Im Restaurant musste sich Isshina wieder sammeln, als ich gerade die Geschichte mit meinen kleinen Bruder erzählte, wie dieser versucht hatte mich im Schlaf mit einer Bratpfanne zu erschlagen.
„Nein....nein, das hast du dir doch bloß ausgedacht!“, kicherte sie.
„Doch, genau so ist es passiert!“, ich blickte lachend aus dem Fenster und stand auf,“Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss mal dringend wohin!“
Ich verneigte mich kurz und ging davon. In Wirklichkeit aber, kletterte ich aus dem Klofenster und ging vorsichtig um das Restaurant herum. Als ich dann wieder um die Ecke bog, erblickte ich Su, Shinobu und Muzumi, die verdächtig nahe an der Scheibe, an einem Tisch vom Restaurant saßen.
„Sollten wir noch mal Bescheid sagen?“, fragte Shinobu nervös.
„Ach nein. Er ist ja nur kurz aufs Klo verschwunden.“, erwiderte Su.
„Ich frage mich ja, ob seine gute Laune jetzt dauerhaft anhalten wird.“, warf Muzumi ein.
Ich schlich mich leise an sie heran und wartete schließlich ab.
„Aber seine Mutter wird sich ganz sicher darüber freuen.“, sagte Shinobu.
„Ob sie dann weniger furchteinflößend ist?“, fragte Su.
„Da bin ich aber auch mal gespannt.“, sagte ich beiläufig.
Sofort erstarrten sie zu Salzsäulen. Dann drehten sie sich ganz langsam zu mir um und fingen sofort an zu kreischen und rannten schließlich davon. Das schien auch Isshina bemerkt zu haben und drehte sich zum Fenster um. Kurz darauf kam ich wieder vom stillen Örtchen zurück und setzte mich zu ihr.
„Ich hoffe du hast nicht all zu lange warten müssen.“
„Unsinn.“, sagte sie lächelnd.
Ich besah mir die Speisekarte und drehte sie um.
„Ich glaube ich bin bereit für den Rest.“, sagte ich entschieden und nickte.
Ihre Pupillen schrumpften und ihr linkes Auge begann zu zucken.
„Wie b-bitte?“, stotterte sie ungläubig,“Der Rest?“
„Ja natürlich. Ich hab doch noch nicht alles probiert!“
Sie schloss ihre Augen, atmete einmal tief durch und setzte wieder dieses eisige Lächeln auf.
„Also gut. Wenn du das wirklich schaffst, bin ich wahrlich beeindruckt.“
Bis zum Abend, hatte Tomoe wieder lange Zeit in ihrem Zimmer verbracht, um weiter dem Mysterium des Familienfotos auf den Grund zu gehen. Doch leider, wurde sie rausgerissen, als sie gerade dabei war, die Fotos an ihre Zimmerwand zu hängen und mit roten Fäden zu verbinden, um auf eine Lösung zu kommen.
„Tomoe!“, rief Haruka,“Könntest du mal kurz runter kommen?“
Sich die Haare raufend und darauf achtend, sich nicht schon wieder die Kopfhaut wund zu kratzen, stapfte sie nach unten.
„Was gibt’s denn? Ich bin gerade noch etwas........ähm....was ist hier los?“, sie erblickte Muzumi, Shinobu und Su und sofort ballte sie die Faust,“Was macht ihr denn hier?! Ihr solltet doch an ihm dran bleiben. Jetzt sagt bitte nicht, dass er euch gesehen hat!“
Alle hatten sich im Foyer versammelt und starrten Tomoe mit ernster Mine an.
„Tomoe, wir müssen mit dir reden.“, sagte Naru und gab Shinobu und Su ein Zeichen.
Beide zogen an einem Seil und gaben somit ein Banner frei, das von über ihnen hing und auf dem nur ein Wort, in großen roten Buchstaben geschrieben stand.
„Raus mit der Sprache, was wird das hier?“, fragte Tomoe misstrauisch.
Kanako trat vor.
„Tomoe – das, ist eine Intervention.“, sagte sie.
Meine Mitbewohnerin kaute auf einem Mikadostäbchen herum und wusste immer noch nicht so recht, was los war.
„Geht es darum, dass ich mich dauernd, angeblich wie verrückt kratze? Ich bitte euch! Das ist nur eine Phase!“, versuchte sie sich zu verteidigen.
„Keine Bange, wir wollen nur mit dir reden.“, sagte Keitaro.
„Zu erst, sollst du wissen, dass wir dich alle sehr gern haben. Jetzt werden wir etwas sagen, dann kannst du noch etwas dazu sagen und das wars.“, fuhr Kitsune fort.
„Wir machen uns Sorgen um dich.“, entgegnete Motoko.
„Weswegen?“, fragte Tomoe weiter,“Es ist wegen des Kratzens oder?“
„Tomoe, lass sie bitte ausreden.“, fuhr Haruka dazwischen.
„Seit Isshina aufgetaucht ist, benimmst du dich, wie eine Furie.“, warf Muzumi ein.
„Und damit verletzt du die Menschen in deinem Umfeld, Schätzchen.“, entgegnete Kitsune.
„Und dann ist da noch die Sache mit Rayo, der jetzt immer noch mit ihr unterwegs ist.“, sagte Shinobu.
„Ganz genau.“, meldete sich Su zu Wort,“Zwar ärgern wir ihn hin und wieder mal, aber ihm nach zu spionieren ging wirklich zu weit.“
Tomoe hingegen kratzte sich nur mit einem Fuß an der Wade und schmollte.
„Wenn ihr Isshina kennen würdet, wüsstet ihr warum ich ihr misstraue.“, murmelte sie vor sich hin.
„Uns ist allen bewusst, das Isshina kein Engel ist.“, sagte Keitaro,“Aber auch Rayo braucht mal seinen Freiraum.“
„Vor allem nach der ganzen Sache mit seiner Depression.“, erwiderte Naru,“Simple Eifersucht, gegenüber Isshina können wir ja noch durchgehen lassen. Aber das du Su, Muzumi und Shinobu auch noch dazu anstiftest, sein Privatleben auszuspionieren, dass kann doch schon nicht mehr gesund sein. Ganz besonders, wenn man bedenkt, dass du mit Rayo gemeinsam, am meisten wegen der Depression gelitten hast.“
„Und deshalb wollen wir das du.........“, wollte Keitaro noch sagen, wurde jedoch von der Klingel der Haustüre unterbrochen.
Ohne Tomoe aus den Augen zu lassen, öffnete Haruka die Türe und staunte nicht schlecht, als sie mich, mit einem beinahe strahlenden Lächeln erblickte.
„Nanu – bist du schon wieder zurück, von deiner Verabredung?“, fragte sie.
„Natürlich.“, nickte ich,“Aber, Isshina und ich wollen noch kurz weg. Ich bin nur hier um etwas zu holen.“
Ich marschierte an ihr vorbei, grüßte die anderen und kam vor Tomoe schließlich zum stehen.
„Ich.....hoffe du hattest Spaß.“, schluckte sie und wirkte ein wenig nervös.
Sie beäugte meine Brandnarben und versuchte, sich nicht dabei ertappen zu lassen. Vergeblich, versteht sich.
„Da ich Isshina nicht hab sitzen lassen und in einem Stück wieder hier bin könnte man davon ausgehen oder?“, sagte ich lächelnd und umarmte sie.
„Wir haben eigentlich gedacht, das du fuchsteufelswild sein müsstest.“
„Weswegen?“, fragte ich.
„Na, wir haben dich und Isshina doch beschattet, weil Tomoe unbedingt.......“, begann Muzumi doch ich winkte das nur ab.
„Ach, pff......pille-palle, wen interessierts.“
Alle wirkten etwas perplex und sogar Haruka, wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte.
„Also, jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“, sagte Naru.
„Ja dachtet ihr etwa, ich bemerke nicht, wenn Feuerlöckchen was vorhat?“
„Das musst du uns jetzt erklären.“, kam es von Shinobu.
„Kommt schon. Ihr habt euch viel zu ungeschickt angestellt, hinter uns her zu schleichen. Ich hatte euch schon bemerkt, bevor wir das Restaurant betreten haben. Ein kleiner Tipp am Rande: Verteilt euch das nächste mal weiter. Wenn ich dann nur eine von euch entdecke, heißt das nicht zwangsläufig, dass die anderen, in unmittelbarer Nähe sind.“
Und damit, lies ich sie im Foyer stehen und rannte nach oben. Kurz darauf kam Isshina zu Haustüre und verneigte sich.
„Seit mir gegrüßt.“, sagte sie.
Alle anderen, drehten sich wieder zu Tomoe um und nickten in Richtung ihrer Rivalin.
„Tomoe, ich glaube, du solltest ihr etwas sagen. Findest du nicht auch?“, sagte Haruka.
Geknickt und mit bebenden Schultern, schritt meine Mitbewohnerin unter leichten Protest zu Isshina.
„Ich.....ich eh....“, druckste sie herum,“Weis zwar nicht, welche Art von Gehirnwäsche du bei Rayo.......“
„Nein Tomoe.“, sagte Motoko,“Noch mal von vorne. Du weißt, was du ihr zu sagen hast.“
Tomoe stöhnte genervt auf und biss die Zähne zusammen.
„Ich glaube, ich muss mich bei dir, entschuldigen. Schon wieder. Hoffentlich hattet ihr euren Spaß.“
Doch Isshina unterbrach sie.
„Bevor du weitersprichst.“, sagte sie und atmete tief ein.
Nur um dann mit einem schweren Seufzer, zu Boden zu sinken und auf die Knie zu fallen.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Tomoe.
„Ich muss zugeben, dass ich mir diese Verabredung, anders vorgestellt habe. Aber das........., das war einfach unfair!“
Alle starrten sie mit offenen Mündern an.
„Wie dürfen wir das denn jetzt verstehen?“, sagten Naru und Kitsune.
„Ihr habt mich im Ungewissen gelassen, was auf mich zu kommt.“, erklärte Isshina,“Akumaru ist einfach........ein Gierschlund! So, jetzt habe ich es gesagt. Ich kann einfach nicht mehr!“
„Was, hat er denn angestellt?“, fragte Shinobu.
„Das kann er euch selbst sagen. Aber, ich bin für heute ausgelaugt! Ich gebe mich hiermit, fürs erste geschlagen, Darakaija. Meine Geldbörse hat für heute genug gelitten.“, sie erhob sich wieder und verschwand dann dennoch erhobenen Hauptes.
Sie hörten nur noch wie ihre Limousine davon fuhr und gleich danach, rannte ich an ihnen vorbei und nach draußen. Kam dann aber verwirrt zurück.
„Habt ihr zufällig Isshina gesehen?“, fragte ich.
„Sie ist eh.....nun ja. Abgedampft, würde ich sagen.“, sagte Tomoe.
„Ach, so was unfaires.“, nörgelte ich,“Da lädt sie mich zum Essen ein und lässt mich dann einfach hier, nach der Vorspeise sitzen!“
„Wie viel habt ihr denn bitte gegessen?“, fragte Naru.
„Keine Ahnung.“, sagte ich Achselzuckend,“Wir waren eine Weile im Restaurant, dann sind wir kurz zu einem Maid-Cafe aufgebrochen.“
„Was?! Aber, sie hatte doch nichts von einem Maid-Cafe gesagt!“, schrie Tomoe und raufte sich die Haare.
„Nicht nur das. Wir sind danach noch in die Spielhalle gegangen und ich habe mir ein paar neue Comicbücher gekauft.“
Für letzteres tätschelte ich Su und bedankte mich bei ihr.
Und dann, brach Tomoe in schallendes Gelächter aus.
„Unfassbar!“, röhrte sie,“Du hast sie fast pleite gefressen und ihre Geldbörse gleich mit! Oh das......das muss ich Shiori erzählen!“
Sie knickte keuchend ein vor Lachen. Ich entfernte mich ein wenig von ihr und ging zu den anderen.
„Was hat sie denn?“, fragte ich.
„Ach......beachte das gar nicht.“, sagte Kitsune Kopf schüttelnd,“Das geht vorbei.“
„Sieht sie normale Weise so aus, wenn sie glücklich ist?“, fragte ich weiter.
„Exakt.“, bestätigte Kanako.
„Ist gespeichert.“, erwiderte ich.
Kurz darauf, schleifte ich Tomoe nach oben in ihr Zimmer und schloss die Türe hinter mich.
„Tut mir wirklich leid.“, sagte sie erschöpft,“Aber.....das, habe ich wirklich gebraucht.“
Mein Lächeln verblasste jedoch und ich setzte wieder eine ernste Mine auf.
„Was sollte das, Tomoe?“, sagte ich ruhig.
Sofort stockte sie und zuckte zusammen.
„Oh, ich....dachte nur......“
„Einfach Shinobu, Su und Muzumi auf mich anzusetzen? Dachtest du wirklich, ich bemerke das nicht? Und da sagst du mir, dass ich dein Vertrauen ständig missbrauche. Na vielen dank auch.“
„Hör mal, du wusstest, wie ich auf Isshina zu sprechen bin.“
„Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht, mich auszuspionieren. Deine Eifersucht, kannst du dir wirklich sparen. So was hätte ich nicht von dir erwartet. Nach allem was wir bisher durchgemacht haben!“
Sie lies den Kopf hängen und wich meinem Blick aus.
„Entschuldige. Nach deiner Depression, wollte ich nur nich, dass sie dich.....“
„Ach, denk einfach beim nächsten mal nach, bevor du so was machst. Eigentlich sollte dir als Mensch bewusst sein, wie man sein Umfeld behandelt.“, ich setzte mich auf ihr Bett und kramte ihr Fotoalbum raus.
„Ich bin noch keinen Schritt damit weiter gekommen.“, sagte sie.
„Dachte ich mir schon. Deswegen, habe ich Isshina danach gefragt. Was es mit dem Foto auf sich hat.“
„Wie bitte?!“, hauchte sie und wurde nervös.
„Mach dir nicht ins Hemd. Ich habe nichts ausgeplaudert. Aber leider konnte sie mir auch nichts weiter dazu sagen. Sie wird ihre Eltern fragen, sobald sie von der Geschäftsreise zurück sind.“