Talib
Ich kuschele mich unter die Bettdecke, die Matratze fühlt sich angenehm an unter meinem müden Körper, lädt mich ein, einfach die Augen zu schließen und ins Land der Träume zu versinken. Doch als Nayara aus dem Badezimmer kommt, mit ihren rot gefärbten Wangen und dem langen T-Shirt, das sie sich von mir geborgt hat, bin ich auf einmal wieder hellwach.
Sie tritt zu mir ans Bett und lächelt beinahe schüchtern auf mich runter.
Ihre langen Haare sind zu einem Knoten zusammengebunden und geben so den Blick auf ihren verführerischen Nacken frei.
„Die heiße Dusche hat richtig gut getan“, meint sie, während sie ins Bett krabbelt und zu mir unter die Decke schlüpft. Ich schenke ihr nur ein Grinsen, lege meinen Arm um ihre Taille und ziehe sie an mich.
Nayara quittiert es mit einem überraschten Quieken, wehrt sich aber nicht dagegen.
Und endlich, als ich ihren warmen Körper an meinem spüre, fühle ich mich geborgen. Endlich bin ich Zuhause, bei der Frau, nach der ich mich am meisten sehne.
Nayara streicht zärtlich durch mein Haar, rückt ein Stück weg, nur so weit, dass sie mir in die Augen sehen kann.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“ Ihre silber-grauen Augen schimmern vor unvergossenen Tränen und es zerreißt mir fast das Herz.
„Ich auch“, sage ich mit trockener Kehle, räuspere mich. „Ich habe das Gefühl, dass mein Leben erst jetzt gerade anfängt“, flüstere ich und hoffe, dass sie den Wink versteht.
„Ich glaube, ich weiß was du meinst“, wispert sie, dann packt sie mich im Nacken und zieht mich runter zu einem kurzen, aber unglaublich süßen Kuss.
„Ich hatte solche Angst um dich.“
Und ich erst um dich.
„Tut mir leid“, ich schenke ihr ein zaghaftes Lächeln, „Aber du musst dir keine Sorgen machen, ich bin wie Unkraut, so schnell wirst du mich nicht los.“
Ihre verführerischen Lippen verformen sich zu einem breiten Grinsen und der Drang, sie wieder zu schmecken zu wollen, wird immer größer.
„Blödmann“, wispert sie. „Aber ich meine es ernst.“
„Ich weiß, aber es ist ja alles gut gegangen, wir haben es geschafft, gemeinsam. Und jetzt werde ich nicht mehr von deiner Seite weichen, es sei denn du willst, dass ich...“
„Nein“, unterbricht sie mich, klingt dabei bestimmt. „Ich will auch, dass du für immer an meiner Seite bleibst.“
Der ernste Ausdruck in ihren Augen bringt mein Herz zum Rasen und obwohl es das schönste ist, was sie je hätte sagen können, bereitet es mir auch einen kleinen wenig Angst.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so für dich empfinden würde. Talib, ich weiß wir kennen uns noch nicht so lange und unsere Situation ist...kompliziert, aber ich kann mir nicht vorstellen, je wieder ohne dich zu sein.“
Ihre Worte sind wie ein feiner Hauch, der warm über meine Seele streichelt ehe er in die Tiefen meines Herzens vordringt.
Ich schmeiße alle meine Bedenken über Bord, rolle mich in einer raschen Bewegung auf Nayara und küsse sie so begierig wie noch nie zuvor.
„Ich liebe dich“, flüstere ich an ihre Lippen zwischen zwei kurzen Küssen, ehe ich ihren Mund leidenschaftlich erkunde.
„Ich dich auch“, erwidert sie, noch bevor ich meine Zunge in ihren süßen Mund gleiten lasse und ihre umfahre.
Nayara wimmert, ihr warmer Körper drückt sich gegen meinen, fleht nach mehr Nähe. Wieder und wieder umstreicheln sich unsere Zungen, necken sich. Ich ziehe mich kurz etwas zurück, nur um ihr dann vorsichtig auf die Unterlippe zu beißen, sauge sie ein und schließe die Augen. Genieße das keuchende Geräusch, dass Nayara von sich gibt.
Ich drücke meine Hüften gegen ihr Becken, lasse es kreisen, während sie ihre Arme um mein Genick schlingt um mich an sie zu pressen. Ihre Brüste schmiegen sich an mich und ich spüre selbst durch den Stoff, wie erregt sie gerade ist. Und genau in dem Moment scheint all mein Blut in südlichere Regionen zu schießen, lassen mich hart werden.
Nayara scheint es auch zu bemerken, nur ganz leicht spreizt sie ihre Beine etwas weiter, lässt es zu, dass ich mit meinem steifen Glied übe ihre Mitte reibe.
Fuck. Ich will sie unbedingt!
Ich knurre, spüre wie heiß sich mein Körper anfühlt und auch Nayara scheint zu glühen.
Als ich die Lider aufschlage, um in Nayaras Augen nach einem Hinweis zu suchen, wie weit ich gehen kann, hat sich ein Eissturm in ihnen ausgebreitet. Ich kann ein schelmisches Lächeln nicht unterdrücken, denn nun wird mir auch klar, dass es in meinen so ähnlich aussehen muss.
Sie ist also so angetörnt, dass sie aus Versehen ihre Fähigkeiten herbeiruft. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist...
„Deine Augen“, flüstere ich, knabbere zärtlich an ihrem Hals entlang.
„Ich weiß“, ihre Stimme klingt kratzig, sie schluckt. „Deine auch.“
Als meine Lippen ihr spärliches Dekolleté erkunden, lasse ich meine Hände vorsichtig tiefer wandern, nur mit den Fingerspitzen fahre ich ihren Rippenbogen entlang, sanft über den Bauch und umfasse dann den Saum des Shirts.
„Darf ich?“ Und obwohl es eine Frage war, warte ich die Antwort nicht ab. Ich ziehe es nach oben und Nayara scheint es genauso wenig erwarten zu können wie ich, sie stützt sich auf die Arme und hilft mir, ihr das Oberteil über den Kopf zu streifen. Achtlos wirft sie es auf den Boden.
„Du bist so wunderschön“, murmele ich als ich ihre Brüste mit den Händen liebkose, merke, wie ich immer härter werde. Falls das überhaupt noch möglich ist.
Nur kurz schaue ich in Nayaras Gesicht, der Sturm tobt noch immer in ihren Augen, ihre Lippen sind geschwollen von den wilden Küssen und ihre Wangen haben sich in ein Zartrosa gehüllt.
Während ich mit der einen Hand ihre Brust knete, umschließe ich den Nippel der anderen mit den Lippen, ich sauge daran, fahre vorsichtig mit meinen Zähnen daran entlang, immer weiter, bis er heiß und fest aufragt.
Scheiße. Ich weiß nicht, wie lange ich mich noch beherrschen kann.
Nayaras Finger krallen sich in mein Haar, sie stöhnt und wimmert und es ist das süßeste Geräusch, das ich je gehört habe.
Ich wechsle die Seiten, lasse auch ihren anderen Nippel steif werden, indem ich an ihm knabbere, stoße dabei mein Becken wieder und wieder gegen ihres. Erst nur sanft, doch ich werde immer forscher, drängender.
Meine Partnerin schlingt die Beine um mich, zieht mich bei jedem Stoß näher an sich heran und ich fluche.
„Ich will in dir sein.“
Ihr Körper bebt, sie keucht vor Lust auf.
„Ich muss in dir sein“, sage ich mit Nachdruck.
Doch Nayara hält sofort inne, es ist als wäre all die Wärme zwischen uns verschwunden. Ich beiße mir fest auf die Lippen.
Ich bin zu weit gegangen.
Verlegen sieht sie mich an, zieht mich wieder zu sich nach oben, sodass mein Gesicht direkt vor ihrem schwebt.
„Ich...also...es ist nicht so, dass...“, stammelt sie. „Ich will ja, aber...“
„Du bist noch nicht bereit, Sex mit mir zu haben?“
Das Schneegewitter in ihren Augen lichtet sich, verschwindet aber nicht vollkommen.
„Nein“, erwidert sie beinahe geräuschlos. „Es ist mein erstes Mal und...“
Das habe ich mir gedacht.
„Es ist schon okay, wir haben alle Zeit der Welt.“
Nun ja, nicht wirklich, wir müssen die Prophezeiung erfüllen, aber ich möchte sie auch nicht zu sehr unter Druck setzen. Ich wünschte, wir hätten wirklich alle Zeit der Welt. Denn ich will sie nicht einfach nur, weil es irgendwo geschrieben steht. Nein, ich will keinen gezwungenen Sex, sondern Liebe mit ihr machen. Ihr näher sein, sie auf eine Weise berühren, die es bei einfachem Sex nicht gibt.
Ich will sie zum Höhepunkt bringen und dann ebenfalls in ihr versinken, bis mein Schwanz, aber auch mein Herz übersprudeln vor Liebe. Und das immer und immer wieder, am besten jeden Tag, bis wir beide zu alt dafür sind. Und selbst dann, will ich es immer noch.
„Wir müssen keinen Sex haben“, sage ich dann ernst, streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Dutt gelöst hat. „Aber ich würde gerne etwas anderes tun, wenn du es mir erlaubst.“
Sie zieht die Augenbrauen fragend nach oben, doch statt ihr zu Antworten, drücke ich ihr einen Kuss auf die Lippen, wandere dann wieder nach unten. Lecke kurz mit meiner Zunge über die noch immer feste Knospe ihrer Brust, um zu überprüfen, ob sie noch immer so erregt ist, wie zuvor. Und ihr tiefes, lustvolles Stöhnen ist mir Beweis genug.
„Was hast du vor?“, flüstert sie, doch ich erwidere nichts, lasse meine Hand ganz langsam über ihren Bauch wandern, tiefer, zwischen ihre Beine.
Sie zuckt kaum merklich zusammen, doch als ich weiter über ihren Slip fahre, spreizt sie die Beine für mich.
In sanften Kreisen fahre ich über den Stoff, heize sie immer weiter an, ehe ich meine Hand darunter verschwinden lasse. Meinen Finger in ihre heiße, enge Mitte schiebe.
Das Geräusch, welches sie jetzt von sich gibt, bereitet mir eine Gänsehaut. Mein Penis zuckt vor Verlangen, doch ich versuche es zu ignorieren.
Heute zählt nur Nayara. Ich will sie in den Genuss bringen, darauf vorbereiten, was ich sonst noch alles mit ihr vorhabe.
„Soll ich aufhören?“
Nayara, die sich auf die Unterlippe gebissen hat, seufzt ausgedehnt. „Nein, mach weiter.“
Und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Zuerst langsam dringe ich immer wieder mit meinem Finger in sie ein, reibe mit dem Daumen über ihre Klitoris und als sie anfängt, ihre Hüfte im selben Rhythmus gegen meine Hand zu bewegen, erhöhe ich den Druck und das Tempo.
„Fühlt sich das gut an?“
Ohne auf meine Frage einzugehen, zieht sie mich nach oben, küsst mich leidenschaftlich, während ich es ihr weiter besorge.
Ihre Lippen sind so weich und ihre Zunge umspielt meine wie ein heißer Tanz. Sie saugt daran, stöhnt und windet sich lustvoll unter mir und die Laute, die sie dabei von sich gibt, werden für immer zu meinen lieblings Geräuschen zählen.
Sie ist so heiß.
„Talib, ich...“
„Ich weiß, lass es einfach zu“, flüstere ich, als ich merke, dass sie kurz davor ist zu kommen. Mein Finger stößt immer schneller in sie hinein, mein Daumen baut Druck auf ihrer empfindlichsten Stelle auf und als ich spüre, wie ihre feuchte Mitte enger um meine Hand wird, beiße ich zärtlich, aber bestimmt in ihre Brustwarze.
Nayara bäumt sich mir entgegen, schreit und keucht. Und es ist so berauschend, dass auch ich mich nicht länger zusammenreißen kann und in meine Boxershorts komme.
Ich knurre, fühle die Hitze durch meinen Körper zucken.
Und auch der Sturm in Nayaras silbernen Augen tobt so wild, so voller Inbrunst, dass ein Blitz direkt vor dem Fenster einschlägt und den Raum für einen Wimpernschlag erleuchtet.
In beruhigenden kreisenden Bewegungen, streichle ich ihre Pussy noch weiter, begleite sie durch den Orgasmus, während auch mein eigener langsam abklingt.
Verdammt, das war das geilste, was ich je erlebt habe.
Als ich meinen Finger wieder aus ihrem Höschen ziehe und zu ihr nach oben rutsche, küsst sie mich beinahe schüchtern.
„Das war...“
Gespannt warte ich auf ihre Worte, doch sie scheint keine dafür zu finden. Nun läuft sie wirklich rot an, so sehr, dass es selbst in der Dunkelheit des Raumes, der nur spärlich von der aufgehenden Sonne beleuchtet wird, hervor tritt.
„Es war ziemlich...geladen“, sage ich und kann ein Kichern nicht unterdrücken, als ich daran denke, dass bei unserem Höhepunkt sogar ein Blitz eingeschlagen ist, weil es so intensiv war.
Auch Nayara scheint ihre Schüchternheit abzustreifen und steigt in das Gelächter ein.
„Das war es“, flüstert sie und kuschelt sich in meine Arme.
„Ich hoffe, du hast jetzt keine Angst vor mir.“
„Wieso sollte ich?“ Überrascht schaut sie mich an, ihre Gesicht ist so nah an meinem, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spüren kann.
Ich will sie erneut küssen, reiße mich aber zusammen.
Nur für einen kurzen Moment.
„Wegen der Gewittermacht“, necke ich sie. „Oder willst du jetzt auch jedes Mal...“
Weiter komme ich gar nicht, denn sie hat sich auf mich gerollt, ihre Hüfte drückt gegen meine und sofort werde ich wieder hart. Doch meine Unterhose klebt noch immer unangenehm, lässt mich kurz vergessen, was ich gerne alles mit ihr anstellen würde.
Nayara sieht mich so ernst an, dass mir das nicht einmal schwerfällt.
„Ich glaube, ich lerne Gewitter gerade lieben.“
Ich stöhne auf.
Sie ist so wundervoll, so süß und sexy und ich bin absolut und vollkommen verrückt nach ihr.
„Habe ich was falsches gesagt?“, fragt sie leise, die Zweifel sind deutlich aus ihrer Stimme zu hören.
„Nein“, erwidere ich sofort. „Du, deine Worte, alles ist perfekt. Und ich bin so wahnsinnig verrückt nach dir, dass ich es nicht einmal ansatzweise beschreiben kann.“
Ihre ernste Miene wird von einem zaghaften Lächeln vertrieben.
Dann lehne ich mich auf die Ellenbogen, beuge mich zu ihrem Ohr vor und flüstere: „Aber wenn du weiterhin so sexy auf mir drauf sitzt, dann kann ich nicht versprechen, dass ich es langsam mit dir angehen lasse.“
Ich lasse es mir nicht nehmen, ihr neckend ins Ohrläppchen zu beißen.
So schnell, wie sie von mir runter kriecht, breitet sich ein wenig Enttäuschung in mir aus.
Bald. Bald werde ich in dir sein und ich werde es auskosten bis zum letzten Moment.
Ich schlüpfe aus dem Bett, um meine Gedanken zu sammeln und mir eine saubere Unterhose anzuziehen.
„Ich mach mich nur kurz frisch“, sage ich und drücke ihr einen Kuss aufs Haar, ziehe mir noch im Gehen die Shorts aus und bin mir sehr wohl bewusst, dass Nayara mir auf den Hintern starrt.
„Du kannst mir gerne dabei helfen“, rufe ich zum Bett rüber, ehe ich die Kommode mit der frischen Wäsche erreiche. Doch noch bevor sie mir antworten kann, klopft es an der Tür.
Wer ist denn das jetzt bitte?
Rasch schaue ich zu Nayara, die mich ebenfalls alarmiert anschaut.
„Geh ins Bad“, raune ich und laufe zur Tür. Doch Nayara kommt mir hinterher.
„Seite an Seite“, hast du gesagt.
„Dafür ist jetzt wirklich nicht der richtige Augenblick.“
Sie zieht zornig die Augenbrauen nach oben.
„Willst du jetzt wirklich mit mir streiten? Ich lass dich nicht alleine, basta.“
Erneut klopft es an der Tür, dieses Mal lauter. Ungeduldiger.
Wir sind erst vor ein paar wenigen Stunden aus einer Villa voller Menschen geflohen, die uns umbringen wollten, es könnte wirklich jeder hinter dieser Tür lauern. Aber würde ein Feind wirklich anklopfen?
Ich nehme mir den Dolch aus meiner Manteltasche und halte ihn hinter meinem Rücken versteckt, sicher ist sicher.
Als ich die Tür einen Spalt öffne, erscheint Felans Gesicht vor mir, böse blickt er mich aus seinen dunklen Augen an.
„Man es ist arschkalt da draußen, was hat denn da so lange gedauert?“
Ohne auf meine Reaktion zu warten, schiebt er sich an mir vorbei.
Dieser Mistkerl hat wirklich kein Gespür für Timing.
„Hast du eine Ahnung wie viel Uhr es ist?!“, raune ich ihn an, stecke die Waffe achtlos zurück in den Mantel, der neben der Tür hängt.
Doch sein Blick klebt bereits an Nayara, die sich vor Eile nur wieder das schwarze Shirt übergezogen hat.
Allein der Anblick beschwört die Laute, die sie von sich gegeben hat und ihre unheimlich verführerischen Bewegungen wieder in meinem Kopf herauf.
Ich stelle mich schützend vor sie, werfe Felan einen finsteren Blick zu.
„Sexy Time“, erwidert er mit einem frechen Grinsen und zwinkert mir zu.
Das ist nicht lustig.
Noch ehe ich Nayara bitten kann, sich etwas anzuziehen, höre ich bereits ihre davon eilenden Schritte und die Badezimmertür zu knallen.
Bereits jetzt breiten sich dumpfe Schmerzen in meinem Kopf aus, die nur Felan mit seinem provokanten Verhalten auslösen kann.
„Im ernst, Mann. Was willst du so früh hier?“
Noch ehe Felan zu Worte kommt, klopft es erneut an der Tür.
„Dante wollte, dass wir uns jetzt schon treffen“, höre ich Felan sagen, als ich Dante, Leana und Tarun die Tür öffne.
„Ich hoffe, wir stören nicht“, meint Leana so höflich wie immer und tritt ins Innere.
Ich stoße nur scharf die Luft aus und schließe die Tür hinter den dreien.
„Und wenn, würde es euch sowieso nicht interessieren.“
„Ist ja nicht so, als gäbe es hier irgendwas, bei dem wir stören könnten“, witzelt mein Bruder und haut mir sachte gegen die Brust, dann schlägt er mit Felan ein, der ein Lachen nicht unterdrücken kann.
Ihr habt ja keine Ahnung, ihr Witzbolde.
Dante sieht mich entschuldigend an. „Tut mir leid, aber ich habe wirklich wichtige Neuigkeiten.“
Dann lässt er den Blick durch den Raum schweifen. „Wo ist Nayara?“
Und als hätte man sie herbeigerufen, kommt sie genau in dem Moment aus dem Badezimmer. Der dunkelblaue Pullover und die schwarze Jeans schmeicheln ihren Kurven zwar sehr, aber ich vermisse augenblicklich das luftige Shirt, dass all ihre Reize betont hat.
„Hey“, sagt sie mit einem Lächeln, wirft aber einzig und allein Felan einen bösen Blick zu. Er erwidert es mit einem Augenzwinkern.
Ich bin froh, dass sich nichts zwischen den beiden verändert hat.
„Also, was ist los?“, frage ich ohne Umschweife, denn mein Rudel sieht wirklich etwas nervös aus.
Dante sieht zwischen Nayara und mir hin und her.
„Wie ihr wisst, habe ich den Fluch von den Soldaten umgeleitet und sie vergessen lassen, was passiert ist.“
Erleichtert nicke ich, lasse ihn aber kommentarlos weiterreden.
„Aber als ich durch das Innere der Villa gestreift bin, bin ich auf ein gut verstecktes Zimmer gestoßen, in dem Fremont ziemlich viele Bücher und Relikte aufbewahrt hat. Ich habe sie alle mitgenommen, um sicher zu gehen, dass sie nicht in falsche Hände fallen und bin dabei auf etwas interessantes gestoßen. Ich glaube, Fremont wollte Aiden und uns alle auf eine falsche Fährte führen und hat somit die Wahrheit gut verborgen.“
Er zieht einen Papierfetzen aus seiner Manteltasche hervor und reicht sie mir. Es ist eine herausgerissene Buchseite, die mich über den Wolfsmond aufklären soll.
Was ist damit ? Das weiß ich doch bereits.
Dennoch überfliege ich schnell den Text und schnappe dann nach Luft, als es mir auffällt.
„Die Wolfsnacht ist nicht erst in drei Wochen, sondern heute.“
Als ich durch die Runde schaue, entdecke ich Nayaras geschockten Gesichtsausdruck.
„Und es ist keine Nacht, sondern eher ein Wolfs...tag. Das wahre Phänomen ist, dass der Wolfsmond am hellichten Tage aufgeht und sich außerdem noch in ein tiefes Rot färbt, dass ihn aussehen lässt wie einen heulenden Wolf. Wir haben keine Zeit mehr, wir müssen sofort los.“
Aber wir haben die Prophezeiung noch nicht erfüllt. Wir haben nicht miteinander geschlafen.
Ich sehe zu Nayara herüber, die auf einmal kreidebleich wird.
„Wie viel Zeit bleibt uns?“
„Zwei Stunden“, erwidert Dante. „Aber laut des Buches, müssen wir auf den höchsten Gipfel rauf, damit die Strahlen des Mondes auch wirklich den Boden erreichen. In unserer Wolfsform wäre es kein Problem dort in einer halben Stunde hin zu gelangen, aber als Mensch...“
Nun wirft jeder in der Runde einen Blick zu Nayara, die sich schuldbewusst auf die Unterlippe beißt. Ich nehme ihre Hand in meine und drücke sie sanft.
„Wir schaffen das schon, mach dir keine Sorgen“, raune ich ihr zu. Sie nickt nur, zieht es vor, weiter zu schweigen.
„Wir müssen uns wirklich beeilen, wenn wir unser Schicksal ändern wollen“, meint nun Leana, die uns ein hoffnungsvolles Lächeln schenkt.
Doch noch ehe die Worte so richtig bei mir ankommen, ist es Felan, der meine Gedanken ausspricht.
„Kommen wir mal zu dem wirklich wichtigen Thema, ehe wir kopflos drauf los stürzen. Habt ihr beide gevögelt oder nicht?“
Ich seufze, werfe ihm einen wütenden Blick zu.
Er hat zwar recht, aber muss er es so formulieren, wenn Nayara dabei ist?
Augenblicklich läuft sie rot an, ihr Blick schnellt nur kurz rüber zu mir, doch ich erkenne darin die Scham und die Erinnerung, an das, was wir noch gerade eben miteinander angestellt haben.
Tarun bricht als erster die Stille, die sich plötzlich im Raum ausgebreitet hat.
„Ich wusste es doch!“, flucht er.
Doch ich unterbinde seine Schimpftirade direkt.
„Hätten wir, währen wir nicht dabei gestört worden.“ Ich blicke zu Felan herüber, der mich dreckig anlächelt.
Es ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber wäre Felan nicht aufgetaucht, vielleicht hätten wir ja doch noch...
Der Schwarzhaarige zuckt nur mit den Achseln, „Zeit für einen Quickie hättet ihr noch, wenn es wirklich schnell geht, aber da mache ich mir bei Talib keine Sorgen.“
Das ist doch nicht sein ernst! Und obwohl ich nichts lieber will, als mit Nayara Sex zu haben, stößt mich dieser Gedankengang gerade völlig ab. Aber welche Wahl haben wir?
Nayara schnappt nach Luft.
„Ich kann doch nicht...ich meine, wir können doch nicht einfach...“
„Wie genau lautet die Prophezeiung noch gleich?“, mischt sich nun Leana ein, die sich die ganze Zeit eher im Hintergrund gehalten hat, sie wirft Nayara einen mitfühlenden Blick zu.
Doch meine Gedanken drehen sich im Kreis. Immer wieder versuche ich mir einzureden, dass es sein muss.
Einmal rein und raus, da ist doch nichts dabei.
Aber wenn ich Nayara ansehe, weiß ich, dass ich es nicht von ihr verlangen kann. Es würde alles, was wir vorhin miteinander geteilt haben, zerstören.
Was soll ich machen? Für ewig ein Mensch bleiben oder Nayara zu etwas zwingen, dass sie absolut nicht bereit ist zu tun?
Als ich in ihre wunderschönen, silbernen Augen blicke, die mich panisch anstarren, verkrampft sich mein Herz.
Nein, lieber bleibe ich für immer in diesem Körper gefangen. Hauptsache sie ist bei mir. Aber sieht sie das auch so? Und was ist mit den anderen? Ich kann sie doch nicht so einfach vor den Kopf stoßen. Schon wieder.
Wie in Trance bekomme ich mit, dass Felan die Prophezeiung aufsagt, ehe Leana uns zuversichtlich ansieht.
„ Und ein Körper den anderen liebt.“, wiederholt sie, „Ich glaube gar nicht, dass ihr unbedingt Sex haben müsst.“
Nun liegt alle Aufmerksamkeit auf der Rothaarigen.
"Für euch mögen Sex und Liebe vielleicht gleichbedeutend sein, aber ihr habt alle schon Sex ohne Liebe gehabt. Und hat euch das was gebracht?“ Sie sieht mich zweifelnd an, ehe sie weiterredet.
„Wenn ihr die Liebe findet, dann werdet ihr verstehen, dass sie weit über körperliche Zuneigung und Lust hinausgeht.“
Ihr Blick bleibt an Dante hängen, die Vertrautheit und die Wärme, die ihre Smaragdgrünen Augen ausstrahlen, lassen mich keine Sekunde an ihren Worten zweifeln. Und auch unser Rudelanführer, erwidert ihre tiefen Gefühle mit nur einem Blick.
Felan wäre nicht Felan, würde er diesen intimen Moment nicht zerstören.
„Oh, aber ich bin auch verliebt.“ Er sieht uns mit einer Ernsthaftigkeit an, dass ich ihm fast glaube. Aber nur fast.
„In die Tatsache, dass ich mir jeden Tag eine andere Frau in mein Bett holen kann und alles was ich ihr schuldig bin, ist ein Orgasmus und keine gesäuselten Versprechungen von Liebe und der Ewigkeit.“
Beinahe gleichzeitig zieht sich ein Seufzen durch die Runde.
Ich hoffe wirklich sehr für dich, dass du auch noch deine große Liebe finden wirst, mein Freund. So unwahrscheinlich es auch sein mag, aber ich gönne es dir von Herzen. Und deine große Klappe würde vielleicht auch einfach mal innehalten.
„Dann lasst es uns zumindest versuchen“, meint Tarun, er dreht sich bereits zur Tür. „Wir haben keine Zeit mehr um einfach weiter tatenlos hier herumzustehen.“