Wir schritten also gemütlich zum Eingang, die anderen vom Ryokan und Nagaoda begleiteten uns. Ich und Tomoe waren nicht wirklich nervös, sondern aufgeregt.
„Wie lange geht der Marathon?“, fragte ich.
„Das kann unterschiedlich sein.“, erklärte Naru,“Manche sind rund 40 Kilometer lang, andere nur 20. Der Marathon hier, müsste so zwischen 15 und 20 Kilometer lang sein.“
„Was so lang?!“, zischte ich.
„Ganz ruhig. Wir packen das schon.“, versicherte mir Tomoe.
„Genau. Die werden sich noch wundern, wie schnell ihr seid.“, warf Su ein.
„Dem kann ich nur zustimmen.“, sagte Isshina,“Ich und Nagaoda haben euch das ein oder andere mal beim Sportkurs beobachten können. Und ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin.“
Ich knuffte Tomoe mit den Ellbogen und sie zwinkerte mir zu.
„Macht sich doch bezahlt, sie nicht mehr zur Feindin zu haben. Oder?“, flüsterte ich ihr zu.
„Ja, ihr hattet ja Recht.“, grinste sie.
„Wird dein Cousin eigentlich wieder richtig rennen können?“, fragte Shinobu Isshina.
„Ich weis nicht.“, sagte Tomoes Rivalin,“Mein Cousin ist ziemlich nachtragend, was seine schlimme Verletzung angeht. Richtig, Cousin?“
„Hör mir bloß auf.“, nörgelte Nagaoda,“Ich hab meinen Eltern schon oft genug gesagt, dass ich meine eigenen Methoden habe, um Sport zu treiben.“
„Wie ist das mit deinem Knie eigentlich passiert?“, fragte Motoko.
„Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau es war.“, sagte er Achsel zuckend,“Ich hab mir das Knie richtig übel angeknackst. Ob es jetzt beim Volleyball war, beim Ringen oder beim Football......ich weis es nicht mehr. Eins davon muss es gewesen sein. Oder alle nacheinander haben dafür gesorgt, das ich früher oder später mit dem Knie falsch aufgekommen bin. Das einzige woran ich mich erinnern kann ist, dass ich nur noch schreiend und fluchend im Dreck lag. Immer wieder musste ich danach ins Krankenhaus. Hat ewig gedauert bis sie das Knie wieder einigermaßen hinbekommen haben.“
Ich drehte mich zu ihm.
„Das, wird dich aber nicht daran hindern, beim Festessen dabei zu sein oder?“, fragte ich.
Er stieß ein verdruckstes Kichern aus.
„Ach stimmt ja. Du hattest ja was geplant für deinen persönlichen „Sieg“ bei diesem Marathon.“, lachte er.
„Was denn genau?“, fragte Tomoe.
„Ach, hab ichs dir noch nicht erzählt?“, erwiderte ich.
„Nein.“
„Ich bin nicht wirklich darauf aus, den ersten Platz zu machen.“, erklärte ich,“Mir ist jeder Preis recht. Aber, hauptsächlich der für das All-you-can-eat Buffet in Shibuya. Und ich darf so viele Leute mitbringen wie ich will!“
Tomoe brach in Gelächter aus.
„Das war ja klar, du Gierschlund! Aber gut, von mir aus! Es steht dir frei, zu essen!“, lachte sie.
Als wir dann bei der Startlinie ankamen, staunten wir jedoch nicht schlecht.
„Hey!“, rief Mutter aufgeregt und winkte uns zu sich,“Hier drüben! Rayo, hier!“
„Jetzt schrei doch nicht so Shiori!“, zischte Hikari,“Du bist mal wieder oberpeinlich!“
„Ja und lass mich doch!“, konterte Mutter.
Doch Mutter und Hikari waren nicht alleine dort. Die Zwillinge, Senichi und sogar.....
„Asurai?!“, erschraken wir.
„Aber was macht ihr denn hier?“, fragte ich.
Er nickte lächelnd zu Mutter.
„Ich kann der kleinen Shiori keine Bitte abschlagen. Schon gar nicht, wenn es dabei um dich geht.“, sagte er.
„Hatte Rin nichts dagegen?“, fragte Tomoe.
„Auch sie konnte Shiori nichts entgegensetzen. Außerdem wollte ich diesen Tag um nichts in der Welt verpassen.“
„Also noch mehr Leute die beim Buffet dabei sein werden.“, fasste ich zusammen.
Seiryu der sich vor Isshina versteckte, wurde hellhörig und kam auf mich zu.
„Ich glaube, da ist jemand neugierig.“, lachte Mutter.
„Ja, auch du kannst dabei sein. Fressen bis zum Umfallen.“, sagte ich und begab mich auf seine Augenhöhe,“Zwar mögen wir uns nicht so richtig, aber zumindest für diesen einen Tag, könnten wir uns doch vertragen. Ich kann dir schon ansehen, wie dir das Wasser im Mund zusammen läuft. Richtig?“
Ich hielt ihm meine Faust hin. Tomoe machte große Augen und Mutter zückte die Kamera. Kurz darauf wusste ich auch genau warum, denn nun wurden wir alle Zeuge eines eindrucksvollen Moments. Seiryu war jedoch etwas verwirrt und blickte zu Mutter, die ihm kurz und bündig zeigte, was er nun tun sollte. Er schien nachzudenken, sich immer im Für und Wieder zu verstricken, bis er sich entschloss meine Geste zu erwiderten und meine Faust mit seiner abzuklopfen. Nur um mich dann noch verwirrter als vorher anzusehen.
„Mach dir keinen Kopf.“, sagte Tomoe zu Seiryu,“Dein Griesgram von großem Bruder, hat damit auch noch große Probleme.“
Eine schrille Pfeife ertönte und wir hielten uns die Ohren zu.
„Korukawa, Akumaru und Darakaija, sofort angetreten! Es geht jeden Moment los!“, rief Rikako.
Ich schlug noch einmal mit Keitaro und Nagaoda ein und begab mich dann mit den anderen beiden zum Start.
„Macht sie fertig!“, rief Mutter lautstark.
Senichi und Hikari schüttelten die Köpfe.
„Wir hätten sie abfüllen und zu Hause lassen sollen.“, murmelte Senichi.
„Bist du verrückt? Dann wär sie noch schneller hier aufgekreuzt und hätte uns durch den Wolf gedreht!“, maulte Hikari.
„Auch wieder wahr.“
„Wisst ihr......ich meine mich zu erinnern, auch mal bei so einem Marathon mitgemacht zu haben.“, murmelte Asurai.
„Oh? Habt ihr gewonnen, ehrenwerter Asurai?“, fragte Hikari neugierig.
„Fast.“, sagte er,“Aber es war viel anstrengender und hektischer als hier. Wir mussten durch einen riesigen dunklen Wald laufen vielen Hindernissen ausweichen. Dabei sollten wir noch zwei Schriftrollen finden und zum Ziel bringen.“
Senichi blickte gen Himmel.
„Irgendwie kommt mir das bekannt vor.“, sagte er.
Ich blickte zu Mutter und den anderen und atmete schwer aus.
„Stimmt was nicht?“, fragte Tomoe.
„Doch etwas nervös, Akumaru?“, kam es von Isshina leicht besorgt.
„Nein.“, sagte ich Kopf schüttelnd und nickte zu Mutter,“Er ist hier.“
„Du meinst, Senichi?“, sagte Tomoe.
„Ganz genau.“, erwiderte ich knapp.
Tomoe legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Hör mal, ich weis das du nicht sonderlich gut auf ihm zu sprechen bist. Aber er ist nun mal dein Vater. Ich habe zum Beispiel keinen Vater mehr. Sei froh das du einen hast.“
Leicht verdutzt sah ich sie an.
„Aber das bin ich doch.“, antwortete ich.
Isshina und Tomoe starrten mich verwundert an.
„Wie jetzt?!“, fragte Tomoe, fast schon entsetzt.
„Ich weis nur einfach noch nicht, wie ich es ausdrücken soll, verstehst du? Aber egal. Konzentrieren wir uns auf das Rennen.“
Wieder ertönte Rikakos Pfeife. Neben uns, waren noch fast 30 andere die am Marathon teilnahmen.
„Also gut, ihr Schäfchen!“, rief Rikako und bat um Ruhe,“Dies, ist die letzte Etappe dieses Sportfestes. Der Marathon wird einige Zeit dauern, aber keine Sorge. An bestimmten Punkten, gibt es kleine Stationen, an denen ihr kurz anhalten und euch mit Wasser stärken könnt. Ich rate euch diese Stationen zu nutzen, denn es wird heute wieder gefährlich heiß. Die Strecke, ist in mehrere kleine und große Bereiche unterteilt, die durch Schilder gekennzeichnet sind. Der genaue Weg ist mit Pfeilen und Absperrungen markiert. Es ist nicht erlaubt Fahrzeuge zu nutzen, denn sonst geht der ganze Spaß ja verloren! Das war alles, was ihr wissen solltet. Und jetzt, hat der gute Goro das Wort. Viel Glück an alle!“
Goro stellte sich neben die Startlinie und holte eine kleine Pistole raus.
„Seid ihr alle bereit?!“, rief er voller Elan,“Dann nehmt eure Plätze ein!“
Das taten wir dann auch sofort.
„Du weist was zu tun ist?“, fragte mich Tomoe.
Ich nickte.
„Nicht auffallen, nicht übertreiben.“, sagte ich.
„Gut. Bin mal gespannt wie gut wir das durchhalten.“
„Auf die Plätze! Fertig!“, rief Goro und legte den Finger an den Abzug.
Doch da fiel mir noch etwas ein und ich bat Goro noch kurz zu warten.
„Naru!“, rief ich,“Hört mal alle her!“
Sie alle richteten ihre Blicke auf mich.
„Was wird das?“, fragte Tomoe verwirrt.
„Wirst du schon sehen.“, grinste ich, “Es gibt noch einen Schlachtruf, den ich loswerden muss!“
„Dann fang mal an!“, sagte Goro und zeigte mit den Daumen nach oben.
„Rayo, was hast du jetzt schon wieder ausgeheckt?“, harkte Tomoe nach.
„Das hab ich in einem Film gesehen, den mir Kentaro zum Geburtstag geschenkt hat!“.
Ich holte tief Luft.
„Ich bin gespannt, ob mich der Schlachtruf erschüttern wird.“, sagte Isshina,“Wieder äußerst scharfsinnig, Akumaru.“
Und dann lies ich es raus.
„RYOKAN!“, brüllte ich und alle verstummten,“Assemble!“
Kurz darauf, drückte Goro ab und alle rannten los. Der Marathon hatte begonnen und alles was ich noch vernahm, waren die Anfeuerungsrufe von Naru und den anderen des Ryokans.