Zuvor.......
Gegen Abend kamen wir wieder beim Ryokan an. Alle konnten mich schon von draußen Hören, wie ich meine Trauer aus Leibeskräften herausbrüllte und es einfach nicht wahrhaben wollte. Doch sie ließen Tomoe und mir noch einen Moment. Als sie mich wieder umarmte, legte ich meinen Kopf in ihre Nackenbeuge und krallte mich an ihr fest.
„Es tut mir Leid, Rayo.“, wimmerte sie, “Wie.....kann ich dir nur helfen, du.....Holzkopf?“
Der Schmerz in meinem Herzen wurde spürbar schlimmer und Tomoe, führte mich hinein, wo uns Shinobu mit offenen Armen empfing
„Wir, haben noch kein Abendessen gemacht.“, sagte sie geknickt, als sie mich an der Hand nahm, “Stattdessen haben wir das Mittagessen noch mal aufgewärmt.“
„Das machts nichts.“, erwiderte Tomoe,“Habt ihr schon Shiori angerufen?“
„Haruka spricht gerade mit ihr.“, sagte Shinobu.
Darauf, kamen Naru und die anderen zu uns und stellten sich der Reihe nach auf.
„Wir haben für Rayo seine Lieblingsgerichte gemacht.“, kam es von Naru.
„Gebratener Reis und gemischtes Gemüse.“, sagte Motoko und präsentierte uns den prallgefüllten Teller.
„Bunte Nudeln fritiert und extra scharf, so wie du es gern magst, Rayo.“, machte Su weiter.
„ Rote Beteklöße in Ochsenbouillon.“, meldete sich Kitsune zu Wort, “Nicht nur weil du das gerne isst, sondern auch als kleine Entschuldigung, weil wir mit dir noch nicht die Gegend gezeigt haben.“
Letztere umarmte mich noch mal und drückte mir sogar einen Kuss auf die Wange. Kanako wollte auch endlich ein Gespräch bezüglich der kleinen Party führen, die wir hier im Ryokan nach der Aufnahmeprüfung gefeiert hatten, doch mein Herz, machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Mit dem nächsten Schlag, setzte es aus. Alles schwankte vor mir, kippte auf die Seite und plötzlich hörte ich ihre Schreie. Zwar zitterte ich immer noch, konnte mich aber von selbst nicht bewegen.
„Nein, nein! Bitte nicht schon wieder! Rayo! Wach bleiben! Kann jemand von euch erste Hilfe?!“, schrie Tomoe weiter und legte ihre Hände auf meine Wangen.
Daraufhin kamen sofort Kanako und Naru angerannt. Keitaro rief ohne zu zögern den Notarzt.
„Er atmet nicht mehr!“, rief Kitsune.
„Nun tut doch endlich was, verdammt noch mal!“, brüllte Tomoe und auch sie weinte bittere Tränen, als sie mir nicht helfen konnte, “Rayo! Ich flehe dich an, wach wieder auf! Du kannst mich doch nicht einfach so alleine zurücklassen! Rayo!“
Wenige Minuten später, hörten sie schon die Sirene und der Notarzt, wurde von Motoko hineingeführt.
Am nächsten Morgen, marschierte eine Ärztin mit einer Akte, einem Klemmbrett und einem weißen Kittel durch einen Korridor im Krankenhaus. Ihre Kollegen grüßten sie freundlich, was sie natürlich erwiderte. Einem dunkelhäutigen Chirurgen und einem Arzt mit zerzauster Frisur, zeigte sie, dass sie die beiden gut im Auge behalten würde, da einer von beiden auf dem Rücken des anderen Hockte und sich durch das Gebäude tragen lies. Kopf schüttelnd ging sie weiter und stoppte dann vor einer Glastür auf der in japanischen Buchstaben „Diagnostik“ geschrieben war. Sie klopfte an, wartete auf eine Reaktion und schritt dann mit schelmischen Lächeln hinein. Offensichtlich saß dort der Arzt, der mich beim letzten mal schon begutachtet hatte. Er hockte in seinem Sessel, hatte die Beine auf den Tisch gelegt, aß ein Sandwich und schaute sich auf einen kleinen Fernseher ein Monstertruck-Rennen an.
„Wird ihnen das nie langweilig?“, fragte sie.
„Dass sie ständig dann hereinplatzen, wenn ich meine Pause habe?“, konterte er, “Sollten sie auch mal ausprobieren. Wirkt wahre Wunder. Man fühlt sich danach entspannter.“
„Wirklich witzig. Ich dachte mir, da sie gerade so friedlich ihrer Freizeit nachgehen, was sie ja den ganzen Tag über tun, könnten sie sich um einen Fall kümmern.“
„Und wird „Ihnen“, dass nicht irgendwann langweilig?“, fragte er.
„Ihre Spielchen können sie heute nicht mit mir spielen.“, hackte sie nach, “Es geht um einen besonderen Fall. Und ich will nicht bitten und betteln und sie anflehen, dass sie diesen Fall unter allen Umständen sofort bearbeiten und alle anderen auslassen, aber ich will das bisschen Würde was ich noch habe behalten.“
„Was ist es für ein Fall? Lupus? Sarkoidose? Ein ernsthafter Fall von Leber-und Nierenversagen? Kommen sie schon. Sie können mich nicht überraschen. Ich habe bereits die absurdesten Fälle gehabt. Ob es nun ein MP3-Player der einem Dummkopf in seinem Arsch gesteckt hat, oder aber die geistig verwirrte Frau, die nicht wusste wie man einen Inhalator benutzt.“
Bevor er noch weitere aufzählen konnte, unterbrach sie ihn.
„Ja genau. Und dann noch eine Glühbirne die in jemandes Arsch gesteckt hat, weil dieser Jemand Langeweile hatte. Oder aber einen Knirps der alles, aber auch wirklich alles in sich hineingestopft hat, was kleiner war als seine eigene Faust.“
„Da haben sie es doch. Sie können mich nicht überraschen. Also was ist es?“
Sie legte ihm die Akte auf dem Tisch.
„Der Patient könnte ihnen bekannt vorkommen. Männlich, Anfang 20. Er war vor ein paar Wochen schon mal hier, weil sein Herz großem Stress ausgesetzt war und er deswegen zusammengebrochen ist.“
„Dann hat er wohl Sehnsucht. Ob nun nach den Schmerzen oder aber er hat einen Narren an mir gefressen.“
Doch sie schüttelte den Kopf.
„Laut den Aussagen seiner Mitbewohnerin, sei es diesmal ein emotionales Problem. Sein Herz hat diesmal komplett ausgesetzt. Er musste heute die ganze Nacht lang beatmet werden und dann noch einmal reanimiert. Ich weiß das klingt alles nicht sehr abstrus oder verwunderlich genug für sie.....“
„Ist es auch nicht. Was hat sein Herzleiden diesmal verursacht? Hat ihm seine Freundin abserviert? Hat ihn seine Mami nicht mehr lieb?“
Sie rückte sich ihre Brille kurz zurecht und seufzte dann.
„Ich gehe stark davon aus, dass es das Broken-Heart-Syndrom ist.“
„Und was bewegt sie zu der Annahme?“, fragte er und linste über den Rand der Akte.
„Sein Halbbruder ist gerade verstorben. Als er davon erfahren hat, schien es so, als kümmere es ihn nicht. Danach ist er aber zusammengebrochen und sein Herz setzte aus.“
Seine Mine wurde nachdenklich. Er klappte die Akte auf und sah sich noch mal meine Krankheitsgeschichte an.
„Interessant.“, murmelte er.
„Dann bearbeiten sie also seinen Fall?“, fragte sie erleichtert.
„Warten wir es ab. Erst schulden sie mir noch ein Sandwich.“
Damit stapfte er mit seinen Stock hinaus.
„Ich bereite dann schon mal alles vor, Dr. House.“
Etwa einen Tag später, herrschte eine bedrückende Stimmung im Ryokan. Shinobu schnitt die Zwiebeln fürs Mittagessen etwas zu dick und schob selbige in die Pfanne, die auf einer nicht eingeschalteten Herdplatte stand. Kaede die von Haruka darum gebeten wurde den anderen ein wenig bei der Hausarbeit unter die Arme zu greifen, saß genau hinter ihr und zerhackte Paprika. Sie hatte bemerkt, dass alle nicht ganz bei der Sache waren und als Shinobu Honig statt Olivenöl in die Pfanne gießen wollte, hielt Kaede sie auf und schob sie beiseite.
„Du bist nicht konzentriert.“, sagte sie und schaltete die Herdplatte an.
„Tut mir leid,......ich habe schon lange keine Zwiebeln mehr geschnitten.“, erwiderte Shinobu niedergeschlagen.
„Ich würde vorschlagen, das du dich ausruhst. Ihr habt euch gestern um das Telefon versammelt und keiner von euch hat wirklich geschlafen.“
„Ja aber.......“
„Kein aber.“, konterte Kaede,“Geh nach oben und leg dich schlafen. Ich bereite schon mal das Essen vor.“
Shinobu wollte versuchen standhaft zu bleiben, doch wir jeder andere der sich Kaede in den Weg stellte, konnte auch sie ihrem Blick nicht das Wasser reichen und verzog sich recht zügig aus der Küche. Kopf schüttelnd wand sich Kaede dem Herd zu.