Noch am selben Tag, mussten wir von den anderen gestützt werden, als wir zum Ryokan zurückkehrten. Allerdings sah ich mich vor, Tomoe zu nahe zu kommen, denn jedes mal wenn sich auch nur unsere Schultern berührten, bekamen wir beide einen Stromschlag. Das war aber noch nicht das schlimmste. Denn kaum waren wir beide wieder oben, bemerkte ich dass Tomoe sich wie gewohnt an der Schläfe kratzte.
„Ok, jetzt musst du es aber mal merken!“, sagte ich.
„Was?“, fragte sie.
Ihr Auge begann zu zucken und dennoch, kratzte sie weiter.
„Tomoe, wie oft haben wir dich schon darauf angesprochen?! Sieh dich doch nur an! Du fängst schon wieder damit an!“
Ich schob sie in Richtung Badezimmer und stellte sie vor den Spiegel. Vor Entsetzen sprang sie zurück und riss sich ein paar Haare aus.
„Aber......warum denn?!“, fiepte sie und sank in sich zusammen,“Ich verstehe das einfach nicht! Wieso merke ich denn das nicht sofort?!“
„Hast du dich denn auch mit dem speziellen Shampoo gewaschen, was die Mädels dir gegeben haben?“, fragte ich.
„Einmal.“, erklärte sie und zeigte mir die Flasche.
Doch ich stellte direkt etwas fest, als ich das Ding in die Hand nahm.
„Tomoe, die Flasche ist noch fest verschlossen! Die wurde noch nicht einmal geöffnet!“, nörgelte ich,“Was ist nur los mit dir?!“
Sie vermied es mich direkt anzusehen und kratzte sich hartnäckig weiter.
„Das Zeug juckt furchtbar an den Händen....und ich will mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn es dann noch in die Augen kommt!“,
„Soll ich dir helfen?“, fragte ich und hob die Augenbrauen an.
Das Kratzen stoppte und sie sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Warte mal......, du willst doch was von mir! Oder?“, entgegnete sie.
„Was könnte ich von dir haben wollen?“, harkte ich nach,“Ich will dir nur helfen, deine Haare mit dem Zeug zu waschen. Nichts weiter.“
„Sicher? Kein Wunsch danach, dass ich dir ein Essen ausgeben soll? Keine Erlaubnis dafür, dass du dich mit Isshina triffst? Du erinnerst dich ja sicher noch, was nach unserem Match passiert ist!“
Ich seufzte.
„Ja doch. Sie wollte unser beider Wurftechnik etwas genauer hinterfragen und was uns dazu getrieben hat, das ganze so weit auszunutzen. Und ja, ich weis auch noch, dass sie mich wieder nach einer Verabredung gefragt hat. Ich finde es allerdings immer noch erstaunlich, dass du dich dabei so gut zurückhalten konntest.“
Sie verdrehte die Augen und setzte sich.
„Ich habe mich eben etwas gewandelt. Ich verkrafte ihre Anwesenheit, seit eurer ersten Verabredung. Außerdem regt es mich momentan nicht mehr so wahnsinnig auf wenn sie mich direkt anspricht.“
„Aber der Drang sie zu besiegen ist immer noch da?“, fragte ich weiter und versuchte die Flasche zu öffnen.
„Natürlich ist der immer noch da. Und eins garantier ich dir: Beim Sportfest, wird sie meinen Staub fressen!“
„Auch gut!“, brummte ich und riss mir bei der Shampooflasche die Haut am Finger auf,“Ach verdammte scheiße!“
Was war das nur für eine Flasche?
„Sag mal, was treibst du da mit dem Ding?“, fragte Tomoe und kam zu mir.
„Argh.......hrrmpf...... ich krieg sie nich mal auf!“, stöhnte ich und versuchte es mit den Zähnen,“Komm schon du blödes....billiges Plastikteil!“
„Jetzt gib mal her.“, sagte sie und nahm mir die Flasche ab,“Bevor du dem Ding noch einen Zungenkuss gibt’s, solltest du es erst mal zum Essen ausführen!“
„Was soll das denn heißen?“, erwiderte ich.
„Erklär ich dir später. Vielleicht wenn wir auf Hawaii sind.“, sie zeigte mir noch einmal die Flasche und öffnete den Verschluss mit Leichtigkeit.
Ich stöhnte auf.
„Ach....komm schon!“, nörgelte ich,“Was hast du jetzt anders als ich gemacht?!“
„Du, mein kleiner Holzkopf, hast an den Scharnieren rumgefummelt! Nicht an der kleinen Wölbung, vorne an der Flasche! Du Held.“
„Tse.“
„Jetzt aber mal Schluss mit Lustig und hilf mir!“
„Ach, dann soll ich dir doch helfen?“
„Ja doch, verdammt!“, sie gab mir wieder die geöffnete Flasche und setzte sich auf das Höckerchen was hier stand,“Achte darauf meinen ganzen Kopf einzureiben. Lass keinen Zentimeter aus.“
Sie nahm sich einen Eimer Wasser und kippte ihn über ihren Kopf aus. Ich nahm etwas von dem Zeug und fing an.
Shinobu war derweilen auf der gleichen Etage wie wir, weil sie etwas aus ihrem Zimmer holen wollte. Und aus irgendwelchen Gründen, die mir schlichtweg unbegreiflich waren, geriet sie in Panik als sie uns unfreiwillig belauscht hatte und rauschte nach unten zu den anderen. Sie sah ganz verstört und verwirrt aus und setzte sich mit rauchenden Kopf zu Keitaro und Naru.
„Sag mal, was ist denn mit dir los?“, fragte er.
„I-ich …...ehm.....“, schluckte Shinobu und drehte sich zitternd zu ihm,“Rayo und Tomoe sind oben und......“
„Sicher machen die beiden grad ein Nickerchen.“, sagte Su gelassen.
„Kann man ihnen auch nicht verübeln. Nach der Aktion beim Völkerball müssen sie ziemlich erschöpft sein.“, warf Mutsumi ein.
„Nein! Jetzt hört doch mal!“, sagte Shinobu mit unnatürlich hoher Stimme und lief sogar rot an.
„Jetzt ärgert sie doch nicht so.“, sagte Naru und fächerte ihr Luft zu,“Was ist denn nun eigentlich los?“
In diesem Moment, schrie Tomoe laut auf und verpasste mir einen Schlag.
„Autsch! Das tut weh du Grobian!“, fluchte sie,“Ich habe dich darum gebeten, sanft zu sein!“
„Tut mir ja leid! Ich gebe ja schon mein Bestes!“, versuchte ich mich zu verteidigen.“
„Jetzt sag bloß, dass du so was noch nie gemacht hast?! Ich dachte du hättest Erfahrung darin!“
„Hab ich ja auch! Ich bin nur so erledigt vom Sportkurs! Du könntest mir ja ruhig ein bisschen entgegen kommen, damit ich nicht die ganze Arbeit machen muss!“
Kitsune spuckte ihre Limo aus, während über Kanakos und Motokos Kopf ein riesiges „Ausrufe-Zeichen“ aufleuchtete und beide zusammen zuckten. Keitaro lief ein Schauer über den Rücken, während Naru nur die Hand gegen die Stirn schlug.
„Das darf doch alles nicht wahr sein!“, knirschte sie und legte den Kopf auf die Arme.
„Genau das, wollte ich euch doch sagen!“, stammelte Shinobu.
„Sie hätten uns ruhig vorwarnen können!“, schloss Su sich an.
Haruka kam kurz darauf in die Küche und schien ebenso verwirrt und leicht verstört zu sein.
„Irgendwie hab ichs ja schon immer geahnt, das da irgendwas faul zwischen den beiden ist. Aber dass, schlägt den Fass den Boden aus.“, sagte sie und zog an ihrer Zigarette.
„Verdammt noch mal, du reist mir ja die Haare aus!“, zischte Tomoe.
„Und darüber regst du dich jetzt so auf?! Das tust du doch selber ständig!“, erwiderte ich.
Sie seufzte schwer schwer und hob die Hand.
„Ok schon gut, ich will mich nicht aufregen. Entschuldige bitte.“, sie drückte kurz meine Hand und zeigte dann mit den Daumen nach oben,“Du kannst weiter machen.“
„Von mir aus. Bei so was muss man äußerst gründlich sein und auch jede Stelle erwischen, sonst hat das was wir hier machen, absolut keinen Sinn.“
„Tut mir ja leid. Versuch einfach nicht mehr so grob zu sein. Ich sage dir schon, wenn du etwas fester sein kannst.“
Unten, stöhnten nun alle auf und rauften sich die Haare.
„So kann das doch nicht weiter gehen!“, zischte Naru.
„Wissen die überhaupt, das wir sie hören können?!“, fragte Keitaro.
„Ich glaube nicht.“, meldete sich Shinobu,“Ich habe mich auch nicht getraut anzuklopfen und rein zu gehen.“
„Wo genau sind die beiden eigentlich?“, fragte Motoko.
„Im Bad.“, antwortete Shinobu.
Nun, schlug Naru auf den Tisch und sprang auf.
„Ok, das reicht!“, schnaufte sie und stapfte zur Treppe.
„Warte! Wo willst du hin?!“, rief Keitaro und lief ihr nach.
Der Rest, zog gleich hinterher. Bis auf Haruka versteht sich.
„Ich werde das nicht länger dulden!“, sagte sie angespannt,“Wir alle benutzen hin und wieder dieses Badezimmer!“
Oben auf dem Treppenabsatz angekommen, wies mich Tomoe an, einen Gang zu zulegen, doch offenbar hatte ich es dann leicht übertrieben.
„Autsch, aua das tut weh!“, zischte sie und begann sich zu winden.
„Du sagtest doch, dass ich fester machen soll!“, erwiderte ich.
„Ja, aber doch nicht so viel! Willst du mir bis an mein Lebensende Kopfschmerzen bereiten?! Zu deiner Information, ich habe schon eine furchtbare Migräne. Nur kann ich dir gerade noch so ertragen, doch du Idiot verdirbst das gerade wieder!“
Ich verdrehte die Augen und machte kreisförmige Bewegungen mit meinen Händen.
„Wir sind ja gleich fertig! Nur noch ein kleines bisschen!“
„Hör auf! Das reicht doch schon längst! Du bist zu grob! Schluss!“
In diesem Moment, stand Naru vor der Türe und wollte die Faust anheben, doch genau da machte ich einen großen Fehler und rutschte ab.
„Ach verflucht!“, knurrte ich.
„Ich habs in die Augen gekriegt!“, schrie Tomoe.
Sie riss die Türe mit einem Ruck auf und warf mich dann im Hohen Bogen raus. Und den kleinen Holzeimer, warf sie mir noch hinterher, während ich gegen die Wand krachte. Sie hatte mich kurzer Hand ausgeknockt und Naru, stand nun völlig perplex daneben und wusste nicht so recht was sie darauf sagen sollte. Die anderen, kamen kurz darauf dazu.
„Ähm.......darf man fragen was ihr.........“, begann Naru und machte große Augen.
„Oh. Haben wir zu lange gebraucht? Müsst ihr auch alle ins Bad?“, fragte Tomoe gelassen.
So als ob ihr Zorn auf mich wieder verflogen wäre.
„Unfassbar.“, sagte Motoko Kopf schüttelnd,“Und dann auch noch im Badezimmer! Ihr solltet euch schämen!“
Kitsune lehnte sich zu Tomoe rüber.
„Sag schon, wie war das erste mal?“, fragte sie neugierig.
„Kitsune!“, ermahnte Naru sie.
„Jetzt sei doch nicht so! Wir alle haben gehört was passiert ist!“, konterte Kitsune.
Tomoe wusste nicht wovon sie sprachen. Ich kam mittlerweile wieder zu mir und war ebenso verwirrt wie meine Mitbewohnerin.
„Das erste mal......wovon?“, fragte Tomoe.
„Na........du weist schon......diese Sache!“, sagte Kanako und deutete auf uns beide.
Tomoe sah mich fragend an und auch ich zuckte die Schultern.
„Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung was ihr meint.“, sagte sie und wandte sich dann an mich,“Langsam verstehe ich deine Verwirrtheit.“
Ich seufzte und hob den Eimer wieder auf.
„Guter Treffer übrigens.“, sagte ich,“Hoffentlich fange ich nie an mich ständig am Kopf zu kratzen, so wie du. Sonst musst du mir beim Haare waschen helfen.“
Allen kappten die Münder auf.
„Waaaaaaaaaaas?!“, riefen sie alle.
„Du......hast ihr nur die Haare gewaschen?!“, fragte Naru entsetzt.
Wir beide neigten den Kopf.
„Woran habt ihr denn bitte gedacht?“, entgegneten wir.
Wir konnten ihnen ansehen, dass irgendwas in ihnen gerade zerbrach und so ließen wir sie erbleicht und geschockt im Flur stehen und zogen uns auf unsere Zimmer zurück.
„Ich habe heute Abend irgendwie Lust auf Pizza.“, sagte sie an ihrer Türe.
„Oh ja!“, erwiderte ich und schnalzte mit der Zunge,“Ob die anderen auch eine wollen?“
Tomoe warf noch mal einen Blick auf die Statuen und zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube, die wollen heute nichts mehr. Dann zieh dich mal an, ich such schon mal was raus.“
„Alles klar!“, sagte ich.
Und wir beide, zogen uns zurück. Alle anderen, kehrten aus der Schockstarre wieder zurück und schienen das Erlebnis aus dem Badezimmer zu verdrängen. Während Naru immer noch sprachlos da stand.
„Die Haare.........“, murmelte sie und warf einen Blick auf das innere des Badezimmers, “Er hat ihr........nur die Haare gewaschen.
„Naru, alles ok bei dir?“, fragte Su.
„Nein!“, antwortete Naru,“Es ist nicht alles ok! Er hat ihr nur, die Haare gewaschen! Großer Gott, ich glaube ich werd noch mal wahnsinnig mit den beiden!“
Sie begann zu toben und zu schreien, wobei sich alle anderen schleunigst aus dem Staub machen.