„Hm? Wer ist das denn?“, fragte ich.
„Wahrscheinlich einer der Gäste.“, sagte Naru,“Ich geh mal kurz hin. Rayo, du kommst mit!“
Hastig gingen wir zur Haustüre und sofort, kam von Naru ein genervtes Stöhnen.
„Seid mir gegrüßt, ihr Ahnungslosen!“, rief Isshina voller Inbrunst und wandte sich dann lächelnd an mich,“Und dir natürlich, alles gute!“
Ich war sowohl leicht verunsichert, als auch verwirrt über ihr Erscheinen.
„Ich will keinesfalls Unhöflich sein, aber.......wer hat dich bitte eingeladen?“, fragte ich und neigte den Kopf zur Seite.
„Jemand von dem du es bestimmt nie erwartet hättest.“, sagte Isshina, “Darakaija kam erst heute Vormittag zu mir und hat mich darum gebeten herzukommen.“
Naru und ich sahen uns verwundert an.
„Wie bitte? Tomoe hat dich hergebeten?“, fragte ich verdutzt.
„Oh weh. Ich kann mir vorstellen, was für ein Theater sie gemacht hat.“, sagte Naru verlegen.
Doch Isshina winkte das gelassen ab.
„Es war ganz harmlos. Gut, sie tat sich etwas schwer damit, aber dennoch hat sie es mit Stolz und Würde durchgezogen. Außerdem, war ich dir das hier noch schuldig. Dafür, dass ich dir nicht so oft in deiner schwersten Stunde beistehen konnte.“
„Das mit dem Krankenhaus war ja nicht dein Fehler.“, sagte ich,“Du musstest dich auch noch im Nagaoda sorgen. Ich hätte wohl das gleiche gemacht.“
Sie harkte ihren Arm unter meinen und ging dann mit mir und Naru wieder in den Garten. Auf die Frage, warum Isshina überhaupt hier war, bat ich die anderen darum bitte kein Drama daraus zu machen. Haruka, die zwar ebenso wenig gut auf Isshina zu sprechen war wie Tomoe, merkte auch an, dass dies mein besonderer Tag ist.
„Wir haben für später noch etwas anderes vorbereitet, Rayo.“, sagte Naru.
„Und was?“, fragte ich.
„Da musst du dich noch gedulden.“, erwiderte Kitsune,“Erst wenn Tomoe da ist.“
Während alle anderen schwatzten, forderte Motoko, Isshina zu einem Kampf heraus. Doch Tomoes Rivalin hatte ein paar Einwände.
„Ich bin untröstlich, aber ich habe leider mein Katana nicht dabei.“, sagte Isshina und verneigte sich,“Du kannst dich natürlich noch für die Kenjutsu-Meisterschaft eintragen, die dieses Jahr wieder stattfindet.“
„Einverstanden.“, sagte Motoko und verneigte sich ebenfalls,“Allerdings muss ich da etwas einwerfen.“
„Ich bin ganz Ohr.“, sagte Isshina.
„Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass wir in der Meisterschaft aufeinander treffen. Also Schlage ich vor, dass wir unseren Kampf vorverlegen.“
Isshina nickte.
„Dem stimme ich zu. Es wird mir eine Ehre sein gegen dich anzutreten. Gegen eine Shinmei-Ryu.“
Motoko machte große Augen.
„Du.....du hast von den Shinmei-Ryu gehört?“, fragte sie.
„Selbstverständlich. Ich habe über alle möglichen außergewöhnlichen Kampfstile recherchiert. Und eurer ist mir nicht unbekannt. Allerdings habe ich euch noch nicht in Aktion gesehen.“
Kurz darauf kamen auch schon die nächsten Gäste. Mutter, die Zwillinge, Hikari und......
„Ach verdammt.“, brummte ich.
„Ganz ruhig bleiben.“, beschwichtigte mich Naru.
Sofort kamen die Zwillinge auf uns zu. Naomi zielte dabei genau auf mich ab und sprang mir an den Hals.
„Großer Bruder!“, rief sie und schmiegte sich an mich.
Seiryu deutete eine kurze Verbeugung an, was ich erwiderte. Kurz darauf kam auch schon Mutter zu mir und schloss mich in ihre Arme. Und scheinbar wollte sie mich gar nicht mehr loslassen.
„Mutter bitte! Muss das denn immer sein?!“, maulte ich.
„Lass mich dich doch ein wenig knuddeln!“, sie drückte mir Küsse auf,“Ich bin so froh, dass mein kleiner Prinz so viele Freunde hat!“
Ich seufzte und Seiryu schüttelte sogar mit den Kopf.
„Shiori! Jetzt lass ihn doch mal wieder los!“, sagte Hikari und versuchte sie von mir los zu reißen.
„Du gönnst einem auch gar nichts.“, schmollte Mutter und lies mich los,“Wir bleiben nicht lange. Naru hat uns schon darüber aufgeklärt, dass ihr noch etwas großes geplant habt. Und da wollen wir nicht stören.“
Senichi trat nur kurz an mich heran, wir nickten uns zu und entfernten uns wieder voneinander. Doch zu allem Überfluss, tauchte endlich Tomoe nach einer halben Ewigkeit auf. Sie rief mich zum Eingang und natürlich stieß ich zu ihr, um sie zu empfangen. Sie wirkte leicht außer Atem und begrüßte mich sogleich mit einer Umarmung, die ich wesentlich mehr genoss, als bei Mutter. Zumal Tomoe es auch nicht so übertrieb.
„Alles gute, du Holzkopf.“, flüsterte sie mir ins Ohr und fuhr mir durch die Haare.
„Ich hab schon befürchtet du kommst nicht.“, sagte ich genauso leise,“Feuerlöckchen.“
„Großer Gott, deine Haare sind ja wieder so entsetzlich lang!“, merkte sie an.
„Ich dachte das wäre so für dich in Ordnung.“, entgegnete ich und neigte den Kopf zur Seite.
„J-Ja......ich meine, du kannst sie natürlich so lang haben wie du willst, aber.......versprich mir bitte das du sie dir auch ab und zu schneiden lässt!“
Ich meinte zu sehen, dass sie leicht rot geworden ist.
„Und da meinen alle immer, dass ich ein komischer Kauz wäre. Aber du bist dabei noch mal auf nem ganz anderen Niveau.“
„Ja ja.“, seufzte sie,“Aber egal. Hier ist jemand der dich gerne sehen will.“
„Yu will mich sehen?“, fragte ich.
„Nein du Holzkopf!“, lachte sie,“Yu kommt später, wenn etwas weniger Leute da sind. Sie hats mir zumindest versprochen.“
Wir kamen dann wieder in den Garten und alle zuckten beim nächsten Gast zusammen. Und es war nicht die Haushälterin der Residenz des Akumaru-Klans. Sondern derjenige, der im Rollstuhl saß und von ihr angeschoben wurde. Alle verneigten sich und die Zwillinge, versteckten sich sogar hinter Mutter.
„Herzlich willkommen im Hinata Ryokan!“, riefen Naru und die anderen.
Man konnte einen Hauch von Furcht aus ihren Stimmen heraushören, denn dort im Rollstuhl saß Asurai. Seine bloße Anwesenheit hatte bei den Anwesenden eine Art Schockstarre ausgelöst. Sie grinsten zwar alle, aber nur aus Angst. An mir und Tomoe prallte das natürlich ab, da wir Asurai ja schon kannten. Und wieder einmal war ich erstaunt darüber, dass Asurai eine solch dunkle Ausstrahlung hatte, obwohl man es ihm gar nicht ansah. Dabei war er doch nur ein normaler Mensch. Keine Telekinese, keine Hörner, keine Vektoren. Oder war da vielleicht noch mehr dran?
Meine lästige und nervige Cousine Ayako die mich aus völlig banalen Gründen nicht leiden konnte, war im übrigen auch dabei. Sie verbarg ihre Abneigung gegen über mir sehr gut, zumindest vor allen anderen.
„Sag mal Rayo, wer sind die denn?“, fragte Su.
„Das, ist das oberste Mitglied meines Klans. Dann seine Haushälterin Rin und das Mädchen daneben.......ist meine Cousine Ayako.“
Alle stießen ein langes „Ah“ aus.
„Und die kann dich nicht ausstehen?“, fragte Kitsune.
„Dann werd ich dieser kleinen Zicke mal zeigen was.....“, knurrte Tomoe, doch Isshina, unterbrach sie.
„Darakaija, wenn du erlauben würdest, regle ich das.“, sagte ihre Rivalin recht höflich.
Sie entfernte sich von uns und ging zu Asurai und den anderen beiden.
„Was auch immer du vorhast.“, rief Tomoe und knackte mit den Knöcheln,“Lass noch etwas von ihr übrig!“
„Genau!“, riefen alle außer Shinobu und Su.
Isshina zwinkerte uns nur zu und grüßte dann ganz vornehm Asurai und Rin, die den Gruß natürlich prompt erwiderten. Ayako war zunächst noch etwas abgeneigt Isshina auch nur wahrzunehmen, doch Tomoes Rivalin hatte so ihre Tricks und ging mit ihr kurz zum Eingang. Wir sollten Ayako bis zum nächsten Morgen nicht mehr sehen.
Glücklicherweise, hatte Isshinas Vorschlag, sich mit Ayako zu unterhalten, Asurai die Möglichkeit gegeben, ein paar Worte an uns zu richten. Und vor allem an mich.
„Ich grüße euch alle und bewundere eure Gastfreundschaft.“, sagte er so laut, dass es auch jeder hören konnte,“Es wärmt mir sowohl die Seele als auch mein altes Herz, dass der junge Akumaru, eine solche Schar an Menschen um sich hat, die ihn so akzeptieren wie er ist. Ein wirklich großartiges Bild, dass ich gerne festhalten würde. Nun, junger Akumaru trete bitte zu mir. Und die Kämpfernatur neben dir ebenfalls.“
Damit war Tomoe gemeint. Die war leicht verwundert über die Bitte, aber natürlich ließen wir Asurai keines Wegs lange warten. Wir traten an ihn heran und ernteten sogleich ein keckes Lächeln seinerseits.
„Ich hoffe, ich habe euch nicht um zu viel gebeten.“, sagte Tomoe und verneigte sich.
„Aber nicht doch.“, winkte er ab,“Selbst wenn du mich nicht darum gebeten hättest, hätte die kleine Shiori mich schon darüber informiert, was ein besonderer Tag heute ist. Dennoch ich bin froh, hier zu sein.“
„Ich.......nun....ich kann, meine Freude kaum in Worte fassen, dass du tatsächlich hier bist.“, stammelte ich.
Er nahm meine Hand in seine und schenkte mir sein altbekanntes Lächeln.
„Ich vermag es ebenfalls nicht meine Worte zu finden. Auch wenn wir nicht vom selben Blut sind, bin ich stolz auf dich, junger Akumaru. Sieh dich nur um. Schau was das Leben dir hier geschenkt hat. All das Leid und der Schmerz den du durchleiden musstest, liegt hinter dir.“
Und ich konnte einfach nicht anders, als seine Hand von meiner zu lösen und ihn zu umarmen. Mutter strahlte über das ganze Gesicht und gab ein aufgeregtes Fiepen von sich.
„Schnell Hikari, hol die Kamera!“, hauchte sie und schüttelte ihre alte Freundin durch.
„Ja, ja, ja! Ist ja gut, jetzt lass das doch!“, stammelte Hikari und verlor fast ihre Brille.
Mutter schoss noch ein paar Fotos und machte dann Naomi und Seiryu mit Asurai bekannt. Eine Zeit lang herrschte noch munteres Geschwatze, alle aus dem Ryokan stellten sich noch mal persönlich vor und boten Asurai sogar noch etwas vom Buffet an. Er probierte von allem Etwas und sprach sein Lob an jeden einzelnen aus. Und um etwas sehr langes, relativ kurz zu machen, verlassen Asurai und Mutter uns wieder früh, um uns mit einem Event alleine zu lassen, was Naru und die anderen geplant hatten.
Isshina, kam kurz nach der Abreise wieder zu uns und so wie es aussah, schien sie mit Ayako Erfolg gehabt zu haben.
„Und, was hast du ihr alles an den Kopf geworfen?“, fragte Naru.
Die große und noble Korukawa zuckte nur müde lächelnd die Schultern.
„Nun, ein Mädchen hat da so seine Tricks.“, sie zwinkerte mir und Tomoe zu.
„Weist du was sie damit gemeint hat?“, fragte ich meine Mitbewohnerin.
„Rayo, ich habe schon lange aufgehört, all ihr Handeln zu hinterfragen. Mit anderen Worten, nein, ich weis überhaupt nicht wie sie das gemeint hat.“
Doch jetzt, hatte Naru das Wort.
„Da wir nun alle ungestört sind, schlage ich vor, dass wir endlich loslegen!“, rief sie,“Kitsune, Muzumi, holt ihr bitte mal die Sachen?“
„Aber gerne doch!“, sagten sie und verschwanden ins Ryokan.
Ein wenig später, kamen die beiden wieder und brachten ein paar Kisten. Darin, war so etwas das wie Schutzpanzer aussahen. Ellbogen- und Knieschützer, Schutzhelme und.......
„Sind das etwa Gewehre?!“, fragte Tomoe entsetzt.
„Keine Sorge, die sind nicht echt.“, beruhigte uns Kitsune,“Zumindest nicht so wirklich.“
„Eine der Vorschläge von deiner Mutter, war Paintball.“, sagte mir Keitaro.
„Ah.“, sagte ich,“Ich verstehe.“
„Wirklich?“, fragte Tomoe.
„Nein.“
„Es ist ganz einfach.“, sagte Muzumi,“Zwei Teams, beschießen sich gegenseitig mit Farbkugeln.“
„Und das Team, was am meisten mit Farbe beschmiert ist, verliert.“, erwiderte Kanako.
„Das Team was logischer Weise kaum Farbe abbekommen hat, natürlich.“
Ich kratzte mich am Kopf.
„Soll das heißen, es gibt Leute, die sich zum Spaß mit Farbe „beschießen“?“, fasste ich verwirrt zusammen.
„So kann man es ausdrücken.“, sagte Motoko.
Wir zogen uns also alle die Ausrüstung an, nahmen uns je ein Gewehr und luden die Magazine mit Farbkugeln.
„Hätte mir gleich denken können, dass nur Shiori auf so was verrücktes kommen kann.“, sagte Tomoe.
„Wir waren auch verwundert.“, sagte Su,“Wie sehen denn die Teams aus?“
„Wie wärs mit, Jungs gegen Mädchen?“, fragte Kitsune.
„Nein, das wäre doch unfair.“, kam es von Kanako.
„Ich würde vorschlagen, da Rayo das noch nie gemacht hat, geht er mit Tomoe in ein Team.", schlug Keitaro vor
„Gute Idee.“, sagte Tomoe und wandt sich an mich, "Am besten, bleibst du in meiner Nähe."
"Von mir aus.", erwiderte ich.
"Ich bin mein eigenes Team.", sagte Isshina.
Alle anderen bildeten somit also das gegnerische Team.
„Wie sind die Regeln?“, fragte Naru.
„Dürfte ich welche Vorschlagen?“, warf ich ein.
„Das wäre fair.“, sagte Muzumi,“Immerhin ist es ja dein besonderer Tag!“
Ich nickte dankend und überlegte.
„Ich finde es langweilig, dass man dann verliert, wenn man komplett mit Farbe vollgeschmiert ist. Also machen wir so lange weiter bis jemand aufgibt.“
„Mehr nicht?“, fragte Kitsune,“Kein Friendly-Fire?“
„Nein, das wäre doch Munitionsverschwendung.“, merkte Tomoe an.
Von Su bekam ich auch eine spezielle Maske und einen merkwürdigen Laserpointer, mit drei Lichtkegeln, der an meiner Schulter befestigt wurde. “Da du sowas noch nie gemacht hast, könnte dir das helfen, besser zu zielen.“, hatte sie mir gesagt.
hatte sie mir gesagt.
Inzwischen war es relativ warm geworden, die Sonne stand fast direkt über uns und nach dem wir alle unsere Gewehre mit Farbkugeln gefüllt hatten, blickten wir alle zu Haruka.
„Also gut, seid ihr alle bereit?!“, rief sie und hob einen Arm.
„Bereit!“, erwiderten wir alle.
„Achtung! Fertig...“
Tomoe kramte ein paar Rauchkügelchen aus ihrer Hosentasche und amtete tief ein.
„Auf mein Zeichen, laufen wir los.“, flüsterte sie mir zu.
„Alles klar.“, nickte ich.
„Los!“
Mit Wucht knallte sie die Rauchkügelchen auf den Boden und wir verschwanden im dichten Qualm. Die ersten schossen schon nach uns, andere mussten erst mal mit Husten kämpfen. Wir entkamen nur knapp den ersten Farbgeschossen. Hastig, drehte Tomoe sich um und erwiderte kurzer Hand das Feuer, worauf wir schon den ersten Gegner hörten.
„Au!“, kam es von Kitsune, “Na warte!“
„Hier lang!“, zischte Tomoe und rannte mit mir zum Eingang.
„Sag mal, wie viele hast du von den Dingern?!“, fragte ich.
„Mehr als genug. Hast du schon Nagaoda gefragt, ob er dir beibringt sie richtig einzusetzen?“
„Könntest du das nicht auch übernehmen?“, entgegnete ich.
Wir stoppten bei Eingang und lehnten uns gegen die Haustüre.
„Na ja, ich könnte es dir beibringen. Nur solltest du das nur in wirklich brenzligen Situationen anwenden und sparsam damit umgehen.“