnte meine Mitbewohnerin beruhigen.
„Keine Bange, ich hab mich an den Plan gehalten. Sie weiß nicht das ich Hörner habe oder wie wir uns wirklich kennengelernt haben. Es ist alles in Ordnung.“
Sie lies mich los und atmete dann tief durch.
„Gut, ich will hoffen, dass das auch stimmt. Mal im Ernst, machst du das mit Absicht?“
„Was denn?“
„Dauernd irgendeinen Blödsinn zu machen, um mich in den sicheren Wahnsinn zu treiben?“, fragte sie und zog sich in aller Ruhe vor mir um.
„Also hör mal, das von gestern Nacht war ja nicht meine Schuld!“, konterte ich,“Kitsune und Kanako haben mich mit Sake abgefüllt! Wer hätte denn ahnen können, dass es so eskaliert?“
Ihre Antwort darauf war nur noch „Dann pass ab jetzt besser auf. Mit jedem Unsinn den du anstellst und nicht aufpasst, kann die Lage endgültig in den Abgrund kippen und wir fliegen auf.“
Danach schickte sie mich auch zu Kitsune. Die wollte sich gerade fertig machen, um mit den Mädels ein Bad in den heißen Quellen zu nehmen.
„Na sieh mal einer an.“, sagte sie und lächelte, “Du hast uns ja ganz schön erschreckt als du verschwunden bist.“
„Ich habe auch nicht schlecht gestaunt, als ich bei Isshina aufgewacht bin.“, erwiderte ich, “Aber das ist jetzt unwichtig. Man sagte mir, das du mit mir reden wolltest?“
Sie nickte und ging mit mir nach oben aufs Dach. Die Sonne war noch nicht ganz über den Horizont geschritten und die Dämmerung lies noch etwas auf sich warten.
„Zu erst, wollte ich mich dafür entschuldigen, dass wir dich so sehr dazu gedrängt haben, Sake zu trinken.“, sagte sie und verneigte sich vor mir, “Wir dachten einfach, das du etwas Spaß vertragen könntest. Aber scheinbar haben wir dabei nur das Gegenteil erreicht.“
Doch ich schüttelte den Kopf und schenkte ihr ein schmales Lächeln.
„Es gibt nichts wofür ihr euch entschuldigen müsstet. Weder du, noch Kanako.“, sagte ich, “Ob du es glaubst oder nicht aber, es hat gut getan auf diese Feier vor der Todai zu gehen und die kleine Party hier im Ryokan noch hinterher zu machen. Gut, vielleicht war das was noch passiert ist nicht so berauschend, aber jetzt wissen wir wenigstens, dass ich so eine Erfahrung nicht noch mal machen will. Euch beide trifft keine Schuld.“
Sie lachte nur und tätschelte mich dann.
„Das freut mich aber, dass du nicht so nachtragend bist. Tomoe hat uns richtig Feuer unterm Hintern gemacht, um dich zu finden. Aber erinnerst du dich noch daran, was alles gestern Nacht passiert ist?“
Ich zuckte die Schultern.
„Nur noch wage. Ich meine mich zu erinnern, dass du und Kanako mich geküsst habt aber, ansonsten weiß ich nichts mehr.“
Ich biss mir auf die Zunge, da ich genau wusste, wie gewaltig diese Lüge gerade war. Daraufhin wurde Kitsune leicht nervös und lachte gekünstelt.
„Genau darüber wollte ich eigentlich mit dir reden.“, erklärte sie, “Ich weiß, dass es nicht richtig war, was wir gemacht haben und Kanako wird dir das sicher auch noch mal sagen. Aber.......naja, ich hatte den Eindruck, dass obwohl du leicht betrunken warst, gewusst hast was du tust. Ich meine, ich will mich nicht beschweren. Du hast eine gute Kusstechnik!“
Ich schluckte und mir wurde Schwarz vor Augen, da sich eine böse Vorahnung in mir breit machte.
„Großer Gott.........ich hoffe ich habe nichts unanständiges mit euch gemacht!“, knirschte ich.
„Ach Unsinn.“, beruhigte sie mich, “Das war eigentlich richtig süß. Du warst richtig behutsam und hast nichts überstürzt. Aber.....ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mal Lust hättest, mit mir was zu unternehmen. Ich kenne da ein paar gute Restaurants wo man richtig scharfes Essen bekommt!“
Auf der einen Seite, hörte sich das wirklich verlockend an und ein kleiner Teil von mir, wünschte sich sogar diese Frage auf eine Verabredung mit ihr zu erwidern. Aber in der Vergangenheit hatte ich schon so manche Verabredung versiebt und andere hatte ich sogar im Stich gelassen. Ich konnte und wollte nicht riskieren das dass noch mal passiert.
Ich lies den Kopf hängen und holte tief Luft.
„Tut mir leid, aber ich glaube das wäre keine so gute Idee.“
Wie bei den Ergebnissen meiner Prüfung, stieß sie ein enttäuschtes „Oh“ aus und schaute leicht betreten drein.
„Bist du dir sicher? Ich meine, ich würde kein Problem darin sehen......“
„Nein, nein, Probleme gibt es eigentlich keine!“, warf ich panisch ein, “Aber......ich möchte nicht, dass das später zu Dingen führen könnte, die wir beide bereuen könnten. Es gibt Dinge über mich, die willst du nicht erfahren und die kann ich dir leider nicht verraten. Niemals. Auch wenn ich dein Angebot wirklich zu schätzen weiß.“
Sie neigte den Kopf und warf ihr Handtuch über die Schulter.
„Sind das....wirklich so gravierende Sachen, die du nicht verraten willst?“, fragte sie.
„Ja. Und ich bitte dich, mich nicht danach auszufragen. Ich will nicht das ich jemanden damit belaste.“
„Das verstehe ich. Dann muss ich dir danken, das du so ehrlich zu mir bist. Und Tomoe sagte uns, du wärst ein kaltschnäuziger Grobian ohne Feingefühl!“, lachte sie, “Wahrscheinlich hat sie dabei maßlos übertrieben.“
Wie sehr sie sich da nur täuschte.
„Aber, um dich ein wenig auf Trap zu halten.“, jetzt wurde sie wieder neugierig, “Darfst du mich gerne weiter umwerben. Ich weiß ich bin dabei meist, kaum für zu begeistern aber, wenn dich das zumindest aufheitert........“
„Ahahahahaha, du bist ja ein ganz schlauer!“, lachte sie und nahm mich in den Schwitzkasten, “Na schön. Aber pass gut auf dich auf. Das wird nicht leicht für dich. Und tu mir einen Gefallen und achte gut auf Tomoe. Sie mag zwar enorm reizbar und temperamentvoll sein, aber auch sie hat einen guten Kern. Ich meine, sie hat uns alle aufgescheucht und alles erdenkliche getan um dich zu finden.“
Zum Abschied, drückte sie mir noch mal einen Kuss auf die Wange und verschwand dann nach unten. Erschöpft, setzte ich mich auf das Geländer und seufzte schwer.
„Na ob das so eine gute Idee war? Ich meine, sie ist zwar sehr nett und sie kann wirklich gut kochen, aber.....ich glaube mit meinem Angebot mich zu umwerben, habe ich nur mein eigenes Grab geschaufelt! Aaaaaargh, ich bin so ein Dummkopf!“
Am nächsten Morgen wurde ich nicht geweckt, da alle fanden, dass ich ausschlafen müsste. Tomoe hatte dafür vor meinem Zimmer Wache gehalten, damit ich bloß nicht schon wieder abhauen konnte. Nach dem Frühstück verschwand sie aber auch schon wieder.
„Ich treffe mich mit Yu und einigen anderen Mädels aus der Psychiatrie.“, erklärte sie mir, “Und nein, du darst nicht mitgehen und den Bodyguard für mich spielen, schlag dir das gleich aus dem Kopf.“
„Bist du dir sicher, dass das.......“, begann ich, doch Tomoe hielt mir den Mund zu.
„Nein. Du wirst hier bleiben. Von mir aus, kann ich mein Handy mitnehmen, aber du bleibst hier und stellst keinen Unsinn an!“
„Schon gut, schon gut, ich hab verstanden. Ich verspreche dir, keinen Unsinn anzustellen.“, schwor ich.
„Gut.“, nickte sie, “Ich bin nicht lange weg. Unternimm doch was mit Naru und den anderen. So lernst du sie wenigstens etwas besser kennen.“
Sie marschierte also nach draußen und lies mich vor der Haustüre stehen.
Ein wenig später, ging ich in den Garten, wo die anderen gerade ihren Alltag durchlebten. Motoko trainierte gerade mit ihrem Katana und zerschlug mühelos ein paar Felsen. Su testete derweil ein paar ihrer neusten Erfindungen aus. Nur Naru, Kitsune, Kanako und Keitaro waren nicht aufzufinden.
„Gut geschlafen?“, fragte Shinobu, die gerade dabei war ein paar Blumen zu gießen.
„Wie mans nimmt.“, sagte ich, “Wo sind denn die anderen?“
„Kitsune und Kanako, helfen Keitaro und Naru gerade bei ein paar Plänen für die Zukunft.“, erklärte Motoko.
„Und was genau?“, fragte ich.
„Das dürfen wir nicht erzählen, sagte Muzumi, die gerade ihre kleine Schildkröte Tama fütterte.
Ich setzte mich zu ihr und fuhr meine Füße durchs Gras. Motoko zertrümmerte einen Felsen und kam dann wenige Augenblicke später zu mir.
„Verrate mir bitte eine Sache.“, sagte sie.
„Dann schieß mal los.“
„Wie hast du es geschafft, so eine hohe Punktzahl bei dem Schlagkraftmesser zu erreichen?!“, fragte sie.
Muzumi und die anderen, wurden dabei besonders neugierig und kamen ebenfalls dazu. Jetzt wurde ich sehr nervös und ein kalter Schauer lief mir dabei über den Rücken.
„Sicher war das Ding defekt. Es muss ein Fehler gewesen sein, dass die Anzeige so weit ausgeschlagen hat.“, warf Shinobu ein.
Und gerade als ich mich wieder beruhigen wollte, kam Su noch mal dazwischen.
„Das glaube ich aber nicht.“
Ich erbleichte. „Verdammt! Bitte Su, sei still!“
„Was denkst du denn?“, fragte Motoko.
„Ich habe das Ding danach mal genauer unter die Lupe genommen. Es lief alles korrekt. Es war gar nicht kaputt.“
„Also muss Rayo wirklich so ungeheuer stark sein!“, sagte Muzumi begeistert.
Da ich fürchtete, dass sie mich noch weiter ausfragen würden, entschloss ich mich, etwas zu unternehmen.
„Ich könnte euch zeigen, wie ich das gemacht habe! Aber erst müssen alle dabei sein!“
Ein kleiner Teil von mir, hämmerte gerade seinen Kopf gegen meine inneren Gehirnwindungen und verzweifelte. „Was für ein Idiot!“
Also holten sie Keitaro, Naru, Kitsune und Kanako dazu und alle setzten sich dann auf die Veranda, genau vor mir. Während ich etwas perplex da stand.
„Also gut, dann legen wir mal los!“, rief ich und ballte die Fäuste.
Alle waren gespannt, was nun folgen würde.
Tomoe saß währenddessen bei einer Imbissbude mit Yu und plauderte über alte Zeiten. Die anderen Mädels, waren noch nicht da.
„Ich bin so froh das du mich immer noch besuchen kommst, Tomoe!“, rief Yu und umarmte sie.
„Ist ja gut!“, lachte Tomoe,“Ich dachte schon ich sehe dich gar nicht mehr. Es ist einiges passiert in letzter Zeit.“
„Hast du den.....du weißt schon.......diesen Kerl gefunden der......“, flüsterte sie.
„Ach das!“, unterbrach Tomoe sie und schüttelte den Kopf, “Nein. Ich dachte zwar ihn gefunden zu haben, aber das war Fehlanzeige. Ich wohne mit ihm jetzt im Ryokan. Vielleicht stelle ich euch beide mal einander vor.“
„Nein das gefällt mir nicht!“, schmollte Yu und blähte die Backen auf, “Ich will ihn nicht kennen lernen!“
„Na gut, dann vielleicht später.“, seufzte Tomoe schwer.